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inann in den Laden und fragte: „Hat heute ein Herr Manfred Einkäufe bei Ihnen besorgt? Nun dann sind Sie reingefallen; jener Herr ist ein seit zwei Tagen gesuchter „Fünshundertmarkschein-Fabcikant." Man kann sich die Bestürzung des Juweliers denken, der sofort den Fünfhundertmarkschein au« dem Gcldspind nahm. Er konnte sein Erstaunen über da» geschickte Fabrikat nicht unterdrücken. „Wa» ist nun zu thun?" fragte er den Schutzmann. „Ich werde dem Herrn Lieutenant sofort von der Richtigkeit seiner Annahme Mittheilung machen. Sie wollen mir den falschen Schein anvertrauen, um ihn bei der Vernehmung de« Betrüger« zu ver- rverthen." Ter Schutzmann empfahl sich mit dem Fünfhundertmarkschein. Der Juwelier aber ist bi« heute weder im Besitz seiner Werthsachen, noch hat er auf der Polizei erfahren können, wer jener Manfred sei und wo er sich befindet. Der Schein war richtig, der Schutzmann aber gefälscht, jedenfalls ein Spießgeselle des rc. Manfred.
— In einem der besuchtesten Hörsäle der Berliner Universität trug sich vor einigen Tagen folgende kleine Episode zu. Der Professor H., welcher über die Chemie las, war bi« zur Besprechung des Lachgase« gekommen. Um nun seinen Zuhörern die Wirkungen desselben »ck oculos zu demonsirirm, narkotifirle er einen derselben mit diesem Mittel, indem er ihm dabei die angenehmsten Träume versprach. Nicht ohne Grund, denn als er nach der vorübergegangenen Betäubung den Narkotisirten fragte, ob er sanft geträumt habe, antwortete dieser: „O ja, sogar sehr, ich glaubte, mein Monatswechsel wäre heule zum zweitenmal« angekommen." Man denke sich das über diesen LachgaS-Witz losbrechende Gelächter von 200 Studenten. die alle von demselben Wunsche beseelt waren!
Wien, 11. Febr. Heute Nacht sind zwei Polizeibeamte in dem Polizei-Jnspektionslokal des Vergnügsungs-Etablissement« „Grüner Thor", in Folge Mangel« an athmungsfähiger Lust, wie das ärztliche Gutachten sich cusdrückt, gestorben. Da« Jnspektionszimmer ist sehr klein, es hat nicht nur kein Fenster, sondern überhaupt außer der Thür keine Oeffnung. Der Commissär Zakostelsly und der Inspektor Syoly hatten heute Nacht im „Grünen Thor" den Dienst; da dieser Dienst augenblicklich nichts zu thun gab, setzten sie sich in« Jnspektionszimmer und schliefen ein. Beide erwachten nicht mehr. Das Gaslicht brannte fort. Die Flamme verzehrte den Sauerstoff in der kleinen Kammer und je länger die Beiden schliefen, desto schlechler war die Lust, die sie einathmen mußten. Die erwärmte und durch NuSathmnng verdorbene Lust hatte keinen Ausweg, frische Luft strömte nicht ein und hiedurch büßten die beiden Beamten ihr Leben ein. Dieser Todesfall erregt begreiflicherweise allgemeines Aussehen.
Der G o t 1 har d! u u n el hat bereits eine Entgleisung zu verzeichnen. Zwei Viehhändler von Airolo pafsirten, wie das ,U. W." schreibt, vergangenen Mittwoch auf Rollwagen den Tunnel. Nahe bei Göschenen entgleiste der Zug, sie kamen unter die Wagen und es blieb der eine sofort todt, während der andere einen Arm und ein Bein brach.
Basel, 11. Febr. Thali, der bekannte schweizerische „Natioual- dieb". ist nun auch aus dem Weinselder Gefängnisse entwischt.
Da« Pariser Stadthaus, das nun bald unter Dach kommen wird, hat das hübsche Sümmchen von 43 Millionen gekostet. Die große Oper, die im Jahre 1875 eröffnet wurde, kam dem Staatssäckel auf 36 Millionen zu stehen.
Einen eigknlhüwlichen Geschäftszweig haben die amerikanischen Telephon- und Telegraphengesellschaften in giößeren Städten eingesührt. Sie übernehmen es, gegk« Entgrld Dienstmädchen in Privathäusern und Reisend» in Gasthösen .... zu wecken. In dem Zimmer des unglücklichen Opfers der Manie des Frühaufstehens hängt nämlich ein sehr kräftiges Läutewerk, welches zur bestimmten Zeit mit furchtbarem Lärmen losgehk, den festesten Schläfer zur Besinnung bringt, und so lange sortwüthet. bis der Zimmerinhaber aussteht und dem Skandal durch Abstellung des Werks ein Ende inachl. Dem Beite zu nahe darf aber das Läutewerk nicht stehen, sonst kann die Abstellung von dort aus erfolgen, und rst der Lärm dann meistens ein vergeblicher gewesen.
