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Mg hat. Möge die Gemeinde Neuhengstett in dankbarer Würdigung >der Wohlthat. welche sie empfangen hat, den Geist ihrer Borfahren nicht aus­sterben lasten, und wenn der Garten nach 5 Jahren in ihre Pflege über­geht, ihn treu und gewissenhaft besorgen, damit er einst der Absicht des Stifters reichlich entspreche

Stuttgart, 17. Mai. JhreMajestäten der Könkgund die Königin sind heute Nachmittags 3 Uhr 55. Min. mit Sonderzug hier eingetroffen. Die Abreise in Ouchy erfolgte heute früh 4 Uhr; die Reise ging über Bern. Aarau, Waldshut. Jmmendingen, Tuttlingen, Rott- weil, Horb und Böblingen. Vom Ueberschreiten der Landesgrenze an wurden J.J. M.M. in den sämmtlichen vom Zuge berührten Orten von der zahl­reich versammelten Bevölkerung mit Hochrufen begrüßt. In Böblingen er­wartete der Präsident des Staatsministeriums, Staatsminister von Mitt­nacht, Se. Majestät uud fuhr mit dem K. Zug hieher zurück. Bei der Ankunft auf dem Bahnhof wurden I I. M.M. von den Mitgliedern der Kgl. Familie, den Ministern, der Generalität, dem Kgl. Hofstaate und den bürgerlichen Kollegien empfangen. Vom Bahnhof bis zum K. Schlosse waren von der Stadtgarde zu Pferd und der freiwilligen Feuerwehr Spaliere gebildet und hatte sich eine große Menschenmenge versammelt, welche I I. M.M. bei der Durchfahrt mit freudigen Zurufen begrüßte.

S t u t t g art, 19. Mai. Unsere Landesgewerbe-AuSstell- A n g. die wirklich und in Wahrheit fertig ist und einen Grad der Vollend­ung trägt, wie wohl wenige Aufstellungen am Tage ihrer Eröffnung, ist heute Vormittag 11 Uhr durch Se. Maj. den König, in dessen Begleitung sich die Königin und ein hohes Gefolge befanden, feierlich eröffnet worden. Die Majestäten wurden am Portale in der Lindenstraße von dem Präsi­denten der Ausstellung Hrn. Dr. Jobst und Hrn. Oberbürgermeister v. Hack empfangen, und unter den Klängen der Walker'schen Orgel in das Königs. Zelt vor der Mittelfontaine geleitet, um welches die Mitglie­der der Ausstellungsleitung und die übrigen Geladenen Ausstellung nahmen. Eine Festkantate von I. G. Fischer gedichtet, von Speidel wirkungs­voll komponirt, und von 100 Sängern des Liederkranzes ausgezeichnet ge­sungen, eröffnet« den Festakt. Darauf folgte die Begrüßungsrede des Hrn. Min. des Innern v. Srck, in welcher er die Idee der Ausstellung, die sich des hohen Protektorates Sr. K. Maj. zu erfreuen habe, entwickelte und den vollsten Dank für die landesväterliche Schirmherrschaft in einem dreifachen Hoch aussprach. Hr. Oberbürgermeister v. Hack gab sodann eine geschicht­liche Darstellung der Entwickelung des Gedankens der Ausstellung, die mit der schon im I. 1858 angeregten Erbauung der Gewerbehalle aufs Innigste Zusammenhänge, während Hr. Dr. Jobst einen Einblick in die dem heutigen Tage vorausgehende Thäligkeit eröffnete und den Wunsch aussprach, daß diese Ausstellung in unserer industriellen Entwicklung einen Markstein bedeuten möge, von dem ab nach jahrelanger schwerer Krisis ein neuer Impuls für Handel und Industrie, eine gesunde Steigerung unserer Produktivität und die Erschließung neuer Äbsatzquellen wahrnehmbar sein mögen. S e. Majestät der König sagte hierauf:Ich erkläre die Ausstellung für eröffnet," worauf von den Teilnehmern die Königshymne gesungen wurde, die Wasser sprangen und die Maschinen zu arbeiten anfingen. Mit einem Rundzange der Majestäten durch das Parterre der Ausstellung war die Festlichkeit zu Ende. Nachmittags 2 Uhr fand sodann im großen Restaurationssaal das Festbankett statt.

