— Stuttgart, 1t. März. Die kürzlich von uns gebracht« Notiz, b.eir. dis Verpachtung des Petersburger Hofs an Herrn BürLle zum Zweck der Wiedereröffnung eures Hoteibelrrebs auf des: Anwesen, ist dahin richtig zu stellen, daß allerdings Verhandlungen in der Sache eingeleitst waren, die sich aber wieder zerschlagen baden. Jens Notiz war von Herrn Biirkle selbst ausgegangen, der für die Richtigkeit derselben einstand. !
— Heilbronn. 10. März. Heule früh 5 Uhr 25 Min. wurden 4 bis 5 Sekui den d-uernd- Erdstöße bemerkt, die Geräusche an Thüre« und Fenstern hervorbrachten. Dis Erschütterungen schienen von Süden nach No. den zu g-hrn.
— Ravensburg. 11. März. In der Maschinenfabrik von Escher,
Wyß u. Comp, ereignete sich verflossene Nacht ein schreckuches Ungtück. Etwa um Mitternacht war rin Ardeilec, Wetzel aus Neufra, im Tur- binenbaus mit Schmieren beschäftigt. Ais er längere Zerr nicht zurück- kam, ging der Säger Reisacher hinaus, nach Wetzet zu sehen. Gleich beim Eintritt ins Turbmenhaus entveck:e er einen abgerissenen Arm. Schien- > in -.st wurde die Turbine abgestellt. Da fand inan denn den Verunglückten ! schrecklich verstümmelt unter dem Wasserrad, beide Arm?, ebenso der rechte! Fuß waren vom Le be gerisstn und der Oberkörper zusammengsdrückt. ! Wahrscheinlich ist der Unglückitche auf dem nassen Loden ausgegl-rlet und! in das Rad yineingefallen und hat aus dies« gräßliche Weise einen jähen! Tod gesunden. !
— Karlsruhe, 10. März. Die Verlobung der Prinzessin Viktoria (älteste Tochter des GroßhsrzogS, ged. 7. Äug. 186^) mir dem Kronprinzen von Schweden (ged. Io. Juni 1858^ gilt als genug.
— Oppenheim. 10. Mä-z. Die sett Samstag in Folge der Regengüsse etngetretenen Rutschungen des Dieuheimec Bergs hab-n dis auf leichte Bewegungen in den südlichen Ausläufen wieder ausgeyöct. Dir Haupt- katastrophe wurde durch die Ablösung eines etwa 30 Morgen großen Ll-eils des Frankenbergs verursacht. Total v.-rwüftet sind c-, 150 Morgen Weinbergs, der Schaden wird aut über eins halbe Million Mark geschätzt. Das Tors selbst hat keinen Schaden e-litten.
— Berlin. 9 März. Der Kaiser, welcher erst am 4. ds. Gelegenheit hatte, dis durch ihr tapferes Verholten im letzten Jahre besonders ausgezeichneten Mitglieds der hiesigen Feuerwehr sich m Gala vorsteUrn zu lassen, konnte sich am Dienstag Abend aus unmittelbarster Näh- von der kreislichen Organisation unserer Feuerwehr der ihrer Arbeit überzeugen. Zn wenige» Minuten unterdrückte sir ein?» unbedeutenden Schornsteinbrand im Ka'scrlichen Palais, welcher um 7 Uhr Abends stattsand und dre Feuer- Mehr in sausende,.. Galopp nach der Brandstätte >ührts.
Wien. 10. Mü-z. Durch Hochwasser wurden auf der uuga.isch-n! Strecke der Südbalm Dammorüche und ÄrückenemjUrcze ^crbergesührt; aut den Strecke« S!uhlws>ßenburg-Ofen und Sluhlweißenburg-Ujrzocuy ist der Verkehr vorläufig erngegeLt.
Wien, 1t. März. Der Sturm, welcher seit gestern Nachts durch unsere Straßen tobt, scheint nicht ermüden zu wollen. Seil Aa Stunden schleudert er mit Riesenkraft Dächer und Kamirw aus die Straßen. wirbelt Ziegel durch die Lust, hebt Firmataseln und Schuder aus, w.rft Hütten, Wagen und Verkaufsstände um. und ersaßt die ängstlich über die Straße Schreitenden, dreht sie im Kreise, wirst sis unsanft zu Boden und bnchl ihnen wohl auch Arme und Beine. Der schrecklichste Ungiuckssall ereignet- sich um dis Mittagsstunde an der Kreuzung des Schvrsin- und Franzens- ringes. Das achtjährige Säulrr ädchen Marie Scheioert wurde von ernem heftigen Winkstoße ersaßt und unter die Pferde eines Tramway-Waggons geschleudert. Der Kutscher vermochte den Waggon nicht mehr zum Stillstände zu brargen. Die Näder gingen dem armen Kinde über den Kops und zertrümmerten ihm die Hirnschale.
