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«ssantesten Punkte hervorzuheben, künftig bezahlt werden: nach Art. 41 für die Verleihung der Reckte der jurist. Person 25-600 Mk. Art. 42 für die Anstellung als Kamin­feger 25- lOOMk. Art. 43 für die Erlaudnih zur Veranstaltung von Kollekten 3-50 Mk. Art. 45 für die Erlaubniß zurEriihlung von Krankcnan stalten u. dg>. 10-100 Mk. Art. 51 bei Erwerbung von Liegenschaft aus Zwangsenteignung eine der Accife gleich- kommende Abgabe. Art. 52 für die Erlaubniß ,u theilw-iscm oder stückwcisem Wieder­verkauf Itl 300 Mk. Ari. 53 für Lo t te ri e n mit Geldgewinn ?"/g, mit andern Gewinnen Z"/, vom Werthe aller ausgegcbenen Loose. Art. 54 für die Erlaubniß zur Errichtung von Märkten aus eine deuimmte Zeii. und zwar für Jahrmäekie 1030Mk.. Viehmärklc 5-15 Mk.. Frucht- und Wvchrnmürlte 3-5 Mk. für jedes Jahr, für Markte ohne Z.-itgrcnze der 20sache Betrag der Jahresfpoilrl. Min dcrjährigkei tS-Dis- penjanoucn kosten 40201 Mk. Namensänderungen 5 50 Mk.. Prüf uugen und Diplome 1 - 5 Mk. Di- Prüfungen der öffentlichen Rech­nungen 5 Pfg. vr. Blatt, der Beilagen die Hälfte. Nach Art. 65 wird die Gebühr für den Eintrag zur Wahrung der Vorrechte dcö weiblichen Beibringens erst durch K.V.O. b>stimmt weiden. L cha u s p iel u n lerne h in e r müssen 25100 Mk. für die Eilandiuß zahle», Seminaristen uno Ko nvik t o ren für ihre Aufnahme «und Enl- lassung) 1075 Mk. Sia nd c a e rhö hu n g en sind auch nicht billig, der Fürstcnstanb kostet 20,000 Mk. Spsrtrl, der Gras lO.'OO Mk., der Freiherr 6000 Mk., der gewöhn­liche Adel 4>M Mk. Auch die Ta nzcrlau bniß wird mit 230 Mk., die Freude an fremden Titeln mit 60120 Mk. bezahlt. Gewerbliche Konzessionen kön­nen 3-1L0 Mk. kosten, Feuerv crsicherungsnnternehmungen 25-50» Mk. Für Verwandtschafts-Dispensationen sind 20 Mk., für die Erlaubniß zum Vogelfang 1020 Mk. angesept. Die Bespöttelung von Vorträgen. Konzerten und dergl. wird glücklicherweise von der Kammer adgelrhut. Wirlhschafiskonzes- gionen werde» gegen 5-l50 Mk. Sportel ertheilt, hoch kostet das AuSschenken des eigenei» Weines im Isten Jahre nichts. D.n Schluß bildet die Verlängerung der Polizeistunde, worüber die Komm, wiederholt berichten mußte, uuo die, was Man­chem. aber nicht Mancher, eine Beruhigung sein wird, durch Ueberg-iig auf die Tages­ordnung abgelehnl w»d. Nach einem Anträge von Probst wi>d die Dauer der Wirk­samkeit dieses in da« öffentliche und P-ivatleb-n so vielfach eiiischileidcnvcn Gesetze« auf die Zeit vom 1. Mäiz IsSI bis zur wetteren Verabschiedung auf dem ersten Vndget- Landlag beschränkt, weicher »ach vieijährigrr Wirksamkeil de« Gesetze« einbcruieii wird Erwlgt eine neue V erabschiedung da»» nicht, so iritl der frühere R.chtSznsland wieder ein.'

Tages Neuigkeiten.

