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Gäste zn sehen. Doch fehlt neben verschiedenen Kostümen auch der schwäb­ischeJägerrock" nicht der anfangs sichtliches Aufsehen erregte. Zwischen Ostende und Württemberg bestehen übrigens seit vielen Jahren besondere Beziehungen, die auch in dem jedem Fremden zu empfehlenden Handbüch­leinSeebad Ostende' herausgegeben von F. Claasen (>881. 22. Auflage), theilweffe hervorgehoben sind. Der verewigte König Wilhelm war e«, der zuerst im Jahr 1823 erkannte, wie sehr Ostende zum Badeplatz geschaffen ist, und der die Anfänge der Bequemlichke ten zur Benutzung des Meeres schuf, die sich im Laufe der Zeit zu einem so hohen Grads der Vollkom­menheit aufgeschwungen haben. Und mit besonderer Theilnahme blickt der Württemberger auf die Plätzchen, von denen aus seine vielgeliebte Landesmutter, Königin Olga, so manchmal das großartige Schauspiel des durch hohe Wellen und Gischt grausig schönen Meeres oder das Liebliche der stillm in allen Farben spielenden weiten, weiten Wasserfläche beobachtet hat. Wie Ihre Majestät in Ostende durch Leutseligkeit und Liebenswürdig­keit die Herzen aller sich erworben hat, auch jetzt noch hier zu vernehmen, bereitet dem württembergischen Landeskind eine erheb-mde Freude. Daß in dem obgcnonnten Schriftchen bei den naturwissenschaftlichen Partieen die Arbeiten des Dr. Zeller von Nagold reichlich benützt sind, heimelt den Schwaben ebenso an, wie der ältere Stuttgarter, wenn er an der rue IvnZus vorbeigeht, mit Pietät des unvergeßlichen Wilhelm Hofacker gedenkt, der in den 40er Jahren 2 mal hier Stärkung seiner Gesundheit gesucht hat.'

Marseille,. Aug. Bei den gestrigen Stiergefechten brachen mehrere Bänke in der Arena ein; 12 Personen sind tobt, 150 verwundet.

Brandfälle.

Vom oberen Enzthal, 15. Aug. Heute Vormittag 10 Uhr kam auf eine bis sitzt unaufgeklärte Weise in dem Oekonomiegebäude des Herrn Schultheißen Rehsueß in H)j f e n Feuer aus , wodurch das genannte Ge­bäude beinahe vollständig eingeffschert wurde. Der Energie der Feuerwehren von Höfen und dem nahegelegenm Rothenbachwerk, sowie dem Umstand, daß Wasser in genügender Menge in nächster Nähe vorhanden war, wobei die erst vor Kurzem angeschaffte neue Snugteuerspritzs tresfl'.che Dienste leistete, ist es zu verdanken, daß das dicht angedaute Wohnhaus gerettet werden konnte.

Vom Herrenberger Oberamt. 15. Äug. Ein Einwohner von Güitsiein zündete heute früh gegen 3 Uhr seine Petroleumlampe an, da er in der Küche Wasser trinken wollte. Durch Unachtsamkeit warf er die Lampe um, woraus das Bett Feuer fing, welches sich so schnell ver­breitete, daß in kurzer Zeit das ganze Haus sammt Scheuer in Flammen stand; solche sind bis auf den Grund niedergebrannt. Gerettet wurde wenig, auch ist der Eigentbümer nicht versickert.

Ulm, 14. Aug. Am Freitag gelangte durch Reisende die Nachricht Hieher, in der Nähe von Dillingen stehe ein Bauerndorf in Flammen. Ueber diesen Brand kamen inzwischen nähere Mitlbeilungen an. die dahin lau­ten, daß in dem Dorf Nicderglauheim bei Höchstedt am Freitag Mittag auf bis jetzt nicht erk arte Weise Feuer ausbrach, das bei starkem Westwind sehr rasch um sich griff und von den mit reichem Erntevorralh gefüllten Ge­bäuden 40. im Ganzen 56 Firste in Asche legte. Ein Menschenleben ist zu - beklagen, auch einige Stück Vieh sind verbrannt. Der Verlust ist um so erheblicher, als die Betroffenen wohl größtentheils versichert sind, allein nur unbedeutend. Das ganze Dorf zählt 73 Gebäude, /s ist also mehr wie die Hälfte zu Grund gegangen.

