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durch »i-Post b-z°- okn im Bezirk 2 30 ^ , 1°nst ^ m Ez Württemberg ° 2 ^ 70 ^.
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Für L»kw abonntrt man bei der Redaktion, auswärts bei dm Boten oder der nLchstgelegenen Poststelle.
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Nro.
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Dienstag, den 5. Juli 1881
56. Jahrgang.
Kestekkungen aus än«
„Cakwer Mocbenökatt"
auf das mit dem I. Juli begonnene halbjährliche Abonnement werden «och fortwährend angenommen (für hier bei der Redaktion, für auswärts bei den betr. Poststellen oder den Postboten) und die bereits erschienenen Nummern nachgeliefert.
Die Redaktion und Expedition des „Calwer Wochenblatts."
Amtliche Kekanntmachungen.
Calw. An die Orlsvorsteher.
Die Ortsvorsteher derjenigen Gemeinden, welche den Staatsbeitrag zu den Kosten des Schneebahnens und Schneeschäufelns auf Staatsstraßen und auf Nachbarschastsstraßen mit Poflwagenverkehx für den Winter 188fl/8.t in Anspruch nehmen, werden äufgefordert. die Kostenverzeichnisse nach deH in Nro. 75 des Calwer Wochenblatts von 1875 bekannt gemachten Formular tzesertigt a l s b a l d hieher K'nzusenden
Bei Gemeinden, von welchen solche Verzeichnisse innerhalb 3 Tagen nicht etnkommen, wird angenommen, daß keine derartigen Kosten aufgewendet worden find.
Den 5. Juli 1881. K. Oberamt
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Amtliches.
Seine Königliche Majestät haben vermöge Höchster Entschließung vom 26/27. Juni die erledigte LandgerichtsschreiberSstelle in Rottwcil dem AmtSgrrichtSschreibcr Wandel i n Ealw zu übertrage» gnädig st geruht.
Politische Nachrichten ... Deutsche» Rei ch.
— Koblenz, 30. Junj^ Das Bulletin über das Befinden der Kais erii lautet: »Der Ausland der Wunde ist durchaus gut; kein Fieber; die Nach war zwar schlaflos, doch ruhiger als die vorigen Nächte; Appetit gering Allgemeinbefinden den Umständen nach befriedigend "
— Koblenz, 1 . Jutti Der Kaiser hat aiy Mittwoch zuar erfienma kurze Zeit am Krankenbette der Kaiserin vorweilen können. Der neuest, ärztliche Bericht von heule Morgen lautet: „Nach eiyKm unruhigen Tag, hatte Ihre Majestät gestern Abend mit beträchtlicher Schwäche zu kämpfen Die Nacht brachte jedoch etwas Schlaf und es wurde Nahrung genommen Seitdem ist die Schwäche geringer; kein Fieber; Puls und Zustand de: Wunde fortdauernd gut. v. Lauer. Busch. Madelung. Velten. Schliep.'
— Berlin, 1. Juli. Der Kronprinz reist heute Abend nach Koblenz ab; die Reise der Kronprinzlichen Familie nach England ist vom Befind«: der Kaiserin abhängig.
— Ueber die Krankheit der Kaiserin sagt die „Nat.-Ztg.": „Wie ma» uns von wohlunterrichteter Seite meldet, hat die an der Kaiserin vollzogen! Operation einen sehr guten Verlauf gehabt; die Kaiserin ist damit von einen älteren Uebel befreit worden , da« ihr oft lästig gefallen ist. Es handelt!
sich um die vollständig geglückte Operation ejneS Bruches (bernia inAuinsIis), wofür Geheimrath Dr. Busch Spezialität, ist. Der Grobherzog von Meck- lenburg-Strelitz hatte sich der gleichen Operation in seinem achtzigsten Lebensjahr mit bestem Erfolg unterzogen "
— Be lin, 1 . Juli. Fürst Bismarck ist heute morgen 8^4 Uhr mit Ge, 'hlin und beiden Söhnen nach Kissingen abgereist
— Leipzig, 30. Juni. Die Reichstagsabgeordneten Bebel, Liebknecht und Hasenclever, sowie 16 andere Sozialisten wurden gestern von hirr ausgewiesen.
Oesterreich-Ungarn
Prag, 1. Juli. Ter Universitätssenat beschloß Sistirung sämrntlicher Kollegien. Ferner soll beim Unterrichtsministerium die Bewilligung der sofortigen Schließung des Sommsrsemesters und dis Einleitung der strengsten DisziplinaruntersUchung anläßlich der Ausschreitungen der Studenten beantragt werden. -i
Prag, 1. Juli. Dis Universität ist geschlossen. Dis Profess»'' ' senden eine Deputation nach Wien direkt zum Kaiser. Die Exze e dauern fort. Im deutschen LanbMheater wurden die Fenster einge dorfen. Zahlreiche Verhaftungen, sind vorgcnommen. Sämmt- kiche czechisLe Zeitungen wurden heute abermals konfiszirt
Gestern Abend wurde bei Podhorz, in der Nähe von Prag, der seiner entschieden deutschen Gesinnung wegen bekannte Redakteur dex „Oesterreich. Bienenzeitung" und Präsident der Üesterreich. Gesellschaft der Bienenfreunde, Mayerhöffer, auf dem Wege von zwei czechischen Doktoren überfallen und ohne jede Veranlassung mißhandelt.
