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ftüht. Ein falsch gedeutete« Telegramm au« La Calle gab zu diesem Gerüchte Anlaß.

Türkei.

Eine sehr bedenkliche Sachs für die Pforte ist die Bewegung in Albanien. Die Pforte mußte, um mit der albanssischen Liga und deren Anhang auszuräumen eine starke Tcuppenmafse nach Uesküb bringen. Sie beabsichtigt, die militärische Aktion auch nach Pristina. Pcizrend und Djcckowa, die eigentlichsten Herde der alban. Liga, aurzudshnen. Ob die aibanesische Liga die türkische Autorität respektiren oder auch weiterhin als Nebenregierung" ihren bisherigen Druck auf die Landbevölkerung ausüben wird, davon hängt der weitere Fortgang der Ereignisse ab. Die Albanesen, deren Treiben die Pforte, so lange es gegen Oesterreich und Montenegro ging, gar nicht so ungern sah. und die jahrelang ungestraft thun durften, was sie wollten, sind gar nicht geneigt, ihre Unabhängigkeit jetzt mit dem strikten Gehorsam gegen da«, was van Stambul her befohlen wird, zu vertauschen. Der Walt Derwisch Pascha ergreift gegen die Renitenten energische Maßregeln. Er traf unweit Uesküp mit den Albanesen zusammen. Es entspann sich ein blutiger, mehrere Stunden dauernder Kampf, in welchem 10,000 Türken engagirt waren. Derwisch Pascha zwang die Albanesen zum Rückzüge, telegraphirte jedoch um Verstärkungen nach Konstantinopel.

Tagesordnung

des K. Amtsgerichts Calw in der öffentlichen Gerichtssitzung

am Samstag, den 30. April 1S81, Vormittags 8 Uhr:

Rechtssache zwischen

1) E. F. Kustercr, LchrecS Wiltwe in Liebenzell, Klia. und Wilhelm Forstbauer, Hafner daselbst, Bell. Miteigenthum betr.

2) Vhilippine Gcngcnbach, Hafners Wittwe in Liebenzell, Klin. und Bartholomäus, Laible, Hafner daselbst, Bekl. Verschiedene Forderungen betr.

Tages dteuigkeiten.

Stuttgart, 23. April. Gestern früh fand man den 32jährigen ledigen Jakob Dürr von Simmozheim. Knecht bei Gebrüder Spiegsl- thai, Chariotlenstraße 28. todt in seinem Bette. Derselbe hatte sich in einem Anfalle von religiösem Wahnsinne mit einem Rasirmesser dis Kehle abgeschnitten.

Stuttgart, 25. April. Heute sind et genau 45 Jahrs, seit in Stuttgart der erste von König Wilhelm eingesetzte Pserdemarkt abge- halten wurde. Könnle die Witterung auch besser, namentlich für die vor­gerückte Jahreszeit wärmer sein, so ist die Usberraschung uns heute doch erspart geblieben, welche den Stuttgartern der 25. April 1836 bereitete: Beim Erwachen fanden sie sich durch einen ungeheuren Schneefall, wie er den ganzen vorangegangsnen Winter nicht vorhanden gewesen, in die Häuser gebannt, dis die Ausgänge und Trottoirs schneefrei gemacht waren. In den Straßen der Stadt selbst mußte erst der Bahnschlitten den allge­meinen Verkehr möglich machen.

Braun schweig, 25 April. Die ganze Stadt ist heute in allen Thsilen festlich geschmückt zur Feier des 50jährigen RegierungSjubiläam» und gleichzeitig des 70stsn Geburtstages unseres Herzogs. Eine größere Zahl von Fürstlichkeiten und Vertretern von solchen ist eingetcoffen. Der Jubel des Volkes ist groß; denn es ist diesem Fürsten nicht vergessen, was er mit Hülse tüchtiger und freisinniger Rathgeber für sein Land ge- than hat. Ein großartiger Umzug der Korporationen, V-reins, Schulen und Gewerke war der Glanzpunkt des Tages.

Ein anständig gekleidetes Individuum wurde am 2t. zu Paris auf frischer Thal ertappt, als er in der Triniie-Kirche mit großer Geschicklich­keit Geldstücke au« der Sammelbüchse enlnahm. Ueber Befragen des Polizeikomnussärs gab er mit heuchlerischer Augenvsrdrehung an, er sei seit 8 Tagen ohne Subsistenzmittel und habe deßhalb die Kaffe des lieben Gottes angepumpt. Dem Beamten fiel die eigenthümliche Form der Kopf­bedeckung des göttlichen Pumpers auf, er ließ den Hut untersuchen, und siehe da! im Futter fand man ein 1oO-Frcs.-8illet und unter dem Hut­band 11 Zehnfrankstücke Bei fortgesetzter Nachforschung entdeckte man auch in seinen Kleidungsstücken Gold- und Silbermünzen. Der Mann wurde entkleidet und in einem der geheimsten Fächer seines Körpers wur­

den noch Schätze entdeckt, die man sonst nur in feuersicheren Kassetten zrt verschließen pflegt.

