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der Konvention. So oft er die Halle betrat, so oft er sich von seinem Sitz erhob, um zu sprechen, wurde er mit donnerndem Applaus und begeistertem Beifall begrüßt Diese ihm freiwillig dargsbrachte Verehrung stieg mit jedem Tag. bis er bei der 36 Abstimmung, gegen seinen ausdrücklichen Pro­test, zum Kandidaten der Republikaner ernannt ward. James Abraham Garfield ist am t9. Noobr. 1831 zu Orange in der Nähe von Cleveland, Ohio, geboren. Seine Eltern waren kleine Farmersleute, der Vater starb schon 1833. die Mutter bebaute das Gütchen mit Hilfe ihrer größeren Kin­der; auch James, der Jüngstgeborene, mußte bald Hand aalegen. Der hochbegabte Knabe wußte sich aber daneben in allen möglichen Fächern Kenntnisse zu erwerben; sein Sinn war schon frühe darauf gerichtet, sich eine höhere Bildung zu erwerben, und durch angestrengte Arbeit und große Sparsamkeit erreichte er auch sein Ziel. Seinen Lebensunterhalt gewann er durch Stundengeben und studirte daneben mit eisernem Fleiße Rechts­wissenschaft und Nationalökonomie. Bald trat er auch politisch auf, und schon 1859 als 29jähriger Monn trat er in den Senat von Ohio ein Das Jahr zuvor hatte er die Lucretia Rudolf, eine Farmerstochter, gcheirathet, mit der er tie glücklichste Ehe geführt hat. Im Bürgerkrieg zeichnete er sich als Oberst durch Tapferkeit und Umsicht aus; wegen dieser Eigenschaf­ten wurde er zum General befördert. Seit 1862 vertrat er im Repräsen­tantenhaus zu Washington denselben Wahlbezirk, und übernahm dort, nach­dem Blaine in den Senat übergelreten war. die Führerschaft der Partei. In religiöser Hinsicht schloß er sich den .Campbelliten" an. welche keine bestimmten religiösen Dogmen haben, und Gastfreundschaft, Bruderliebe und Wohlwollen gegen alle Menschen als leitende Grundsätze anerkennen Daß er ein musterhafter Sohn, Gatte und Vater war, ist bekannt; namentlich auch, daß er an seiner ehrwürdigen Mutter stets mit der größten Vereh­rung hing. Die ihrer Stütze beraubte, selbst sehr leidende Gattin, die vaterlosen Kinder sind der Gegenstand allgemeinster Theilnahme: ein Fami- lienglück reinster Art ist durch die meuchlerische Kugel Guiteau's zerstört worden. Welches nun die nächsten Folgen dieses National-Unglücks sein werden, das entzieht sich dem Blick. Die Präsidentschaft fällt an den Vize­präsidenten General Chester A. Arthur, welcher zu den Anhängern Gcanl's und Conkling's. den sogenanntenStalwarts". zählt, in deren Interesse der Mörder gehandelt zu haben behauptet. Niemand glaubt, daß er unter den Spitzen der Partei Mitwisser hatte, aber dennoch liegt auf der Grant- Partei in Folge des Attentates ein gewisser Flecken, welcher dem Nachfolger Garfisld's das Regieren sehr erschweren dürfte Man darf gespannt sein -aus die nächste Entwickelung der Dinge im obersten Rath der Vereinigten Staaten

Tages Steuigkeiten.