Nottweil, 18. Mai Am 17. d. Mts. Morgens 8'/- Uhr ent­wischte ein wegen Diebstahls in Haft befindlicher lediger Mann von Acken­hausen auf dem Bahntransport von Rottweil nach Villingen seinem Begleiter durch eine Fensteröffnung eines Wagens lll. Klasse des Personen­zugs Nro. 77, er hatte jedoch sein Wagniß mit dem Bruch beider Beine zu büßen, und befindet sich nunmehr im Krankenhaus der Stadt Rottweil

Thannhausen, 12, Mai. Heute Hot sich in dem Weiler Riepach ein schreckliches Unglück ereignet. Ein 19 Jahre alter Bürgerssohn fuhr auf einen Acker, um diesen zu walzen. Kaum hatte er seine Ochsen an die schwere eiserne Walze gespannt, als dieselben scheu wurden und mit der Walze davonrannten. Dabei kam der junge Mann so unglücklich unter die Walze, daß dessen Kopf vollständig zerquetscht wurde und das Gehirn heroorquoll, Nase und Augen waren vollständig verschwunden. Der Tod muß sofort eingetreten sein-

Mülhausen, 8. Mai. Eins allgemeine und begründete Klage

ist die, daß man auf dem Markte fast nur noch ganz kleine Hühner­eier bekommt. Man sollte daraus schließen, die Hühner arteten aus und legten nur noch kleine Eier. Vermuthlich aber liegt die Ursache in der ^chbauHeit der Verkäufer, die die großen Eier für sich gebrauchen und nur die kleinen zu Markte tragen. Sollte diesem Uebelstande nicht bald abge- holsen werden, so wird es schließlich noch dahin führen, daß der Gedanke, Eier nach dem Gewichte zu verkaufen, einmal wirklich zur Ausführung ge­bracht werde. Eine tragikomische Geschichte hat sich hier letzthin auf dem Markte bei einem Eierhandel abgespielt, deren Folgen für den Käufer sehr ernste waren. Letzterer suchte sich aus dem Korbe der Verkäuferin die größten Eier aus, was zur Folge hatte, daß die Verkäuferin den Preis der Eier für das Dutzend um einen Pfennig steigerte. Darüber ganz er­bittert, wirft der Käufer eines der Eier der Verkäuferin in's Gesicht und die anderen unsanft in den Korb zurück. Die Verkäuferin, ärgerlich ge­worden. bewarf nun ihrerseits den Käufer mit den schadhaft gewordenen Eiern, so daß er bald, mit dem Inhalte der Eier bedeckt, die Flucht er- greifen mußte, dies Alles zur großen Belustigung der Zuschauer. Der Käufer aber, der sich vorher schon gegen einen Polizeibeamten beleidigend geäußert, büßte sein Vergehen mit einer Haftstrase.

Aus Traunstein, 12. Mai wird berichtet: Es gehört gewiß zu den Seltenheiten, wenn im Wonnemonat Mai Schlittenfuhrwerke . pasfiren und der Weg für Fußgänger mittelst Schneepfluges gangbar ge­macht wird, wie dies heute in unserer Stadt der Fall war. Der Schnee liegt an manchen Stellen IV 2 Meter tief.

Aus S t. W 0 lf g a n g im Salzkammergut wird berichtet: Keinem unserer Bewohner ist es erinnerlich, daß jemals im Monate Mai so kolossale Schneemassen vorhanden gewesen wären, wie dies gegenwärtig der Fall ist. In den Thälern und Feldern lagert der Schnee bis zu 2 Fuß hoch nun schon durch vier Tage. In Höhen von 34000 Fuß, wie beispielsweise auf der Schafbergalpe (AschingerhauS), lagert derselbe 6 Fuß hoch, wohlgemerkt der neugefallene, denn der Winterschnee war be­reits abgejchmolzen. Zwölf kräftige, junge, abgehärtete Männer, die ein Radel eingeschneiter Schafe auszuholen gingen, hatten die unglaublichsten Strapazen zu überstehen, um bis zu den Sennerhütten des Schafdergs zu gelangen, wo die armen Thiere Schutz gesucht hatten und wo sie nur durch die energische Ausdauer der Männer dem sicheren Hungertods entrissen wurden. Ja vielen Alpen ist das Vieh in den Ssnneryütten verschneit und kann nicht befreit werden, so daß ihm mit größter Mühsal das noth- wendigste Futter zugetragen werden muß. Das Vieh leidet allerwärts furchtbaren Mangel, da das getrocknete Futter aufgebraucht uns das Grün­futter eingeschneit ist. Der Schaden würde wahrhaft unberechenbar sein, wenn, was sehr zu fürchten ist, Reif einträte.

