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die Aufregung in Wien febr groß gewesen. Die verhafteten 15 Studenten find nach beendigter Untersuchung wieder sreigelaffen.)

England

London, 1. März. Berichte von Augenzeugen beweisen, daß nicht Muniiionsmangel aus englischer Seite, sondern das überlegene Feuer und die außerordentliche Tapferkeit der Beeren bei der verhältnißmäßig geringen Zahl der Engländer und der Unmöglichkeit, auch nur Gebirgs- oder Galling-Kanonen auf den überaus steilen Berg zu bringen, die Ursache waren, daß die Engländer die ausgezeichnete, mühsam erklommene Stellung aus dem Majubaberg (Spitzkop) verloren.

London. 2. März. Die irische Waffenbill wurde mit 395 gegen 37 Stimmen für dringend erklärt. Der Staatssekretär des Innern Har- court beantragt jetzt die Waffenbill. Dieselbe erklärt er für illegal. Waffen in den proklamieren Distrikten zu tragen, ausgenommen gegen einen Waffenschein; sie ermächtigt die Behörden, nach Waffen in den Häusern und b-i Personen zu suchen und den Import und Verkauf von Waffen, Dynamit und Nitroglycerin zu verbieten, bezw. zu regeln. Im Betretunge- fall; tritt ein summarische« Verfahren ein. wobei auf Gesängniß bis zu drei Monaten ohne schwere Arbeit erkannt werden kann. Da« Gesetz soll 5 Jahre in Kraft bleiben. Nach mehrstündiger Berathung g.-nehmigte dar Unterhaus mit i96 gegen 26 Stimmen die Einbringung dieser Blll und nahm dieselbe in erster Lesung mit 18s gegen 26 Stimmen an.

Spanien.

Der neue spanische Ministerpräsident Sagasta hat an die Behörden ein Cirkular erlassen, in welchem er dieP r r nz ipi e n der Freiheit" als Bast« der Regierungspolitik bezeichnet, zugleich aber dis Förverung aller materiellen Interessen versprichtAchtung unl> Schutz der Rechte der Bürger; Friede und Ruhe als Ergebntß der Achtung vor den Ge­setzen, wodurch dem Kapital Vertrauen eingeflößt und es zur Arbeit ange-, spornt wird; schließlich eine Reihe administrativer und ökonomischer Maß­regeln, die eine neue Aera der Prosperität eröffnen «erden.- Das seien die Grundlagen der Regierungspolilik; ihr Hauptzweck der Nachweis, daß die Monarchie bei freier Ausübung ihrer Prärogative die Garantie und Stütze der öffentlichen Freiheiten ist. Die Republikaner sind entschlossen, die Regierung Sagasta zu unterstützen.

Stuttgart, 23. Febr. (46. Sitzung der Kammer der Abgeordneten.) Fort­setzung. Art. 4. bestimmt die Größe der Erbschaftssteuer in verschiedenen Abstufungen. Dieselbe beträgt von 28° der angefallenen Erbschaft, je nachdem dieselbe an Personen Mt, je näher verwandt, desto weniger. Eitern und Geschwister z. B. zahlen 2°/«, Groß­eltern, Adoptiv- und Stiefkinder und deren Abkömmlinge, sowie Schwiegerkinder 3°/ Ehegatten für da» den gesetzlichen Erbtheil übersteigende Erbe 4"/, ebenso die Sties-, Adoptiv- und Schwiegereltern, die Oheime, Tanten rc, 6°/, die Großoheime, Großtanten und Geschwisterkinder. 8"/^ alle übrigen im Gesetze nicht vorgesehenen Fälle. Art. 6. be­zeichnet da« Stcuerobjckt und den Zeitpunkt de« Eintritts der Sieuerpflicht. Art. 6. ent­hält Näheres über den Grundsatz der Berechnung der «teuer und handelt von der Haft­pflicht für die Steuer. Art. 7. definir! die e bschattssicueipflichlige Masse. Art. 816. enthalten eine Reihe von formalen Bestimmungen z. B. über dar Verfahren bei oer Be­rechnung der Steuer durch die Steuerbehörden, über oen Fall einer Theilung vor einer nicht württ. Theilungsbehörde, über die Leschweco-fl,h.»ns! und die betr. Instanz, über das Recht der Nachforderung zurückgebliebener und der Zurückforderung zu viel bezahlter Erbschaftssteuer, sowie endlich über die (3jährige) Verjährung.

Tages Neuigkeiten.

