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England
London, 25 Juli. Eine Privatdkpesche der .Fr. Pr." meldet: Die Nachricht von der Auffindung einer Höllenmaschine auf einem Cunard- Dampfer in Liverpool ist gänzlich unwahr.
Amerika.
Washington. 25. Juli. Der Staatssekretär des Aeußsrn, Blaine, hat den amerikanische Vertretern im Auslande folgende telegraphische Nach, richt zugehen lasten: Das Befinden des Präsidenten Garfield wurde gestern Mittag plötzlich schlechter, er hatte Fröste, abwechselnd mit Fieber, bei steigendem Pulse und sehr hoher Temperatur. Um 10 Uhr Abends wurden die Doktoren Hamilton und Agnew mittelst Extrazug aus Philadelphia herbeigerufen. Es stellten sich abermals Fröste ein, der Präsident hatte keinen Schlaf und sein Befinden war gegen Morgen nicht zufriedenstellend. Um 8 Uhr Morgens fand eine Konsultation aller Aerzte statt und wurde eine Operation beschlossen. Es wurde ein Einschnitt im Rücken uitter der Wunde gemacht, um den Abzug des Eiters du erleichtern. Das Resultat war sehr günstig und das Befinden des Präsidenten war um 12 Uhr Mittags gebessert. Der Präsident wurde bei der Operation nicht chloroformirt und ertrug dieselbe ohne die geringste Klage. Wir sind voller Hoffnung,
New-Dork, 23. Juli. Die Erwählung M. Lapham's an Stelle de« bisherigen Senators tür den Staat New-Dork. Conkling, ist eine Thatsache. deren Bedeutung nicht zu unterschätzen ist. Sie gilt für mehr als eine persönliche Niederlage Conkling's sie ist der Beginn eines Bruches mit einem System. Die Politik des Präsidenten Garfield feiert in der Niederlage Conkling's einen Sieg des allgemeinen StaateintereffeS über die ämter- und stellensüchtige Clique.
Tages Neuigkeiten.
— Calw. 25. Juli Gestern Nachmittag wurden durch Dekan Berg -wei Zöglinge der Baseler Missionsanstalt ordinirt. Der eine, aus dem Oberamt gebürtig. will sich auf das Missionsfeld in Afrika begeben, der andere, ein Hannoveraner, hat in der Lausanne Anstellung gesunden. Eine zahlreiche Gemeinde folgte andächtig der feierlichen Handlung.
— Landesturnfest in Biberach. Wie aus dem Festbericht de« Sckw. M zu ersehen ist, trugen die den Siegern beim Wettturnen bestimmten Eichenlaubkränze Schleifen in den Deutschen Reichs färben, woran die Zusammensetzung der Mehrheit des Landesausschuffes wohl unschwer zu erkennen sein dürfte.
— Neuenbürg, 24. Juli Ein in Pforzheim angestellter junger Mann> Norddeutscher, der in letzter Zeit öftere Ausflüge hieher unternommen hatte, begab sich heute früh nach 9 Uhr. anscheinend zu einem Spaziergang. aus dem Hotel Frankel weg durch die Vorstadt, wo er noch einem Knaben Briefe zur Bestellung übergeben hatte, in den am hintern Berg sich hinziehenden Feldweg und brachte sich dort mittelst Schusses aus einem Revolver kleinsten Kalibers eine tödtliche Verwundung in die Stirne bei. Es wurde dies bemerkt und der Verwundete sofort ins Berzirkskraukenhaus verbracht, wo die olsbalv zur Stelle gewesene ärztliche Hilfe indeß erkannte daß hier Rettung nicht mehr wahrscheinlich. Ohne zum Bewußtsein gekommen zu sein verschied der Bedauernswerthe gegen 3 Uhr Mittags. — Bestimmtes über die Motive dieses unglückseligen Schüttes läßt sich bei dem hier unbekannten Vorleben des jungen Mannes nicht sagen ; Anzeichen lassen vermuthen, daß sie in zu empfindlicher Alteration über unerfüllte Liebeshoffnungen zu suchen sein könnten. Die ermittelten Angehörigen des Unglücklichen wurden sofort in schonender Welse benachrichtigt.
— (Eine Naturseltenheit.) Unlängst fand Oekonom Lutz in Warth beim Mähen einer Wiese ein Entcneiernest. Eine» der Eier zeigte eine ungewöhnliche Größe und beim Oeffnen fand sich in demselben zu nicht geringem Erstaunen noch ün Ei vor von der Größe einer Welschnuß mit sehr Harrer Schaale. Es ist bekannt, daß mancher Frauen Eier 2 Dotter haben, ein Ei mit dem Inhalt eines zweiten Eies dürfte aber selten beobachtet worden sein.
