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nicht-spirituöse Getränke verabreicht werden. Die Speisekarte weist Suppe, Gemüse, Hülsenfrüchte, Compol, Eierspeisen in «Mannigfaltiger Art und Zubereitung auf, ferner Käse, Honig, Radieschen; als Getränke sind Apfelwein, Maitrank und Bowle von Apfelwein, Limonaden, Kaffee, Thee, Cäcao und Milch aufgeführt.
— Am 28. April erhielt das Verl. Tagebl. von Ar gen au. einem Städtchen von ein paar Tausend Einwohnern, darunter etwa 400 Juden, in der Nähe von Thorn, folgende Privatdepesche: „Unter Führung eines Lehrers und eines Bäcker» wurden Wohnungen der Juden demolirt und Mische Einwohner mit Ermordung bedroht Hier herrscht großer Tumult; polizeilicher Schuz fehlt " Das Berl. Tagebl. wandte sich in Folge dieser Depesche mit einer telegr. Anfrage an den Bürgermeister von Argenau und erhielt darauf folgende Antwort: „Argenau 28. April. Gestern Abend ist hier ein Straßentumult gewesen, Judenwohnung-n wurden beschädigt. Magistrat.* — Der Frkf. Z wird über die Sache aus Berlin 28. April telegraphirt: Depeschen an Abgeordnete besagen, daß der Tumult wächst, und wenn nicht schleunigst militärische Hilfe komme, Frauen und Kinder würden flüchten müssen. Rickert übergab die an ihn gelangten Depeschen dem Minister Pultkarnmer, dieser sagte sofortige Recherchen beim Posener Oberpräsidium zu.
Der Juwelier R. in Wien war in den letzten Jahren von Hochstaplern viel heimgesucht und betrogen worden, er hatte daher ein scharfes Auge aus Fremde. Ein solcher tritt dieser Tage in seinen Laden und läßt sich allerlei Schmuck vorlegen. Der Fremde sieht sehr vornehm aus und wählt ein Medaillon. Lassen Sie's liegen, sagte er, ich mache noch einige Besuche und hole es dann ab. Als er fort ist, vermißt der Juwelier ein kostbares Medaillon, laust dem Herrn nach und bittet ihn. einen Augenblick einzutreten. Hier fehlt ein Medaillon, sagt er verlegen, Niemand war im Laden als Sie! — Und ich soll's entwendet haben? antwortet der Fremde.
— Aus Versehen vielleicht eingesteckt! entschuldigt der Juwelier. — Der Fremde legt ohne ein weiteres Wort dem Juwelier seine Visitenkarte vor und geht. Der Juwelier läßt ihn gehen; denn die Karte trägt den Namen und Stand des Gesandten einer Großmacht. Es muß ein Jrrthum stattgesunden haben. — Aber halt. Hochstapler können auch falsche Visitenkarten führen und wie Gesandte oussehen! Er läuft also zur Polizei, meldet den Diebstahl und legt die Karte vor. Der Polizeidirektor schüttelt den Kops und forscht im Stillen nach dem Gesandten. Der Gesandte war echt und er war sogar in dem Laden des Juweliers. Eine verzweifelte Geschichte: ein Gesandter stiehlt doch nicht; was thun? Da kommt der Juwelier athemlos gelaufen: das Medaillon hat sich gefunden, war in einen falschen Kasten gerathen, er bittet die Polizei und den Gesandten um Entschuldigung : so und so sei's ihm in den letzten Jahren gegangen. Der Gesandte lacht und ein Krieg zwischen zwei Großmächten ist glücklich vermieden.
