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Wien, 26. Juni. Mehrseitig verlautet, in den ersten Tagen des August finde in Salzburg eine Zusammenkunft des deutschen Kaisers uiit dem österreichischen Kaiser statt. Ersterer wollte nach be­endeter Kur in Güstern nach Ischl kommen, Kaiser Franz Joseph schlug dagegen Salzburg vor, damit dem greisen Kaiserlichen Freund die außer der festgesetzten Tour liegende Reise erspart werde. Das österreichische Kronprinzenpaar wird ebenfalls in Salzburg weilen.

Prag. 25. Juni. In Dobrzan trat in Folge eines furchtbaren .Wolkenbruchs und Hageljchlags eine Ueberschwemmung ein; der Schaden ist groß, die Ernte theilweise vernichtet.

Mexiko, 25. Juni. Auf der Morelos-Eiscnbahn stürzte in vergang­ener Nacht ein Zug in den San-Antoniofluß bei Curatla. Gegen zwei­hundert Personen sind todt, viele verletzt. Die Passa­giere waren meistens Soldaten. (Morelos ist ein kleiner, neu abgegrenzter mexikanischer Staat, umgeben von den Staaten Mexiko. Guerrero undPuebla.)

In Jllinois-Bleaminster starb vor einigen Wochen ein nach dort ausgewanderter Deutscher und hinterließ ein Vermögen von circa 2 Millionen Dollars, das er sich innerhalb 30 Jahren dort erworben hatte. Zum glücklichen (?) Erben hatte er einen augenblicklich in Holland lebenden Landsmann eingesetzt, welcher einstmals sowohl den pekuniären Ruin des Erblassers verschuldet, als auch Vas Familienglück desselben zer­stört unv ihn somit zur Auswanderung getrieben hatte. In seinem Testa­mente sagte der Erblasser: Dieser Mann sei der einzige auf der Well, den er zu hassen Ursache habe; aber er sei auch derjenige, dem er sein späteres Glück verdanke, und dafür wolle er sich erkenntlich zeigen. Das klingt ge­wiß sehr gcoßmüthig und wäre es auch, wenn nicht an die Uebernahme der Millionenerbschafl eine Bedingung gar eigenthümlicher Art geknüpft worden wäre; die nämlich, daß gerade dieser Erbempsänger zeitlebens einen ganz bestimmt vorgeschciebenen Anzug von schwarzem Wollenstoff mit hellgelbem Passepoil nebst einem Hut von gleicher Farbe und der zweifel­losen Form einer Narrenkappe mit Troddeln statt der Schellen zu tragen verpflichtet sei. Mit dem Augenblick, in welchem er sich die geringste Aen- derung an seinem Kostüm erlaubt. fällt ohne Gnade das ganze Vermögen an entfernte Verwandte des Erblassers, welchen ohnedies einige Tausend Dollars vermacht worden sind, um die Jnnehaltung der Erbbedingung ge­wissenhaft überwachen zu können. Dem Erben sind sechs Monate Bedenkzeit bewilligt worden, zu entscheiden, ob er die mit dem Fluch der Lächerlichkeit belasteten Millionen annehmen will oder nicht.

Handel und Verkehr.

Vo m o b ern N eckar, 22. Juni. Auch bei uns. hat die Heuernte begonnen und fällt je nach Bodenbeschaffenheit und Lage verschieden aus. Qualität recht gut, die Quantität bleibt hinter der vorjährigen zurück. Die Gsireidearten stehen durchaus schön, insbesondere der Roggen. Der Reps geht rasch der Reife entgegen und hat eine solche Menge Schoten angesetzt, wie seit vielen Jahren nicht mehr. Die Kleeäcker haben durch Auswiinern viel gelitten, und mancher Acker, welcher vergangenen Herbst in üppiger Fülle dastand, mußte umgcpflügt werden. Die Odstbäume be­rechtigen zu schönen Hoffnungen, und die wenigen Weinstöcke, welche da und dort als Kammerz zu treffen sind, haben ungewöhnlich viel Trauben ange­setzt, die nun zu blühen ansangen.

Ulm, 25. Juni. Mlüelpreise pr. Zollztr. Kernen 12 75 L,

Weizen 11 -iL 50 L, Roggen 11 vk 80 Haber 7 93 L.

