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4) Marie Katharine LLrcher von SpeHhardt, Klrin. und Ulrich Kugele daselbst, Bekl., Leibqedingsforderung betr.
5) Dieselbe Klrin. und Jakob Friedrich Pfrommer in Spcßhardt, Bekl-, Leibge- dingSforderung bctr.
6) August Haug, Schreiner in Calw, Klr. und Christoph Mann, Tuchmacher in Calw, Bekl., MiethzinSforderung betr.
Tages Neuigkeiten.
— Biberach, 13. März. Dar LandeSturnsest der schwäbischen Turnerschaft findrl, noch Einholung der gemeinderäthlichen Erlaubniß durch die hiesige Turngemeinde, am 23 24. und 25. Juli d. I. hier statt. Al« Festplatz ist der Gigelberg bestimmt, dessen herrliche Anlagen längst die Freude jeder seiner Besucher find. Dort unter den alten Naunmesen ist der Turner wie der Zuschauer gegen den Brand der Julisonne geschützt, und dabei ist Raum genug vorhanden, um ein selbst großartig angelegtes Fest lebhaften zu tönnen. Bei der rühmlich bekannten Gastfreundlichkeit der Bewohner unserer Stadt ist am Gelingen des Festes nicht zu zweifeln. Schon jetzt wird der Vorortsgemeinds jede mögliche Unterstützung angeboten.
Rom, 10. März Die Freuden einer Hochzeitsreise können manchmal einen recht herben Beigeschmack haben. namentlich wenn das Ziel Italien ist, wo die Langfinger sehr zahlreich sind und ungemein prosperiren, dis Polizei dagegen weniger gut organisirt ist. Das mußte ein junges Ehepaar erfahren, dtssen bessere Hälfte dis Tochter eines sehr reichen Fabrikanten (Brandauer in Stuttgart) ist. In glücklicher, rosiger Stimmung wurden die Städte Genua. Venedig und Mailand passirt — da verlangte dis junge Frau, auch Rom und den heiligen Baker zu sehen und sich an den tollen Sireichen de« eben statlsindenden Karnevals zu belheiligen. Um den Zauber ihrer Schönheit — denn die junge Frau ist in der Tyat schön —- in der Siederchügelstudt noch zu erhöhen, wollte sie dort ihren in einer prächtigen Cassetre befindlichen seltenen Schmuck anlegen; wer beschreibt aber ihr Erstaunen, att- beim Oeffnen des Koffers die ganze Kassette verschwunden war! Der Diebstahl war offenbar auf dem Weg von Mailand nach Rom geschehen; der Werlh der abhanden gekommenen Pretiosen beläuft sich auf 80 — 100,000 c^, namentlich ist ein kostbarer Korallenschmuck aus dem ersten Stuttgarter Juwelierladen darunter, der einst im Besitz einer russischen Fürstin war
Neapel. 12. März. Laut amtlicher Erhebung sind durch das Erdbeben in Casamicciola 114 Menschen qetödret und 209 Gebäude zerstört worden; 260 Familien sind ohne Obdach. Der Schaden wird auf 900,000 Frank« toxirt.
In Casamicciola dauern die Ausgrabungen der Leichen der in dem Erdbeben vom 4 ds. Umg-kommenen fort, es sind deren etliche 160 zu Tage gefördert worden. Zufolge neuerlicher Erdstöße sind weitere Häuser tingestürtt, indessen handelte es sich hiebei ausschließlich um bereits beschädig»« Gebäude.