Aus New-Orleans, 9. Febr. wird gemeldet: In Folge des Nieder- brechen» der Userdämme durch einen Sturm ist der Misst sippi ausgetreten und hat 560 Häusei-Gevierte der Stadt überschwemmt. — In Buffalo stürzte das Dach der Eisenbahnstation ei», wodurch 4 Personen getödtet wurden und ein Zug verschüttet ward. Die Reisenden in demselben erlitten jedoch keine Beschädigung.
New-Iork, 14. Febr. Sturm und Ueberschwemmungen herrschen fast allgemein in den Unionstaaten und in Canada. Der Schaden wird
500.000 Dollars geschätzt. Die Gefahr ist noch im Steigen begriffen. In New-Orleans ist die Verbindung säst nur zu Wasser möglich. Die Temperatur si,,kr.
Handel und Verkehr
—VSt>it t g ar t, Fxhr Landesproduktenböcse Stuttgart. Börsenbericht vom i4 Febr. In der vorigen Woche war die Witterung recht
veränderlich, namentlich hatten wir viel Sturm und Regen und letzterer verwandelte sich am Freitag Nacht in Schnee. Seither haben wir nun wieder vollständig Winter und diesen Morgen steigerte sich die Kälte auf 9" R. Die von auswärts über den Getreidehandet eingetausenen Berichte bekunden mit wenig Ausnahmen immer noch eine malte Haltung, doch konnten sich die Preise behaupten. Obgleich sich an den süddeutschen Märkten die Preise wiederholt etwa« befestigten, war da« Geschäft an heutiger Börse dennoch schleppend und die Umsätze blieben auf den nächsten Bedarf beschränkt. Wir notiren per 100 Kilogr. -. Waizen. bayc. 23 -4L 25 ^ bi« 24 -4L. Waizen, amerik. 24 -4« 90 rumänijchen 23 -4L 23 L bl» 23 -4L 80 4Z, Kernen 22 -4L 90 L bi« 23 -4L 2-, ^>, Dinkel 14 -4L ^ ^ 00 Hafer 13 -4L 60 ^ bis 14-4L. Mehlpreise pro 100 Kilogr. inkl. Sack bei Wagenladung. Mehl Nr. 1: 34 -4L 50 ^ di« 35 „4L 53 ^ ; Mehl Nr. 2: 32 -4L 50 ^ bi» 33 -4L 50 L; Mehl Nr. 3 : 30 -4L bi« 31 -4t; Mehl Nr. 4: 27 -4L bi« 28 „4L
— Hrilbronn, 14. Febr. (Rindenmarkt.) Der Berkauf ging M Anfang de« Markte« stau, doch später etwas besser. Die Preise sind gegen vorige« Jahr zurückgegangen.
— Bischweiler, 12. Febr. Trotz des ziemlich strengen Winter» können die hiesigen Fabrikanten nicht über zu wenig Arbeit klagen. Aufträge sind in Hülle und Fülle vorhanden, Aufträge sogar, welche schon dje Wintersaison 1881/82 betreffen. Noch ungefähr 2 Monate sind nothwendig. um die bestellte» Sommerruche zu fertigen. In manchen Fabriken wird sogar des Sonntag« gearbeitet und in allen Fabriken bei Licht geschafft. Alle« deutet darauf hin, daß die hiesige Industrie wieder anfängt, sich zu einiger Bedeutung zu erheben.
Amerika. Ein „reinliches" Geschäft ist die Fabrikation von Schmalz au» an der Schweinecholera krepirten Schweinen. Die Farmer wollen die Hunderttausende von Schweinen, die alljährlich an der Cholera sterben, nickt als reinen Verlust betrachten und geben die Kadaver gern und billig weg, wenn sie nur einen Käufer finden. Eine Firma in einer unserer Landstädte hat in den letzten drei Monaten etwa 200 Centner Schmalz, da» au» den Kadavern gefallener Schweine gewonnen war gekauft und verschifft. Sie hat dafür etwa 1500 Doll, bezahlt (nicht den zehnten Theil de« Marklw-rthes von guter Waare). und wir hören, daß noch eine andere Firma in demselben Artikel ein ziemlich bedeutende« Geschäft macht.
Pie Getreidepretse in Amerika werden trotz der nicht besonders guten Ernteautsichlen doch noch fallen, da i« Innern die Vorräthe ganz enorm sind, und von der letzien Ernte bis jetzt nur der kleinere Theil zu Markte gebracht ist. Schon jetzt ist die Spekulation so zahm, daß Preise allmählig abdröck-ln, und verharrt Europa nur noch wenige Wochen in seiner bisherigen Zurückhaltung, so muß sich der Rückgang in einem weil größeren Maßgabe vollriehen. _
Gemeinnütziges.
