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Nro. Z9
Samstag, den 2t. Mai 1888
A6. Jahrgang.
Amtliche Dekanntmachungen.
Calw.
Bskanntmaehrmg,
betreffend die Aufstellung von Verzeichnissen derjenigen Mannschaften des aktiven Heeres, deren häusliche Verhältnisse eine Beurlaubung zur Disposition
angezeigt erscheinen taffen.
Bei der Auswahl der zur Disposition zu beurlaubenden, resp. aus solchem Urlaub wieder einzubeordernden Mannschaften Seitens der Kom- mandvbehörden konnten nach einer Mitlheilung des Königlichen General-- komwando's deren Fomilienverhältnifse nicht immer so in Betracht gezogen und berücksichtigt werden, als dies nach dem Stande der Ausbildung und Führung der betreffenden Leute in dem Falle hätte geschehen können und müssen, wenn den Truppenlheilsn zuverlässige und erschöpfende Notizen zur Beurrheiluug der häuslichen Verhältnisse der einzelnen Leute zu Gebote gestanden hätten. Das Material, welches die Truppen selbst aus Bittschriften, Nachfragen bei den Mannschaften, welche in derselben Gemeinde zu Hause sind rc., gewinnen, sei meist ein unsicheres. Es wurde daher auf Ansuchen des K. Kriegs Ministeriums vom K Ministerium des Innern zu Herbeiführung einer zweckentsprechenden Auswahl der alljährlich zur Disposition der Truvpenthnle zu beurlaubenden Mannschaften und im Interesse der häuslichen Verhältnisse der Mannschaften den K. Oberämtcrn und den Geweindcräthen nachstehende Weisung ertheilt:
1) Alljährlich an einem von dem K. Oberamt fest zusetzenden Termine haben die Gemeinderäkhs Verzeichnis derjenigen im zweiten Dienstjahr stehenden und im Herbst des bitriffenden Jahres in das dritte Dievstjahr tretenden Mannschaften des aktiven Heeres, deren häusliche rc Verhältniffe die Beurlaubung nöthig oder doch dringend wünschenswerth erscheinen lassen, auszustellen.
2) In diese Verzeichnisse sind nur diejenigen Mannschaften des zweiten Dienstjahres aufzunehmen, deren Angehörigen nach vor- gängiger angemessener Bekanntmachung des festgesetzten Termins für dis Vorlage der Verzeichnisse ein Gesuch um Aufnahme in das Verzeichniß bei dem Gememderath rechtzeitig eingereicht haben und deren häusliche Verhältniffe dem Gememderath als berückfichtigungswerth erscheinen.
3) Die Verzeichnisse sind von den Gemeinderäthen für jedes Regiment, das Fußartillerie-, das Pionier- und das Trainbataillon gesondert anzulegen, somit Leute verschiedener Regimenter niemals in ein Verzeichniß einzutragsn.
4) Wenn mehrere Leute desselben Truppentheils in ein Verzeichniß kommen, so sind sie nach der Dringlichkeit zu rangiren, so daß unter Nr. 1 der Mann angeführt wird, dessen Berücksichtigung vor allen folgenden angezeigt erscheint rc.
5) Die K. Oberämter legen die denselben Truppentheil betreffenden Verzeichnisse der verschwamm Gemeinvm zusammen und übersenden dieselben bls zum 1. Juli den resp. Regimentern, nachdem sie in der Rubrik „8" etwaige Bemerkungen medergelegt haben.
Diesen Weisungen gemäß wird hiemit bekannt gemacht, daß Gesuche um Aufnahme in das cnzulegende Verzeichniß (vergleiche oben Punkt 2)
längstens bis ,0. Juni beim Gemeinderath vorzubringen und von diesem
sofort dem Oberamte nach dem vorgeschriebenen Formular, das vom Oberamt auf Verlangen ausgefolgt wird, einzureichen sind.
Vorstehende Bestimmungen sind in jeder Gemeinde öffentlich bekannt zu machen.
Den 19. Mai 1881. K. Oberamt.
F l a x l a n d.
Politische Nachrichten.
Deutsche- Reich
— Berlin, 17. Mai. In der 3 Lesung des Gcs.-Entw. über den Raumgehalt der Schankgefäße werden die Beschlüsse der vorigen Lesung genehmigt, nur § 6 wird zur Feststellung einer genaueren Fassung, da es zweifelhaft erscheinen könnte, welche Gefässs als nicht unter die Bestimmungen des Gesetzes fallend zu erachten feien, an die Kommission zurück- verwissen. Die wichtigsten Bestimmungen aus diesem Gesetze sind folgende: Zugelassen sind nur Schankgesässe, deren Sollinhalt einem Liter oder einer Maßgröße entspricht, welche vom Liter aufwärts durch Stufen von Vr Liter, vom Liker abwärts durch Stufen von Zehntheilen des Liters gebildet wird. Außerdem sind zugelassrn Gesässe, deren Sollinhalt 1/4 Liter beträgt. Der Abstand der Füllstrichs von dem oberen Rande der Schankgesässe muß s bei Gefässen mit verengtem Halse, auf dem letzteren angebracht. zwischen 2 und 6 om. b. bei anderen Gefässen zwischen 1 und 3 cm betragen. Der Maximalbetrag dieses Abstands kann durch die zuständige
I höhere Verwaltungsbehörde hinsichtlich solcher Schankgesässe, in welchen eine ihrer Natur nach stark schäumende Flüssigkeit verabreicht wird, über die vorstehend bezeichnet«!, Grenzen hinaus festgestellt werden. (Also ist bei Biergläsern z. B. in den einzelnen Ländern immerhin noch ein gewisser Spielraum gelassen. Das Nichtigste wird aber sein, wenn sich das Publikum an die l/z Litergläser gewöhnt. Bis zum 1. Jan. 1884. wo das Gesetz in Kraft tritt, werden wohl die wenigsten der jetzt üblichen 3/g l. Gläser aushalten.
