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daß man die Italiener verabschiedete; dis Kompagnie der Docks gab nach und schickte ungefähr 30 Italiener fort! Nan aber erklärten dis Franzosen, sie würden nur dann arbeiten, wenn man ihnen einen höheren Lohn ge­währe. Die Kompagnie schickte nun die Franzosen fort und ließ die Italiener zurückrufen; diese hinwieder erklärten, daß sie nicht mehr arbeiten und nach Italien zurückkehren würden.

England.

London, 29 Juni. Das Urtheil des Krim'.nalgerichts gegen Most lautet auf 16 Monate Zwangsarbeit.

In Liverpool kam am Samstag der Dampfer Volta von derMest- küste Afrikas an. Das Schiff überbringt die goldene Axt, die der König von Aschanti als Zeichen seiner vollständigen Unterwerfung der Königin übersendet, sowie 2000 Unzen Gold, ein Theil der dem Herrscher von Aschanti auferlegten Geldbuße im Betrage von 4000 Unzen Gold.

Türkei.

Konstantinopel, 29. Juni. Das Urtheil in dem Prozesse gegen die der Ermordung des Sultans Abdul Aziz Ange­klagten ist heute gefällt worden. Said Bey und Riza Bey, beides Palastosfiziere, wurden zu lOjähriger Zwangsarbeit, die übrigen 9 Ange­klagten zum Tode verurlheilt. (Diese 9 sind: die beiden Waldhüter, der Ringkämpfer Mustapha, der Exkämmerer Fahrt Bey, die beiden Majore Ali Bey und Nedjib Bey, endlich Midhat, Nuri und Mahmud Pascha.

Bulgarien

Eine Depesche aus Varna 27. Juni lautet: Bei den gestern in den Städten Varna, Sofia, Pravadi Rustschuk, Baltschik, Bazardschtk, Sistovo, Samakoff, Widdin, Lom und Drenova vollzogenen Wahlen für die große Nationalversammlung wurden Abgeordnete gewählt, welche die fürstlichen Bedingungen annehmen Keiner der Gewählten ist in den Oppositionslisten enthalten. Dar vollständige Ergebniß der Wahlen wird morgen bekannt sein.

Das vollständige Ergebniß der Wahlen ist noch nicht bekannt die neu­esten Nachrichten bestätigen jedoch, daß das Resultat für die Annahme der Bedingungen des Fürsten günstig ist. In Nikopoli und Nahova wurden die muselmanischen Wähler seitens der Oppositionellen mit Gewalt an der Abstimmung gehindert, wodurch Streitigkeiten entstanden. Um ernsten Un­ordnungen vorzubeugen, verhängte General Ehrenroth über die genannten 2 Städte den Belagerungszustand. Sonst herrscht in ganz Bulgarien Ruhe. Beim Zusammentreten der Nationalversammlung am 13. Juli in Sistow wird keine Debatte sondern nur die Abstimmung über die Bedingungen des Fürsten gestattet sein. Die Versammlung wird nur einen Tag dauern. Die verstärkte Garnison von Sistow wird tagsüber in Waffen stehen; Tausende von Wählern werden anwesend sein, um die Abstimmung ihrer Abgeordneten zu überwachen. _

Tages Neuigkeiten.

. Calw. Eine dem Nothgerbec Stur m'schen Hause, Badgaffe. Don­nerstag früh drohende, nicht unbedeutende Feuersgefahr, konnte, Dank rasch und hinlänglich zur Stelle befindlicher Hilfeleistung, glücklicherweise im Keime erstickt werden, so daß eine Alarmirung nicht nöthig wurde; Daugebrechen sollen Ursache hievon sein.

Wie kürzlich bereits angedeutet, findet Sonntag Nachmittag die wiederholte Aufführung derSchöpfung" von H ay dn statt, worauf wir ein hiesiges und auswärtiges kunstsinniges Publikum umsomehr auf­merksam gemacht haben wollten, als einerseits solch' hoher Genuß ja so häufig nicht geboten, andererseits aber möglichst zahlreicher Besuch nur eine wohlverdiente Anerkennung der wirklich großen Leistungen des hiesigen Kirchengesangvereins ist.