(Warnung I) Der Sonilttsrath Dr. Groß in Pest warnt eindringlichst vor dem Genuß amerikanischen Schweinefleisches und Schweinefette» unv verlangt da« Verbot der Einfuhr desselben. Die Gefahren sagt er, haben sich in letzter Zeit wesentlich vermehrt. In dem Sanitätsrathe de» Staates Michigan har Dr. H. W. Baker einen autführlichen Bericht über eine sehr auSgebreikete Epidemie unter den Schweinen erstattet, welche unter dem Namen „HoAolioler»" (Schweincbrechruhr) bekannt ist und der bereits in den südwesiucyen Wäldern dieses Staats 260,000 Stück zum Opfer gefallen sind. Die Krankheit ist im höchsten Grade ansteckend und nach Dr. Baker auch auf den Menschen übertragbar. Alle die von dem Fleisch oder Fett der erkrankten Thiere aßen, sind gefährlich erkrankt und einer der so Erkrankten ist auch in kurzer Zeit gestorben. In Chicago, wo Miliivnen von Schioken, Rauchfleisch und geschmolzenes Felt verarbeitet und ganze Schiffsladungen nach Europa versendet «erden, wird durchaus nicht nach dem Ursprünge der todte» Thiere gefragt, und e« ist zweifellos, daß bei Gelegenheit solcher großen Thierepidemien, wie die oben erwähnte, die Dankes -s nicht versäumen, ihren Verlust durch Versendung ihrer geiallenen Schweine nach Europa zu decken In England sind auch bereit« sehr energische Maßregeln gegen die Einfuhr der Schwcineprodukte au» Amerika in's Leben nen nen worden _
zveemisMres.
(Porträts mit blinzelnden Augen.) Einem Photographen ist folgende» Expenment gelungen Er machte von derselben Person zwei Negative, eine» bei geschlossenen, eines bei offenen Augen, worauf die Negative je auf eine Seite eines durchsichtigen Papierblaite« so geklebt werben, daß sie sich vollständig decken. Wirb nun die Doppelphotogrophie vor eine flackernde Lampe, ober sonst ein Licht von rasch wechselnder Kraft gehalten, so kommt e» dem Beschauer vor, als blinzle die po rirätirte Person. _
Lebensverstcherungs- und Ersparniß-Bank in Stuttgart.
— Die im Jahr 1880 der' diesem Institut sich kunbgegedene Beteiligung hat die Erfolge der früheren Jahrgänge alle übertroffen. Es wurden 4.292 Anträge mit -4L 23,444.000. einzereicht und davon 3.458 Anträge mit -4L 18.224.500 angenommen. Die weiteren Antiäge wurden zurückgestellt oder abgelehnl und ein kleiner Theil davon dem Jahre 188I zur Erledigung überwiesen. Durch diesen Zugang waren im Lause de» Jahres 1880: 35,691 Personen mit „4L 169,270.000 versichert. Der Abgang durch Sterbesälle und in Folge Erlöschung wegen unterlassener Prämienzahlung oder Rückkauf ist verhältinßmäß'g sehr niedrig. Aus der Zahl der Lebensversicherten sind 374 Personen mit -4L 1,853.800 gestorben, durch Selbstmord fielen 13 Personen mit „4L 43,200. an. wegsn Ablaufs waren die Versicherungen von 13 Personen mit -4L 111,803 einzulösen und in Folge Rückkaufs, unterlassener Prämienzahlung, Umwandlung und Reduclion gelangten 595 Personen mit „4L 3.039.530 zur Löschung. Von den Aussteuerversicherungen kamen 240 Personen mit -4L 384,700 wegen Ablauf» der Versicherungen rc. in Abgang. Am Schluffe des Jahre» waren im Ganzen versichert 34,456 Personen mit -4L 163,837,003 und zwar in der Lebentversicherung 33,730 Personen mit -4L 158,414,200, in der Aussteuer- Versicherung 3,726 Personen mit -4L 5,422.800 und ergeben sich demnach als reiner Zugang im Jahre 1883: 1,893 Personen mtt -4L 12,791,400; ein Resultat, das äußerst günstig zu bezeichnen ist, und den Bewert liefert, daß di« segensreichen Wirkungen der Lebensversicherung in immer weitere» Kreisen Anerkennung finden, insbesondere ist wahrzunehmen, daß der Zutritt in stetig gesteigertem Maße au« den besitzenden Classen statlfindek.
Ocffentlicyer Nortrag
im Hörsaal de» Veorgenäums am Samstag, den IS. ds. Mts., Abends 8 Uhr
von Herrn Professor Weit brecht au« Stuttgart
über -en Aberglauben.