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die Trauerkunde erreichen konnte, Mitglieder des Ausschusses des landwirth- schaftlichen Vereins, der Veteranen-Verein und die Feuerwehr der Orts, viele Freunde des Verstorbenen aus nah und fern und die Gsmeindeange- hörigen in großer Zahl, es wird wohl Niemand zu Hause geblieben sein, dem es möglich war, dem langjährigen Ortsvorsteher den letzten Dienst der Liebe zu erweisen. Der Verstorbene hat sein Alter aus 75 Jahre ge­bracht, nahezu 30 Jahre hat er in der zweitgrößten Gemeinde des Bezirks das Amt des Ortsvorstehers verwaltet, es waren in dieser Periode oft schwierige Zeiten und Verhältnisse, mit welchen er in seinem ohnehin sehr geschäflsreichen Berufe zu kämpfen hatte. Wer zurückzublicken vermag auf diese lange Zeit oder einen Theil derselben, wer das Wirken und Walten der Verstorbenen näher kannte, wird ihm das Zeugniß nicht versagen, daß sein wahrheitsliebender, wohlwollender und zugleich fester Charakter, sein Sinn für christliche und bürgerliche Ordnung, sein bescheidener, ehr­barer Wandel es ihm ermöglichten, für seine Gemeinde sowie für den Be­zirk viel Gutes zu wirken. Er hat zwar hiefür bei Lebzeiten schon Aner­kennung gefunden durch Verleihung der goldenen Civilverdienstmedaille, das Vertrauen, die Achtung und Liebe seiner Vorgesetzten, Amtsgenossen, vor Allem der Gemsindeangehörigen, alle aber die ihn kannten, für die er lebte und wirkte, werden ihm auch über den Tod hinaus dankbar ein gutes Andenken bewahren. Diese Gesinnungen fanden in den Reden am Grabe und in der Kirche durch die Herren Schullehrer Stooß, den Sohn Pfarrer Kämpf und Pfarrer Kaiser gebührenden und angemeffenmr-<r Ausdruck.

Calw. Die unermüdliche Hingebung des verehrlichen Kirchengesang­vereins in seine erhabene Aufgabe führte uns letzten Sonntag richtig noch­mals dieSchöpfung" von Haydn und zwar in der Stadtkirche bei sehr zahlreicher Zuhörerschaft vor, wobei anerkennend zu erwähnen ist, daß besonders die HH. Geistlichen und Lehrer der Umgegend mit Schuljugend sich ausnehmend betheiligten. Weiteres über diese Aufführung hervorzu­heben erübrigt uns nur wenig, nachdem von sachverständiger Feder an dieser Stelle die vorige Aufführung bereits eine so würdig beurtheilende uno volle Anerkennung erfahren hat. Schade, daß die räumlichen Dispositionen eine Ausstellung von Sängern und Orchester in umgekehrter Richtung, d. h. im Fond des Kirchenschiffes nicht zu ermöglichen scheinen, die Wirkung dieser wiederum sehr gelungenen Aufführung hätte entschieden eine noch effectvollere sein müssen. Wir wünschen dem Verein unter seiner so strebsamen Direktion von Herzen Glück zu diesen gelungenen Erfolgen, der Dank einer hiedurch mit jeder Vorführung sich gewiß mehrenden Zuhörerschaft wird sicherlich nicht ausbleiben.

Bei der Stadtschultheißenwahl inHaiterbach haben von Z62 Wahlberechtigten 338 abgestimmt. Geometer Krauß erhielt 207, Stadtpfleger Knorr 147 Stimmen.

Stuttgart, 1. Juli. Der am 28. v. M. erfolgte Selbstmord eines in den besten Jahren flehenden und als überaus pflichtreu, gewissen- Hast und ,olld bekannten Verwaltungsbeamten bei einer Militärverwaltung macht umsomehr in den betreffenden Kreisen viel von sich reden, als sich Niemand die Ursache des Verzweiflungsakts dieses Mannes, der zugleich ein treuer Familienvater war, recht erklären kann. Man ist daher, wie der ,N. Z." geschrieben wird, auf die umgehenden, kaum glaubhaften Ge­rüchte angewiesen, welche das Motiv in verletztem Ehrgefühl suchen. Seit vor Kurzem ein Wechsel in den Kreisen seiner Vorgesetzten vorgekommen, soll er in ganz abnormem Gemüthszustand sich befunden haben, so daß eine momentane Geistesstörung anzunehmen ist.

Eßlingen, 30. Juui. In der Kapelle auf dem Rothen- .^ .s.6 wurde am 26. Juni ein Einbruch verübt und ein sehr schön ge- fchllfsener tneergrüner Chrysolith im Werth von ca. 1060 cis entwendet, welchen der Dieb aus dem Rahmen eines Christusbildes ausbrach.