S tuttgart, 30. Juni. Die auf heute anberaumte Schwurge­richtsverhandlung gegen den Bauunternehmer Braun von hier wegen Mordversuch s, begangen an Hrn. O.B.R. Abel, ist gestern Abend plötzlich abbestelll worden Der Grund hievon ist, wie wir in Er­fahrung gebracht haben, der, daß begründete Zweifel an der geistigen Zu­rechnungsfähigkeit des Braun sein einstweiliges Verbringen nach der Irrenanstalt Schuffenried zum Zweck seiner Beobachtung veranlaßt haben.

Friedrichshafen. 29. Juni. Gestern machte lautSeebl" Se. Majestät der König eine Rundfahrt in dem Obersee. Die Ankunft Ihrer Majestät der Königin erfolgt am Freitag, 1. Juli, Mittags 12 Uhr 56 Min. mit Sonderzug.

Ulm, 28. Juni. Nach einer vorläufigen Berechnung wird die Ver­stärkung des Münsterhouptthurmes ca. 270,000 , der Ausbau des

Thurmes ca. 1,200.000 kosten. Nach seiner Vollendung wird derselbe 155 m hoch sein. Das Lotterieunternehmen wird auf diese Weise noch lange fortgesetzt werden müssen.

Ebingen, 30 Juni- Im nahen Zillhausen wird heute an seinem 9). Geburtstag der älteste Bürger jener Gemeinde und zugleich einer der ältesten Veteranen des Landes, Johannes Raible, zur Ruhe bestallet. Derselbe hat als junger Soldat 3 Feldzüge in Sachsen und Frankreich mitgemacht. Bis zu seinem Tobte geistig vollkommen zurech­nungsfähig, versah Raible noch vor wenigen Jahren mit seltener Rüstig­keit dar Amt einer Gemeindewaldschützen und hat sich durch sein biederes Wesen und die Ehrenhaftigkeit seines Charakters die Achtung der ganzen Gemeinde erworben.

In Köngen ist ein 5jähriges Mädchen dem Feuer des Herdes zu nahe gekommen, so daß seine Kleider Feuer fingen und das Kind in Folge der Brandwunden nach einer Stunde starb.

Vom Fränkischen, 28. Juni. Bei dem Gewitter und Hagelschlag am Freitag Nachmittag mit seinen unheilvollen Folgen, welche in Iheil- weise gänzlicher Vernichtung aller Feldsrüchte und Gartengewächse bestanden, wurden, wie nunmehr sich übersehen läßt, am schwersten getroffen dis Ge­meinden Tristshausen. Hengstseld. Wallhausen, Schönbrunn, Michelbach, Reubach, Aspach, Roßburg. Die Stimmung unter den Bewohnern jener Orte ist eine sehr gedrückte und traurige, weil den meisten davon das Wetter in Zeit von 15 Minuten ihre reiche Ernte total in den Boden schlug. Herr Laudwirlhschastslehrer Rindt bereist seit gestern im Aufträge des K Oberamts die erwähnten Ortschaften und ertheilt Ralhschläge, wie man dies oder jenes noch retten oder gut machen kann; es werden auch seit einigen Tagen von allen Seiten Pflanzen herbeigeschafft und gesetzt, damit man noch wenigstens aus einigen Ertrag des Bodens hoffen kann. Der mit dem Gewitter verbundene Sturm brach eine Unmasse Bäume ab und war von solcher Gewalt, daß selbst Stämme von 1i/z bis 2 Fuß Durchmesser sammt der Wurzel aus dem Boden gerissen wurden.

München, 28. Juni. König Ludwig ist heute Nacht über Buchloe und Lindau nach der Schweiz abgereist.

München, 28. Juni. Für das VII. Deutsche Bundesschießen

wurden folgende weitere Ehrengaben gespendet: Von Sr. Maj. dem Könige von Württemberg ein silberner Tafelaufsatz (Werth 800 ; von S. K.

Hoh. dem Prinzen Ludwig Ferdinand von Bayern ein silberner Pokal (Werth 500 vtL); von der Schützengilde Stuttgart als 1. Preis ein goldenes Halsband und ein goldenes Damenmedaillon (Werth 350 vtL), 2. Preis eine goldene Remontoiruhr mit goldener Kette (Werth 250

von dem k. k. Landeshauptschießstand Salzburg eine Kassette auf einem Plateau mit 60 baar.

Fr ei bürg i. B., 25 Juni. Das Wetter bleibt der Vegetation sehr günstig; die Reben stehen in Blüthe und ihr Verlauf berechtigt so­weit zu den besten Hoffnungen.

