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Spitzkop melden: Als die Munition auf die Neige ging, war das Gemetzel surchlbor. Schließlich machten die britischen Truppen einen verzweifelten Bajonnetangriff. allein zu spät. Die Boeren feuerten mit lödtlicher Wirk­ung auf das 60 Regiment, da« sich wacker kämpfend nach dem Lager schlug. Die Hochländer 58er sind fast gänzlich aufgerieben. Von letzteren sind nur 7 Mann übrig. Artillerie deckle den Rückzug so gut wie möglich. Keine Geschütze find verloren Da« Lager wird befestigt.

London, 28 Febr. Die Einbringung der Kriegsbudgets, die in der heutigen Sitzung erfolgen sollte, wurde durch die Irländer verhindet. welche mit von ihnen eingebrochten anderen Anträgen den ganzen Abend aussüllten. Griechenland.

Athen, 27. Febr. Die Vertreter der Mächte theillen gestern dem Ministerpräsidenten mit, die Pforte werde nichts Feindliche« gegen Grie­chenland unternehmen; der griechischen Regierung sei gleiche Haltung zu empfehlen. Kumunduro« erwiderte. Griechenland werde sich während der Konstantinopeler Verhandlungen dem Wunsch der Mächte gemäß verhalten, hoffend, Europa würde die Verhandlungen zu einem Ergebniß im Sinne der Äurführung der Beschlüsse der Berliner Konferenz bringen.

Stuttgart, 22. Febr. (4b. Sitzung der Kammer der Abgeordneten.) E« liegt em Gcsetzesentw. vor, bctr. die Abänderung de» Gesetzes über B esteu er u n g« r echte der Gemeinden vom 23. Juli 1877. Mit Zustimmung der Kammer wird der 31. MSrz 1887 als Endtermin festgesetzt, bis zu welchem die Erlaubnih zu Erhebung örtlicher Verbrauchsabgaben auf Grund eines Beschlusses der bürgerlichen Kolleaicn erlhcrlt wird.

Hieraus folgt die Beratbung des Gesetzentwurfs, betr. die Erbschafts- und SchenkungSstcucr. Nachdem der Entwurf verschiedene Anfechtungen erfahren, von Mo hl als eia Eingriff in die Heiligkeit der Fsmilie und des Eigenthiims, von Mayer dagegen al« der erste Schritt aus dem Wege ausgleichender Gerechtigkeit bezeichnet worden, tritt die Kammer in die Bcrathung ein. Art. 1 und 2 bezeichnet die Steuerobjeklc. von denen die Erbschaftssteuer erhoben wird, ncmlich Erbschaften, Vermächtnisse und Schenk­ungen von Todeswegen. Vermögen Verschollener, Nutzungen aus Famillenfideic»mmissen und Stammgütern und Bezüge aus Fan.ilicnstislungen. Art. 3. enthält die Ausnahmen, worunter selbstverständlich das Erbrecht der Kinder an Len Eltern, der unehelichen am Nachlaß der Mutier oder ihrer Ascendenten, der Ehegatten unter sich bis zum gesetzlichen Betrage und der Dienstboten am Erblasser bis zu 1000 begriffen ist. Ebenso sind steuerfrei die DermögenSzuwendungen an das Staateoberhaupl. den Staat oder d»S Reich, zu kirchlichen, wohllhätigen oder UntcrrichtSzwcckcn bis zum Betrag von 1000 und von beweglichem Vermögen bis zum Werlhe von dO UL

Tagesordnung

des K. Amtsgerichts Calw in der öffentlichen Gerichtssitzung

l. am Freitag, den 4. März 1881, Vormittags 8'/, Uhr:

Rechtssache zwischen

1) Jakob Gcngenbach, Sägmühlebesitzer auf der Maisenbacher Sägmühle bei Lieben­zell, Klr. und Karl Bodamer, Hirschwirth in Licbenzell, Bell., Einspruch gegen einen Vollstreckungsbesehl betr.

Vormittags 9 Uhr

2) LouiS Wrede , Weinhandlung in Mergentheim, ^lr. und G. Heß z. Löwen in Ilnterreichenbach, Bell., Waarenfordcrung betr.

3) Louis Wrede, Weinhandlung in Mergentheim, Klr. und Jakob Slotz z. Schwane in Hirsau, Bell. Waarensorderung betr.

4) Rosine Gehring in Hirsau, Klrin. und Georg Weißinger, Maurer in Enz- klösterle, Bekl., Widerspruch gegen eine Zwangsvollstreckung bete.

5) Löwenwirlh Kugele rn Oberreichenbach, Kle. und Rudolf Bätzner, Fuhrmann in Hirsau, Bekl., Forderung auS Kauf betr.

6) Joh. Georg Niethammer in Holzbrvnn Klr. und Tobias Bäuerle, Zimmermann in Althengstett, Bekl. Forderung aus Kauf betr.