Stuttgart, 14. Febr. Dos Gedäch'niß Lessings, des großen Tenkeis und Lichters, wird in diesen Tagen ans Anlaß der Säkularfeier seines Todestags überall besonder« geehrt, wo deutsche Herzen schlagen. Ein trauriger Beweis dafür, daß die jetzige Regierung Oesterreichs, nril einem Elser, der wahrlich einer besseren Sachs würdig wäre, bemüh! ist, das DeulsLthum zurückzudrängen. li-jert solgende Thakiache. Die Aka­demische Liederhalle in Wien hatte zur Feier des hundertsten TodeslageS Lejsing's Kommers, Fackeizug und Festoorliellung im Sladltheater in Aut- fichk genommen. Voig-sttrn kam nun dem Vereine eine Verständigung seitens der Polizei-Tirrktion zu, wonach der beabsichtigte Fackelzug unter­sagt wurde. Auch die Absingung des LiedesDeutsche Worte hör' ich wieder" wurde v-rbo'.en.

S t u t l g a r t, 14. Febr. Im Falle Linck ist bis jetzt leider immer noch keine sichere Spur gesunden. Von einer Seite wird behauptet, er sei in der Schweiz in geistesgestörtem Zustand aufgefunden worden Ander­seits wird erzählt, daß er in der Jrr-nanstalt von Schusienried sei Beide Behauptungen sind unrichtig. Heule beginnen die amtlichen Recherchen zur Auffindung Lincks

Endersbach, 13. Febr. Heute fand hier unweit vom Orte in der Häcker'schen Mühte eine große religiöse Versammlung statt Nachmittag« fand em Akt statt, der hier nicht selten verkommt, aber doch bei der heutigen kalten Witterung allgemeine» Interesse erregte. Es war eine Taufe welche an sechs erwachsenen Personen vollzogen wurde. Nachdem der Prediger, ein etwa» älterer aber ehrwürdiger Mann, eine Rede gehalten, in welcher er darstellt, daß nach der Blbet nur Gläubige mittelst Untertouchung ru lausen seien, ging es zu der feierlichen Handlung Der Prediger stieg mit einem der Täuflinge in da» Wasser und nachdem er die Worte, ich lause Dich in den Namen des Vaters des Sohnes und des heiligen Geistes gesprochen, tauchte er den Täufling rücklings ganz unter Wasser. Der Täufer blieb so lange im Wasser, bi« alle gelaust waren.

Aus Papenburg schreibt man: Der Sieg b-i Sedan hat einen hiesigen Bürger so begeistert, daß derselbe da« seltsame Gelübde gethan, seinen Barl nicht wieder kürzen zu lasten, welcher jetzt eine Länge von 41/2 Meter erreicht hat. Der Barlinhader hat sich vor einiger Zeit pholo- graphiren lasten und ein Exemplar seiner Photographie an den Kaiser ge­

sandt, wofür demselben ein in der That liebenswürdige« Schreiben über­mittelt worden ist. worin es schließlich heißt:Se. Majestät bewundern die Ihnen innewohnende Kraft, welche sich in diesem starken Haarwuch« kundgibt, und können sich nur darüber freuen, wenn, wie Sie erklären. Ihr Patriotismus in gleichem Maße befestigt und gewachsen ist. Indem Se. Majestät wünschen, daß es Ihnen beschicken sei. den Bart noch lange Zeit in voller Kraft und Rüstigkeit zu tragen. kaffen Allerhöchstdieselben Ihnen für die durch Einsendung der Photographie erwiesene Aufmerksam­keit besten« danken.

Mainz, 12. Febr. Man schreibt derFr. Ztg.": Auf demgroßen Sande" wurde gestern Nachmittag beim Scheibenschießen ein Soldat der 7. Komp, de« brandenburg. Fuß-Artillerie-Regimcnts Nro 3 erschossen. Der alsZeiger" beschäftigte Soldat war der Meinung, in seinem Schreß- stand sei der Schuß bereit» gefallen, und wollte vor die Scheiben treten, um sich von dem Schikßresultate zu überzeugen; in demselben Momente krachte der Schuß und der unglückliche Soldat stürzte, durch daS Genick getroffen, todt zusammen. Ein in dem dicht nebenan befindlichen Schieß­stande gefallener Schuß gab die Veranlassung zu dem verhängnißvolleir Jrrthum.