Petersburg, 2t. April. Der H enker F ro lo w hat nachher Hinrichtung nicht, wie es zuerst hieß, 100, sondern 250 Hiebe anfgszählt bekommen; ec war vollständig betrunken gewesen. Als der Arzt ihn auf- focderte. die Schlinge um RyffakowS Halt anders zu legen, da sagte er: Es thut nichts, es wird auch so gehen. Wenn ich dich hängen soll, so werde ich dis Schling: anders legen!* Dem Rochefort'schen Jntranstgeant zufolge wurde Fcolow nicht wegen seines Ungeschicks bei der Hinrichtung geknutet, sondern weil er nach der Hinrichtung die Stricke und selbst die Galgenspähne an dis Freunde der Gerichteten verkauft hatte. Der Strick der P-rowrkaja wurde in winzige Stücke getheilt und alle Nihilisten tragen dieselben als Talisman, ebenso geschah es mit der Kapuze. Die Photo­graphie der Perowskaja wird überall geheim kolpactirk. Gras Laris M e- liko ff soll zum Zaren gesagt haben:Er war ein Fehler, daß wir durch die Hinrichtung der Frauen die Weiber gegen uns aufgebracht haben."

Die Hinterlassenschaft des verstorbenen Zac's Alexander II. beläuft sich» dem Pariser Cosmos zufolge aus ungefähr 300 Millionen Franken. Die Größe dieses Vermögens erklärt sich aus dem Umstande, daß oec jeweilig« Herrscher Rußlands die Erträgnisse der Goldm.nen im Ural und in Sibirien für seine Prioaischatule bezieht. Kaiser Alexander ll., dessen un­ermüdliche Arbeitskraft bekannt war, hielt auch strenge Ordnung in seinen Privatangelegenheiten. Bei seinem Tode fand man alles hierauf Bezüglich« mit peinlichster Genauigkeit geregelt.

Athen, 18. April. Der ,N. Fr. Pr." thellr man ans CH io« mit: Vor wenigen Jahren halte sich eins junge Dame ans Chio; in Athen mit einem Engländer vermählt. Vor einigen Wichen war das Ehepaar nach Chios gegangen, um dort Freunde und Verwandte zu besuchen Als dis Katastrophe eintrat, war die junge Frau eben im Begriffe gewesen, ihrem Manne, der ausgeganzen war, um einen Emkauf zu besorgen, zu folgen. In demselben Momente stürzte das Hans krachend zusammen, die lln- giückttche unter den Trümmern bsgcaoend. Ais es möglich war, sich zu orientiren, sah der Gatte, der selbst unverletzt geblieben war, seine Frau bis an den Hals von Trümmern einzeschlosssu und am Kopse schwer ver­wundet. an einer der unzugänglichsten Stellen der Ruinen, jämmerlich um Hilfe rufend. Min machte die größten Anstrengungen, um zu ihr zu ge­langen; der Gutie bot dem, der seine Frau reiten «ücoe, 100,009 Fr. an vergeblich. Nach sech runddreißizstündigem Leiden starb die junge Frau vor den Augen ihres Gatten, der selbst wiederholt die verwegensten, aber erfolglosen Versuchs gemacht hatte, um sie zu retten.

-Ms dem Berschötlerllllgsvereill.

Nachdem am Gründonnerstag der Ausschuß des BrrschSaecunzsosrein» auf einem Rundzange durch die Anlagen vis Arbeiten besprochen und festgestellt, die in diesem Jahre ausgesührt werden sollen, dürfte es für da« Publikum, in dessen Interesse und mit dessen Beiträgen ja der Verein über­haupt thatig ist, von einigem Werthr sein, zu erfahren, was süc diese» Jahr geplant ist. Die erste Sorge ist, wie alljährlich, die saubere Her­stellung sämmtlichec Wegs, die, je ausgeoehatec nachgerade oas Wegnstz geworden, e.nen desto größeren Theil der verfügbaren Mittel in Anspruch nimmt. Dis Reinheit der Wege ist die uuentbshclichste Z ecoe einer Anlage, und muß deshalb. da je nach der Weiterung die Wegs im Laufe de» Sommers mehr oder weniger.vergrasen, die Reinigung zweimal vacze- nommen werden. Nächst dieser Hauptarbeit ist beschlossen:

1) d'.e Herstellung emec Felssngrupps und Anpflanzung derselben mit psrmnirsnden Felsen-und Alpsnpflunzen an der Stelle der leider durch den Frost veS Winters von 1379/80 zerstörten prachtvollen WsUmAtoiüa,

2) die gründliche Verbesserung des von Lärchen eingefänmten Weges am unteren Rande des Schäcwäldles,

3) die (bereits auSgsführke) Anpflanzung mehrerer Gehölzgruppsn auf' der am vorigen Jahre umgegrabenen Fläche am Zaoelsteinec Fußwegs,

4) die Ausstellung von Drehkreuzen am Eingangs an die Anlagen beim Pavillon Laginsthal, um die Anlagenwege vor der Beschädigung durch Holzschleifen zu schützen,

sälligkeit Undank ernten. Gehen Sie nach Hause, mein Herr, kränken Sie Ihre Gattin nicht durch ungerechten Verdacht, und fürchten Sie diesen Advokaten nicht mehr, der von jetzt an schweigen und zittern wird. Neh­men Sie den Ring zurück, damit er nicht zum zweiten Male gemißbraucht werde Ich forderte ihn von Ihnen jetzt bedarf ich seiner nicht mehr, da ich den Advokaten in der Hand halte."

Mein Herr, wir müssen uns näher kennen lernen ich muß mit Ihnen sprechen I" rief Franz.

Fordern Sie das nicht, Herr Soltau l" antwortete schmerzlich die bebende Stimme Kolbert's.Sie untergraben den Grund, auf dem Ihr Glück ruht. Die Zeit wird kommen, wo Sie Aufklärung erhalten."

Und wer gibt sie mir?"

Sophie Salier! Ich sage nicht auf Wiedersehen, denn ich muß für Sir wie für die Welt todt bleiben."

Kolbert verschwand hinter der Kirche, indem er den Advokaten mit sich fortschlepple. Wie träumend hatte Franz einige Augenblicke an seinem Platze gestanden, dann eilte er dem Fremden nach. Die Finsterniß war so dicht, daß er Nichts unterscheiden konnte. Er blieb stehen, um sich zu orientiren: da hörte er in der Entfernung Schritte, die sich rasch entfern­ten. Das Geräusch dieser Schritte wurde von zwei Personen verursacht. Ec verfolgte die Richtung, aus der das Geräusch kam bald stand er an dem Ufer des breiten Alsterbasstns. In dem Augenblicke, als er an-

stieß ein Kahn ab, er hörte es an dem Rauschen der Ruder und dem Geklirr der Kette. Dann sah er, als er seine Sehkraft anstrengte, einen dunkeln Gegenstand auf der Wasserfläche verschwinden. Nach einer Mi­

nute war die Gegend wie ausgestorben. Franz suchte und fand den Rück­weg. Als er von Schnee und Regen durchnäßt sein Zimmer betrat, schlug es zehn Uhr. Em Fisberfrost schüttelte ihn; aoer er erhielt sich aufrecht, um noch eine Stunde bei seiner Frau zuzubringen, deren Ruhe er nicht stören wollte.

IX.

Die Lösung.

AmMnfzehn'.en Dezember mußte Sophie Salier erscheinen um ihre Rente in Empfang zu nehmen. Er war dies also der Tag, der Franz Ausklärung bringen, der ihn von der furchtbaren Herzenrlast befreien sollte. Der Entschluß stand in ihm fest, bis zu diesem Termine in Geduld auSzu- harcen, dann aber mit kräftiger Hand den Schleier zu zerreißen, der so geheimnißvoll über seiner Gattin lag. Der. Banquier hatte Mitleid mit Henrietten, denn er sah, wie auch sie kämpfte, er sah, mit welcher lleber- wmdung sie die Ruhe und Freundlichkeit erkünstelte, die sie ihm zeigte. Warum darf ich nicht wissen, was Dich bedrück! ?" hatte er sie einmal gefragt.Bin ich nicht Dein Gatte, der Aller mit Dir zu tragen bereit ist?"Franz," hatte sie ihm geantwortet,fordere nicht, daß ich über fremde« Ecgenihum verfüge, und das G-Heimniß, nach dem Du fragst, ist nicht mein Eigsrtthum. Ich gäbe Viel, Alles darum, wäre es mir ver­gönnt, den Zustand Deiner Unruhe und Besorgniß um einen Tag, selbst um eine Stunde zu verkürzen. Habe Geduld, und vertraue Deiner Gattin, die für Dich lebt und stirbt."

(Fortsetzung folgt.)