i

246

! >

gliedern einzusetzen, die Kompetenz des Reichsgerichts und der Abgeordneten­hauses abzugrenzen, eine der fundamentalen Institutionen der Verfassung, Va» Reichsgericht, erschüttern, weil dasselbe bezüglich der oberösterreichischen Großgrundbesttzerwahlen nicht nach dem Herzen der gegenwärtigen Majorität geurtheill hat. Diesen kecken Schlag ins Angesicht konnte und durfte die Verfaffungspartei nicht ruhig hinnehmen. Der Führer der Verfaffung?- partei, Dr. Herbst, erklärte, der Antrag, die Kompetenz des Reichsgerichts zu prüfen, stehe mit der ganz klaren Bestimmung des Staatsgrundgesetzes in offenem Widerspruche, sei somit verfassungswidrig.Der Berathung über einen solchen Antrag beizuwohnen find wir nicht berechtigt und keine Bestimmung der Geschäftsordnung kann zur Theilnahme an einer Handlung verpflichten, durch welche die Verfassung verletzt wird. Indem wir daher gegen die Verhandlung über diesen Antrag und gegen die in Folge der­selben etwa zu fassenden Beschlüsse Verwahrung einlegen, erklären wir, daß wir uns an dieser Verhandlung nicht betheiligen, daß wir an der Wahl des betreffenden Ausschusses nicht theilnehmen und daß wir einer etwa auf uns entfallenden Wahl keine Folge leisten werden ' Diese Erklärung ward von der Linken und den Galerien mit stürmischem Beifalle ausgenommen, dann erhob sich die gesammke Verfassungspartei (150 Abgeordnete) und ver­ließ den Sitzungssaal. Der Vorfall macht selbstverständlich ungeheures Aussehen. Der Schritt, den die Verfassungspartei heute gethon, ist ein sehr ernster, er hat eine Krise herausbeschworen, wie sie Oesterreich seit dem Jahre 1865 nicht mehr durchzumachen hatte.

Frankreich.

Paris, 21. Mai. Nach einem offiziellen Berichte stieß die Kolonne des Obersten Jnnocents am 19. d. M. in der Umgegend von Chellala (südliches Algerien bei Geriville) auf einen zahlreichen Feind. Die Infanterie des Feindes (Uled Sidi Scheck) rückte bis auf hundert Meter Entfernung vor und wurde unter großen Verlusten in die Flucht geschlagen. Die feindliche Kavallerie griff die eingeborenen französischen Hilfstruppen an, wUchs zurückwichen, wodurch Unordnung entstand und dis Bewegung der französischen Infanterie gelähmt wurde. Schließlich wurde der Feind in der Richtung von Chellala zurückgeschlagen; er verlbr 300 Mann; die Verluste der Franzosen sind 37 Todte, 46 Verwundete.

Paris, 23. Mai. Nachrichten aus Bizerta zufolge herrscht große Unruhe unter den Gebirgsbewohnern in der Umgegend von M ater. Eine Truppenabtheilung des Generals Maurand verschanzte sich in den Mater beherrschenden Positionen.

Das Kesseltreiben aus dieKrumir und die ihnen benachbarten Stämme hat wiederum^begonnen.-dlich können die Krumir nicht entwischen, weil dort das Meer ist und die Franzosen Tabarka besetzt haben; östlich hinaus können sie nicht, weil sie dort auf die 4 genannten Brigaden unler Forgemol stoßen. Wenn sie nach Westen oder Süden wollen, stoßen sie auf Delebecque. Es wird ihnen deßhalb nichts übrig bleiben, als sich zu unterwerfen.

Paris, 23. Mai. Die Kammer berieth den Vertrag mit dem Bey von Tunis. Clemenceau (äußerste Linke) bekämpfte den Vertrag. der alte Freundschaften erkalten mache und Mißtrauen errege. Delafosse bedauert, daß die Kammer nicht vorher über den Vertrag befragt worden sei. Ein Vertagungsantrag des Herzogs v. Ornano (Bonapartist) wird mit 363 gegen 111 St. abgelehnl und darauf der Vertrag mit 453 gegen 1 St. genehmigt. Im Laufe der Debatte erklärte Ministerpräsident Ferry, der Bey habe nicht gegen den Ver­trag protestirt und führe denselben aufs loyalste aus.

Italien.