Tübingen, 1. Juli. Die ld er l ins eier ging gestern in unserer Stadt in schönster Weise und unter zahlreicher Betheiligung der Bereyrer des Dichters von hier und auswärts durch Enthüllung des Denk­mals, Festmahl und Banket vor sich.

Rottweil, 30. Juni. Letzten Samstag wurde am Hause des Küfers Gugel hier Heu aufgezogen. Ein bereits bis zur Bühne-Oeffnung auf­gezogener Büschel, welcher eben in diese Oeffnung eingezogen werden sollte,

^ °m Triebwerk beschäftigten Leute zu bald nachließen, wieder Heuwagen herab und traf den auf diesem mit Zurichten eines neuen über 60 Jahre alten Nepomuk Gugel derart ins Gmrck daß er gestern gestorben ist.

s/ikr-Fränkischen, 30. Juni. Von einem Augenzeugen er- ^ - icher die Entgleisung des Mergentheimer Personen-

o, » ^ Pallhausen folgende Details: Der Weichenwärter hatte, ehe der -LL.' En Viehwagen ins Nebengeleise geschoben und, damit die aaL ^ ? zurückgehe, dieselbe mit einem Stein gesperrt, welchen er ver­kam .herauszunehmen. Als nun der Zug in Wallhausen abfuhr,

aus d-n ^ dieser Weichenstellung ins Nebengeleise mit voller Kraft klibr-^r r Hallen. ein furchtbarer Stoß folgte, und trotzdem daß der aebr-m«. - Nothsignal gab und vom Zugspersonal mit aller Kraft uno di-« w"* ^ hoch mehr ^ verhüten, daß der Viehwagen

^omotive aus den Schienen gehoben und eine kleine Böschung und wurden. Die übrigen Wagen blieben auf dem Geleise,

könnt- telegraphisch bestellte Hilfsmaschine von Crailsheim ankam, weiter ^nem Aufenthalt von 1'/, Stunden nach Mergentheim

der früh mußte eine große Anzahl von Arbeitern aus

Maickin-mit ihren Werkzeugen nach Wallhausen, um die selben di« Au"in abgebrochen, wieder flott zu machen, womit die- ,«wen bis gegen Abend zu thun hatten.

»en sim . ^ ^ Juli- Ein Blick in die Räumlichkeiten des schwar- Auskelln»«« Elchen die morgen zu eröffnendeRosen- und Pflanzen- ung stattfinden wird, zeigte diesen Mittag schon , welchen großen

Umfang die Ausstellung annehmen wird, so daß die Lokalitäten fast zu klein erscheinen. Alle Vorbereitungen versprechen wieder eine vorzügliche Leistung unseres Gartenbau-Vereins, dessen Bestrebungen durch recht zahl­reichen Besuch gewiß anerkannt werden.

Auch ein Fest. Man schreibt aus Frankfurt a. M.: Durch ein ganz eigenthümliches Plakat, das sich an einem Laden auf der Zeil befand, wurden gestern die Passanten zum Stehenbleiben veranlaßt; dasselbe lautete: Zur Feier meines siebenten Konkurses bleibt mein Geschäft bis auf Weiteres geschloffen.

Temesvar, 28. Juni. Ein schreckliches Eisenbahnunglück hat sich Montag. Abends 8 Uhr. auf der Bahnstation Tiurno nächst Turn- Severin ereignet. Gekoppelte Waggons stießen in Folge heftigen Sturmes mit dem Eilzugs zusammen. Mehrere Waggons des Eilzuges wurden zer­trümmert. 4 Personen, darunter der Oderschaffaer und Maschinist, ge- tödtet, 14 Personen schwer verwundet, ein mit Petroleum beladener Wag­gon gerieth in Brand.

Amerika. Ein furchtbarer Sturm, begleitet von Regen, Hagel und Gewittern, der fast an allen Orten großen Schaden an Eigenthum anrich­tete und mannigfache Verkehrsstörungen veranlaßte, zog in den Tagen vom 10. bis 13. Juni über den nordam. Continent vom St. Lawrence Strom bis zum Mississippi dahin. Besonders stark wüthete derselbe im Staate Kansas, wo er verschiedene Häuser mit sich fortriß, unter deren Trümmern mehrere Personen ihren Tod fanden. __

Handel und Verkehr.

Heilbronn, 30 Juni. Wollmarkt. Erster Tag. Die Zufuhren betragen nahezu 5000 Etr. Der Verkauf war sehr rasch. ^/s ist bereit» verkauft, theilweise zu etwas besserem als vorjährigem Preise; mittelfein Bastard 155 bis 166 -1s Stimmung ermattend. Rückgang 6 -1L Stammschäfereien 16570 -1s. Württ. Handelswollen 15055 -^.Bayer­ische Gauwollen 143-48 c^L bezahlt. Ordinäre ohne Nachfrage. Die Restvorräthe wurden bei einer Nachgiebigkeit Nachmittags total geräumt.

