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s. beide Wählerlisten vorläufig und in vorgeschriebener Weise abgeschlossen worden sind.

b. die angeordnete Bekanntmachung bezüglich der Auslegung der Liste rechtzeitig (spätestens am 26. d. M.) und vollstän­dig erlösten worden ist.

o. die Auslegung der Wählerliste am 27. d. M. be­gonnen hat.

5) Falls Einsprachen gegen die Wählerliste vorae- bracht werden, so sind solche von dem Gemeinderath, in zusammengesetzten Gemeinden vom Gesammtgemeinderath nach entsprechender sachdienlicher Verhandlung zu entsche.den. Diese Entscheidung, sowie die Eröffnung der­selben an die Beiheiligten hat gemäß § 3 des Reglements spätestens inner­halb 3 Wochen, von Beginn der Auslegung der Wählerliste an gerechnet, zu erfolgen. Ist die Liste zu berichtigen, so ist genau nach § 4 Abs. 1 des Reglements zu verfahren. Ergeben sich Streichungen, so ist der in Spalte 2 der Listen eingetragene Name, zu durchstreichen und in Spalte 11 die Beurkundung nach Vorschrift des Formulars (Reg-Bl 1871 Beil. 1 S. 13) zu geben; ergeben sich Nachträge, so sind solche nach S. 1l dieses Formulars zu fertigen und ist der Abschluß in der daselbst bezeichnet«!! Weise zu beurkunden

6) Bemerkt wird. daß die beiden Exemplare der Wählerlisten nicht sofort am Schluß der öffentlichen Auslegung, sondern erst am 22. Tage nach dem Beginn ihrer Auslegung, also am 18. Oktober d I definitiv in der in der Beilage zum Wahlreglement angegebenen Weise abzuschlic- Hen sind.

Endlich sind die in jeder Gemeinde vorhandenen Exemplare der amt­lichen Belehrung über das Verfahren bei den Reichsiagswahlen für den Gebrauch des Wahl-Borstands bereit zu stellen. (Vgl. M>n.-Amtsblatt von 1871 S. 17 und von 1873 S. 267 Ziff. 7.)

Bezüglich des weiteren Verfahren» werden später die erforderlichen Bekanntmachungen erlassen werden.

Den 19. Sept. 1881. K. Oberamt.

__Flaxland.

Amtliches.

Seine Königliche Majestät haben vermöge Höchster Entschließung vom 16. ö. Mts. die erledigte Stationsmeisterstelle in Tcinach dem Ltalionsgehilsen Pfisterer in Zuffenhausen gnädigst zu übertragen geruht.

Die jüngste Nummer des Gewerbeblatts enthält eine Bekanntmach­ung der Ä. Cenlralstelle für G. u. H., belr. die aus Anlaß der Landes­gewerbeausstellung von 1881 stattfindenden Prämiirung und Belobung von Arbeitern, vom 10. ds. Mts, hienach sind u. a. mit Belodungsurkunden bedacht:

Köhler, Friedrich, Fabrikmeister,!

Haag, Ludwig, Cigarrenmacher, >bei Hr. Heinr. Hutten hier.

Proß, Wilhelm, s

Politische Nachrichten

Deutsches Reich.

Kiel. 19. Sept. Der Kaiser hat an den Chef der Admiralität folgenden Erlaß gerichtet:Ich habe bei Meiner heutigen Besichtigung sowohl das Uebungsgeschwader, wie alle anderen Thüle der Marine in so vortrefflicher Verfassung gefunden, daß Ich gern Veranlassung nehme, Meine besonders Zufriedenheit und Meine lebhafte Anerkennung auszu­sprechen. Ich beauftrage Sie. dieß zur Kenntniß sämmilichec Offiziere und Mannschaften zu bringen, und zugleich auch die in der Anlage enthaltenen Gnadenbeweise bekannt zu machen. Ihnen selbst aber, dessen hervorragen­des Verdienst um die Forterrwicklung der Marine Mir heute eben so ent­schieden entgegenlritt, wie Ich es längst in wärmster Weise anerkannt habe, wünsche Ich ganz besonders Meinen Dank und Meine Hohr Wsrth- schätzung Ihrer Dienste zu bethätigen, indem Ich Ihnen Meinen anbei folgenden hohen Orden vom Schwarzen Adler verleihe. Kiel, an Bord Meiner DachtHohenzollern," 17. Sept. 1881. Wilhelm/'

Karlsruhe, 18. Sept. Die Kaiserin August« ist heute Nach­mittag 5b/4 Uhr von Baden hier eingetroffen.