Eine nord amerikanische Zeitung berichtet folgenden Vorfall, der sich unlängst zu Salem in Nordamerika zugetragen hat und der ein lautes Memento ruft über so manche Handwerker und Arbeiter, die e» mit ihren Zusagen und eidlichen Betheuerungen gar so oft allzu leicht nehmen — Die Stadl-Zeitung von Salem machte eine öffentliche Anzeige von dem Tode eines dortigen wohlbekannten SchreinermeisterS und setzte damit die Einwohner nicht wenig in Erstaunen, da sich der genannte Verstorbene frisch und gesund in ihrer Mitte befand. — Der tobte Schreiner- Mister eilte über Kopf und Hals zum Redakteur jenes Journals, und erfährt, daß der Kaufmann R . . . aus Salem diese Anzeige habe einrücken lassen. Der „Verstorbene" beflügelte auf's Neue seine Füße und stand in wenigen Minuten athemlos vor dem Kaufmann R .... der ihn mit allen Zeichen der Verwunderung und des Befremdens empfing. — Sind Sie wirklich nicht todt — liegen Sie erst jetzt in den letzten Zügen? sagte er zu dem keuchenden Schreiner. Sehen Sie, lieber Freund, als ich Ihnen vor drei Wochenjmeinen Schreibtisch zum Ausbessern übergab, hatten Sie sich auf mein Begehren verbindlich gemacht, ihn bis zum ersten dieses Monats zu liefern und mir betheuert, „es solle geschehen, wenn ich bis dahin anders noch am Leben bin." Da nun der Schreibtisch noch nicht angelangt ist, so mußte ich annehmen, daß Sie gestorben sind; und da habe ich denn!
aus lauter Theilnahme für Sie. die Todesanzeige in die Zeitung rücken lasten. — Was wollte der Schreinermeister entgegnen? Ec war beschämt, bat um Verzeihung seiner Wortbrüchigkeit uno gelobte feierlich, sein g egebenes Wort künftig pünktlich zu balkön. _
Handel «ich Verkehr.
— Pferdemarktsiotterie. Bei der heute Vormittags unter Vorsitz Sr. Hoheit des Prinzen Weimar vorgenommenen Ziehung der Pferdemarkts- lotterie fielen die ersten acht Treffer der Nsihe nach auf folgende Loose: 1) 100,626, 2) 114.158), 3) 106,040. 4) 13,183, 5) 63,691, 6) 4789, 7) 116,376, 8) 47,2i9.
Von der Jagst, 28. April. Die jüngst in unserer Gegend wegen Wechselstempelsteuergefährdung von je 3 Mark mit zusammen 600 be
straften vier Handelsleute sind mit ihrer Berufung abgewiesen worden. — Noch ist uns ein ähnlicher Fall bekannt geworden: Ein Geschäftsmann begab einen Wechsel, setzte aber für 10 zu wenig Stempelmarken darauf; so lief er durch 4 Hände. Dar Versehen kam endlich heraus und jeder der 4 Inhaber mußte 5 ^ d. h. das 50fache des fehlenden Betrags zahlen.
Gemeinnütziges.
— Stuttgart. F. Ad. Reihlen hat auf Neuerungen in der Weinbereitung und in der Verwendung der beim Keltern gewonnenen Traubenrückstände ein Patent erhalten. Die oberflächlich ausgepreßten Traubenbeeren oder deren Preßrückstände (süß oder vergohren) werden auf den Siedepunkt des Wassers erwärmt, um die in denselben enthaltenen färbenden und riechenden Stoffe aufzuschließen. Die auf diese Weise ausgezogenen Stoffe werden für dis Wsinbereitung benutzt. Die gekochten Traubenhäute finden für die Champagnerfabrikation und für dis Umgährung von Weinen (insbesondere auch Obstweinen) aller Art Verwendung.
Mittel gegen Ratten. Aus Schusterpech formt man Kügelchen in der Form von Pillen und überzieht diese mit Brodkrummen. Die Ratten fressen die vermeintlichen Brodkügelchen und da das Pech ihnen unverdaulich im Magen liegen bleibt, sterben sie bald daran. _
Nilt's Thiergarten in Stuttgart.