Liverpool. 16. Mai. Kurz vor Mitternacht wurde eine dyna­mitgefüllte Röhre in das Zentralbureau der Polizei geworfen, welche viele Fenster zertrümmerte, Menschen aber nicht verletzte.

New-Dork. 13. Mai. Die Kapitäne zweier Hamburger Dampfer wurden auf Grund gegen sie erlassener Haftbefehle, weil sie mehr Passagiere an Bord hatten, als gesetzlich erlaubt ist, verhaftet, jedoch gegen Bürgschaft auf freien Fuß gesetzt.

Handel und Verkehr.

Frankfurt a. M., 13. Mai. Der Genuß des Pferdefleisches steigert sich von Jahr zu Jahr in hiesiger Stadt. In den beiden Pserde- schlächtereien wurden 1880 zusammen 734 Pferde geschlachtet, d. h. 100 mehr als im vorigen Jahre. Seit Errichtung der Pferdeschlächterei in Frankfurt (etwa ein Decennium) 7034 Pferde.

K. Standesamt Ealw.

Vom 13. bis 19. Mai 1d31.

Geborene.

13. Mai. Therese Margarethe Lydia, Tochter des Johannes Spille, Melhodistenpcedigers hier. Id. , Eugen, Sohn des Josef Neumaier, Hilfswärter« hier.

Gestorbene.

17. , Katharine Weinmann, ledig hier, 18 Jahre alt.

18. Johannes Köhler, Tuchmacher hier, 75 Jahre alt.

Amtliche Dekanntmachungen.

Revier Calmbach.

Stammholzverkaus

Freitag, den 27. Mai 1881, Vormit­tags 11 Uhr. im Rathhaus in Calm­bach

1775 Stück Lang- und Sägholz mit 1391,6 Fm., 196 Baustangen mit 34,i4 Fm. und 10 Eichen mit 5,51 Fm. aus den Abtheilungen dürrer Grund, Blindberg und Schmidsrain, sowie verschiedenen Abtheilungen des Dist-

Revier Stammheim.

Wegbau-Akkord.

Am Montag, den 30. Mai, Vormittags'11 Uhr.

wird im Rößle in Stammheim die Herstellung eines 1078 m langen Wegs im Staatswaid Kenntheimerberg ver- akkordirt. Der Uederschlag berechnet die Ervarbeiten zu 2550 -OL, die An­lage von Dohlen (Cementröhren mit Ein- und Auslaufpflaster) und Stütz­mauern zu 42c> -OL, die wenigen Chaussirungsarbeiten zu 120 -OL Zusammenkunft Vormittags 9 Uhr unten an dem steilen Stich der.Herr- schastssteige zur Erklärung der Ar­beiten.

Revier Stammheim.

Der heurige

Grasertrag

von Wegen und einigen Kulturen in Dickemerwald, Stammheimermark und Weiler wird am

Montag, den 23. Mai, Vormittags 11 Uhr,

im Rößle in Stammheim verkauft Die Foistwächter werden Morgens die Loose vorzeigen.

Calw.

Verkauf von Baumgütern.

Die hiesige Stadtgemeinds beab­sichtigt eine Anzahl Baumgüter an der breiten Heerstraße, der Heng­stettersteig. dem Stadtacker, sowie Bäume mit Grund und Boden, welche an Aecker am Galgenwasen und breite Heerstraße angrenzen, zu verkaufen.

Eine gemeinderäthliche Deputation wird am

Montag, den 23. Mai 1881.

Nachmittags 2 Uhr, die Verkaussobjekte an Ort und Stelle zum zweiten und letztenmal zum Ver­kauf bringen, (Sammlung beim Stadt­

acker). Kaufsliebhaber, sowie die Be­sitzer der angrenzenden Aecker werden eingeladen, dieser Verhandlung anzu­wohnen.

Weitere Auskunft ertheilt unterz. Stelle und Herr Gemeinderath L. D i n g l e r.

Rathsschreiberei.

Haffner.

Liegenschafts-

Verkauf.

Da« K. Amtsgericht hat am 22. Februar 1881 die Zwangsvollstreckung in des unbewegliche Vermögen des Gottfried Carle hier, angeordnet, und den Gemeinderath hier als Voll- streckungrbehörde mit dem Vollzüge beauftragt. Als Verwalter ist be­stellt Gemeinderath L. Dingier.

KW