— Cannstatt, 27. Juli Die Reilerstatue König Wilhelms soll nunmehr in eine entsprechendere Umgebung gebracht werden, nämlich auf den freien Platz vor dem Kursaal. Auch an dem Denkmale selbst soll eine nicht unwesentliche Änderung vorgenommen werden.
— Tübingen, 26 Juli. Das Füstlierbataillon wird in der Zeit vom 11. bis 13. August van hier abwesend sein, um auf dem in der Nähe des grünen und Olgafelftns sich erstreckenden Glemser Roßfeld das alljährlich stattfindende Distanzschießen abzuhallen. Die Mannschaften werden in den Orten Glems, Neuhausen und Dettingen einquartirt werden
— Wolfartsweier, 23. Juli. Ein Unglücksfall eigenthümlicher Art hat sich vorgestern hier ereignet. Ein Soldat der Bruchsaler Dragoner- Regiments suchte sein Quartier, während er sich befragte, gerieth das Pferd aus die Bretter des im Hofe befindlichen Pfuhlloches, oieselben brachen ein und das Pferd stürzte mir den Borderfüßen in die Grube, wodurch das Thier plötzlich verendete.
— Mannheim, 26 Juli. Gestern ereignete sich auf der Pferdebahn in der Nähe des Fiuchtmarkte» ein gräßliches Unglück. Ein Fahrgaß sprang, während der Wagen in Bewegung war, von demselben mit einen, Handkoffer herab, wurde aber da der Koffer hängen blieb, umgeriffen und gerieth mit dem Kops so unglücklich unter den Tritt, daß ihm derselbe arg zerfleischt wurde, während ihm über die Hanv. die aus die Schiene gerathen war, das Rad hinwegging. Der Wagen mußte aus der einen Seile förmlich aufgehoben werden, um den Unglücklichen aus seiner schrecklichen Lage zu befreien.
— München, 26. Juli. (Vll. deutsches Bundesschießen.) Wir geben
zunächst die Namen derjenigen, welche in vem Konkurrenzschieben die ersten zehn Becher heraurgeschossen haben: l. Feld. 1) Heinrich Knecht. Ge- wehrfabrikant. St. Gallen, 20 Min. — 2) Körding. Hannover, 220z Min. - 3) Fr. Fuhr aus Mombach (Mainz), 2? Min. — 4) L. Deyerle,
Frankfurt a. M. 280, Min. — 5) Albert Wespi. Büchsenmacher. Bern, 32 Min. — 6) C. Stiegele. Büchsenmacher, München, 33 Min. — 7) A. Fischer, Elisenihal (Eisenstein) 34Ve Min. — 8) I. Bornhauser. Weiv- felden, 34 Min — 9) Olto Fritsch. Pilsen, 34 Min. — 10) Jos. Adler Solothurn. 311/2 Min. U S t a n d. 1) Haury. Kantonsrath. Reim- (Schweiz). 22 Min. — 2) H. HärSstett, Liegnitz, 27 Min. — 8) K Land, steiner, Wien, 37 Min. — 4) Fr. Ritzl, Fügen, in Tyrol, 28 Min. - 5) Prem. Stumm in Tyrol. 29 Min. — 6) Söllmann, Fabrikant, Hannover, 29'/» Min. — 7) Val. Pose, Berlin, 30 Mm. — s) Ellmer, St. Gallen 32-/z Min. — 9) Widner. Bruck in Tyrol. 34 Min. - 10) Wittmann, Offenburg, 35 Min. Die Leistung der Schweizer Knecht und Haury ist eine ganz exorbitante.
