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Welt gesetzt werden Wie man in unterrichteten Kreisen wissen will, kam er im Ministerrath, wo Roustan durch seine Erklärungen den Kriegsminister blohstellte, zq so heftigen Erörterungen, daß General Farre mit seiner Entlassung drohte. Zuletzt einigte man sich aber doch, da alle Minister in der afrikanischen Angelegenheit arg gesündigt haben und deßhalb gegen Farre nur mit Vorsicht aufzutreten wagen. Und nun beschloß man. sofort weitere Verstärkungen (ungefähr 25.000 Mann) nach Afrika zu senden, aber die Absendung der Leute der Klasse von 1876 einzustellen, um dadurch die öffentliche Meinung zu beruhigen. Farre gab hierauf schließlich nach. Die Klasse von 1876 enthält die geübteste Mannschaft und die meisten geschulten Unteroffiziere, welche den Verstärkungen, die jetzt nach Afrika gehen, fehlen werden. — Ueber die letzten Affairen bei Tunis hört man. daß die Araber ganz in der Nähe von Tunis den Franzosen ein Bataillon nahezu vollständig niedergemacht haben. Sabotier, der mehrere Tag lang gegen die Insurgenten kämpfte, hatte so große Verluste, daß 153 Wagen nothwenvig waren, um die Verwundeten und Kranken nach Tunis zu schaffen.
Paris, 21. Sept. Laut hier eingetroffenen Nachrichten aus China ist in Hongkong und Schanghai die Cholera ausgebrochen.
Dis Gesellschaft der Paris-Lyor-Marseiller Bahn wird von allrn Seiten angegriffen. Viele Blätter dringen darauf, daß diese Eisenbahn unter Aussicht gestellt und di« ganze Oberleitung wegen Menschenmordes aus Fahrlässigkeit in Anklagestand versetzt werde.
Paris, 22. Sept. G-stern erhielt General Faidherbe. Großkanzler der Ehrenlegion, ein von einer größer» Anzahl hochgestellter Mitglieder des Ordens Unterzeichneter Schreiben, worin verlangt wird, daß der nach dem Vertrag vom 12. Mai zum Großkreu, ernannte und kürzlich obge- setzte Minister des Brys von Tunis. Mastapha, als unwürdig von der Liste der Ehrenlegion gestrichen werde, weil er .unehrlich" gehandelt habe.
G n g i 6 n d
London, 22. Sept. Der Hof legt um den Tod des P äsivenien Garfield aus eine Woche Trauer an Diese Bestimmung ist. wie die Times bemerkt, in einem solchen Falle noch niemals zuvor getroffen worden.
London. 24 Sept. „Times" meldet aus Dublin: Die Land- liaa trifft Vorkehrungen, um die Agitation verstaut wieder zu erneuern. „Times" fordert dringend die Regierung aur. die Umtriebe der Landliga durch Anwendung aller erforderlichen Mittel zu vereiteln. Die Zwangs- gesetzs müssen ohne Ansehen der Person gehandhabl werden, wenn sie Gutes stiften sollen.
S <b w e d e n
Der nach Karlsruhe entsendete Berichterstatter der „Köln. Ztg." ist, wie er seinem Blatt telegraphirt, am Donnerstag vom König von Schweden in längerer Privat-Audienz empfangen worden. „Der König betonte, so meioel der Berichterstatter, in herzlicher Werse die Übereinstimmung der deutschen und schwedischen Interessen, sowie seine ausrichtige Zuneigung für Teu schland. Ec drückte seine rnnige Freude darüber au«, daß der Kronprinz eine so glückliche, auf wabrer Herzensneigung beruhende Wahl getroffen habe, und sagte, er sei fest davon überzeugt, daß die Heiralh ein neues festes Band zwischrn Deutschland und Schweden bilden werde. Der herzliche Empfang seitens der Bevölkerung und der schöne Festschmuck haben den König sehr befriedigt."
Dänemark.
Kopenhagen. 2l. Sept. Eine Verfügung des Königs vom 21. d hebt dasgegendieMilgtieder derAugustenburgijchen Familie erlassene V e r b a n n u n g s d e k r e t auf.
Rußland
In Warschau sogt man, Graf Jgnatiew werde durch den Gouverneur von Kvngreßpolen, AlbedinSly ersetzt werden; man sehe dres als eine Konzession gegen Oesterreich an. Nach der Ernennung Albrdinskys sollte die Zusammenkunft des Czars mit dem Kaiser von Oesterreich statlfinden.
Amerika.