Ueber den Brand, welcher das Modewaarengeschäft au printemps in Paris zerstörte, schreibt man: Das Feuer entstand durch eine Ärttstiömung von Ga«, als Morgen« ein Diener die Gaslichter anzündete. Im Hause wohnten 250 Bedienstete, welche rasch geweckt wurden. Der EiMNHÜuier Jaluzot blies, als er von de« Unglücke unterrichtet ward, in sein Jagdaorn. um ÄUe^ >m Hause zu wecken; er und seine Familie fanden kaum Z it, sich anzuk eiben, um ins Freie zu gelangen. An eine Eindämmung des Feuers war nicht zu denken, wie sehr auch die Pompiers arbeiteten und obwohl ruft Maschinen das Wasser aus der Wasserleitung getrieben wurde. Alle Siockwe ke brannten auf
einmal; mehrere Menschen sprangen aus den Fenstern, weil die Stiegen meist schon von den Mammen ergriffen waren. Ein Feuerlöschmann, der sich zu sehr vorgewagt, stürzte in ein Gelaß, brach die Glieder und wurde halb verkohlt hervorgeholt. Er starb auf dem Wege ins Spital. Noch andere Personen fanden den Tod, viele wurden in halb ersticktem Zustande aufgesünden, aber noch gerettet. Um 1l Uhr war der Brand lokalisirt, allein innerhalb der Wände stürzten fort und fort die Balken krachend zusammen. Das Hau« ist auf 7»/z Millionen versichert. Oesterreichische Versicherungsanstalten sind stark engagtrt. Der Printemps führte die Geschäfte in großem Maßstabe; täglich liefen etwa 1300 Briefe und Bestellungen ein. Gerade in den letzten 2 Tagen hat man mehr als 80,o00 Fr. für Seidenwaaren eingenommen. Nachmittags vereinigte Herr Jaluzot sein ganzes Personal, Männer und Frauen; er erzählte den Hergang und sagte: »Ich konnte die Kasse retten, das Printemps wird wieder erbaut werden, wahrscheinlich bis zum nächsten Frühjahre." Ihm sei Aller verbrannt, selbst seine Uhr; die Kleider, die er trage, habe ec rasch kaufen müssen, und sein Schuster habe ihm die Stiefel geborgt. Die armen Leute schieden trostlos.
Handel und Verkehr
— In Schweinfurt wurde auf dem Markte eine Parthie Butter konfiszirt, welche in der Art gefälscht war, daß nur die äußere Umhüllung aus Butter, da» Innere aber aus geriebenen Kartoffeln bestand.
— Die Straßburger T a b ak in anu f a k t u r hat das bedeutende Fabrrkanwesen der Herren Engelhardt u. Biermann in Bünde (Westfalen) käuflich erworben. Diese Firma, gleichzeitig auch in Bremen etabiirt, zählte in der Zigarrenbranche zu den ersten des Kontinent«; sie sabrizirte wöchentlich zwischen 2000 dis 2500 Mille Zigarren und verarbeite» hauptsächlich überseeische Tabake.
Wien, 8. März Die öftr. und Ungar. Regierung einigten sich, die Einfuhr von amerikanischem Schweinefleisch und Speck zu verbieten.
Gemeinnütziges.
Da« N. Tgbl. enthält nachstehende, nicht blos für Stuttgart, sondern ganz allgemein zu beherzigende Mahnung: Kaum haben die Sahlweiden beim Beginn des Frühjahrs ihre „Palmkätzchen" gelrieben und dadurch den Bienen die Möglichkeit verschafft, Blüthenstaub als „Höschen" einzutragen. so zieht auch unsere Jugend in den Wald und auf die Haide, um die Zweige abzuschneisen und solche, wenn'S gut geht, eins halbe Stunde herum zu tragen, dann aber solche vor der Stadl wieder megzu- werfen. M»l den Frühjahrs» und Sommerblumen machen sie's auch jo. Würde man die Zweige, Pflanzen und Blumen, welche auf drese Weise allein an einem einzigen Sonntage um Stuttgart herum vernichtet werden, auf einen Hausen zusammenwerfen, so ließe sich gewiß ein H-uwagen damit füllen. Die Jungen ahnen aber nicht, daß sie mit dem Vernichten der Sahlweiden durch Adschneiden der Zweigs, sei es nun der Palmkätzchen oder der Pfeifen wegen, unsere Arenen ihres ersten Falters für die junge Bienenbrut berauben, weil die Sahlwejse neben der Haselnuß den ersten Blüthenstaub liefert, daß sie also das Zugrundegehen vieler 1000 Plenen verschulden Thatsache ist e«. daß der Saylweidenpflanzen immer weniger weiden. Darum an unsere liebe Jugend, der wir den Spaziergang durch Wald und Feld gönnen, um unserer Bienen willen die dringende Bitte: „Schonet die Palmkätzchen, gönner den Bienen ihre Weide und schneidet eure Pfeifen von anverem Holze."
Amtliche Bekanntmachungen.
Forjramt Attenstaig.
Fichtengcrlmiide-
Bkrlauf.
Am Donnerstag, den 3t März l I., Nachwittaas 3 Uor, wird auf der Forflamtikanzlei der Ertrag der in den Revieren Altenstaig und Pfalzgrafenweiler pro 1881 anfallenden Fichtengerbrinde zur Versteigerung kommen.