Stuttgart, 28. Febr. Die Kammer der Slanderherren berielh heute über die Frage der Verlegung der Forstakademie Hohenheim «ach Tübingen. Die Minderheit der Kommission, vertreten durch Präsident v. Werner, beantragt Beitritt zu den Beschlüssen des anderen Hauser, dis Mehrheit beantragt, auf dem früher gefaßten Beschlüsse, welcher gegen die Verlegung gerichtet ist, zu verharren. Der Antrag der Mehrheit der Kommission, auf dem früheren Beschluß zu beharren wird mit 19 gegen 13 Stimmen angenommen.

Stuttgart. 2. März Wie wir erfahren, findet die nächste Prüfung für den Nachweis der wissenschaftlichen Befähigung für den einjährig- freiwilligen Dienst am Dienstag den 8. März cr. und den folgenden Tagen hierselbst statt.

Münsingen, 1. März Gestern Abend nach 6 Uhr hat der 31 Jahre alte Bauer Konrad Ebner in Feldstetten seine um einige Jahre jüngere Ehefrau, welche, wie man hört, dem Trünke ergeben war, nachdem er sie beim Nachhausekommen in trunkenem Zustande im Stall« liegend ge­funden und zuvor mit Strick und Besenstiel in rohester Weise mißhandelt hatte, mit einem buchenen Reirprügel todtgeschlagen. Der Unmensch wurde zur Hast gebracht und die gerichtliche Untersuchung ist bereits im Gang.

Freiburg, 2. März. Die hiesige Metzgerinnung erläßt folgende Bekanntmachung: In der letzten Vorstrndssitzung wurde beschlossen, daß vom 1. März d. I. diejenigen Fleischergesellen, die nicht im Besitz eines Legitimation-buches sind, das von einer deutschen Fleischerinnung ausge­stellt ist, weder Arbeit noch Geschenk erhalten.

Amtliche Aekanntmachungen.

Revier Stammheim.

Stangen-Verkaus

Dienstag, !den 8. März. »Nachmittags 2 iUhr, im Rößle JnStammheim: 250 Stück Derbstan­gen, meist über 16 m lang au« dem StaatSwald Gebersack.

Revier Altenstaig.

Reis-Verkauf.

Am Mittwoch, den 9. März, Nachmittag« 2 Uhr. werden auf dem Rathhaus zu Schön­bronn 850 Rm. Reis versteigert.

K. Reoieramt.

Cal«.

Nachdem die

zur Beseitigung best Bettler- und Landstreichereiunwesens

beschlossenen Einrichtungen in den

Mainz, 28. Febr. Heute Vormittag hat sich hier ein bedauerlicher Unglücksfall ereignet. Ein kleiner Knabe, al« Bajazzo verkleidet, trieb sich mit einigen Kameraden aus der Straße umher, als ein anderer Junge mit einer Kinderpistole einen Schuß auf den Knaben abfeuerte. Durch diesen Schuß fingen die mit Papier benähten Kleider des Knaben Feuer, und alsbald stand der Knabe in Hellen Flammen. Ein Fuhrmann eilte herzu und half die Flamme unterdrücken, während eine Frau einen Kübel Wasser über den brennenden Knaben goß Nur durch diese rasch« Hilfe ist der Knabe, obwohl derselbe bedeutende Brandwunden davontrug» vor einem sicheren Tode gerettet worden. Gefährliche Spielzeuge sollten unbedingt verboten werden.

Berlin, 27. Febr. Die Trauungsfeierlichkeiten fanden heute fol­genden Abschluß: Um 6>/z Uhr Abends wurde der standesamtliche Akt durch den Minister de« Königlichen Hause» v. Schleinitz vollzogen. Die kirchliche Trauung folgte demselben um 7 Uhr. Sobald das Neuver­mählte Paar am Eingänge der Kapelle erschienen war, schritt ihm die Domgeist lichtest entgegen. Darauf trat der Königliche Oderhofprediger Dr. Löget vor den Altar und sprach die Traurede. Derselben lag der Text zu Grunde: .Es sind drei Ding«, Glaube, Liebe, Hoffnung; die Liebe aber ist die größte unter ihnen." Darauf folgte der Ringwechsel der Neuvermählten. Der Trauung schloß sich die Desilircour an. Die Hos- marschälle halten alle Mühe, den langsamen Abfluß in richtiger Ordnung zu erhallen. Nichts aber konnte malerischer, künstlerischer wirken, als dies Ausströmen der glänzenden Versammlung auf die in Tagerhelle strahlenden Arme der Marmorbrette, auf denen sie sich ansteigend und herabkommend in blinkender Mannigfaltigkeit auieinanderlegte. Hierauf folgte die Cer- monientafel, und nach dieser der Fackeltanz, der von zwölf Staatsministern auSgesührt wurde. Den Reizen eröffnet« dar Brautpaar, welches den ersten Umgang hielt. Hierauf machten die Neuvermählten den Majestäten ihre Verbeugung und die Braut nahte sich nun dem Kaiser, um denselben zum Tanze auszufordern. Der Kaiser reichte der jungen Fürstin den Arm und e« gewährte ein herzgewinnendes Bild, den greisen Monarchen an der Seite der jugendlichen Prinzessin dahin schreiten zu sehen. Zum Schluß ordnete sich von Neuem der Königliche Zug, um die Neuvermählten nun­mehr nach de« Brautgemach zu geleiten, welches in der Wohnung Fried­richs I. hergerichtet war. Bald begannen sich nun die Säle und Räume, welche heute der Schauplatz so glänzender Festlichkeiten gewesen, zu leeren. Eine Kerze erlosch nach der anderen und schon nach kurzer Zeit war da» alte Hohenzollernschloß wieder in Dunkel gehüllt.