Karlsruhe, 19. Sept. Der neue Hofstaat der Prinzessin Victoria besteht an» der Hofdame Fräulein v. Lagerberg, der Hofdame Freiin v. Ackerjelm und dem Kammerherrn v. Lilliehöck

Wie in Berlin behauptet wird, soll in Danzig die Frage der Rege­lung der deutsch-russischen Handelsbeziehungen wenigstens angeregt worden sein; es sollen über diese Angelegenheit Besprechungen zwischen dem Reichs­kanzler und dem russischen Staatssekretär v. Gier» stattgefunden haben.

Oesterreich-Ungarn

Wien, 18. Sept. DieWiener Montagsrevue- meldet die dem­nächst staltfindende Begegnung Kaiser Franz Josefs mit dem Czar Alexan­der lll. ; Zeit und Ort sind bisher noch nicht fixirt

Wien. 18. Sept. DerKöln. Ztg." wird telegraphirt :Die Nach­richt von emer demnächst bevorstehenden Zusammenkunft der Kaiser von Rußland und Oesterreich aus österreichischem Boden wird in sonst unterrichteten Kreisen bestätigt"

Frankreich.

Paris, 17. Sept Das JournalNapoleon" dementirt die Be­hauptungen des JournalsOrdre" über eine Abdikation des Prinzen Jerome Napoleon.

Holland.

Haag, 17. Sept. Die feierliche Beisetzung des verstorbenen Dichters und türkischen Gesandien Murad Effendi fand heute Morgen auf dem katholischen Friedhose mit allen militärischen Ehren, ober ohne Musik statl, wegen des Todes des Prinzen Friedrich der Niederlande. Der König war durch den General Verspyck, der Prinz von Oranten durch den Oberst Hojel vertreten. Das ganze diplomatische Korps. mehrere Minister und die Spitzen der Zivil- und Militärbehörden waren vertreten.

Rußland.

Petersburg. 18. Sept. Der Herold veröffentlicht einen kaiser­lichen Erlaß an den Finanzminister, durch welchen die Eröffnung der im nächsten Jahre in Moskau statifindenden Ausstellung aus den 16. Mai und der Schluß derselben auf den 15. Sept. festgesetzt wird.

Türkei !

Konstantinopel, 16 . Sept. Prinz Ierome Napoleon ist i incognito hier eingetroffen.

Amerika.

Longbranch, 17. Sept. Mittags. Der Präsident halte Morgens während 20 Minuten einige Fieberschauer, wobei Puls 137. Es folgte Erbrechen. Die Situation ist wahrhaft kritisch; es wird eine Wiederhol­ung der Fieberschauer befürchtet. !

Longbranch, Sonntag den 18, Abends 6 Uhr: Garfieldist zwar sehr schwach, hatte aber einen ruhigen Tag. Puls 102, Temperatur 98. (362/g«).

Longbranch. 20. Sept. Garfield starb gestern um 10 Uhr 50 Min. Abends.

Es sollte nicht sein, was Millionen gehofft und erfleht haben: Gar- field ist den Wunden, dsi ihm Mörder Gmteap am 2, Juli h?ige- bracht, am 19. Sept., also nach mehr als ilwochigem Schmerzerislagek, erlegen. Es ist ein unendlich traruiger Gedanke, daß es möglich sein soll, daß einer der trefflichsten Bürger und Menschen, ein Mann, der seinem - Vaterland so noth that, sein Leben unter der Mordwaffe eines Nichtswür­digen aushaucht. Auf den Tod Earfield's paffen die pessimistischen Worte, welche Schiller dem sterbenden Talbot in den Mund legt: Die Hölle hat gesiegt; und wenn es noch einen Trost bei solchem Unglück gibt, so ist es j di- ungeteilte Sympathie aller guten Menschen, welche dem unglücklichen Dulder in das Grad nachsolgr. Garfield war einer der ausgezeichnelsten Präsidenten, welche den Ehrensitz der Ber. Staaten geziert haben. Er ver­dankte das Vertrauen seiner Mitbürger nicht ränkevollen Umtrieben, sonder» einzig seiner Tüchtigkeit und unantastbaren Unbescholtenheit. Als er im ^ Juni 1880 die Nationalkonvention in Chicago als Delegirter von Ohies besuchte und den Finanzminister Sherman als Präsidentschaftskandidaten empfahl, ahnte er nicht, daß er selbst zu der höchsten Stelle aurersehen sei. Niemand dachte anfangs an ihn; aber sein Auftreten, sein Eingreifen in die Verhandlungen erwarb ihm täglich mehr dis Zuneigung der Mitglieder

Meinetwegen?" flüsterte sie, indem sie das Auge ausschlug.