Das amerikanische Volt ist in tiefste Trauer versetzt; alle Theater wurden freiwillig geschlossen. — Garfield's Körper ist entsetzlich abgemagert Man kann das Bein oberhalb des Knies mit Einer Hand umspannen.
Das Vermögen des Verstorbenen ist unbedeutend. Eine Woche vor seiner Verwundung versicherte er sein Leben mit 25,000 Dollars.
Als Kuileau den Tod Garfield's erfuhr, begann er einen Brief an Arthur zu schreiben, welcher seiner Ansicht nach ihn beschützen und belohnen wird. — Garfield's Züge sind in Folge der Krankheit fast unkenntlich. Der Präsident war seit langer Zeit auf sein Ende vorbereitet; er erklärte vor einigen Tagen auf dis Frage, ob er Schmerz fühle, es schmerze ihn, zu leben.
Der neue Präsident General Chester A. Arthur wurde im Jahre 1331 (also in demselben Jahre wie Garfield) in Albany geboren, er wurde im Union College, Schenectady, erzogen, wo er sich durch hervorragende Leistungen in allen Fächern der Wissenschaft auszeichnete Nachdem er den Universitätsgrad erlangt hatte. trat er in die Rechtsschule zu Albany ein unv wurde bald daraus als Vertheidiger zugelassen, er war Compagnon des Newyorker Advokaten E. D. Culver. Seit Organisirung der republikanischen Partei gehörte Arthur derselben an. und während des Krieges fungirte er als General-Quartiermeister des Staates Newyork. Nach dem Kriege kchrte er zu seinem Advokatenberufe zurück und trat als Partner in die Kanzlei Nansom's. Später trat auch der Distrikts-Attorney von Newyork, Philips, in die Firma, welche nun den Namen Arthur, Philips, Knevals und Ransom führte, uud deren eigentlicher Chef Arthur war. Am 21. November 1872 wurde er von General Grant zum Hafenzoll Collector von Newyork ernannt, am 20. Juli i878 jedoch vom Präsidenten Hayss abgc- setz«, weit man ihn beschuldigte, der Durchführung der Reform der Verwaltung Hindernisse in den Weg gelegt zu haben Arthur war stets ein intimer Freund des Senators Conkling. Dem Terrorismus, den Conkling auf den Kongreß vom Jahc 1880 ausübte, halte Arthur auch seine No- miniiung zum Vize-Präsidenteu zu verdanken, was allerdings nur der Dank dafür war, daß Arthur die politischen Geschäfte des Senators Conkling im Staate und der Stadt Newyork machte.
Tages Neuigkeiten.
— Stuttgart, 23. Sept. Besuch des deutschen Kaisers. Kaiser Wilhelm wird, wie wir bereits mitgelheilt hoben, bestimmt am Dienstag den 27. ds. Mts. hier eintreffen. Se. Majestät wird an diesem Tage die Ausstellung besuche» und am folgenden Mittwoch dem landwirth- schaitiichen Hauptfeste in Cannstatt beiwohnen. Am Abend desselben Tages erfolgt dann die Weiterreise. Im Königlichen Schlosse werden bereits die Zimmer für den hohen Gast in Stand gesetzt
— Stuttgart, 24. Sept. Heule Vormittag sind zwei Extrazüge mit Militär hier durchgekomrnen, der eine um 10 Uhr 35 Min. mit Truppen der Ulm er, der andere um 10 Uhr 47 Min. mit Truppen der Weingarten er Garnison. — Von der hiesigen Garnison ist das 1. Regiment heule Vormittag um 10 Uhr. das 7. Regiment um ri^ Uhr einmarschirl, das Ulanen-Regiment ist gestern Nachmiltags schon hier eu- getroffe».
— Gmünd, 21. Sept. In Spraitbach war der Zimmermann Keller im Waid mit Holzbeschlagen beschäftigt, während dessen Frau in der nahen Hohlgüsse die Spähne sammelte. Bs>m llmwenden des Stamms entglitt derselbe den Arbeilern und iraf die Frau so unglücklich, daß sie sofort den Geist aufgab.
— Von O b e r d i e n d o r s erhält die „Donauzeitung" die Mittheil- ung, daß die ledige Austräglerin Katharina Philipp am 12. ds MtS. von einer Fliege in die Wmge gestochen wurde und schon am 19 d. M. an Blutvergiftung starb
— JnDonaueschingen hatte laut Schm. B. der Oberkellner im „Schützen" das Unglück, den mit ihm besreurdeten Koch aus Unvorsichtigkeit zu erschießen. Der Verstorbene, ein Schweizer, hinterläßt eine Frau und 2 Kinder.