Cadiz, 6. Aug. Eines der größten Theater Spaniens und zu­gleich eines der schönsten modernen Archüektnrwerke unserer lieblichen Hafen­stadl, das erst am 28. Juni 1871 feierlich eröffnte Gran Teatro aus der P'.aza de Fragela, ist in der Nacht vom 4. auf den 5. Aug ein Raub derFlammen geworden. Der Brand, der kurz nach Mlt-rnacht aus bis jetzt unbekannter Ursache zum Ausbruch kam, verbreitete sich mit so rasender Schnelligkeit, daß das 1757 Quadratmeter umfassende Gebäude in wenigen Augenblicken nur einen einzigen Flammenherd bildete, und jeder Versuch, dasselbe zu ie!ten, trotz der riesigen Anstrengungen der Feuerwehr und der zur Hilfeleistung herbeigezogenen Land- und Marinetruppen, von vornherein aussicht'os erscheinen mußte. Die Hauptsorge der Behörden war denn auch auf die Erhaltung des ganz in der Nähe befindlichen und von den herumsprühenden Funken ernstlich bedrohten großen Hospitals ge­richtet. Die weiten Räume dieses von. Kranken Ungefüllten Gebäudes wurden so rasch als möglich geleert, wobei sich wahrhaft herzzerreißende Szenen zutrügen, da die hilflosen, von sicherem Tode bedrohten Kranken die Lust mit ihrem Angstgeschrei erfüllten und den allgemeinen Schrecken

nur noch vermehrten. Glücklicherweise konnten alle noch in Sicherheit ge­bracht und das Gebäude selbst, ebenso wie die daranstoßende Mevizinschule, gerettet werden. Das Theater brannte jedoch vollständig nieder und ist heute nur noch ein wüster Trümmerhaufen.

Landwirthfchaftliches.

Nr. 189 des St -A. enthält die Verfügung des Ministeriums des In­nern . betreffend die diesjährige Feier des landwirthschastlichen Festes in Cannstatt.

Stuttgart. 16. Aug. fKartossel- Obst- und Kraut­markt.) Leonhardsplatz: 400 Säcke Kartoffeln ä 3 L

bis 3 50 L pr. Ztr., wenig Vorrath mehr. Wilhelmsplatz:

200 Säcke Mostobst ä 2 -4L ^ bis 2 -4L 50 pr. Ztr.. Verkauf langsam. Marktplatz: 2500 Stück Filderkraut ä 2025 «iL pr. 100 St., noch Vorrath.

In L auss en a. N. ergab die Versteigerung des Obstertrages auf den Allmandplätzen des Gemeinde ca. 3730 -4L

Aus den elsäisischen Märkten kaufte man am 13. d. M. das Pfund Trauben zu 4049 Pf.

Der Petroleumfund in Deutschland.

Das Jahr 1881 scheint für Deutschlands Volkswirthschaft ein rechtes Jahr des Heils werden zu sollen. Die überall gut ausgefallene Getreide­ernte verspricht dem Lanvmann volle Scheuern, wie er sie seit Jahren nicht mehr gesehen, der Wein will gerathen und steht in seltener Fülle, die In­dustrie erfreut sich im Ganzen erträglicher Absatzverhältniffe und auch Handel und Schifffahrt sind im Aufblühen begriffen. Nun ist zu alle diesem noch die Nachricht gekommen, daß die so lange als unfruchtbar verlästerte Lüne­burger Haide beginnt, einen vorläufig noch unberechenbaren Reichihum in das Land zu streuen. Die von Herrn Mohr bei Peine erbohrte Petroleum­quelle, welche an Mächtigkeit den besten amerikanischen Quellen nichts nach- giebt, hat die Voraussagungen hervorragender Männer der Wissenschaft be­treffs des Pelroleumreichthums Deutschlands wahr gemacht und es ist keine so große Uebertreidung, wenn wir jetzt schon dem Gedanken Worte geben, daß sich Deutschland in diesem Artikel vielleicht in nicht ferner Zeit von ^hen Vereinigten Staaten gänzlich emanclpiren wird.

Denn nachdem in Oelheim einmal so glänzende Erfolge erzielt worden und der Beweis für dis Existenz eines mächtigen Pelroleumlagers in dieser Gegend erbracht ist, wird man die Bohrversnche bald mit verschärfter Ener­gie erneuern und es ist jetzt gar nicht mehr zu bezweifeln, daß diese Ver­suche schließlich zu reichen Resultaten führen müssen