K. Fgrstamt.
Forstawt Attenstaig.
Wildprct Akkord.
Der Erirag der Jagd in den Revieren En.kiösterle, Hofstett, Psatzgra- fenweiter und Sim- wersield an Auer-. Hoch- und Reh- Wild »vom 1. April 1881 bi« 3t. Januar 1882 wird im Ganzen oder revierweise im SubmiisionSwege unter den bisherigen Bedinaungen hiemit ausgeboten Die Eröffnung der rinzureichenden Angebots wird am
Donnerstag, den 31. März l. I., Nachmittags 2 Uhr, stattfinden.
Altenstaig, den 10. März 1881.
K. Forstamt.
Reviers Hirsiu und Stammheim.
Nutzholz-Verkauf
Samstag, den 26 März, Vormit« tags von 9 Ubr an, auf dem Rathhause in Caiw mit dem Revier Hirsau beginnend.
1) Revier Hirsau:
aus Ottenbronnerberg: Abib. Schönbühl und Sieigwand. Lützenhardt: Abth. Forchen und Stöcke, Wecken- Hardt: Nbth Muck-niß. Schwärzmiß und Neubronnen durchaus Rot h- forchenholz:
1l78 Stück Langholz mit 70 Fm. I Cl. 395 II.' Cl.. 427 UI. El.. 285 IV. Cl und 370 St. Säg- do!z mit 225 Fm.
2) Revi r Stammheim: aus Reulehau, Lirdenrain Jäger- wiese Weilerstich, Haselstall u. Scheidholz vom Dickemerwald:
328 S'ück Langbolz mit 364 Fm. und 82 Stück Sägholz mit 9t Fm.
Calw.
Kutscher Heinrich'« Erben bringen am
Montag, den 21. März d. I.,
Vormittags 11 Uhr, zur einwsligm V rsteigerung:
44 a 60 gm Wiese auf der Steinrinne,
angekauft zu 360 Den 16. März 1881. Ralhrschreiberei. yassner
Revier Wildberg.
Ca. 23 VV0
Weißtannenwildlinge,
4—öjätrig. zum Unterpflanzen und Verschalen tauglich, sind abzugeben. Etwaiger Bedarf wäre in Bälde anzumetdon beim Revierowt.
Calw.
Bekanntmachung und Bitte um Beiträge.
Nachdem auch in hiesiger Stadt die Einrichtung getroffen ist, daß arme Reisende jeder Art. welche hie- her kommen, nicht nur die erforderliche Verköstigung, sondern auch Nochtherbsrge und in dringenden Fällen Kleidungrstücke erhalten, kann Jeder der Gaben fordernd vor den Thüren der hiesigen Einwohner erscheint, mit gutem Gewissen abgewiesen werden, denn es ist für seine nöthigsten Lebensbedürfnisse gesorgt Für andere Personen, welche die
öffentliche Mitdlhätigkeit von Hau» zu Haus anrufen, seien solche von hier oder von benachbarten Orten, hat die Orlsarmendehörve zu sorgen, was auch überall geschieht, wo wirkliche Noth nachgewiesen ist. Abgesehen davon, daß der Bettel von Haus zu Haus eine polizeilich strafbare Handlung ist, hat derselbe durchweg auch schlimme sittliche Folgen. er führt zum Müßiggang und anderen Lastern die Gaben werden in sehr vielen Fällen, namentlich von Kmdern mißbraucht.
Um diese Einrichtungen für die Dauer aufrecht eihallen zu können, ist es nothwendig, vaß die Einwoyner in die hi-für gebildete Kasse Beiträge geben, Jedermanü dürfte es als Pflicht ansehen, zu berechnen, welchen Aufwand er inzwischen bei dem Häu- serbetkel gehabt hat, und eine dementsprechende Gave zu geben; die Sammlung der Gaben wird monatlich erfolgen.
Die Einwohner werden dringend gebeten, nicht nur ihren Verhä tittssen entsprechende Beiträge zu leisten, sondern auch jeden Bettler abzuwessen und mit vereinten Kräften dahin zu wirken, daß ein Uebelstand bekämpft und beseitigt wird, der am Mark oe» Volk-« zehrt.
Calw, den 15. März 1681.
Gemewderarh.