Laut derKobk. Bztg " wurde kürzlich ein Sergeant der Koblenzer Garnison-, welcher einen Rekruten aus der Stube mit dem Peitschenstiele einmal geschlagen und «inen anderen Rekruten, welcher während de« Dienste« verbotenerweise Tabak kaute, gezwungen halte, den Tabak hinunterzuschlucken, vom Kriegsgericht degradin und zu 15 Monaten Festung verurtheilt. Der Sergeant ist bereits zur Abbüßung Vieser Strafe nach Köln überführt worden.

Köln, 13. Febr. Von der Findigkeit unserer Postbeamten liegt neuerdings folgender hübsche Beweis vor Vor einiger Zeit wurde in Köln eine Postkarte aufgegeben mir folgender Adresse:An meine liebe Schwiegen» Karolineim Winter tanzt ihr Mann, un Sommer streicht er an" in Elberfeld." Diese Postkarte gelangte ohne Verzug an die richtige Adresse, nämlich an einen in Elberfeld, Thomashos, wohnenden Anstreicher, welcher im Winter Tanzstunde abhält.

Au« Elsaß-Lothringen. 12. Febr Der schon seit längerer Zeit erörterte Plan, landwirthschastl. Fortbildungsschulen für Mädchen eiruurichten, scheint nunmehr der Verwirklichung entgegcnzuaehen. Für eine solche Schule ist zunächst die Kolonie Oswald, em der Stadl Siraßdurg gehöriges Landgut, in Aussicht gensmmen. Zweck derselben ist, Mädchen in allen Zweigen de« Hauswesens, in rationeller Mrlchwirthschaft, Geflügel­zucht. Buchführung, überhaupt in Allem zu unterrichten, was für eine ländliche Haushaltung von praktischer B-deutung ist. Im Allgemeinen wird man den in Württemberg, das die ersten derartigen Schulen, die sog Haushaltungsschulen in's Leben gerufen hat, eingesührren Lehr­plan zu Grunde legen.

Im Walhollatheater zu Berlin läßt sich seit Neujahr ein Niese sehen, der ben vor zwei Jahren in Europa bewunderten 7 Fuß 11 Zoll langen cbinesiichen Riesen Chan-lhu-Sing noch um 4'/? Zoll übertriffe, also 8 Fuß 3»/? Zoll mißt. Er heißt Joses Drasal, stammt au» Hanna, einem Landstriche Mährens, der alsKornkammer Oesterreichs" bezeichnet wild, ist gegenwärtig 37 Jahre alt und nnoerheiralhet, wahrscheinlich weil er noch kerne Lebensgefährtin von entsprechender Größe gesunden Hai. Uebngens ist seine Gestalt eine ganz proportioniite, weiche in der kleid­samen Hannakenlracht sich ganz trefflich auSnimmt. Unter seinen Ange­hörigen ist er allein so gewaltig über das Normalmaß hinausgeschossen, denn seine noch lebende Mutter und s ine drei Geschwister stehen sogar etwas unter demselben. Seltsam ist es gewiß, baß m unserer Zeit ein solcher Riese so alt werden konnte, ehe die Mitwelt Notiz von ihm ge­nommen.