Welchen Vortheil das deutsche Volk aus einer Petroleumgewinnung, die vielleicht später den ganzen deutschen Markt versorgen könnte, ziehen wird, läßt sich vorläufig gar nicht berechnen. Wir erwähnen nur. daß Deutschland bisher für mehr als 60 Mill. Mk. Petroleum jährlich einge­führt hat, eine Summe, welche dem deutschen Volkswohlstand zu Gunsten des Auslandes verloren gegangen ist. Schon diese Millionen jährlich un­serem Lande zu ersparen wäre ein unschätzbarer Gewinn, wieviel Arbeiter könnten davon nicht ihren Unterhalt bestreiten. Aber noch werthvoller er­scheint uns die Aussicht, daß eine) reichliche Petroleumproduclion Deutschland von der Speculation der amerikanischen Petroleumbändler bald unabhängig machen wird. Der Verbrauch von Petroleum in Deutschland berechnet sich für die Jahre 14751880 auf 2300,000 Tonnen jährlich, der Preis pro Tonne im letzten Jahre auf ca. 180 Mk. Dieser Preisstand, der ein sehr günstiger ist, ist nicht immer derselbe geblieben. Im Jahre 1816 haben die amerikanischen Petroleumspeculanten ohne Noch und nur um möglichst hohe Gewinne zu erzielen, den Preis pro Tonne auf 500 Mark hinaufge­schraubt; in demselben Jahre führte Deutschland ca. 220,000 Tonnen Pet­roleum zum Consum ein, und hierfür steckten die amerikanischen Speculanten 110 Mill. Mark in ihre Taschen. Eine so unverschämte Uebervortheilung des Publikums ist wohl selten dagewesen, aber man hatte keine Mittel, derselben entgegenzutreten und die damals herrschende Manchesterdoctrin ließ den Dingen eben ihren Lauf, da ihre An­hänger wohl gegen geringfügige Steuererhöhungen eifern können, aber gegen diese unrechtmäß g auf Kosten des Publikums erzielten'Handelsgewinne nichts einzuwenden haben. Jetzt dürfte es nun mit diesen Kunststückencher amerikanischen Petroleummaffas wohl ein Ende haben, und eine ähnliche Hauffs nickt so bald wieder zu befürchten sein, wenigstens hoffen wir, daß der Unternehmungsgeist und die Energie unserer Landsleute die verborgenen Schätze der Lüneburger Haide bald in solchen Massen ans Licht bringen wird, daß wir das amerikanische Petroleum gar nicht mehr nölhig haben.

Amtliche Dekanntmachungen.

Forstamt Neuenbürg.

Weißtannensamen-

Lieferung.

Die Unterzeichnete Stelle bedarf 1015 Ctr. Tannenfamen, welcher franco nach Calmbach, Dobel, Neuen­bürg und Liebenzell zu liefern ist. Lleserungslustige wollen bis . , 1. September d. I.

schriftlich oder mündlich ihre Forder­ungen pro Ctr. guten trockenen Sa­mens hieher einreichen.

Neuenbürg, den 15. Aug. 1881.

K. Forstamt.

Aff Hoffmann, SB.

Revier Liebenzell.

Flußsand-Verkauf.

Es weiden ca. 75 Cubikmeter schöner reiner Sand an der Nonnen- wagschwellnng zwischen Liebenzell und Unterreichenbach dem Verkauf auSge- setzt. Liebhaber wollen sich am nächsten

Samstag, den 20- d. Mts., Morgens 8Vs Uhr einfinden auf dem

K. Revieramt.

Calw.

Berichtigung.

In der Bekanntmachung betr. die den Abgebrannten in Gechingen über­schickten Unterstützungen soll e« heiße«

anstatt:

einen Werth von 15003000 -4L repräsentiren"

einen Werth von 15002000 rep'äsentiren"._

-Calw. ^

Haus- und Warten- Verkauf.

a-, Aus dem Nachlaß der Frau Carl Schiele'« Wittwe von hier. kommt am

Montag, den 22. August d. I-, Vormittag« 11 Uhr. auf dem hiesigen Rathhaus zur Ver­steigerung :

1 a 51 qm ein zweistockigtes Wohn­haus,

Brandoers-Anschlag, 6920 -4L 15 a 33 qm Gemüse und Gras- und Baumgarteu beim Haus,

1 da 11 » 39 qm Gras-u. Baum-, garten in den Schloßwiesen.

Das Wohnhaus enthält 2 Küchen und 10 Wohnzimmer, gewölbten Kel­ler. Waschküche, rind ist in gutem bau­lichem Zustand. Dasselbe wurde seit einer Reihe von Jahren als Sommer­aufenthalt an Fremde vermischet und zwar mit gutem Erfolg, da die schöne freie Lage in der Nähe der Wuld» pngen viel Anziehendes bietet.

Rathsschreiderei.

Haff ne r.