Pari«, 28. Febr. Die Blätter sind heute voll von der Viktor- Hugofeier. Selbst die ontirepubUkanischen Journale konstaliren den großen Erfolg derselben. Den gestern bereits milgetheilten Einzelheiten haben wir wenig nachzutragen. Die Zahl der Vereine und Korporationen die sich an dem Vsrbeizug betheiligten, beläuft sich auf mehr als 70; der Musikkorps und Gesangvereine waren über loO. Im Ganzen mögen etwa 300.000 Personen an den Fenstern des Dichters vorübergezogen sein. Zu den Absendungen, die Viktor Hugo im Lause de» Tage» empfing, ge­hörte vor allen diejenige des Pariser Gemeinderaths. Auf ihren Glück­wunsch antwortete er mit einer kleinen Rede, worin er Paris als die Stadt des Lichtes verherrlichte.

Handel und Verkehr

Stuttgart, 28. Febr. Landetproduktenbörse Stuttgart. Börsen­bericht vom 28. Febr. Wir hatten in der vorigen Woche meisten» trockene Witterung und es konnte nun mit Bestellung der Felder begonnen werden. Von den auswärtigen Plätzen wird über das Getreidegeschäst wenig Neue» berichtet, sondern dasselbe blieb überall bei fester Haltung von Seiten der Verkäufer auf den laufenden Bedarf beschränkt. Die süddeutschen Märkte dagegen waren wieder ziemlich lebhaft und die allerdings schwachen Zu­fuhren haben zu etwas erhöhten Preisen rasche Abnahme gefunden. In Folge dieser Aufschläge stellten auch die Verkäufer an heutiger Börse höhere Forderungen wodurch jedoch die Käufer nur noch mehr zurückhielten und die Umsätze waren daher von keinem Belang. Wir notiren per loO Kilogr.: Walzen, bayr. 23 -4L 60 L bis 24 -4L, Waizen. württ. 21. -4» bis 21 -4L 50 Waizen» rumänischen 23 -4L 80 , Kernen 22 -4L 60 L bi»

23 -.6 70 Dinkel 15 -M, Hafer 14 -4L bi« 14-4L 20 ^ ; Mehrpreise pro 100 Kilogr. inkl. Sack bei Wagenladung. Mehl Nr. 1: 34 -,1b 50 L bi« 35 -4L 50 Mehl Nr. 2: 32 -4L 50 ^ bis 33 ^L 50 ^; Mehl Nr. 3: 30 -4L bi« 31 -4L ; Mehl Nr. 4: 27 -4L bi« 28 -H.

K. Standesamt Ealw.

Vom 26. Februar bis 3. März 1881.

Gestorbene. '

24. Februar. Wilhelm Heinrich Dierlamm, ledig, Flaschner hier, 21 Jahre all. 26. » Christiane Magdalene Rculter, ledig hier, 62 Jahre alt.

meisten Gemeinden des Oberamtsbe­zirk« soweit gediehen sind, daß nun mit der Ausführung begonnen werden kann, so wird zu Folge Beschlüsse« der hiesigen Ortsarmenbehörde die neue Einrichtung am Sonntag, den 6. März d. I ., hier ins Leben treten.

Dabei wird vorläufig Folgendes zur Kenntniß der hiesigen Einwohner gebracht:

E» ist ausreichende Fürsorge ge­troffen. daß die reisenden Handwerke­gehilfen und sonstige Arbeiter die

nothwendigen Lebensmittel und ein bescheidenes Obdach, jedoch keine 8-ldunterstützung mehr erhalten. Da hiedurch für die Lebensbedürfnisse der Reisenden genügend gesorgt ist, so werden sämmtliche Einwohner drin­gend gebeten, fremden Bettlern ge­genüber sich aller Gaben, namentlich aber der K e l d g a b e n, welche als müheloser Verdienst viele Tausende arbeitsfähiger junger Männer zur Arbeitsscheu und ebendamit zu einem ungeordneten Lebenswandel veran­laßt haben, zu enthalten. Wenn