Kassel. 28. Juni. Der mit dem gestrigen Tage begonnene bieß- jährige Kasseler Wollmarkt überragt nach allen Seiten seine Vorgängerum ein Bedeutendes. Die Zufuhr ist bis jetzt schon annähernd eine doppelt so große als im Vorjahre. Der geschäftliche Umsatz am gestrigen Tage war ein sehr erfreulicher; sämmtliche Wolloorräthe wurden zu verhältniß mäßig hohen Preisen in wenigen Stunden geräumt, trotzdem die Wäsche bei den meisten Posten nicht gerade befriedigt, nach Aussage der Oekonemen eine Folge der während der Schur herrschenden kalten unv regenlosen Witterung. Bezahlt wurde für ordinäre Waare -1s 115120, für mittlere 130140 und für feinere -1s 140150 je nach Qualität und Wäsche.

Vermischtes.

Der Astronom Professor W. K l i n k e r s u e s schreibt dem Hann. Kour. aus Güttingen vom 25. d.Der über unserem nördlichen Horizont aus­getauchte Komet wurde von Gould in Südamerika vor etwa 1 Monat entdeckt und berechnet. Das Resultat dieser Rechnung, nämlich die sog. Elemente der Bahn, theilte der Kaiser von Brasilien selbst an die Comptes rendus mit. Diese Bahn zeigte eine auffallende Ähnlichkeit mit der des großen Kometen von 1807, weßhalb auch Goulo ihn als solchen ankündigte. Dennoch steigen gegen eine volle und ganze Identität gewichtige Bedenken aus. Für den Komet von 1807 hat Nessel eine Umlaufszeit von nahe 1600 Jahren berechnet; daß dieselbe nicht so verhältnißmäßig klein sein kann, wie 74 Jahre, ergibt sich schon daraus, daß eine Erscheinung aus histo­rischen Zeiten, trotz der Helligkeit. nicht bekannt ist. Es ist auch in diesem Falle sehr unwahrscheinlich, daß die von einem großen Planeten, wie z. B. Jupiter, ausgeübte Störung die ungeheure Verminderung der llmlaufs- zeit veranlaßt habe, weil die Bahn an den größeren Massen weit vorbeisührt. Der Komet Halley mit 76 Jahren Umlaufszeit hält dieselbe ziemlich regel­mäßig ein, obgleich er den großen Planeten viel näher kommen muß. Nach meiner Ansicht besteht keine Identität mit dem Kometen von 1807, sondern nur eine nahe Beziehung oder Verwandtschaft mit ihm. Wie dis einzelnen Theile des Kometen von Biela (zu denen man wohl auch den Kometen von 18181. rechnen darf) einst in einem einzigen Kometen vereinigt gewesen sind, so scheint auch im vorliegenden Falle eiwsehr großer Komet vor sehr langer Zeit in 2 große zertheilt oder zertrümmert worden zu sein, von denen der eine vor dem anderen im Verlaufe des langen Wettrennens einen Vorsprung von 74 Jahren erlangt hat. Diese Ansicht kann leicht geprüft werden; es wird darauf ankommen, ob eine. Umlaufszeit von 74 Jahren sich den Beobachtungen der jetzigen Erscheinung anschließt oder nicht. Bemerkenswerth scheint mir, daß bis dahin mit Sicherheit nur beim Biela'schen Kometen die Theilung nachgewiesen ist. einem Kometen, welcher die Erdbahn durchschneidet und einst einmal mit ihr zusammengetroffen sein muß. Der gegenwärtige Komet, wie der von 1607, durchschneiden die Bahn des Planeten Venus und müssen einst damit zusammengetroffen sein, wenn man Alles in Betracht zieht. Würde unsere Erde durch einen Zusammen­stoß in 2 Stücke getheilt, so würden sich nach kurzer Zeit in Folge der gegenseitigen Anziehung die Stücke wieder vereinigen. Ganz anders bei Kometen, wo nach solchem Falle die Anziehung der Planeten die gegenseitige der Kometentheile überwiegen und dieselbe mehr und mehr von einander entfernen wird. Der jetzige Komet kommt in den nächsten Tagen in noch etwas günstigere Sichtbarkeitsverhältnifse." vr. Klein bemerkt in ver Kln. Ztg. über den Kometen:Es bestätigt sich, daß der Komet in derselben Bahn um dis Sonne läuft, welche ein im I. 1807 erschienener Komet be­schreibt, dem nach Befsel'S Rechnungen eine Umlaufszeit von 1543 Jahren zukommt. Dieser Komet besaß neben dem Hauptschweife auch noch einen schmalen, lichtschwachen Nebenschweif. Der gegenwärtige Komet ist insofern mit jenem verwandt, als er auf derselben Straße einherzieht wie derjenige von 1807. Möglicher Weise laufen in der nemlichen Bahn noch andere Kometen, worüber spätere Zeiten Aufschluß erhalten werden."