Prag, 7. März. Im eben zu Ende gegangenen Fasching wurden hier nicht weniger als 534 Bälle gehalten, worunter 27 Kostümbälle und ti Redouten, der Maskenscherz auf der Straße exissirl dagegen längst nicht mehr. Unter den vielen siattgefundenen Tanzkränzchen verdient bas im Hotel Plütteis zum Beschlüsse des Faschings arrangirce Kosrümkränzche» der Schwaben ganz besondere Erwähnung. Dasselbe war außerordentlich onimirt.
Vor einigen Tagen erschien auf drin Bahnhofe vsn Orleans ein Reisender von geradezu phänomenaler Dicke und nahm ein Billet 2 Klaffe nach Bordeaux. Als nun das Zeichen zum Einstsigen gegeben wurde, stellte es sich heraus, daß die Thüre« iämmtlicher Coupös zu schmal waren, um dem voluminösen Reisenden den Einlaß zu gestatten, und es blieb daher dem Srationsches nicht« Anderes übrig, als denselben zum nicht geringen Ergötzen des anwesenden Publikums aus einem Lastwagen zu in- stalliren. Der gewichiige Passagier ist erst 22 Jahre alt. wiegt 210 Kilo und hat einen Umfang von über 3 Meter.
— Ein frecher Juwelendiebstahl wurde dieser Tage in London v-rübt. Vor dem Laden des Juweliers Bcyc.-Whigt i» Gceat-Russel-Street brach eine Droschke mi! lautem Krach zusammen. Die Kommis des Jumelirr- geschäits stürzien ous dcm Laden, um zu sehen, was los s-i Als sie zurücktehncn. fanden sie. daß eine Schublade, in welcher sich Brillantgeschmeide im Werths von 10,0. 0 Psd. St befanden, ihres Inhalts beraubt war. Es unterliegt keinem Zweifel daß der der Droschke zugestoßene Unfall eine List war, um dm Dieben im Laden die A-chett zu erleichtern.
e a « vfazr e.
— In Wurmberg, OA. Maulbronn, brach am 3. März, Nachts kl'/? Uhr Feuer aus in eurer Scheuer, wurde jedoch noch rechtzeitig entdeckt und dervälsigi. Es wird Brandstiftung vcrmuthel. - In I n tz- stet reu, O.A. Münsings, 1 . brach am 6. März. Abends 8 Uhr, Feuer aus. in Folge dessen eine Scheuer mir Stroh- und Plattenvach sammt Anbau total ni-derbcannte. Die EnlstkhungSursachs ist bis jetzt nicht bekannt. — In Beil stein, O.A. Marbach, brach am 5 März, Morgens 8 Uhr, Feuer aus in der Schwanenwirthschaft. ohne daß größerer Schaden entstand. Es liegt Verdacht der Brandstiftung vor.
«Handel und Verkehr
— u t m, 7. März. D;e Ledermesje, welche heute begonnen hat, ist von Verkäufern und Käufern gut besucht. Noch diesen Morgen wurden wegen des gestrigen Sonn- und Festtages größere Quantitäten Leder zu- gesührl. Wenn während des Vormittags der Verkauf erwas flau vor sich ging, jo entwickelte sich während des Nachmittags ein so lebhafter Vorkehr, daß gegen den Schluß des Meßtages die vvrrächigr Waare bis ans Weniges verkauft war uno am zweiten Lag wenig mehr gehandelt wcrden wird.
— Di; Petitwnskomissivn des Reichstags wies di- Petition des Verbandes deutscher Konditoren in Frankfurt um Erlaß einer reichs- gefetzlichen Bestimmung, daß Eier künftig nicht mehr nach der Zahl, sondern nach Lein Gewicht verkauft werden sollen, beschallt ad, weil es sich nicht empfehle, hier den Weg der Reichsgesetzgebung zu beschreiien und d iese Sachen der Marklposiz-r und der lokalen Gesitzaebun g zu entziehen.
GeMeinnützlges.
Gegen den Schnupfe n. In der „Oa/etta Nockica Italiens" theilt Herr vr. R. Radvlfi tue folgende Beobachtung mit, welche er an sich selbst gemacht hat, und die für alle an Schnupfen Leidenden von hohem Interesse fern dürfte: „Von ernem sehr heftigen Schnupfen befallen, kaut; ich zufällig spielend an einem kleinen Zweige des „siluealxMs" (eia unter die Gattung der Myrtengewächse gehöriger, aus Reu-Holland stammender Baum), gedankenlos den durch das Kauen aus dem Zweige gelogenen Saft hinab- schluckeno, welcher einen bitteren und aromatischen Geschmack hatte. Zu meinem Erstaunen hatte ich schon nach einer halben Stunde den lästigen heftigen Schrmpten gänzlich verloren. Emigs Tage darauf zog ich mir durch ein« starke Erkältung austs Neue einen heftigen Schnupfen zu, ich wiederholte dasselbe Experiment und zwar mit dem gleichen günstigen Erfolg." Herr vr. Nuvolfi verschrieb nun das Mittel mehreren seiner Patienten, die alle in gleicher Weise seine segensreich- Heilwirkung erfuhren. Er ist ind essen der Ansicht, daß diese Behandlung nu r in acu'en Fällen geeignet ist.
