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Amts- unä Intekkigenzbkatt für äen Kezirk.

Uro. 32.

Donnerstag, den

Amtliche Bekanntmachungen.

An die Rathsfchreiber.

Da bei der Prüfung der Kaufbücher häufig das Fehlen von Unter­schriften der Contrahenlen ausgestellt und diese Ausstellung durch die einfache Nachholung der Unterschriften in de« bereits mit einem allge­meinen Datum versehenen Vertrage als erledigt angenommen wird, so werden die Rathsschreiber zu Folge Erlasses der Civilkammer K. Landge­richts Tübingen vom 5 d. Mls darauf aufmerksam gemacht, daß diese Behandlungsweise unzulässig ist und vielmehr bei der nachträglichen Unter­zeichnung der Tag, an welchem diese erfolgte, angegeben werden muß, ouch die Unterzeichnung besonders zu beurkunden ist.

Calw, den 14. März 188t. K. Amtsgericht.

OberamlSrichter S L u on.

An die Unterpfandsbehörden.

Da es vielfach vorkommt, daß unvollständige oder irrthümiiche Ein­träge im UnterpsandSbuch z. B. bezüglich des ZinStermins, Zinsfüße« rc. auf Antrag der Betheiligten oder in Folge von Visitations-Ausstellungen durch den Rathsfchreiber oder Hilisbeamten nachträglich verbessert werden, so wird den Psandbehörden zu Folge Erlasses der Civilkammer K Land­gericht« Tübingen eröffnet, daß derartige Ergänzungen nur unter Mitwirk­ung des Collegiums vorgenommen «erden dürfen und selbstverständlich die Acnderungen auch in den ausgestellten Pfand-Urkunden in der vorgeschrie- benen Form nachzutragrn sind.

Calw, den 14. März 1881. K. Amtsgericht.

Oberamtsrichter S ch u o n.

Politische Nachrichten.

D e « t f

Die Bevölkerung und die einzelnen Staaten des Deutschen Statistischen Amtes aus Grund folgender Weise:

Preußen Bayern Sachsen Württemberg Baden . Hessen .

ch eS Reich

Zunahme derselben vertheilt sich auf die Reiches nach Mitteilung des kaiserlichen der Zählung vom 1. Dezember 1880 in

Bevölkerung nach der Volkszählung von 188 O.

(Vorläufige« Ergebniß ) 27,251,067 5,271,516 2.970.220 1,970,132 1,570,189 936,944

Jährliche Zu­nahme

( Abnahme) in o/go

der mittleren Bevölkerung 1875/60 1871/75

11,4

9.7

14.6

9.2

8.2

11.6

10,4

8.0

19,2

8,5

7,7

8.0

7. März L88I

56. Jahrgang.

Mecklenburg-Schwerin .

676.827

8.2

1,8

Mecklenburg-Strelitz

100,269

9,4

- 3,4

^ Sachsen-Weimar

309,503

11,0

5,8

Sachsen-Meiningen

207,147

12,6

8.5

u.kSachsen-Altenburg .

155,062

12,3

6 5

-§ /Eachsen-Coburg-Gotha

194.479

12.6

11,6

^ZSchwarzburo.-Rudolstadt

80,149

8,9

3.8

A/Schwaizburg-Sondershausen

71,083

10,4

1.1

Ll Reuß ä. L

50,782

15,5

10,3

»Meuß j. L.

101,265

18,4

9,2

Oldenburg

337,454

11,0

3.7

Braunschweig .

349,429

13,0

12,0

Anhalt

232,747

17,2

12,1

Woldeck

56,548

6,5

- 67

Schaumburg-Lipps

35,332

12,8

8,2

Lippe

120,216

13,3

2,9

Lübeck

63,571

22,1

21,8

Bremen

156229

18,8

37,4

Hamburg

454,041

13,1

34,1

Elsaß-Lothringen

1.571,971

5.2

- 2.9

Deutsches Reich .

45,149,172

11,2

10,0

Berlin. 12. März. Nachdem der Ausschuß de« Bundesraths für Justizwessu. dem der Entwurf eines Gesetzes über die Bestrafung der

^ Trunkenheit zur Vorberathung überwiesen war, seine Arbeit beendet hat,

! wird der Entwurf da« Plenum des Bundesraths in der nächsten Sitzung ! beschäftigen. Der Entwurf hat in 8 8 in Bezug auf die Kost aus Wasser und Brod eine Aenderung erfahren. Außerdem hat der Entwurf einen neuen § 6 erhalten:Mit Geldstrafe bi« zu 160 -M oder mit Haft wird bestraf!, wer bei Verrichtungen, welche zur Verhütung von Gefahr für Leben und Gesundheit Anderer oder vor Feuersgesahr besondere Aufmerk­samkeit erfordern, sich betrinkt oder solche Verrichtungen betrunken vornimmt."