Rüdes heim, 26. Juni. Der Weinstock steht eben in vollster Blühte und ein Gang durch die Weinberge ist ein wahrer Genuß: die die Luft ist erfüllt mit dem würzigen Dufte der Weinblühte. Die Traubenblüthe geht bei höchst günstiger Witterung schnell und gleichmäßig vorüber und die Aussichten find vortrefflich.

In Leipzig hat ein Tapezier Ziegler ein betagtes, einsam lebendes Fräulein, das in demselben Hause wie er wohnte, ermordet und beraubt und das Zimmer in Brand gesteckt, um den Mord zu verdecken. Er läug- nete beharrlich, wurde aber zum Tode verurlheilt.

Aus der Reichshauptstadt. In der letzten Versammlung des deutschen Volksvereins wurde nach einer Rede Henrici's ein großer Holzstoß angezündet. In das auflodernde Feuer wurden Exemplare

Ich rede, wie ich denke, Madame, und meine zukünftige Frau muß alle meine Familienverhältnisss kennen. Sie soll nicht zufällig erfahren, was ihr zu wissen gebührt. Und darum wiederhole ich, daß ich mich jetzt aus reiner Neigung verheirathe, wenn ich auch die angegebenen Rücksich­ten nicht ganz außer Acht lasse."

Ihr Neffe, Herr Major, ist also der Grund, daß wir uns kennen

Denn es ist meine Pflicht, daß ich mich für ihn verwende; er soll nicht sagen, daß ich ihm Alles geraubt habe. Wie Sie mir mittheilten, ist er mit seiner Geliebten verheirathet kennen Sie seine Frau?"

Nein; aber man sagt, daß sie eine ausgemachte Kokette sei, für die sich der junge Mensch ruinirt habe. Und der Beweis liegt ja vor warum hat er sein Gut verkauft? Es thut mir leid, daß ich Ihnen die erste Bitte versagen muß."

Verzeihung. mein Herr, wenn ich beharre. Die Welt liebt es, zu übertreiben, und sie verurlheilt oft eine Frau nach dem bloßen Scheine. Wenn Sie nun der Gattin Ihres Neffen Unrecht gethan hätten?"

O, Madame, dann will ich mein Unrecht bekennen, dann will ich die ersten Gründe fallen lassen, wie auch bereits geschehen, und verheirathe mich aus Achtung und Liebe."

Ihre Dienerin, mein Herr!'' sagte Josephine, sich stolz verneigend. Damit wäre ich zufrieden gestellt, aber nicht ihr armer Neffe, den Sie doch nicht vergessen dürfen."

Ich wünsche ihm, daß er eine eben so schöne und achtbare Frau be­sitzen möge, als mir das Glück in Ihnen, Madame, zugeführt hat."

Und wenn dies der Fall ist?" fragte Josephine mit einem reizenden Lächeln.

O, ich kann Alles versprechen, denn dieser Fall wird nicht eintreten;" rief der Major.

Sie machen mich erröthen, mein Herr! Sie dehnen Ihre Galanterie bis zu einem Grade aus"

Wie Sie Ihre Bescheidenheit und Gutherzigkeit, theure Josephine! Bei meiner Ehre," fügte er feurig hinzu und indem er ihre Hand ergriff, gleicht Phitipp's Frau Ihnen, so soll er sich über mich nicht zu beklagen haben, denn ich finde seine Leidenschaft erklärlich. Und da Sie doch ein­mal meine Universalerbin sind denn das Testament spricht nur von einer Frau so gebe ich Ihnen Vollmacht, die jungen Leute zu bedenken. Aber finden sich Makel, ist sie eine Verschwenderin"

Sie selbst sollen urtheilen, mein Herr! Doch sorgen wir zunächst, daß wir die Dame kennen lernen. Und bis dahin bitte ich, jede weitere Fest­stellung aufzuschieben, denn ich möchte den Tag. der mir auf immer die Achtung und Liebe eines Ehrenmannes sichert, durch einen Akt der Milde und Versöhnung weihen. Ich kann Ihr Vermögen nicht annehmen, bevor ich nicht weiß, daß keine Thräne darum fließt. Dies mag die erste Bitte Ihrer Braut sein"

Und ich gewähre sie, obgleich mein Glück verzögert wird!" rief der Major, indem er ihr einen Ring an den Finger steckte.

Den mcinigen erhalten Sie an dem Tage der Entscheidung, und brs dahin bleiben Sie in Leipzig, damit sich das angeknüpfte Band fester schlinge."

(Fortsetzung folgt.)