Ein G a u ne r stückch en der rasfinirtesten Art ward in einem be­kannten Berliner Juwelierladcn in der Nähe des DönhofsplatzeS voll- sührr. Nachmittags erschien ein feingekleideter Herr, der sich im Laufe de» Gesprächs als ein Herr Manfred vorstellle und forderte eine Remontoir« Uhr mit Kette. Er entschloß sich zu einer Uhr mit Kette zu 475 Mark, forderte einen Garantieschein und legte einen Fünshundertmarkschein zur Herausgabe von 25 Mark auf den Tisch. Gegen Abend trat e,n Schutz-

von lausend Mark zu zahlen. Die Empfängerin legitimirt sich durch ein! Ereditiv, das von Lersetben Hand, wie dieser Brief, geschrieben ist und! dieselbe Unterschrift trägt. Die Quittungen Fräulein Salier'« erkenne ich im Voraus an und werde sie bei der Abrechnung. deren Zeit ich jeroch nicht bestimmen kann, als geleistete Zahlungen übernehmen. Im Nebligen füge ich mich den in Ihrem Bankhauje üblichen Zinsrechnungen.

Berlin, den 15. Mai 1850.

E Kolbert.«

Alles prüfte den Wechsel, der in dem Briefe lag; er war von einem bekannten Banqarer >n Berlin aus da» Haus Heine in Hamburg ausge­stellt. Kolben, ein Name, den Eoltau nie gehört, mußte demnach die Summe dort eingezahll haben. Der Wechsel war augenscheinlich richtig.

Wie aber kommt es," fragte sich Soltau,daß man mir dieses Geschäft überträgt, mir. der ich erst seit e.nigen Jahren mein Bankhaus eröffnet habe? Ich erinnere mich nicht, je mit einem Kolbert in Berühr­ung gekommen zu sein. Warum läßt man da« Haus Heine die Rente nicht zahlen, aus da« der Wechsel ausgestellt ist?"

Ter junge Bonquier hatte kein Risico bei dem Geschäft, wenn er das Einlagekapital erhielt; seine Betriedssumme ward im Gegernheil um hun­derttausend Mark vermehrt. und außerdem war der Antrag ein Beweis des Vertrauens, das man ihm schenkte. Er nahm keinen Anstand, darauf ernzugehen. 1

Herr Lambert!" rief er in da» Comptoir.

D-r junge Commis trat ein.

Rralisiren Sie diesen Wechsel bei Heine. Ich erwarte Sie so bald

l als möglich zurück!"

Lambert nahm den Wechsel, sah nach dem Betrage, rief den Comp­toirdiener und entfeinte sich. Nachdem Solrau noch einmal den Brief ge­lesen, legte er ihn in ein besonderes Fach, um ihn von den gewöhnlichen Geschäfltpapieren zu trennen. Der gewöhnliche Geschäftsverkehr dauerte nun ununterbrochen eine Stunde sott, eS kamen und gingen Leute, die Gelder brachten und holten. Da« Bankhaus Soltau war zwar ein sehr junges, aber es erfreute sich bereits eines ehrenvollen Vertrauens und regen Zuspruch«. Soltau hatte sich zum Gesetze gemacht, jede gewagte Spekulation zu vermeiden, er wollte sich mit klemen, aber sichern Gewin­nen begnügen. An der Börse kannte man ihn als einen vorsichtigen, red­lichen Mann, und schätzte sein Vermögen auf achlhundertlausend Mark. Ein nicht unbeträchtlicher Theil de« kleinen Wechselhandel« lag bereits in seinen Händen, und für mehrere amerikanische und englische Häuser besorgte er da« Inkassogeschäft.

Um ets Uhr brachte Lambert die Summe von hunderttausend Mark. Die Empfängerin der Rente hatte also einen fruchtlosen Besuch nicht zu sürchlen. Soltau war zwar seit zwei Jahren mir einer jungen, liebens­würdigen Frau verheirathet, und war seine Ehe auch bi» jetzt kinderlos, jo fand er doch da« größte Glück in dem Besitze seiner Gattin aber er mußte doch über seine Neugierde lächeln, die ihn in Bezug auf tue em- psohlene Dame anwandelie.

Ob sie jung und schön ist?" fragte er sich.Ob sie bald kommen und Zahlung fordern wird?"

(Fortsetzung folgt.)