L>aS Eakw» W»<S«a- tl,tt erscheint am Dienstag,Donnerstag u Samstag. Abon­nementspreis halb­jährlich 1 -4, 80 ^ durch die Post bezo­gen im Bezirk 2 -ä,

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Nro. 88.

Samstag, den 30. Juli L88Z.

56. Jahrgang.

Knf ä«8Takwee Mocüenökatt"

werden für die Monats August und September wieder von sämmt- liLen K. Postämtern, Postexpeditionen und Postboten Bestellungen ange­nommen zum Adonnementspreis von bO Pfg. im Berirk und 90 Pfg. ausserhalb desselben. Für hier kann täglich bei uns selbst abonnirt wer­den, und laden wir zu zahlreichen Bestellungen freunolichst ein.

Die Redaktion und Expedition desCatmer Wochenblatts".

Amtliches.

Seine Königliche Majestät haben vermöge Höchster Entschließung vom 24. Juli d. I. die erledigte AmtSgerichioschreiberSi'telle in Calw dem HilfSgerichtSschreiber Widmann in Mergentheim zu über tragen gnädigst geruht. _

Politische Nachrichten

Deutsches Reich.

Tie Nachricht von der Ernennung eines deutschen Militärbevollmäch- tigten in Konstaminopei hat sich nicht bestätigt.

In Schleswig-Holstein werden aus Anlaß der im September bevor­stehenden Anwesenheit des Kaisers große Vorbereitungen getroffen. Der Monarch hat die Einladung zu einem am 17. September nach Beendigung der Flvttenparade von dem Proon-ziallaudtage zu gebende» Festmahle an­genommen. sich dagegen ein Provinzialssst, zu welchem der Provinzialland- tag 60.000 -/»h bewilligt hatte, verbelen.

München, 76 Julr. Die Minister v Lutz und v. Crailsheim sind gestern Abend zu Besuch des Fürsten v. Bismark nach Kissingen gereist.

Wiesbaden, 26. Jult. Ein Fr äulein Luise Abegg hat zu einer wohltätigen Luise-Abegg-Stijtung 400,000 ^ hinterlafsen, die der Ma­gistrat angenommen hat.

Oefterreich-Unqarn

Gastein, 2'6. Juli Kaiser Franz Joseph trifft am 4. August um 9 Uhr Vormittags zum Besuche des Kaisers Wilhelm hier ein und wird in der Villa der Gräfin Meran absteigen; Nachmittags um 5 Uhr findet eine Hofiafel beim deutschen Kaiser statt, worauf Kaiser Franz Joseph wieder abreisen wird

Wien, 27. Juli. Tie Presse erfährt: Der Kaiser wird mit dem Besuche des deutschen Kaisers in Gastein eine größere Reise über München an den Bodensee und von dort über Voralberg und Tyrol, voraus­sichtlich unter Berührung der A r i b e r g b a Hn-Trace. verbinden/ Las hiebei in Aussicht genommene Zusammentreffen des Kaisers mit S. K. H. dem Großherzog von Baden und mit II. Maj. den Königen von Sachsen und von Württemberg wird als eine neuerliche Manifestation des innigen Freundschaftsverhältnisses oufgeiaßt. welches die österreichisch-ungarische Mo­narchie mit dem deutschen Reiche verbindet und als deren praktische Be- lhätigung der Bau der Arlbergbahn mit aufzusassen sei. Nach den bisheri­gen Programmen trifft der Kaiser am 3. August Vormittags in Salzburg bei dem Kronprinzenpaar ein, geht am 4. nach Gastein, wo er mit dem Deutschen Kaiser zusommentrifft. und kehrt Abends nach Salzburg zurück. Der Kaiser besucht sodann die Prinzessin Gisela in München. reist am 6. früh nach der Insel Mainau ab. wo er mit S. M. dem König von Würt­temberg und dem Großherzog von Baden, wahrscheinlich auch mit dem

König von Sachsen, zusammentrifft, und tritt am 7. Abenos die Reise nach Vorarlberg an. Der Kaiser wird Bludenz, Feldkirch und Bregenz besuchen, über den Arlberg nach Tyrol reisen, sich in Landeck und Innsbruck aLshal- ten und am 16. oder 16' Aug. zurückkehren.

Wien. 2. Juli. Wegen des Zwischenfalls der Unruhen bei sder Leichenfeier Pius lX. wurde vorige Woche die erste Note hier überreicht, gestern die zweite Letztere führt Beschwerde über das Verhalten Italiens und läßt zum Schluß durchblicken, daß der Pabft genölhigt sein könnte, anderswo als in Italien ein Asyl zu suchen.

Eine große Neuigkeit aus dem kissir-lits weiß das WienerExtrablatt" aus Pest zu melden, nämlich die bevorstehende Verlobung des Grafen Wil­helm Bismarck mit der Gräfin Helene Andrassy, Tochter des Grasen Julius Andrassy

Ed. Kopp, der Präsident des Oesterr. Schützenbundss, wird heute von derN. Fr. Pr." darüber angelaffen, daß er in München so sehr den deutschen Mann spreite, während er voriges Jahr bei dem österr. Schützen­fest in Wien jede Aeußerung verhindert habe, die der Stellung der Deut­schen in Oesterreich galt