Sella, der Führer der Rechten, hat kein Ministerium bilden können. Die Linke hatte sich das Wort gegeben, daß sie das Ministerium Sella mit einem Mißtrauensvotum empfangen werde, und da der König die Auflös­ung der Kammer verweigerte, blieb Sella nichts übrig, als das ihm er- theilte Mandat in die Hände des Königs zurückzulegeu. Dies that er am Abend des 20 Mai und der König ließ sofort den bisherigen Minister­präsidenten Cairoli hievon verständigen. Am folgenden Morgen konfe- rirte der König längere Zeit mit Cairoli, welcher Mancini zur Bildung eines Kabinets vorschlug. Später konferirte der König mit Depretir, welcher derselben Anschauung war. Der König hatte auch eine Konferenz

mit dem Senatspräsidenten. So stehen die Dinge bis jetzt. An ein Bleiben Cairolis ist nach der Schlappe, dis seine Regierung in Sachen Tunis erlitten hat, offenbar nicht zu denken.

Rußland.

Dem Manifest Kaiser Alexander !ll. an seine Völker ist ein Urn- laufschreiben des neuen Minister des Innern an die Gouverneure gefolgt, welches den durch das ganze russische Reich und durch alle'Elasten der Bevölkerung gehenden schlimmen Eindruck de» Manifestes abschwächen soll. Es rügt offen die Fehler, an denen Rußland krankt, dis schlechte Er­ziehung der Jugend, die Unthättgkeit, Gleichgiltigkeit und Bestechlichkeit der Beamten des Staates und der Gemeinden; diese Dinge seien schuld, daß die Reformen des ermordeten Kaisers nicht durchgesührt worden seien. Das müsse anders werden. Adel und Landschaften, Städte und Bauern sollten in ihren Rechten geschützt werden, aber auch ehrlich mithelfen an den Re­formen.Die Veruntreuung muß aufhören und überall verfolgt, Lüge vernichtet werden." Alles recht schön, nur eines macht stutzig, daß der neue Minister der berüchtigte General Jgnatieff ist, der zwar sehr begabt und energisch ist, aber sich daheim und im Auslande, namentlich unter den Politikern und Diplomaten den Namen einesVaters der Lüge" erworben hat. Man sagt von ihm, man habe ihn noch nie und nirgends auf einer Wahrheit ertappt.

St. P e t e rs b urg, 23. Mai. Der Generalgouverneur von Cha r- kow erließ eine Proklamation gegen die Judenverfolgungen. Es heißt darin zum Schluß:Die Juden stehen ebenso wie alle anderen Unter- thanen des Kaisers unter dem Schutz des Gesetzes. Ich fordere daher alle Gutgesinnten auf, zur Beruhigung der Gemüther nach allen Kräften beizutragen, und werde bei Gewaltrhätigkeiten gegen die Juden mit größter Strenge gegen die Ruhestörer Vorgehen und die Gewalt der Waffen und das Verfahren vor dem Kriegsgericht anwenden."

Petersburg, 23. Mat. Der Schaden, der durch die Gewalt- thätigkeiten in Ki ew am 8. und 9. Mai entstand, beträgt nach polizeilichen Ermittelungen für 4 Stadttheile 1,137,831 Rubel. Die Mittheilungen über den Schadensersatz in den 2 übrigen Stadttheilen liegen noch nicht vor.

Rumänien.

Bukarest. 22. Mai. Der König, in der Uniform eines Divrstons- generals, und die Königin, in einen langen Krönungsmantel gehüllt, nahmen mit dem Prinzen Leopold von Hohenzollern und dessen beiden Söhnen auf dem am Platze vor der Kathedrale errichteten reichen Throne Platz Der Metropolit und Primas von Rumänien und der Metropolit der Moldau, umgeben von 6 Bischöfen und dem hohen Klerus, nahmen unter freiem Himmel die Einweihung der beiden Kronen vor. Dis Krone des Königs ist aus Stahl, eine seine Ziselirarbeit, ausgeführt von Arbeitern des hie­sigen Arsenals, jene der Königin aus Gold. Das Herrscherpaar wurde auf dem Hin- und Rückwege mit ununterbrochenen Hurrahs begrüßt.

Tages Neuigkeiten.

In Stuttgart wird seit dem 19. Mai eine junge Frau vermißt. Dieselbe ist eine geborene Stuttgarterin, 20 I. alt und ist vor Kurzem wegen Unwohlseins mit ihrem Manne v Ustmov aus Jaffa zu ihren Eltern in Stuttgart zu Besuch gekommen. Am 19. Mai ist sie Morgens nach 10 Uhr von Hause weggegangen und seither nicht zurückgekehrt. Alle Nachforschungen sind ohne Erfolg gewesen, und befürchtet man einen Un­fall. Die Dame trug ein schwarzes Trauerkleid mit langem schwarzem

Schleier, goldene Uhr an langer goldener Halskette und 2 goldene Armbänder.