George war seiner kaum noch mächtig, denn derselbe Blick war ihm jetzt begegnet, der einst aus Amely's Auge tief in sein Herz gedrungen war. Mit übermenschlicher Anstrengung erhielt er seine Fassung aufrecht.

»Jo, Ihretwegen." fuhr er mit bewegter Stimme fort,denn die Be- leidigunaen des übermüthigen Engländers trafln auch zum Theil Sie. Ver­zeihen «sie. daß ich meiner so wenig Herr war, um Sie vor dem Ausbruche jener stolzen, vornehmen Leute zu wahren."

Herr Graf, ich bin der Ansicht meines Vaters," antwortete sie leise. Es gibt Dinge, die ein Kluger nicht bemerkt."

O, Ihr Vater har Recht! Es gibt aber auch wieder Dinge, die ein Kluger scharf in's Auge faßt. Dazu rechne ich das Benehmen der Dame, die Eie neben mir im Boote erblickten Ist sie Ihnen bekannt?"

Die Frau Marquise von Beauiieu ich sah sie schon im vorigen Jahre."

Margarethe, die Frau hatte mich verblendet, und als ich Sie erblickte"

Mich?" fragte sie zitternd.

Ja, Sie rissen eine Wunde in meinem Herzen auf, die ich hier im Bade zu heilen hoffte"

Mein Gott, ich bin ein Lanbmädchen I" stammelte sie, und eine flam­mende Röthe verbreitete sich über ihr ganzes Gesicht

Margarethe, haben Sie eine Schwester?"

Nein!"

Der Graf ergriff ihre Hand. Er fühlte, wie sie heftig zitterte.

Margarethe." fuhr er fort.es gibt in Brüssel ein Mädchen. das Ihre Doppelgängerin sein muß, wenn nicht Sie selbst! Erklären Sie

> sich nun meine Bestürzung, als ich Sie in dem Boote erblickte? Jenes Mäd- > chen ist für mich verloren, obgleich sie mein Ideal auf dieser Welt, ob­gleich sie die Gottheit ist, zu der ich bete. Mein Verhältniß zu der Mar- , quise ward durch Umstände bedingt, die ich-"

Margarethe, Margarethe!" rief die Stimme des alten Termöhle» aus dem Hause.

Verzeihung, Herr Graf, ich muß fort!" stammelte das bestürzte Mädchen.

Sie entwand ihre Hand der seinigen, und flatterte wie ein bunter Schmetterling durch die Wege des Ganens, gehorsam dem väterlichen Be­fehle. Das war ein seltsames Spiel der Natur, ein Wunder, wenn beide Erscheinungen sich nicht als eine Person zeigten. Und wie war dies mög­lich ? Wie konnte die Bäuerin mit der hochgebildeten Städterin, die den Telemaque las, identisch sein? George war es gleichviel, er fühlte, daß Margarethe im Stande war. ihm Amsly zu ersetzen. Und so ward die Holländerin die gefährlichste Feindin der Marqoise. Gedankenvoll blieb er auf der Bank unter dem Hollunderbusche. Nach einer halben Stunde er­schien Vater Termöhlen, der an diesem Orte sein Abendpfeifchen zu rauchen pflegte. Der Holländer ließ sich ohne Umstände neben dem Grafen nieder. Es fiel George nicht schwer, das Gespräch auf Margarethen zu lenken, und Vater Termöhlen ging mit sichtlichem Wohlbehagen darauf ein.

Ja, Herr Graf." sagte er. dichte Rauchwolken aus seiner Pfeife em­porblasend .dar Mädcheu ist meine einzige Freude auf dieser Welt. 34 habe mich tüchtig abgemüht im Leben, aber der Gedanke an mein Kind hat mir jede Arbeit versüßt." (Forts, folgt.)