Wie hat doch, sagt das Blatt, dieser selbe Eduard Kopp. der zu Wien seine deutschen Ideale sorglich im Busen verschloß, in München die Ideale wieder ansgepackt, den deut­schen Schützen von dem schweren Kampfe erzählt, den wir um deutsche Sine, deutsche Kultur und deutsche Sprache zu kämpfen haben, und die begeisterten Sympathie-Kund­gebungen Deutschlands cingehcimsl! Was sollen wir dazu sagen? Wenn es wahr ist, was wir im vorigen Juli im Prater gehört haben, daß Freiheit und Deutschlbum in Oesterreich in sicherer Hut und von Niemandem angegriffen sind, warum reißt Ihr in München die Toga von der Brust und prahlt mit den Wunden, welche das deutsch-öster­reichische Volk in dem Jahrhunderte allen Kampfeum deutsche Kultur und deutsche Sprache" empfangen hat? Scharf geißelt das Blatt sodann jene Partei,die heule ver- söhnungstrunkrne Czechen, Polen und Slovcnen a» ihren Tisch ladet und morgen Mit den deutschen Brüdern auf den Kampf für die deutsche Sache anstößt, die in Wien jede Regung des Nativnalgesübls verpönt und sich in München als Wacht an der Donau feiern läßt, die'bei jedem Feste dabei ist, gleichviel von wem und zu welchem Zwecke cS j veranstaltet wurde. Das deutsch-österreichische Volk will nicht-ngch den Fcstbummlern be- ! urtheilt werden, die in seinem Namen das Wort führen, die aber nach dem Schießen mit j dem Stutzen auch ihre Gesinnung in das Futteral packen. Herr Kopp. der sich voriges Jahr die Ohren zuhielt, wenn irgcndw'o ein Wort davon laut wurde, daß in Wien deutsche Schützen zusammengekommen seien, ist vom Herzog Ludwig von Bayern, einem nahen , Verwandten des Kaiserhauses, lief beschämt worden. .Wir können gute Deutsche sein," s sagte der wackere Prinz, .und brauchen deßhalb unseren HeimathSIändern nicht untreu zu j werden ... Wo immer Sic her sein mögen, halten Sie fest an dem Bande, das uns an Sie knüpft, an der deutschen Sprache und Gesittung! Das hindert Sie nicht, treue An­hänger Ihrer Dynastie, gute Bürger Ihrer Staaten zu sein!" Wir denken, das gilt nicht bloß an Fest-, sondern auch an Werktagen, nicht bloß für München, sondern auch für Wien und Prag.

Frankreich.

Wie dieAgence Hnvas" meldet. ist der sranz. Konsul in Stuttgart (Marquis de Riperl Monetär) außer Thätigkeit gesetzt worden, weil er am 14. d. versäumt hat, das Nationalfest der Republik Lurch Aushiffen seiner Flagge nutzufeiern.

Tunis, 28. Juli. 1500 Araber rückten bis Rades, nur einige Kilometer vonTunis, vor und ermordeten sieben Personen. Die Europäer flüchteten dom Lande nach Tunis, wo die meiste GeschäslSlokale geschloffen sind. Maßregeln zur Wiederher­stellung der Sicherheit sind getroffen, die Schiffbrücke von Goletta nach Rades ist abgebrochen. "

F§ u r L L e ! o n.

Der gestohlene Brautfchatz.

Eine Criminaigeschichte aus guter alter Zeit.

(Fortsetzung.)

il.

»Du hast doch meine Soldatenjacke noch?" flüsterte der Jüngere sei­nem Gefährten zu.

Zusammengedrehet in meiner Rocktasche."

Gieb her."

Was willst Du damit?"

Sie anziehen."

Du bist ja darin entsprungen. Du gabst sie mir, um durch sie nicht verrathen zu werden, wenn sie bei Dir gefunden würde."

Jetzt muß sie mir helfen Wenn ich drüben bei der Arbeit bin, und es käme Jemand, so muß man mich für den Burschen des Offiziers halten."

Weiß Gott, Junge, Du machst meiner Erziehung Ehre."

Der Alte zog die zusammengewickelte Sotdatenjacke aus der Tasche und steckte das zu kurze Kamisol seine« Gefährten dafür wieder ein. Dieser ivg die Jacke an. Sie gingen zu der Markgrafenstraße und zu dem Hause. Nummer 92 zurück.

»Ich gehe zuerst allein in das Haus," sagte der Jüngere.Du

paffest draußen aus. Kommt etwas Verdächtiges, kehren die Offiziere zurück, so gibst Du mir sofort Bescheid. Sobald ich die Thüre offen habe, rufe ich Dich."

Er erstieg die Treppe, öffnete die Hausthür und trat in den Flur, dreist und unbefangen, als wenn er in das Haus gehöre. Die Thür lehnte er hinter sich nur an, Der Flur war leer

Er hatte sich mit einem raschen Blicke darin umhergesehen. Er wandte sich zu der Thür des Offizier«. Er horchte einen Augenblick davor. Er hörte nichts. Auch sonst war alles still im Hause. Nur in einem der oberen Stockwerke hörte man Stimmen. Kinder und Erwachsene sprachen mit einander. Jene schienen zu Belt gebracht zu werden.

Der Dieb zog aus seiner Hosentasche vorsichtig ein Bund Nachschlüssel hervor. Er versuchte den ersten an dem Schlosse der Thür. Der Schlüssel wollte nicht öffnen. Er nahm einen zweiten.

In diesem Augenblicke öffnete sich oben eine Thür; Schritte naheten sich der Treppe. Es schienen Schritte eines Frauenzimmers zu sein. Der Dieb wurde unentschlossen. Sollte er bleiben oder fliehen? Er blieb und versuchte weiter an dem Schlosse.

Eine Magd kam die Treppe herunter; sie trug ein Licht in der Hand; sie schien in den Keller zu wollen.

Sie stutzte, als sie den jungen Mann in der Soldatenjacke sah. Der junge Mann wandte ihr unbefangen sein volles Gesicht zu. Es war ein schöne« Gesicht; die Magd ging nicht nach dem Keller, sondern zu dem hüb­schen jungen Mann.