Aus Gechingen, O A. Calw schreibt man der W. L. Ztg. unterm 13 d.:Die Sammlungen für unseren schwer heimgesuchten Ort wollen keinen rechten Fortgang nehmen. Grund hievon dürfte sein, daß in ver­schiedenen Blättern zu lesen war, Gechingen sei reich, von den Abgebrann­ten seun nur 2 nicht versichert rc rc. Demgegenüber muß gesagt werden, daß die Gemeinde Gechingen allerdings vermöglich ist, sie Hut ca. 40,000 OL Kapital und 1500 Morgen Waldungen; allein was hilft die» die armen Abgebrannten, da an dem Gemeindevermögen alle Bürger Theil haben? -Glauben denn die Herren Zeitungskorrespondenten, dieses Vermögen dürfe an die Nothleidenden vertheilt werden? Unsere r e i ch st e n Bauern besitzen kaum 30 Morgen Güter und Derer, die so viel haben, sind es Wenige. Wir haben allerdings einen guten Mittelstand und keine Bettel-Leute, allein dies kommt bloß davon her, daß die hiesige Einwohnerschaft außerordentlich sthätig und sparsam ist, weil sie nicht dem Unterstützungswohnsitzgesetz ver­fallen will. Was sernrr die Versicherungen betrifft, so sind nur Einzelne da, die genügend versichert sind; bei Vielen ist dies nur ungenügend der Fall, 34 sind gar nicht versichert und dann haben wir noch 4 Familien, deren Anwesen zwar nicht abgebrannt ist, welche aber ihre unversicherte Frucht in abgebrannten Scheunen eingepachtet hatten. Was ferner noch den Entschäoigungs-Modus der Versicherungsgesellschaften deirifft, so ist die­ser ganz eigcnthümlich. Wir wollen hier von den vielen vorgekommenen Fällen nur einen Einzigen erzählen. Eine Witlsrau hat bei der Provideniia ihre Mobilien für 100 OL versichert, rettet nur ganz wenig und bekommt die Bagatelle von 500 °1L aurbezohlt. Da wird man wohl einwerfen, dies kann doch nicht fein, man schlägt einfach dis geretteten Sachen an, zieht den Betrag an der Versicherungssumme ab und die Restsumme e-hätt der Ver­sicherte So glaubten auch wir, wurden aber zu unserem Schrecken eines Anderen belehrt. Die Sache verhält sich wie folgt: Der Versicherte hat vor dem Inspektor nicht bloß die geretteten Gegenstände anzugeben, sondern jeden einzelnen Gegenstand, der ihm verbrannt ist, also z B, wie viel Bet­ten, Hemden, Kleidungsstücke, Tische. Stühle u. s, w. und da wird dem Betreffenden jedes einzelne angeschlagen und der Betrag hiesür ausbezahlt, aus die Versicherungssumme wird wenig oder gar keine Rücksicht genommen. Wird irgend etwas Verbranntes beim Angeben vergessen, was häufig vor- kommr, und die Leute wollen's nachträglich anzeigen, so heißt es einfach: Jetzt ist es zu spät, hättet Ihr Euch vorher besonnen, und so kann man täglich hören, dies und jenes ist mir auch verbrannt, allein ich habe es on- zugeben vergessen und bekomme nun Nichts dafür. Gut weggekammen sind blos diejenigen, welche bei Gesellschaften versichert haben, die nur an einige Abgebrannte Entschädigungen zu bezahlen haben. Was vollends die Ge- bäude-BrandversicherungSgelder betrifft, so ist allbekannt, daß diese nicht hinreichen die Neubauten herzustellen. Es ist allerdings richtig, daß die Leute schönere Häuser bekommen, aber damit auch Schulden, ui-d diejenigen, welche schon vorher damit behaftet waren, können vollends kaum bauen oder laden sich zeitlebens schwere Sorgen auf. In den nächsten Tagen treffen die Versicherungsgelder ein, und davon müssen die armen Abgebrannten ein ganzes langes Jahr leben; das Geld geht hinaus und nächstes Jahr, wenn die Häuser stehen, sollen die Mobilien angeschafft werden. Woher aber das hiezu nöthige Geld nehmen? Da kann nur die öffentliche Mildthätigkeit

helfen. So sieht in Wahrheit die Sache. Sollten die hiesigen Leute, weil sie es durch großen Fleiß und Sparsamkeit zu Etwa« gebracht haben, um was sie jetzt zum Theil oder ganz gekommen sind, unterstützungsunwürdig sein? Wir meinen, gerade dsßhalb sollte man ihnen jetzt unter die Arme greifen, damit sie nicht allen Math verlieren und verarmen. Sollte die Presse bereit sein, die hochwichtige Angelegenheit richtig zu beleuchten, so steht ihnen von hier aus noch mehr Material zu Gebot. Unterdessen aber bitten wir. der gegenwärtigen Darstellung durch Abdruck möglichste Verbrei­tung zu geben.

Neuenbürg, 19. Sept. Morgen geht eine größere Sendung präch­tiger Obstsorten und sonstiger Garten- und Feld-Erzeugnisse des Bezirks zur Obst- rc Ausstellung nach Stuttgart ab. Das Arrangement dort wird Hc. Handelsgärtner Weiß von Ottenhausen im Auftrag de» landwirthschastl. Bezirksvereins übernehmen.

Stuttgart, 18. Sept. Ankunft des deutschen Kron­prinzen. Wie wir aus bester Quelle erfahren. wird Se. Kais. Hoh. der Kronprinz F r i e d r i ch W i l h e lm nach den nunmehr ensgiltig ge­troffenen Dispositionen Freitag, den 23. ds. Mts, mit Extcazug um 8 Uhr Morgens in Marbach ankommen, daselbst zu Pferde steigen und sich zum Manöver begeben. Dasselbe findet in Pflugfelden sein Ende, von wo au» Se. Kaisecl. Hoheit nach Stuttgart fährt, um hier mit Höchst- Seiner Gemahlin zusammrnzutreffen und dann sofort die Ausstellung zu besuchen. An demselben Tags findet dann noch die Weitersahct statt, so daß keinerlei Festlichkeit in Aussicht genommen ist.

Stuttgart, 19 Sept. Seins Hoheit Prinz Hermann zu Sachsen-Weimar-Eisenach hat Sich heule im Aufträge Seiner Königlichen Majestät in Begleitung des K. Kammerhecrn Grafen Karl von Linden nach Karlsruhe begeben, um Ihren Königlichen Ho­heiten dem Großherzog und der Großherzogin von Baden an­läßlich der Feier HöchstD-ren silberner Hochzeit uno der Vermählung HöchstDeren Tochter, der Prinzessin Victoria mit Seiner Königlichen Hoheit dem Kronprinzen von S ch w e d e n und N o r w e g e n, die aller­höchsten Glückwünsche zu überbringen.