Stuttgart, 20. Mai. Die Taschendiebe, die bei keiner Ausstellung fehlen, haben ihre Thätigkeit bereits begonnen. Gestern Mittag nach 12 Uhr, während der Eröffnung der Ausstellung, wurde einem Herrn beim Ltadt- garten sein Portemonnaie mit über 160und gestern Abend einer Dame auf dem Bahnhof ihr Portemonnaie mit 8 aus der Tasche gestohlen.

Stuttgart, 23. Mai. In den hiesigen Pferdestallungen grassirt gegenwärtig die Influenza (katarrhalisches Leiden des Respirations- und Verdauungsapparats, Brust- und Lungen-Entzündung bei Pferden) derart,

wohnt ach ja, man kann sich wohl darüber wundern, denn der Contrast ist ein schneidender. Die arme Anna steht mit mir auf gleicher Stufe: sie besitzt nichts weiter als ihren Adel, und ich habe nichts als meine Magister­würde. Von beiden kann man nicht leben. Sie wollen das Fräulein sprechen ich werde sie rufen."

Ich bitte, Herr Magister, hören Sie mich einige Augenblicke! an. Sind Sie mit den Verhältnissen der jungen Dame bekannt?"

Wie wohl kein Zweiter in unserer guten Stadt. Ich war einst Hauslehrer bei dem Herrn Amtmann von Dornstedt, und Fräulein Anna ist meine Schülerin. Ach, es war eine schöne Zeit, als ich auf dem rei­zend gelegenen Ritterguts unter den vortrefflichen Menschen lebte I Ach. mein Gott, ich habe vergessen, Ihnen einen Stuhl anzubieten. Nehmen Sie doch gefälligst Platz."

Ich will Sie nicht lange in Ihrer Arbeit stören I" sagte Philipp, sich niederlassend.Die junge Dame hat in einem gewissen Kreise Interesse erregt, und man ist gesonnen, sich ihr hülfreich zu zeigen."

Das lohne Ihnen Gott, lieber Herr!"

Fräulein von Bornstedt bot eine Arbeit zum Kaufe an."

Eine kostbare Stickerei?"

.Ja!"

So hat sie sich dennoch überwunden I" flüsterte der Magister schmerz­lich vor sich hin.Anna ist ein herrliches Gemüth, eine seltene Perle! Ach, warum bin ich so arm? Es sollte wahrhaftig nicht soweit kommen, hätte mich der Himmel auch nur mit geringen Glücksgütern gesegnet. Und Ihnen hat sie den Kauf angetragen?"

Einer Dame, die zu mir in naher Beziehung steht. Es handelt sich weniger darum, in den Besitz des kostbaren Kleides zu kommen, als der armen Stickerin, ohne zu verletzen, wirksame Hilfe zu leisten. Ich ward beauftragt, zu diesem Zwecke Erkundigungen einzuziehen."

Dann ist es Pflicht, daß ich rede l Ja, mein Herr, die Noth der armen Menschen ist groß, und um so drückender, als sie unverschuldet in diese traurige Lage gerathen sind. Der alte Herr von Bornstedt war einst ein reicher Rittergutsbesitzer, aber ein schurkischer Freund brachte ihn durch einen Prozeß, dessen Einzelnheiten ich nicht wiederholen kann, um das Seine. Die Bosheit dieses Freundes gieng so weit. daß der arme Mann selbst die Reoenüen herauszahlen mußte, die er während der Dauer des Prozesse» gezogen hatte. So kam es, daß die Familie mit einem Schlage in das tiefste Elend geriet h. Sie wandte sich zunächst nach Breslau, wo Anna und Adolph dies ist nämlich ihr Bruder durch Arbeit die Subsi­stenzmittel für die betagten Eltern zu erringen hofften; aber sie täuschten sich, und in den zwei Jahren, die sie dort lebten, mußten sie die wenigen Kostbarkeiten nach und nach verkaufen. Da starb die Mutter, und der Schmerz gesellte sich den Nahrungssorgen bei." (Forts, folgt.)

(Stark genug). Matrose:Glauben Sie mir. junger Mann, dsr Dienst auf unserer Flotte ist gar nicht so leicht; nehmen Sie z. B. nur an, es gibt Sturm. das Schiff wird leck und Sie werden an die Pumpen beordert, ich wette, nach der ersten halben Stunde sind Sie ohnmächng vom Pumpen." Student:Ohnmächtig? Ich habe in München zwei Jahre gepumpt und wurde nicht ohnmächtig."

§

8

i t,

w bl

F

bau dig> eint weg noä sch° Tal ruh dag Bei sprc Rev gesti ein

wär statt in! Sch dm, wer hat Tie! Vor well fühl Tau lasse aufg Neck zeug Sch

Ans Bür absä Verb Wäl der ihn Aug verl, der >eine