Ravensburg. 25. Juni. Korn 12 »iL 72 L, Roggen 10

53 L. Gerste 8 50 Haber 7 ^ 82 L.

Der Komet ll 1881. lieber die Erscheinung des neuen Kometen schreibt der bekannte Astronom Dr. Klein in derK. Ztg.":Der Komet gewährt gegenwärtig einen imposanten Anblick. Bei heiterem Wetter jann man ihn schon vor 9'/e Uhr am nördlichen Himmel mit bloßem Auge erkennen, wenn dort noch kein anderer Stern sichtbar ist. Um Mitter­nacht überstrahlt er alle Sterne und zieht den Blick unwillkürlich auf sich. Der Schweif dehnt sich in der Richtung auf den Polarstern hin aus und verliert sich, breiter werdend, allmälig auf dem Himmelsgrunde. Der Komet, der eine rasche Bewegung nach Norden zu hat, ist für unsere Breiten dircumpolar, d. h. er sinkt bei der täglichen Bewegung des Himmels nicht unter den Horizont. Gestern Abend erschien das Gestirn im großen Kometensucher meines Observatoriums außerordentlich lichtstark. Der Schweif, der über 10 Grad weit verfolgt werden konnte, war verhält- riihmäßig scharf begrenzt. Besonders die Nebelhülle des Komelenkopfts zeigte bei ungemeiner Helligkeit ziemlich scharfe Abgrenzung gegen den Himmel. In dieser Hülle erblickte man einen Hellen Kern, der etwa die Gestalt eines Planetenscheibchens hat und in völlig ruhigem Lichte glänzt, »ährend die umstehenden Sterne stark funkeln. Mit einem im Schweife des Kometen stehenden Fixstern verglichen, war die Farbe des Kometen- kernr entschieden gelblich. Bei Anwendung eines Vogeljchen Spektroskops erschien das Spektrum des Kometen merklich schwach. Eine Untersuchung des Kerns an starker Vergrößerung des Refraktors war wegen der Stell­ung des Kometen und der dunstigen Luft unthunlich."

- 7 - Nill's Thiergarten in Stuttgart, dieses schöne, ganz nahe bei der Landes-Gewerbeausstellung gelegene und deßhalb namentlich jetzt viel­besuchte Anwesen, hat in den letzten Wochen mehrfache Verschönerungen und Zuwachs erhalten. Das Raubthierhaus ist nun fertig. Seinen Mittel- raum nimmt der Elephant ein; bei ihm verweilen die Besucher am längsten, um sich an der plumpen Gestalt, aber auch an dem drolligen Treiben des Thiers zu ergözen. Wird der Elephant nicht von den Umstehenden unter­halten (dis liebste Unterhaltung sind ihm Spenden von Aepfeln, Feigen. Kirschen, auch Zimmtsterne werden angenommen), hat er Langeweile, so Hehl'» an Kraftproben, arerübt am Hau», Gitter, Thüren, wogegen nun

Hr. Nill mit Schranken und spitzen Nägeln geantwortet hat. UebrigenS ist er ein gutmüthiger Geselle, dankbar gegen Wohlthäter. Wehe aber dem Beleidiger, der ihn gereizt ober ihn mit einem Leckerbissen geneckt, aber nicht verabreicht hat: kommt er nach 1 Stunde wieder vorüber, ec wird unter Dutzenden erkannt der Elephant läßt ihn arglos herankommen, nimmt spielend den Rüssel voll Sand und blast ihn plötzlich dem Bösewicht entgegen. Seine Nachbarn sind 2 Leoparden, wunderschön gefleckte und geformte Thiers. Sie wurden voriges Jahr in Katzengrößs erworben, sind nun wie ein großer Hund und scheinen ausgewachsen. Den dritten Ge­laß im Raubthierhaus wird demnächst eine halbjährige Löwin einnehmen. Ihre Gespielen 1 afrik. Windhund und t Meerkatze (Affenart) geben sich alle Mühe, die Herrin und solche weiß die Löwin mersterhaft zu spielen zu amüsiren und diese gibt deutlich nach Art junger Katzen zu verstehen, daß sie geneckt sein will. Nebenan ist eine Reihe von 17 Volieren mit Sommer- und Winterquartieren für heimische und fremd­ländische große und kleine Vögel entstanden. Da zwitschsrts, pseifts, flötets, krächzt durcheinander, ein buntes Gemisch aus der gefiederten Welt; dazu das Gackern der seltenen Hühner- und Fasanenacten, das Schnattern der vielerlei fremden Gänse und Enten, der schwarzen und weißen Schwanen und sonstigen Schwimmvögel. In der Abtheilung der Gehörnten bemer­ken wir zwei zartgebaute Edelhirsche und zwei niedliche Damhirsche, erst kürzlich zugewachsen, von den Müttern, an denen sie saugen, treu bewacht.

Allerliebst ist ein Rudel ganz junge Wildschweine, gelbschwarz gestreift, gierig grunzend alles Zugeworfene beschnüpfelnd. Wir sagenallerliebst", obgleich diese Thiergattung gewöhnlich geschmäht wird. Dies das we­sentlich Neue in dieser Ansiedlung, einer kleinen Welt von ca. 500 Thieren.