— München. Das Braten eines ganzen Ochsen auf der Festwiese am Dienstag Abend ist gelungen. Der Unternehmer hat seine Ausgabe mit großem Geschick gelöst und über die große Anzahl der Zweifler glänzend gesiegt. Um 5 Uhr gab ein Böllerschuß das Zeichen daß das Braten vollendet sei. worauf der Ochse vom Spieße genommen und mit dem Tranchiren begonnen wurde. Das Fleisch, von goldgelbem appetitlichem Aussehen, war zart und an den meisten Theilen durchgebraten. Die Portion, deren über 1500 verzehrt wurden, kostete 50 Der K. Oberststallmeister Graf v. Holnstein erhielt die eiste Portion. In dem für das Braten bestimmten adgegrenzten Raume wurde auch Bier geschenkt, und mit Beginn des Essens spielte die Musik des 13. Infanterie-Regiments. Daß sich auch einige Stimmen mißfällig äußerten, mag darin seinen Gruna haben, daß das um die Knochen liegende Fleisch allervings noch etwas ziihe war. Der starke Besuch des abgegrenzten Raumes, in weichem das Ochsen- braten vor sich ging, und bei dessen Betreten 40 zu entrichten waren, sichert dem Unternehmer einen klingenden Lohn, uns da sich für das Experiment schon seit Monaten nicht etwa Hunderte oder Tausende, sondern in oller Wahrheit Hunderltausende in hohem Grade inlereisirten, so ist nicht zu zweifeln, daß den Unternehmer seine vielen Verehrer in oauerndem gutem Andenken behalten, wenn auch sein an das Central-Komite gerichtetes Gesuch, den zum Braten bestimmten Ochsen im Festzug miltreiven zu dürfen, grausamer Weise abschlägig beschicken worden ist.
— München , 27. Juli. Der Gesamm^Ausschuß des deutschen Schützeri- bnndes wählte Leipzig zum Fest- und Vorort des 8. deutschen Bunoes- schießens für das Jahr 1884.
— Das extreme .Bayerische Vaterland" schreibt in seiner drastischen Weise: „Es bleibt Alles beim Alten: die Minister im Amte, die „Li-
„Sie sind wohl der Bursch von dem Herrn Lieutenant, der hier heute ! Abend eingezogen ist?"
„Ich wollte dem Herrn Lieutenant frisches Wasser besorgen. Der verdammte Schlüffe! will nicht öffnen."
„Soll ich Ihnen leuchten?"
„Ich danke Ihnen; Sie werden keine Zeit haben."
„O, die da oben können warten."
Von der Treppe erscholl eine spitzige Stimme herunter.
„So, Fräulein Rieke. schon Bekanntschaft gemacht?"
Fräulein Ricks antwortete nicht minder spitz:
„Wie Sie sehen, Fräulein Dorte."
Fräulein Dorte, tue Magd einer zweiten, oben wohnenden Herrschaft, kam vollends die Treppe herunter.
„Dar muß ich sagen, Fräulein Rieke —"
„Was müssen sie sagen, Fräulein Dorte? Daß Sie eifersüchtig auf Mich sind? Sie hätten Ursache dazu "
„Was Sie sich einbilden I Wa« ist denn dar?"
Fräulein Dorte war näher getreten und hatte sich den vermeintlichen Burschen des Offiziers näher angesehen, der freilich ihr nicht voll sein Gesicht zuwandle.
„Das ist ja nicht der Bursch des Herrn Lieutenants!" fuhr sie erschrocken fort. Der junge Mann erschrack nicht.
„Darin könnten Sie Recht haben I, sagte er ruhig. .
„Und wer sind Sie denn?"
„Ich bin der Bursche des Offiziers, mit dem der Lieutenant gekommen ist,"
Fräulein Dorte war noch mißtrauisch.
„Und wie heißt denn Ihr Lieutenant?"
„Müssen Sie seinen Namen so genau wissen?"
„Ich möchte doch wohl."
„So warten Sie einen Augenblick. Sobald ich dem Herrn frischet Wasser gebracht habe, führe ich Sie Beide zu unserm Quartal; da werden Sie auch meinen Kameraden treffen, und noch ein Paar andere Freunde. Grog und Karten haben wir schon, es fehlen nur noch hübsche Mädchen."
Die beiden Fräulein sahen einander versöhnt an.
„War meinen Sie. Riecke?"
„Und Sie, Dorte?"
„Rieke, wo bleibt Sie denn? Will Sie den Augenblick heraufkommen ! rief oben auf dem Flur eine kreischende Stimme.
Eine andere, nicht minder kreischende rief gleich hinterher: „Ist die liederliche Dorte auch schon da unten? Ich will sie Mores lehren. Dar hat man davon, wenn Soldaten in's Haus kommen."
Die beiden Mägde eckten die Treppe hinauf.
Der Dietrich de» Diebs paßte; die Thür zu der Stube des Lieutenants von Marenstern öffnete sich. Der Dieb kehrte an die Hausthür zurück, öffnete sie halb, und flüsterte hindurch : „Lude I"
Sein Gefährte in dem grünen Flausch sprang die steinerne Treppe hinauf.
(Fortsetzung folgt)
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