7) Gotilreb Großmann, Fuhrmann in Teinach, Klr. und Friedrich Slrienz, Fuhr­mann in Stammheim, Bell., Kaufsschillingsfordcrung betr.

8) Ernst Pfrvw.mer, Steinhauer in Ernflmühl, Klr. und Heinrich Wochele, Leder­händler in Ealw, Bekl., Widerspruch gegen eine Arrcflverfügnng betr.

Tages Neuigkeiten.

Freudenstadt, 23 Febr. DasD. V." schreibt: Herr Amtmann Schuster beim hiesigen Obrramt trat anfangs des Monats eine Urlaubs­reife an, von welcher er hätte am 12. Febr zurückkommen sollen. Seither ist er spurlos verschwunden, und ergeben Nachfragen bei den Verwandten des sehr tüchtigen und beliebten Beamten über dessen Aufenlhalt lediglich kein Resultat. Man befürchtet allgemein, e« möchte Hrn. Schuster ein Unglück zugestoßen sein.

Untertürkheim, 25. Febr. Daß die altdeutsche Sitte der Badens im Winter noch nicht aurgestorben ist, da« bewies diese Woche

ein hiesiger, circa 30 Jahre alter Bürger, der an einem Tage zweimal im Neckar badete, ohne, wie er sagte, eine .Gänsehaut- zu bekommen; auch hat derselbe vor einigen Tag,n unfern Kirchlhurm am Blitzableiter erstiegen und damit gezeigt «a« für einen muthvollen Mann unsere Feuerwehr in ihm besitzt.

Bietigheim, 27. Febr. Der Storch hat gestern seinem alten Nest den ersten kurzen Besuch abgestattet, auch Staaren sind zurückgekehrt, schauen ober den dichten kalten Nebel etwa« mißvergnügt an.

Heilbronn, 26. Febr. Eins gestern Abend abgehaltene, von circa 200 Theilnehwern besuchte Arbeikerversammlung hat sich lautN.-Zlg." gegen da« UnsallversicherungSgesitz ansgesprochen, weil durch dasselbe die Arbeiter zur Beitragsleistung beigezogen werden und weil sie eine viel geringere Unterstützung erhallen würden, als auf Grund der Hasipflicht- gesetzes. Die Versammlung erklärte sich für Besserung und Ausdehnung des Haflpflichtgesetzes. Die Resolution soll den Abgg. Härle und Bebel zugestellt werden.

Aus Baden, 28. Febr. Es erregt ein gewisse« Aussehen, daß es den Bemühungen der Thierschutzvereine nicht gelungen ist, den Sport de« Toubenschießens bei den Badener Rennen durch die bei dem Ministerium i des Innern gestellten Anträge, in Wegfall zu bringen. Wenn man mit dem Gesetz nicht glaubt durchdringen zu können, so hätte man die Ab­schaffung sehr gut zur Vorbedingunq bei der außerordentlichen Verdünsti- gung der Badener Lotterie machen können

Hanau, 25. Febr. Der .Han. Anz- schreibt: Soeben, 12 Uhr, wird uns eine haarsträubende Geschichte milgetheilt, die sich gestern un­weit Kerzell im Kreise Fulda ereignet haben soll. Ein Mädchen, welche« eine Laarschast von 400 cM bei sich führte, bat den Keczeller Bürger­meister um einen Begleiter. weil sie sich durch den Wald zu gehen fürch­tete. Der Bürgermeister schlug da« Ersuchen ab, bemerkend, im Waide seien keine Spitzbuben. Ein Gendarm begegnete dem Mädchen und bc- gleilete es eine große Streck« durch den Wald. Kaum hatte er es ver­lassen, so hörte er einen durchdringenden Schrei, eilte darauf zu und fand da« Mädchen, dem ein Messer im Hals steckte. (Da« Mädchen soll bereit« gestorben sein.) Es lallte noch den Namen des Mörders. Letzterer, dem da« Messer nach Aussage seiner Familie ongehören soll, wurde alsbald verhaftet und wird die Untersuchung da» Weitere ergeben.