Es verlohnt sich für Jedermann, dem Thiergarten einen Besuch zu machen (Eintritt nur 40 L, Kinder 20 L); man geht hochbesriedigl, weil unterhalten und belehrt, auch in der Thiergarteilrestauration gestärkt, von dannen. Auswärtigen, die mit dem 1. Frühzug ankommen, möchten wir empfehlen, zuerst nach dem Thiergarten. an der Ausstellung vorüber, zu gehen. In den Morgenstunden ist die Thierwelt am muntersten und es läßt sich da ganz nützlich die Zeit verbringen, bis um r/zlO Uhr für die Ausstellung der mäßigere Eintrittspreis von 1 »iL (bis zu dieser Stunde kostet's 2 -,/6) Platz greift.

Vermischtes.

Freiburg, 25. Juni. Auf dem heutigen Markte ereignete sich folgender hübscher Scherz: Zu einem Eier- und Käsehändler trat ein fein gekleideter Herr und kaufte eine Anzahl Eier, bestand jedoch darauf, sich gleich von der Güte derselben durch Aufschlagen eines derselben zu über­zeugen. Der Verkäufer, ein Bauer, willigte ein, wie aber wurde er über­rascht, als sich in dem Ei ein 20-Markstück vorsand, ebenso in einem zweiten und noch mehreren. Er protestirte sofort gegen den bereits erfolgten Verkauf und zwang den fremden Herrn statt bereits bezahlte Eier einen Käse oder Butter zu nehmen. Sein Erstaunen aber machte einer wahren Bestürzung Platz, als der Herr den Käse aufschnitt und einen Hundert­markschein darin fand. Der Bauer legte sofort seine Hände auf seine Waare, von der er nicht ein Stück mehr verkaufen wollte und beruhigte er sich dann erst, als der fremde Herr längst verschwunden und das herum- stehende Publikum und eia anderer Bauer erzählt hatten, daß sich der Zauberkünstler Professor Nößner nur einen kleinen Scherz mit ihm erlaubt habe.

DenKerl" kenneich nicht! Zwei Damen aus der Provinz, welche zu Pfingsten nach Berlin gekommen waren, um die Pracht der Reichshauptstadt zu bewundern, wollten selbstverständlich auch dis Denk­mäler des Thiergartens besichtigen. Sie nahmen eine Droschke und sagten dem Kutscher kurz:Nach dem Thiergarten zu Goethe!" Der Kutscher besinnt sich eine Weile, dann fragt er: ,Zum Alten oder zum Jungen?" Aber, mein Gott," ruft die eine Dame, die Gattin eines Oberlehrers, halb ärgerlich, halb verwundert aus,Sie werden doch Goethe kennen?" Nun wurde auch unser guter Roffebändiger kurzathmig und schrie die Dome an:Nein, den Kerl kenne ich nicht!"

Schlauheit eines Berliner Reporter». Man rühmt so oft die Findigkeit der amerikanischen Zeitungsreporter; unsere deut­schen Berichterstatter scheinen ihnen indessen kaum nachzustehen, wie folg­ender Fall beweist. Der Lokalreporter eines obscnren Berliner Blattes hatte sich an die zuständige Behörde mit einem Gesuch um Zulassung zu den Festlichkeiten rc. gewendet. Er erhielt schriftlich eine abschlägige Ant­wort. Mit diesem Schreiben, erzählt seeleavergnügt unser Federheld, bin ich überall durchzekommen, es genügte mir vollständig als Legitimation; Jeder sah nur auf den vorgedruckten Kopf und die Unterschrift, durchgelesen hat's Niemand.

Literarisches

DieJllustrirte Welt" (Verlag von Eduard Hallberger in Stuttgan) ist jetzt bis zum 23. Heft vorgeschritten und gibt das nach­stehende Jnhaltsverzeichniß desselben fortdauernd Zeugniß für die Reich­haltigkeit des textlichen Stoffes und Bilderschmuckes: Ein schönes Gesicht. Novelle nach englischem Motiv frei bearbeitet von Max v. Weißenthurn. (M. 2 Jll.) Graf Rübezahl. Roman von Joh. v. Dewall. Der Einzug der Prinzessin Stefanie in Wien. (M. 2 Jll. Auf fürstlichen Befehl. Eine wahre Geschichte von Marie von Schlaegel. Vorbei­marsch der tunesischen Armee vor dem Bardo. (M. Jll.) Geschichte der Guitarre. Der Apotheker. (M. Jll.) Die beste Zeit zum Essen;

Rothenburg an der Tauber. (M. Jll ). Aus Natur und Leben. Im Sommer. Nach einer Zeichnung von Adrien Marie. Für das junge Volk: Physikalische Experimente ohne Apparate; Spiele; Kinder- räthsel. Au« unserer humoristischen Mappe, v Originalzeichnungen. Spatzenlied. Von Julius Rodenberg. Au« allen Gebieten: Fernseher; Das Eierkochen; Rosenpilz. Interessante Bücher. Bilderräthsel. Palindrom. Schach u. s. w.