Prag. 29. Juni. Kronprinz Rudolph hat sich über die czechischen Straßen-Exceffe sehr indignirt ausgesprochen und wiederholt die Absicht geäußert, bei Fortdauer solcher Verhältnisse Drag za verlassen.
Mit der. spüematischen Hetze gegru die deutschen Studenten wollen die Czechen, die in der UnibersitätSfrage doch nur einen halben Erfolg errungen lind nur die Errichtung einer besonderen czechischen Hochschule stärk der angestrebten vollständigen Zweitheilung der bestehenden deutschen Hochschule, d. h der Vernichtung der letzteren, erreicht haben, auf einem Umwege zu dem eigentlichen Ziel, nämlich zum Ruin der deutschen Universität, gelangen, indem sie den deutschen Studenten den Aufenthalt in Prag verleiden, ja unmöglich machen. Ohne deutsche Studenten gibt es auch keine deutsche Unioersilät I so mag man im czechischen Lager denken. Es wird sich diesem Beginnen schon jetzt ein gewisser Erfolg nicht absprechen lassen, denn es ist nicht anzunehmen, daß die Prager Hochschule, die sich bisher eines starken Studentenzuzugs von außen zu erfreuen hatte, unter den obwaltenden Verhältnissen in Zukunft der gleichen Anziehungskraft erfreuen werde. Man hat es bei den Prager Studeutenexceffen daher nicht bloß mit für den Augenblick peinlichen lokalen Ausschreitungen, sondern mit Vorfällen von großer Tragweite für die Prager Universität überhaupt zu thun.
Frankreich.
Paris, 30. Juni. Die Münzkonferenz. nahm ihre Berathungen wieder auf und vertagte sich nach kurzer Sitzung auf den 2. Juli. Mehrers Deputirle. welche nicht eingetroffen waren, hatten brieflich sich entschuldigt. Paris. Leroy-Beaulieü betrachtet die Frage der fremden
Feuilleton.
Eine seltene Frau.
Von A. S.
(Forts^ng.)
Der entzückte Liebhaber bat um einen Kuß , und Josephine, tief er ^We»d, gewährte ihn. Man besprach nun die einzuleitenden Schritte, un die Erben zu ermitteln, und über ihren Charakter Fortschritte anzustellen Nach einer halben Stunde schied der Major mit der Versicherung, daß ei noch an demselben Tage seinem Korrespondenten in Berlin schreiben würde Kaum hatte er sich entfernt, als Philipp in dep Saal stürzte.
»Josephine," rief er überwältigt, „jetzt begreife ich Dich I Verzeih, «tr, denn ich sündigte gegen Dich, weil ich Dich bi« zur Anbetung liebe I'
Sre hing sich an seinen Hals und flüsterte unter Thränen: r -» »34 h"be Dir nie gezürnt. Philipp, weil ich Dein Herz kenne I Dr teytetest meinetwegen Verzicht auf dar Vermögen Deines Onkels — ich erachtete es für Pflicht, es Dir zu erhalten. Das Geheimniß. das ich be- wahrte, war Dein eigenes, und ich würde es preisgegeben haben, hätte ich oen Erfolg meines kleinen Kunststücks voraussehen können. Dies wirst Du ohne Zweifel der Eitelkeit zu Gute halten, von der keine Frau frei ist."
.Wie aber hast Du erfahren, daß ich überhaupt einen Onkel habe, und auf welchem Fuße ich mit ihm stehe?"
»Der Zufall ward zum Vrrräther Deiner großmüthigen Diskretion
gegen mich. In meinem Zimmer in Berlin verlorst Du den letzten Brief Deines Onkels, der mir völligen Aufschluß über die obwaltenden Verhältnisse gab. Er kündigte Dir selbst seine bevorstehende Verheirathung an. Da ich wußte, daß es Dir Kummer machen würde!, wenn mir das Urtheil Deines Onkels über mich bekannt würde, so verschwieg ich Dir den Fund und verschloß den Brief. Nun machtest Du die Reise, um Dein Gut zu verkaufen. In dieser Zeit wurden mir durch einen Advokaten heimlich Heirathsanträge gemacht. und man beschrieb mir die Person des Majors von Wildau, Deine» Onkels. Mein Plan war sofort gefaßt, ich verließ Berlin, um von hier aus mit dem Heirathskandidaten in Korrespondencs zu treten, meldete Dir meine OrlSveränderung, und suchte Dich zu bewegen, unsere Heirath ferner geheim zu halten. Den Erfplg meiner kleinen List hast Du gesehen — jetzt ist es an Dir zu handeln."
„Josephine, den letzten Akt des Drama's werde ich auqführen I"
Nach Tische verließ Philipp seine Gattin.
VH.
Um drei Uhr betrat der junge Mann die Wohnung des Magister«. Elia«, der ihn lange nicht gesehen, empfieng ihn freudig und führte ihn iu da« Stübchen de« Herrn von Barnstedt. Der Gret« colorirte Bilderbücher, eine Arbeit , die ihm der Magister verschafft hatte. Anna war mit Stickereien beschäftigt; erröthend erhob sich da« hübsche Mädchen, und begrüßte in dem Gaste den Fürsprecher bei Madame Lindsor. Philipp nahm keine« Anstand, sich zu entdecken; er übergab dein freudig bestürzten Manne die für Vas Gut erhaltene Kaufsumme in Wechseln und Staatspapieren, und