Friedrichshafen, t9. Sept. Heute waren der Graf Erwin von Neipperg mit Gemahlin und Tochter, der Graf Alfred von Königsegg-Aulendorf und Gemahlin, sowie deren Sohn, der Gcbgcaf vonKönigsegg-Aulendors mit seiner Gemahlin, gev. Gräfiin von Neipperg, bei Ihren Königlichen Majestäten zur Tafel geladen.

Stuttgart, 20. S.-pt. Nach den nunmehr bestimmt getroffenen Dispositionen weroen Ihre Majestäten der König und die Königin Sonntag den 25. d. M. hieher kommen. Die Abreise von Friedrichshofen erfolgt um 9 Uhr Vormittags. Donnerstag den 29. legren dis Majestäten dann wieder nach Friedrichrhafen zurück.

Ludwigsburg. Der am 31. Dez. letzten I wegen d tung im Zweikampf zu 2 Jahren 8 Mon. Festungshaft verurtgeilte stuck, rsr. not. Heinrich Tykociner au« Kalisch in Rußland wurde am 11. Sept. begnadigt, und aus der Festungshaft auf Hohsnasperg entlassen.

Eßlingen. 19. Sept. Seit einigen Tagen stehen aus dem Spikal- platz verschiedene Kastanienbäume in der Blülhe.

Dornbirn, 17. Sept. Dis vor einigen Tagen erfolgte Ecdab- rutschung nächst Schwarz ach dauert schwach fort und hat bis jetzt ca. 20 Joch Ausdehnung erreicht.

Frankfurt, 17. Sept. Franz Fabricius, bekannt als einer der Gründer und unermüdlichsten Pfleger des deutschen Schützenbunves, »st heute Abend gestorben.

Wiesbaden, 17. Sept. Der vormalige Naffauische Rsgierungs- direktor Werren hat sich heute Nachmittag im üvort des «Kurhauses erhängt.

London, 16 Sept. Eine fürchterliche Explosion fand am Donnerstag in einer Mehlmühle in Maccles fielt» statt, wodurch der Maschinist gelövtel uno Schaden im Belaufe von 10,000 Psd. St. angerichter wurde. Aus oer großen Nocdbahn zwischen den Stationen Kings-ccoß und Holloway (London) erfolgte gestern em Zusammen­stoß zwischen einem Koyienzug und einer Lokomotive, in Folge dessen beide Maschinen platzten und beide Lokomotivführer und Heizer mehr oder weni­ger erhebliche Brandwunden bavontrugen. Einer der Heizer ist bald nach der Aufnahme im Krankenhause gestorben. Unweit Limerick erlitten durch den Zusammenstoß zweier Personenzüqe 14 Reisende 3. Kmffe Verlesungen.

Hansel und Verkehr.

(O b st v e r k e h r) vom 17. Sept. Stuttgart (WtthelmSplatz)

Mostobst 4 OL bis 4 30 L pr. Ctr. (Zufuhr 1000 Säcke). Tüb­

ingen. 16. Sept. Aepsel pr. Sack 5 OL 50 bis 6 OL, Birnen 8 bis 9 OL. (Zufuhr 300 Säcke.) Eßlingen, 17. Sept. Aepsel 4 </)L 60 bis 4 OL 60 (Zufuhr schwach.) Heilbronn, 17. Sept. Aepsel

3 50 L b,s 4 -,-L pr. Cir.. gebrochenes Obst 2 OL 20 pr. Simci. (Zufuhr stark.) Ulm. 17. Sept. Mostodst 4 OL bis 4 OL 20 ^ pr. Ctr. Aepsel 7 OL, Birnen 56-,-L. R a v e n s b u r g. 17. Sept. Aepsel

4 «1L 50 bis 5 OL pr. Sack ä 5 Sri. 3 ./L pr. Ctr. (Zufuhr und Handel sehr stark.) Reutlingen, 17. Sept. Mostobst 6 V 28'0L pr. Sack (je nach Inhalt. Dem kaufenden Publikum wird der Einkauf pr. Gewicht empfohlen).

Ulm, 17. Sept. Mittelpreise pr. Zollztr.: Kernen 12 Mk. 45 Pf., Weizen 12 Mk. 37 Ps.. Roggen 11 Mk. 20 Ps., Gerste 9 Mk. 43 Ps.. Haber 7 Mk. 35 Pf.

Ravensburg, 17. Sept. Korn 12 Mk. 50 Ps , Weizen 12 Mk. 13 Ps.. Roggen 10 Mk. 13 Pf. Gerste 9 Mk. 47 Ps.. Haber 7 Mk. 43 Pf.

Rottweil, 17. Sept. Kernen 12 Mk. 46 Pf., Weizen 12 Mk. 30 Ps.. Dinkel 8 Mk. 56 Pf.. Haber 7 Mk 19 Ps.

Nördltngen, 17. Sept. Kernen 12 Mk. SO Ps., Weizen 12 Mk. 65 Pf., Roggen 10 Mk 9) Ps., Gerste 9 Mk. 40 Ps, Habec 7 Mk.50 Pf.