harter Turner besondere Bewunderung und wurden vom zuschouenden Pub­likum lebhaft applaudirt. Um 1 Uhr war das Pretsturnen beendigt und zerstreuten sich die Vereine in ihre Quartiere zum Mittagsrisch. um bald nachher (2 Uhr) wieder zum Festzug anzutreten. Letzterer. in welchem etwa 20 weißgekleidete Festjungfrauen mit schönen Schärpen in den Stadt­farben gingen, kam bald nach 2 Uhr auf dem Festplatz an. wo von sämmt- lichen TurnernBrüder reicht die Hand zum Bunde* gesungen wurde. Hierauf betrat Dr. Gagg, Mitglied des hiesigen Turnvereins, die Fest­tribüne, um eine vom ächten Geiste der Turnerei getragen«, schwungvolle Festrede zu halten, die mit großem Beifall ausgenommen wurde. An dieselbe schloß sich Schülerturnen (nach Iäger'schem System). Massenübungen. Schau- lurnen und zum Schluffe Preisoertheilung. Jedem der Sieger wurde ein künstlicher Eichenlaubkranz von schöner Hand überreicht. Die nun folgende musikalische Unterhaltung im Stotz'schen Garten hielt die auswärtigen Tur­ner bis zum Abend beisammen, wo die benachbarten Vereine den Heimweg aniraten, thsilweise aber auch da blieben, um der vom hiesigen Turnverein veranstalteten ital. Nacht im Garten des Königswirths Hohenstein anm- wohnen. Hier entwickelte sich ein äußerst fröhliches Treiben. an dem sich Turner und Bürger, bis in die späte Nacht vergnügten, einestheils dem abgebrannten Feuerwerk lebhaften Beifall zollend, anderntheils einem ge­botenen Tanzvergnügen huldigend, und so fand das hiesige Turnfest einen allseitig befriedigenden Abschluß.

Eßlingen, 13. Aug. Das Gauturnfest des mittleren Neckar­gaues am 2t. d. M. wird zahlreich besucht werden. Der Festplatz ist der­selbe wie vor 5 Jahren.

Stuttgart. 15. Aug. Gestern trafen 5 serbische Osfistere hier ein und nahmen im Hotel Marquardt Adsteigquortier. welche im Auftrag ihrer Negierung nach Oberndorf zur Besichtigung der Mauser'schen Gewehr­fabrik sich begeben.

Der Besuch der Ausstellung am gestrigen Tag hat alles Frühere über­boten. Uebsr 20,1.00 Personen sind gegen Zahlung des billigen Entrees eingetreten, außerdem gegen 5000 Abonnenten, im Summa 25,000 Besucher. Daß es dabei mit dem Wandel seine Schwierigkeit hatte, ist selbstverständ­lich. Um Luft zu bekommen, retteten sich V'.ele aus der Halle in den Keller, woselbst es in Folge dessen bald so überfüllt wurde, daß die Kellner­innen nicht mehr serviren konnten. Im langen Gange, auf den Terppen standen die Menschen, ohne vor- noch rückw^ts zu können. 6000 Liter Bier und 2500 Würste wurden unten verzehrt. Aber trotz dieser Ueber- füllung des Kellers war es auch oben so voll, daß man sich genöthigt sah, gegen 4 Uhr die Pforten am Stadtgarten. wie an der Lindenstraße zu schließen und Niemanden mehr einzuiaffsn, dagegen 2 Hilfschore zu öffnen, um die Abziehenden hinauszulass-n. Um ferner eine größere Bewegung in der Halle nach Außen herzustellen, griff man zu einer List. Lämmtliche Glocken wurden geläutet, worauf Alles nach dem Garten strömte. So lich- tele sich das Gewühl einigermaßen und man konnte nach einer halben Stunde die Pforten wieder öffnen. Im Ganzen sind gestern 14 000 Liier und 1200 Flaschen Bier. 110 Flaschen Champagner getrunken worden; in der altdeut­schen Weinstube, sind die geleerten Flaschen noch nicht gezählt worden; im Murschel'schen Damencafö wurden ca. 1000 Tassen Kaffee konsumirt. Die Anzahl der Mittagess,n und Soupers ist noch nicht festgestellt. Alle Beam­ten und Bediensteten waren froh, als das Ende dies-s heißen Tages heran­gekommen war.

Wie uns von zuverlässiger Seite mitgetheilt wird, ist die in Nr. 177

de« Staats-Anzeigers gebrachte Notiz, daß einen vor drei Jahren in ein Dorf am mittleren Neckar heimgekehrten und daselbst wieder verheiratheten Amerikaner seine erste Frau überrascht habe, rhatsächlich unrichtig. Die erste Frau ist längst todt und der bei der Traung mit der zweiten vorge- legte Todtenschein echt. (St-A.)