— Heilbronn, 21. Sept. Der Weingärtner-Verein beschickt die Stuttgarter Obst- und Trauben-Ausstellung mit einer 2 Ctr. schweren N i e s e n t r a u b e, gebildet aus schwarzen. weißen und rochen Trauben. Auch werden einzelne Prachtexemplare von Weinstöcken zu schauen sein.
— Karlsruhe, 23 Sept. Den Schluß der offiziellen Hochzeirsfeier- lichkeiten wird nach dem früher veröffentlichten Programm das große Volks
Mann ein dummer Schiffsrheder, der bei jeder Gelegenheit auf seinen Geld- l sack klopfte. Es entstanden Mißhelligkeiten. Zank und Streit, und das Ende vom Liede war eine freiwillige Trennung, die nicht schwer werden konnte, da beide Eheleute Protestanten waren. Meine Geschiedene erhielt eine,jährliche Rente und ich behielt meine Tochter. Da haben Sie die Bescheerung, mein Herr I Nun war ich klug geworden, aber zu spät. Margarethe, dachte ich, ist ein reiches Mädchen, und damit sie ihr Vermögen genießen kann, muß sie eine demselben entsprechende Bildung erhalten, dann wird ihr auch ein Monn nicht fehlen, mit dem sie glücklich lebt. So ist sie nun drei Jahre in der Pension gewesen, und sie hat alle meine Hoffnungen erfüllt Gestern maäue sie die Spazierfahrt mit. damit sie den Ton der vornehmen Gesellschaft kennen lernen sollte — mir scheint. sie hat ihn kennen gelernt, und danach mag sie sich richten. Ich bin nicht stolz, Herr Graf, aber einen reichen, aufgeblasenen Bauer kann ich nicht leiden. Dieser Jahr noch verkaufe ich meine Grundstücke und ziehe in die Stadt. Das Uebrige. hoffe ich. wird sich finden. Ja. hätte mein Vater sür mich gesorgt, wie ich für mein Kind gesorgt habe, ich hätte eine zufriedene Ehe führen können."
„Sie haben Recht." murmelte George, „die materiellen Mittel müssen mit der Bildung harwoniren. Es ist eben so schlimm, wenn die Verhältnisse umgekehrt sind. Ter Gebildtte empfindet d-n Mangel doppelt."
Der Holländer hatte still vor sich hingelächelt. Plötzlich hob er den Kopf empor uns flüstert«:
„Ich glaube, das Weitermädel hat schon eine Liebschaft! Wenn ich nur dahinter kommen könnte, wen sie auf dem Rohre hat. Es muß wohl so rin Herrchen sein, da« sie in Leiden kennen geleint hat. Nun, ich habe
nichts dagegen, wenn er der gebildeten Klaffe angehört und sonst ein anständiger Mensch ist. Aber einen Bauer oder Schiff-r — daraus wird nichts! Die Freude soll meine Geschiedene nicht erleben, daß Margarethe, weil ich sie erzogen habe, eine Bäurin bleibt. Von morgen an darf sie mir die Landkleiver nicht mehr tragen! Ich ro ll ihr gleich meinen Willen zu erkennen geben, damit sie sich darnach richten kann!"
Der sonderbare Alte stand auf und entfernte sich, ohne zu grüßen. George machte einen Spaziergang am User des Meeres. Am folgenden Morgen überschlug er seine Kasse; st« war so schlecht bestellt, daß er bestürzt die Feder niederlegte Ihm blieb nicht einmal soviel, um die Rückreise nach Brüssel zu bewerkstelligen. Was sollte ec beginnen? Eine Annäherung an Henriette, die ohne Zweifel darauf gerechnet hatte, hielt er sür eben so unmöglich als ein längeres Verbleiben in seiner gegenwärtigen Lage. Ein bitteres Gefühl bemächiigte std seiner, als er bedachte, wie dringend ihm die kokette Marquise ihre Morgengabe empfohlen hatte. Sie kannte seine Abhängigkeit von ihrem Vermögen. George war der Verzweiflung nahe, als er nun noch seiner Verpflichtung gegen Dermont gedachte. Lange überlegte er, unv gegen Abend hatte er einen Beschluß gefaßt. den er auf der Stelle zur Ausführung brachte. Den ersten Anlaß dazu hatte er die Unterredung mit Vater Termöhlen gegeben. Er ging in den Garten zu dem Hollunderbusche, und dort traf er Margarethen, wie er gehofft hatte. Sie trug heute einfache Bouernkle der, die ihr reizend standen. Nachdem er sich zu ihr aus die Bank gesetzt, ergriff er ihre Hand.
(Fortsetzung folgt.)