Wenn an heißen Sommerlagen die bekannte Stuttgarter Backosen- temperatur dem Menschen in seinem eigenen Schweiße ein Bad gibt, dann rathen wir unfern Lesern, die sich gerade in der Residenz all' das Sehenswerthe ansehen, das Angenehme an das Nützliche zu reihen und so hundert und einige Schritte bergan zu steigen zu dem Stuttgarter Thiergarten. — Ausgestopfte Miere, auch lebende in Menagerien, hat wohl schon Jeder gesehen; ein Anderes aber ist es, wenn Elephant, Leoparden, Bären, Affen, Pak, Lama'«, Labrador-Pony's, Antilopen, Hirsche. Wolf, Schakal, Dachse, Wildschweine, Straußen. Adler, Geier, Kraniche, und Hunderte anderer Zwei- und Vierbeiner sich unbesngt bewegen. Das Auge des Thierfreundes — und wär wäre das nicht? — wird nicht satt; unsere Landieute aber, die Oekonomen, die Hausfrauen, werden eine ganz besondere Freuoe haben an dem was nützlich und der Stolz eines Geflügelhofes ist; an der Menge fremder Hühner, Enten, Gänse und an den Fasanen, die unlängst in mehreren, überaus prächtigen Arten aus überseeischen Ländern bezogen wurden. Ein neugebautes Raubthierhaus wird in wenigen Tagen bevölkert werden; eine Reihe von Vogelhäusern ist in Arbeit für klein Gethier. Der Besitzer des Gartens arbeitet unablässig und wird viel Neues, Schönes bieten. — Der Besucher der Residenz scheue den kurzen Weg nicht, er findet gegen geringes Eintrittsgeld reiche Unterhaltung und Belehrung, im nebenan liegenden Wirlhschastsgarten und Saal aber auch das Ander e: — Stärkuna und Kühlung.
K Standesamt Galw.
Vom 22. bis 29. April 1881.
Geborene.
21. April. Anna Wilhelmine, Tochter des Ferdinand Eberhard, Kaminfeger» hier.
26. „ Friedrich Wilhelm, Sohn des Johann Fnnk, Cigarrenmachers hier.
Gestorbene.
21. » Theodor, Sohn des Friedrich Klingcr, Fabrikanten und Gemeinderaths hier,
16 Wochen alt.
Amtliche Dekanntmachungen.
Revier Langenbrand.
Stammholz-, Kleinnutz- Holz- und Brennholz- Verkauf
> Frei tag, den 16. Mai. Vor- lmittagslOUHr. lauf dem Rath- (hausinLangen- ^brand aus den Staatswald- ungen Lienzhalde, Uirichswald und vom Scheidholz der Hüten Grunbach und Schömberg:
862 Nadelholzstämme I—IV. Clafse mit 574 Fm., 272 dto Baustangen mit 48 Fm., 67 dto. Sägklötze mit 49 Fm., 100 Jeldstangen, 110 Hopfenstangen, 40 kleine Baumpfähle, 100 Reb- stecken; 1 Rm. buchene Scheiter. 4 Rm. dto. Prügel, 4 Rm. dto. Anbruch, 84 Rm. Nadel-
holzschstter, 137 Rm. dto. Prü- Calw.
Maltycetw.
Ein neues Schuljahr beginnt Montag, den 23. Mai.
An diesem Tage haben sich neu ein- j tretende Schüler (für auswärtige findet sich gute Unterkunft in LehrerS- häusern)
Morgens 8 Uhr
zur Prüfung einzufinden; sie sind vorher anzumelden bei _ Rektor Dr. Müller.
Stammheim.
Langholz-Verkauf.
Am Donnerstag, den 5. Mai 1881, kommen aus verschiedenen Gemeindewaldungen
145 Stück Lang- und Klotzholz mit 161,73 Fm.
auf hiesigem Rathhaus zum Verkauf.
Zusammenkunft zu Vorzeigung des Holzes durch den Waldschützen Vormittags 8 Uhr beim Rathhaus, in welchem sodann um 11 Uhr der Verkauf beginnt.
Den 28. April 1881. Schultheißenaml.
AV. Ritter.
Althengstett.
Verkauf.
Am Freitag. den 6. d. M, Vormittags 9 Uhr, wird im Wege der Zwangsvollstreckung eine Kuh-Kalbiu vor dem Rathhaus dahier gegen baare Bezahlung im öffentlichen Aufstreich verkauft.
Den 30. April 1881. Gerichtsvollzieher.
VMM
Althengstett.
Langholz-Verkauf.
Der im Wo- "A« chenblatt Nr. z 46 ausgeschrie- ibene Langholz- !. Verkauf ist in ^ Folge zu nie-
deren Preises
licht genehmigt und ein Wiederverkauf anbsraumt auf
Donnerstag, den 5. Mai, Vormittags 9 Uhr, lobet vorkommt:
ca. 508 Fm. Lang-, Bau- und
Klotzholz, worunter schönes ächte« rothforchenes.
Das Lang- und Klotzholz wird er Stück, das Bauholz loosweise erkauft.
Bei guter Witterung findet der verkauf im Wald, andernfalls im )rt statt.
Den 28. April i881.
Gemeinderalh.