Die im Verlage von Eouaro Hatrberger ln Stuttgart
erscheinende „Illustrirte Welt" fährt foit, ihren Abonnenten stets beste Unterhaltung und Anregung zu bieten. So enthält das neueste Hkft: Graf Rübezahl. Roman von Joh. van Dewall. — Gotthold Ephraim Lessing. (M. Porlr ) — Ein dunkler Schatten. Erzählung von F. L. Reimar. — Land in Sicht. Nach einer Zeichnung von A. Emslis —
Sophie senkte dis Augen, und setzte den Weg fort; sis schien zu überlegen, was sie sagen sollte. Lambert folgte mit köpfendem Harzen, denn es regte sich ein Gefühl in ihm, das der Eifersucht auf den reichen Banquier nicht unähnlich war. Er hatte sich bereits in lausend Vermuth- »rngen über die Absicht seiner Chefs erschöpft
„Mein Herr," begann Sophie nach einer Minute, „Sie haben den Wunsch ausgesprochen, mich von Zeit zu Zeit zu sehen — dieser Wunsch kann nur in Erfüllung gehen, wenn Herr Soltau nie erfährt, daß wir uns heule gesprochen haben und daß meine Wohnung sich in der Vorstadt Sanct Georg befindet. Zugleich hoffe ich, Sis werden mich nie vm die Gründe fragen, die mich veranlassen, dem Banquier lknbekannt zu bleiben. Laß er mir vierteljährlich eine Rente aurzahlk, verpflichtet mich ihm nicht zur Dankbarkett — es ist dies ein Geschäft, wir jedes andere, das in den Bcnkeausern vollzogen wird Ich weiß, was ich von Ihnen fordere, indem ich Sie veranlasse Ihren Herrn zu hintergehen; aber es ist dies eine Maßregel, dis ich seinen Nachforschungen gegenüber zu ergreifen gezwungen bin, eine Maßregel die ihm weder Nachlheil bringt, noch eine» Vortheil entzieht. Ader erlaubt es Ihre Stellung nicht, das verlangte Schweigen zu bewahren, so trennen wir uns jetzt, um uns nie wiedelzusehen."
„Nein nein!' rief Ludwig. .Mich hält Nicht» ob, Ihr G-cheiwniß wie ein Heiligthum zu bewahren. Auch Herr Soltau hat ferne Geschätte- geheimniffe vor uns — warum sollte ich nicht ein Herzensgehermniß vor Ihm haben? Geben Sie mir Gelegenheit, Ihnen nützlich zu fein, und Sie werben meinen Eifer kennen lernen. Ich schwöre Ihnen, daß ich verschwiegen s-in will, wie das Grab."
„Gut, mein Herr, ich nehme Ihren Schwur an!"
Sie reichte ihm ihre kleine Hand. Lambert ergriff sie und drückte sie mit Inbrunst an seine Lippen.
„Wann und wo sehe ich Sie wieder?"
„Nennen Sie mir Ihre Adresse, und Sie werden einen Brief durch die Stadtpost erhalten."
Der Commis sann einen Augenblick nach
„Ich wohne in dem Hause mein-S P.inzipals," murmelte er; „dorthin darf der Brief nicht kommen — aber wein Onkel kann ihn annehmen: ihm darf ich sagen, daß ich das größte Glück meines Lebens darin finde, mir die Gunst Fräulein Sophie'« zu erwerben!"
Lambert holte sein Taschenbuch hervor schrieb einige Worte auf ein Blatt, riß das Blatt aus dem Buche, und überreichte es dem jungen Mädchen.
Sophie las:
„Ludwig Lambert, per ^äresss Pastor Lambert, Poststraße 11. 3. Etage."
„Der Pastor ist der Bruder meines verstorbenen Vaters," fügte Ludwig ergänzend hinzu. „Er siebt mich wie seinen eigenen Sohn, und wird den innigsten Antheil an me nein Glücke nehmen."
.Halten Sie es denn wirklich !ür ein Glück, mich näher kennen zu lernen?" fragte Sophie, verschämt lächelnd. „Wenn Sie sich nun in Ihren Erwartungen getäuscht fänden?"
(Fortsetzung folgt.)