Berlin, 26. Febr. Der festliche Einzug der Prinzessin Augusta Viktoria in die Residenzstadt hat heute unter den lebhaftesten, enthu­siastischen Kundgebungen des noch Hunderttausenden zählenden Publikums statlgesunden. Schon Mittag« 12 Uhr hatte da« Publikum alle Zugänge zum Schlosse Bellevue in dichtgedrängten Massen besetzt und trotz des guten Willens der Schaulustigen hatten die Schutzmannschaflen Mühe, die nölhige Ordnung ausrecht zu erhalten. Um 2 Uhr verließ der festliche Zug das Schloß Bellevue und um 2>/r Uhr passirle derselbe unter Kanonendonner da« Brandenburger Thor, woselbst Oberbürgermeister v. Forckenbeck einige BegrüßungSworte an die Prinzessin richtete, die tief gerührt daraus er- wiederte. Der Enthusiasmus des Publikums, der in Tücherjchrvsnken, Hoch- und Hurrahrufen sich äußerte, war unbeschreiblich. Punkt 2 Uhr war Prinz Wilhelm, der es sich auch am Vorabend seiner Hochzeit nicht nehmen ließ den Dienst wie jeder Offizier zu thun. mit der Kompagnie de» 1. Garde-Regiments in Paradeanzug mit den alten Blechmützen, in den Schloßhof eingezsgen. Gegen drei Viertel auf 3 Uhr erschien der Kaiser, der ebenso wie der Kronprinz, die Kompagnie de« Leib-Regiments abschritt und den Rapport des Prinzen Wilhelm entgegennahm, dem er die Hand auf das Herzlichste entgegenstrekle und schüttelte. Hierauf ernannte Se. Majestät den Prinzen zum Major. Der Prinz nahm nun kurzen Abschied von seiner Kompagnie, die er mit großer Auszeichnung geführt hat, übergab dieselbe dem Grafen v. K-nitz und trat nunmehr in da« Vestibül ein, wo er mit dem Kronprinzen die Prinzessin Braut erwartete. Kurz nach drei Uhr langten die Vorboten des Zuges im Echloßhof an, die Postillone rillen «in und ließen die Weisen desWir winden dir den Jungsernkranz- erlbnen, dann zog unter Trompetengeschmelter das berittene Korps de» Berliner Schlächtergewerks an den hohen Herrschaften vorüber, die Garde» korps folgten und endlich langten auch die Galawagen und unter den

Der Fremde, der die Police verkauft, war verschwunden. Der Banquier l erwartete mit Ungeduld den fünfzehnten September e« war der Tag, > an dem Sophie Saller ihre vierteljährliche Rente in Empfang zu neh­men hatte.

Ul.

Henriette.

Franz Soltau hatte vor seiner Verheirathung sechs Jahre in dem Comptoir einer reichen Wechselagenten gearbeitet. Der junge Mann be­saß kein Vermögen, er war elternlos und hatte weiter keine Hülftquelle, al« den spärlichen Ertrag seiner Arbeit. Dar Unglück ist der beste Lehr­meister. pflegt man zu sogen; Franz hatte von ihm gelernt, die Welt rich­tig auszusassen und sich nach dieser Auffassung seine Bahn zu brechen. Den goldenen SpruchZeit ist Geld- hatte er zu« Prinzip« erhoben; er arbeitete, mied die Vergnügungen, denen seine wenige» Bekannten nach- eilten, und fügte sich ruhig dem Laufe der Dinge. Der junge Commi« hatte ein schönes, empfehlende« Aeußerr. und seine Bescheidenheit machte ihn nicht nur beliebt, sie flößte auch denen, die ihn kennen lernten, eine Art von Achtung ein.

Al« sein Vater, ein armer Prosessionist, starb, stand Franz allein in der Welt; er hatte keine Geschwister, keine Verwandte mehr. Sein Chef, der Wechselagent, zeichnete den thätigen Commis au«, er zog ihn zu den größer« Gesellschaften und Festen, di« in seinem Hause statlfanden. Bei diesen Gelegenheiten lernte er die Welt kennen, ohne sich ihr anzuschließen.

Franz arbeitete den ganzen Tag; seine Mußestunden verwandte er zur Er­langung nützlicher Kenntnisse.

Der Wechselagent feierte seine silberne Hochzeit. Zu dieser Festlich­keit war eine große Gesell,chaft, und auch unser Commis geladen. Hier sah er ein reizend schönes Mädchen. Die armen Menschen, die ungeliebt und unter stete« Arbeiten ihre Jugend verleben, sind besonder» empfäng­lich für die verheerende Leidenschaft der Liebe, sie bemächtigt sich gewalt­sam ihrer verlassenen. ungrkannten Herzen. Alle ihre Kräfte und Neig­ungen vereinigen sich in dem Wesen, da» sie fesselt. Aber wie selten bringen sie Eindrücke hervor, wie seiten «erden sie erhört l Getäuscht, verrathen oder mißverstanden, ist es ihnen fast nie vergönnt, die süßen Früchte einer solchen Liebe zu genießen sie bleibt ihnen eine vom Him­mel gefallene Blume.

Franz hatte da« Glück, eine Ausnahme von dieser traurigen Regel zu machen; er liebte Henrietten mit grenzenloser Leidenschaft, und Hen­riette erwiederte diese Liebe. Wie Bruder und Schwester schlossen sie sich einander an, wie zwei Kinder. die man bewundert, wenn sie sich Bahn durch eine Menge brechen.

Henriette war ohne Herkunft und ihr Vermögen gering. Franz jauchzte vor Glück, als er diese« Unglück erfuhr. Wäre Henriette die Tochter einer reichen Familie gewesen, so hätte der glühend liebende Com- mir verzweifeln müssen aber die Geliebte war arm, und er her- rathrte sie.

(Fortsetzung folgt.)