— Berlin, 17. Mai. Bei der zweiten Berathung der Brausteuervorlage wird nach längerer Debatte § 1 de» Brausteuergesetzss mit allen gegen 20 konservative Stimmen, H 2 gegen die Stimme des Abg. Graf v. Bismarck abgelehnt und danndas ganze Gesetz verworfen.
Rußland.
AuS Petersburg 17. Mai meldet dis K. Z.: Gestern Abend um 5» Uhr fand ein Fähnrich unter der Steinbrücke am Landungsplätze der Dampfschiffe in der Straße, welche za dem Bahnhose von Zarskoje- Selo führt, eine mit 57 Pfund Pulver gefüllte Mine.
Nach Berichten aus Warschau herrscht unter den dortigen Juden anhaltend eine unbeschreibliche Angst vor dem Ausbruch eines Judenkrawalls; eine vom Barquier Nathanson, dem Gemeindeoorstand. geführte jüdische Deputation begab sich beßhalb zum Gouverneur Albedynski, welcher versicherte, strengste militäriiche Maßregeln getroffen zu haben; die Juden mögen sich beruhigen. Schänken und Kaffeehäuser werden mit Anbruch der Dämmerung geschloffen. In Kiew hat eins Proklamation Drentelens dis Wohlgesinnten aufgefordert, die Urheber der Judenkrawalle anzuzeioen.
Feuilleton.
(Kitts seltene Frau.
Von A S.
(Fortsitzung.)
II
Josephine stieß einen Schrei der Bewunderung und Ueberrasch- ung aus.
„Himmel, welch' eine köstliche Robe!" ries sie, indem sie mit der allen Fronen eigenen Neugierde, wenn sie ein vckantss Toilettenstück erblicken, das Kleid aus dem Sopha ausbreilets, um die Feinheit d.s Mousselins und die bewunderungswürdige Stickerei besser deurtheilen zu können. Und wahrlich, hier zeigte sich ein Meisterstück, wie es wohl selten der neugierige Blick einer Tochter Eva's gesehen hat. Blumen und Blätter von den ge- s^mackvollsten Färber» und Gestalten waren io dicht in einander ver- «chlu.igen, daß man kaum den weißen Grund des Mousselins g wahren koimt-. Das Kleid war von einer Sauberkeit und Eleganz, daß man es . liir das Wunder einer launenhaften Fee, als für dis Arbeit einer ^»üblichen Hand .,äkir halten mögen. 'r er Philipp auch kein Kenn-r von Dmgn. Nieter Art, so - rußte er d-.-moro staunen über dic'es Wunder von Geduld und Geschicklichkeit.
^ Wohl eine Minute verharrte Joscphine in stummer Verwunderung vor oem ausgebreiteten Schatze, dann wandte sie si,y zu der schüchternen Ver- rauseun: '
„Wer ist die Stickerin?"
„Sie hat dis Ehre vor Ihnen zu stehen. Madamei" antwortete das junge Mädchen mit einer leichten Verbeugung und indem ihr eine Thräne über die bleiche Wange rann.
„Wieviel Zeit haben Sie darais verwendet?"
„Zwei Jahre!" war die seufzend ertheilte Antwort. „Und dabei habe icb Tag und Nacht gearbeitet."
„O. ich glaube Ihnen, armes Kind! Und haben Sie diese mühsame Arbeit unternommen, um sie zu verkaufen?"
„Nein; sie war ursprünglich zu einem andern, für mich schönern Zwecke bestimmt. Aber leider bin ich sitzt gezwungen, sie um einen hohen Preis zu verkaufen. weil ich des Geldes notwendig bedarf. Gene der Himmel, daß ick, einen Käufer finde!" fügte sie mit e-.nem Blicke auf Philipp hinzu, als ob sie ihn um seine Fürsprache bäte.
„Welchen Preis fordern Sie?" fragte de: junge Mann.
Die niedliche Verkäufer:« schwieg einen Augenblick, als ob sie Furcht hätte, die verhängnisvollen Worte auszuiprech-m, sie schon so oft ihre Hoffnung z rtrümmert; dann flüsterte sie g. nz le.se:
„Dreihundert Thal-.r!"
„Dreihundert Thaler!" umdr. holte Josephiu: mit jsn unbeschreiblichen Umdrucke, den nur schöne F aum ü- len stick und in das Läheln zu iegen wiffm. „Da--' ist viel! Philipp, ein Kleid um einen siichen P eis!" wandte sie sich zu ih>mn Gatnn.
Diese antwortete durch ein bedauerndes Lächeln
Dis Traw.rnds sah zwar lächelnd Phiiipp's Gattin an, aber ein