Tübingen. Die P f e n n i g s p a r k a s s e, die in Straßburg so trefflich gedeiht und sich rasch im Elsaß eindürgern dürfte, hat hier auch Eingang gefunden. Die Einleitung dazu verdankt man der Armenbehörde.

Beuron. im Donauihal, 11. Aug. Auch hier sammeln sich seit

Gesetze kannten, und diese kannte, wer nur einmal in Untersuchung gewesen war. Unter den berliner Dieben war sie gäng und gäbe. Sie hatte ihren guten Grund. Dieordentliche" Strafe des Verbrechens konnte nur ver­hängt werden, wenn einvoller" Beweis da war, und dieser war nur da, wenn ein vollständiges Bekenniniß abgelegt war, oder wen» zwei unver­dächtige Zeugen aus eigener Mitwissenschaft und übereinstimmend die Ver­übung der Thal selbst bezeugt hatten. Bei jedem andern, dem sogenannten künstlichen oder Jndicien-Beweise konnte höchstens auf eine gelindereaußer­ordentliche" Strafe eikannt werden.. Und dies auch dann nur. wenn min­destens mehrerenahe Jndjcien zusammentrasen" und zugleich der Ange­schuldigte bereits schlecht beleumundet war. Außerdem, wenn nicht minde­stens einhalber Beweis" vortag, erfolgte vorläufige oder gänzliche Frei­sprechung. Dabei konnte einnahes" Jndicium wiederum nur durch die eigene und übereinstimmende Wahrnehmung zweier unverdächtiger Zeugen hergestellt werden.

Für den Verbrecher war es danach ein Hasardspiel ob sein Richter die. gegen ihn vorliegenden Jndicjen als jenenhalben" Beweis begründend anurhmen werde oder nicht. Wie hätte er das Spiel nicht wagen sollen, bei dem er nie verlieren, immer nur gewinnen konnte? Dazu kam die na­türliche Lust an dem geistigen Kampfe mit seinem Inquirenten.

Freilich war auch diese Lust an dem Kampfe eine gegenseitige. Der Inquirent hatte sie ebensowohl wie der Jnquisit. Auf beiden Seiten glei­ches Ausbieten von Scharfsinn und List, oder auch von Hinterlist. Daher denn auch die mancherlei Jnquirentenkünste.

Doch wurden Scharfsinn. List und Kunst manchmal auch durch ma­terielle Gemalt ersetzt, weniger bei den Civil- als bei den MilttSrunter- fuchungsgerichtm. Der Prozeß gegen Jure sollte einen Beweis davon liefern.

etwa 8 Tagen die Schwalbm wiederholt in sehr zahlreichen Schaaren wie dies in der Schwäb. Kconik II Nr. 188 von Reutlingen berichtet wurde.' Diese Erscheinung soll zwar hier nicht ungewöhnlich sein in dieser Jahres­zeit und wird nicht als Zeichen ihres sofortigen Abzugs betrachtet; inte­ressant und weiterer Beobachtung werth erscheint dieselbe aber immerhin.

Ein Bild von der Grenze. Man schreibt aus Rohrschach -. Letzten Mittwoch wollten drei Handwerksburschen sich bei Höchst in's Oesterreichische begeben, wurden aber wegen ungenügendem Reisegeld vom dortigen Grenz­posten wieder zurückgewiesen. Nun rathschlagten die drei mit einander und wurden einig, hinüber zuschwimmen. Gesagt, gethan I Sie spazierten auf schweizerischer Seite den Rheindamm aufwärts und stürzten sich an günstiger Stelle, angekleidet wie sie waren. den Berliner auf dem Rücken, den Handstock im Munde, in die Fluchen und erreichten glücklich und unter Jauchzen das jenseitige User.

Hechingen, 14. Aug Diesen Nachmittag etwa 4 Uhr verspürten wir hier ein Erdbeben mit ziemlich stark hörbarer Detonation. Ohne die letztere würde die Erschütterung weniger bemerkbar gewesen sein.

München, 13. Aug. Das von S. M. dem Könige auf der Herreninsel erbaute Schloß geht jetzt mit mächtigen Schritten der Vollendung entgegen. Man ist bereits bei Legung der Dochwölbungen angelangt. Eine mächtige Foyade in italienischem Schl tritt aus der dichten Waldung hervor, wenn man von Stock auf die Höhe des Chiemsees vor der Herreninsel gelangt.