Die Annahme des Tabakmonopolantrags in der württ. Adg.- Kammer hat, wie dieFrkf. Z." berichtet, in Reichstagskreisen Aussehen gemacht. Man denke daselbst an Anträge, um eine Gegendemonstration de» Reichstags, der in seiner Mehrheit dem Monopol noch abhold »st, in'» Werk zu setzen.

Oesterreich-Ungarn

Da« große politische Ereigniß in Wien ist der unerwartete Rücktritt des Präsidenten de« Abgeordnetenhauses, Grafen Coronini. Der Ent­schluß wurde zu Beginn der Sitzung de» Abgeordnetenhauses am 11 . März durch Verlesung eines Schreibens bekannt gegeben, worin er sagte, daß er verschiedene, nicht vereinzelte Vorgänge, deren Schauplatz das hohe Hau» in jüngster Zeit gewesen ist, nicht in anderer Weise deuten könne, als daß er da« Vertrauen, welches ihm bei seiner Wahl enkgegengebracht wurde, in r gleichem Maße und Umfange nicht mehr besitze. Die meisten Abgeordneten hatten sich bei Verlesung dieses Schreibens in die Mitte des Saales bd- geben und nach beendigter Verlesung entstand auf allen Seiten die lebhafteste Bewegung, die sich erst legte, als der Vizepräsident vr. Smolka da»

Feuilleton.

Der Diamantring.

Novelle von August Schräder.

IV.

Sophie.

(Fortsetzung.)

Ein Engel kann nur Glück bringen, und Sie sind für »ich ein Engel in menschlicher Gestalt !" rief Ludwig wie begeistert.

Einige vorübergehende Personen unterbrachen den Herzenserguß des liebeberauschten Commis I Indem sie sich den Anschein müßiger Spazier­gänger gaben, traten sie den Rückweg an. Die Uhr in der Kirche der heiligen Georg schlug ein«.

Jetzt erlauben Sie mir, daß ich mich entferne!" flüsterte Sophie. Leben Sie wohl, und erwarten Sie meinen Brief!" fügte sie tief er- röthend hinzu.

Und werde ich lange warten müssen?"

.Ich glaube, daß es mir möglich sein wird, Ihnen bi« übermorgen zu schreiben. Die Bitte um Verschwiegenheit spreche ich nicht noch einmal aus, sie müßte Sie beleidigen. Leben Sie wohl, Herr Ludwig!"

Auf Wiedersehen, Fräulein Sophie!"

Sie reichten sich einander die Hand. Dann schlüpfte Sophie in eine Seitenstraße und verschwand. Lambert sah ihr entzückt einige Augenblicke nach, dann trat er den Rückweg zur Stadt an. Gern hätte er gesehen,

welches Haus seine Geliebte öffnete; aber er wollte nicht neugierig erschei­nen, und ging langsam weiter. Diesen Ausgang seines Abenteuers hatte er nicht erwartet. Alle Qualen de« Herzen«, die er seit einem Vierteljahre erduldet, waren verschwunden, er durfte sich jetzt der süßesten Hoffnung hingeben. Sophie hatte ihm eben so viel Ehrfurcht als Liebe eingeflößt, sie war für ihn das schönste, vollkommenste Weib, das er je gesehen. Mit ganzer Seele überließ er sich dem Entzücken der ersten, der reinsten Liebe. Ludwig stand noch in dem glücklichen Alter, in dem man Genuß an der Melancholie und Seligkeit in dem Traume von entfernten Hoff­nungen findet; er war noch jung genug, um in einer Frau mehr als die Frau zu erblicken. Die Stimme Sophie'«, ein Blick von ihr reichten hin, um ihn in einem Meere von Seligkeit schwelgen zu lassen.

Jetzt kam er an dem Eckhause vorbei, dar die Geliebte hatte etre- ten wollen. Die Fenster de« Erdgeschosse« waren mit Läden verschlossen in dem Augenblicke, als er zu dem obern Stockwerke emporsah, rollte ein weißes Rouleau auf, und Sophie, noch im Mantel und Hut, erschien hinter den glänzenden Fensterscheiben. Lächelnd nickte sie einen Gruß herab, dann ober legte sie schnell den Finger an die Lippen. Ludwig grüßte kaum merklich, und ging rasch weiter. Dieser neue Beweis von der Gunst des reizenden Mädchens machte ihm den Kopf wirr. Drückte ihre Pantomime nicht aus: du kennst jetzt meine Wohnung, aber schweige?

Schweigen werde ich," flüsterte er wie berauscht vor sich hin,und wenn es mich meine Stelle in dem Hause des Banquiec« kostet. Jetzt habe ich ein Recht, die Geliebte vor unwürdigen Nachstellungen zu schützen!"