Die Spitze des Wendelstein schmückt eine Kapelle, in welcher auch ein Opserstock angebracht ist. in den die Besucher dieses herrlichen Aussichts­punktes gerne ein Scherflein zur Erhaltung dieser auch als Zufluchtsort dienenden Kapelle niederleaen. Gestern trafen nun zwei den Wendelstein besteigende Touristen den Opfer st ock erbrochen und seines Inhaltes beraubt Beim Besteigen des Berges waren ihnen zwei verdächtig aus­sehende Strolche begegnet, welche die unsaubere That wohl verübt haben dürften.

Die Bundesfahne des deutschen Schützenbundes wird im Rathhaufe zu München bis zum nächsten Schützenfeste aufbewahrt und mit 6000 ^ gegen Brand versichert.

In Laaber wurde in der Nacht vom 10. d. M. der Hausmeister des dortigen Krankenhauses in feinem Bette ermordet Em daselbst untergebrachter 85jähriger Pfründner hat dem schlafenden Manne die Puls­ader durchschnitten.

In Schadenbach (Niederbay-rn) hat ein junger lediger Bursche einen Bauern meuchtrngs erschossen.

Für Berlin ist die polizeiliche Verordnung erlassen worden, daß vom 1. Oktober ab alle dortigen Theater mit einem eisernen Vorhänge versehen sein müssen, welcher beim Ausbruch von Feuer Herabgelaffen werden kann und so die Bühne von dem Zuschaüerraum rrennt. Ebenso ist das Tabak­rauchen in den sog. Rauchlheatern fernerhin verboten.

Aus der S ch w e i z, 13. Aug. Paul Held von Davos-Sertig, welcher in diesem Frühjahr mit seiner Familie nach Amerika auswanderte, hat seine Frau und seine sieben Kinder und dann sich ftldst erschossen. Derselbe hatte sich nach seiner Uebersiediung im Eagle Creek-Thal (Minne­sota) eine Farm gekauft u> d befand sich in guten Vermögensumständen. Theiis in Fo'ge von Heimweh, theils auch wegen nicht guter Ernte war derselbe geisteskrank geworden. Am 17. Juli fand man den Mann im vordcrn Zimmer seines Wohnhauses, im nächsten die Frau mit zwei Kindern, im obern Stockwerk drei Kinder, sämmllich todt, die zwei ältesten Knaben tödllich verwundet im Heuschober. Alle waren mit einem Revolver in den Kopf geschossen.

Ostende, 10. Aug. Der Fremdenzufluß ist hier seit einigen Tagen ein sehr starker; die Kurltste weist bereits, obwohl die Saison erst gegen Mitte August ihren Höhepunkt zu erreichen pflegt, 9530 Badgäfle auf. Die baute volee. die Abends den Konzerten im neuen Kursaal zueilt, entfaltet jeden Tag größeren Luxus. Die deutsche Sprache vernimmt man hier sehr häufig. aber aus Süddeulschland, zumal aus Württemberg, sind wenige

Jure war zuerst an das Kriminalgericht zu Berlin abgeliefert worden. Es ermittelte sich jedoch, daß er noch Soldat war; er hatte der Strafcom­pagnie der Festung angehörl, aus der er entsprungen war. Er wurde da­her den Militärgerichten, und zwar dem Garnisonauditoriate zu Berlin übergeben. Die Untersuchung gegen Liedke blieb bei dem Kriminalgerichte. Wurden gemeinsame Verhöre erforderlich, so wurden sie von einerge­mischten Commission" beider Gerichts-geführt.

Der Diebstahl an dem Lieutenant von Marenstern hatte in Berlin Aufsehen erregt, besonders in der höheren Gesellschaft , theils um seiner Beträchtlichkeit, theils um der bekannt gewordenen eigenthümlichen Verhält­nisse des Bestohlenen willen. Aller Amtsverschwiegenheit zum Trotze wurde daher auch die Lage der Untersuchung und die Strafe der gegen Jure vor­handenen Beweise bekannt. Am meisten Interesse erregte dabei natürlich der Umstand, daß das gestohlene Geld nicht zu ermitteln war. Alle Welt, die nicht eben preußisch- (oder auch gemeinrechtlich-) juristisch war, war im höchsten Grade entrüstet darüber, daß gegen den frech leugnenden und nach ihrer Ansicht jüberführten Verbrecher kein Mittel der Gewalt angewendet wurde, ihn zur Herausgabe des gestohlenen Geldes zu zwingen. Am Meisten empört waren dte Offiziere und die Damen. Der Inquirent des Audito- riat«, und wenn er sich auf das Gesetz berief, wurde mit den bittersten Vorwürfen überhäuft. Man sprach sogar davon, das Gesetz müsse abgeän- derl, mindesten» müsse für den gegenwärtigen Fall eine Cabineisordre er­lassen werden. Allein di« Richter wollten da» Gesetz nicht verletzen, und der Justizminister wollte die Cabineisordre nicht extrahiren. Jure aber blieb fest.

(Fortsetzung folgt.)