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Irieben worden sein soll. Es ist dies der 5 Selbstmord in Hiesiger Ge­meinde in diesem Jahre. Fürwahr ein trauriges Zeichen der Zeit.

Stuttgart, 28. Dez. In der Nacht vom 22 /28. ds. Mts. wurde im Bahnhof in Unterboihingen die Eisenbahnkasse sammt dem Inhalt mit 1600 -FL gestohlen; der Thal dringend verdächtig sind 3 italienische Erd­arbeiter, welche hier ermittelt und festgenommen wurden.

Stuttgart. 29. Dez. Heute Nacht hat sich der Chemie-Studirende Jakob Wilhelm Huber aus Bamberg in der Wohnung seiner Braut, einer früheren Kellnerin, Wilhelmsplatz 11. vergiftet. Derselbe hat das Gift in Oblaten genommen. Als Grund der That wird angegeben, daß er auf dreimalige Depesche um HeiratSkonsen« von den Eltern keine Ant­wort erhalten bat. Gestern früh um halb 8 Uhr traf gerade zu seinem Geburtstage die Einwilligung der Eltern, leider zu spät, ein. Der Zustand des Mädchens ist ein bejammernswerther. Dieselbe ist der Verzweiflung nahe und muß fortwährend überwacht werden.

Urach. 24. Dez. Die Verheerungen, welche der in letzter Woche aus­gebrochene Sturm veranlaßt hat , treten erst jetzt recht zu Tage. Ihr Korrespondent macht; neulich einen Spaziergang auf den Wasserfall und war erstaunt über den kolossalen Schaden, welcher durch den Sturm und die auf den Bäumen liegende Schneelast verursacht wurde. Da liegen auf der Wafferfallebene die stärksten Bäume mitsammt der Wurzel heraus- gerissen am Boden. Der Weg vom Wasserfall dis an den Fuß desselben Ist gar nicht pasfirbar, weil er von herabgefallenen Besten und uuigestürztsn Bäumen gesperrt ist Der ganze Bergabhang gleicht einem neu ausgehauenen Schlag, so massenhaft liegen die Bäume entwurzelt da. Auch an Obst­bäumen wurde großer Schaden ungerichtet.

Karlsruhe. 25. Dez. Man schreibt derFrks. Presse' von hier: Sämmtliche Hofköche sind suependirt worden, nachdem sich bei Untersuchung der Rechnungen des Hofküchenpersonals herausgestellt bat, daß seit mehr als zehn Jahren Unterschleife stattgefunden haben. Es sollen von Hof­lieferanten Rechnungen eingereicht worden sein für Gegenstände, die gar Nicht geliefert wurden.

Karlsruhe, 27. Dez In Folge drohender Felsstürze am Eingang des Feuerbergtunnels bei Hirschhorn hat heute auch auf der Strecke zwischen Hirschhorn und Eberbach der Bahnbetrieb eingestellt «erden müssen. Zur Aufrechterhaltung der Verbindung mit Eberbach ist ein Omnibusdienst von Hirschhorn aus eingerichtet.

Wien, 23. Dez DiePolit. Corr.' meldet, das Handelsministerium habe das Angebot Ceconi's und der Gebrüder Lapp ats vereinigte Unter­nehmung unter solidarischer Hast für den ganzen Arlberg-Tunnel, der bekanntlich Oesterreich mft der Schweiz verbinden wird, die östliche Hälste mit einem 5proz und die westliche Hälste des Tunnels mit einem 2proz. Aufgebote herzustellen angenommen.

Zürich, 27. Dez. Im Berner Jura verklebte sich ein angesehener Anwalt iine leichte Schnittwunde am Finger mit einem Stück von einer Postmarks und liegt nun seit 12 Wochen an schmerzhafter Blutvergiftung, die den ganzen Arm ergriffen hat, darnieder, io daß eine Operation die einzige mögliche Rettung ist. Unzweifelhaft liegt der Giftstoff im Gummi. Das mahnt zur Vorsicht.

In Mailand und Florenz wurden während der Feiertage je 2 elegant auslretende Agenten (Russe und Amerikaner) einer über Europa und Amerika verbreiteten Fälscher gesellscdaft von Renlenlitelu aller Länder abgefoßt. Sie führten verschiedene Koffer gefälschter Titel bei sich.

Calw, 30. Dez. Nach dem Tods des unglücklichen Opfers napo- leonischer Politik, des Kaisers Maximilian von Mexiko, be­mächtigte sich ein gewandter österreichischer Dichter des dankbaren Stoffes aus der neuesten Geschichte und schrieb mit vielem Talente hierüber eine Tragödie von ungemein spannendem Inhalte Als derselbe jedoch das Stück in Oesterreich auf die Bretter bringen wollte, wurde ihm vom Kaiser die Aufführung nicht gestattet, aus leicht erklärbarem Grunde: der Kaiser wollte nicht immer und immer wieder an da» traurige Ende seines Bruders und au die schreckliche Katastrophe in Queretaro erinnert werden. D ie Zeit heilt aber manche Wunden und so wurde es endlich doch erlaubt.

lässige Verbeugung, so vaß Kranz seine Absicht, ihm dis Hand zu reichen" nicht aussührle. >

.Ich bin auf der Reise,' fuhr er fort;ein Zufall setzte mich in Kmntmß, daß die Freuden der Sylvesternachr Sie wach erhielten, und ich zögerte nicht, Sie um eine Unterredung bitten zu lassen, die für mich wichtig und Ihnen vielleicht nicht unangenehm ist, da ich Sie meine Tante nennen darf."

Der Vetter ist gewiß in Noth!' sagte Robert in einem spöttischen Tone, der seine feindselige Gesinnung gegen Franz deutlich verrieth.Wenn Lies ist. kann er sich versichert halten, daß unsere Unterstützung ihm die Fortsetzung seiner Reise ermöglichen wird."

Robert," sagte Franz Osbeck in einem schmerzlichen Ausdrucke,hat die Zeit immer noch nicht Deine Ansicht von mir geändert? Ich will sie Nicht gewaltsam zu meinen Gunsten ändern'

Diese Mühe würde auch vergebens seinl' rief Robert.Meine Ansicht von Dir steht so fest, daß ich Dich bitten muß, mir Dein Hotel zu nennen und dort die Unterstützung zu erwarten, die ich Dir. ohne daß Du darum bittest, senden werde."

Franz zuckle heftig zusammen und seine Lippen zitterten, als er sich, wit großer Anstrengung seine Fassung bewahrend, zu Madame Simoni wandte:

Ich bin nur in der Absicht gekommen, dis Schwester meines guten Vaters zu sprechen; weist auch sie mich ab, so habe ich in dem Hause «einer einzigen Verwandten auf dieser Welt nichts mehr zu suchen.'

Die Wittwe hatte erschreckt die jähe GesichtSverSnderung de« Neffen «obachtet.

den unglücklichen österreichischen Kaisersohn, welcher jetzt bei seinen Ahnen in der Capuzinerkruft in Wien die ewige Ruhe gefunden hat, dem Volke als den Helden einer Tragödie vorzusühren. In Deutschland ist dieselbe noch ganz neu und soll Herr Direktor Sternwaldt das Buch, welches nur im Manuskript existirt. einzig und allein seiner Bekanntschaft mit dem Dichter verdanken. Daß dieses für den Sonntag angesetzte Stück, welche» sich an dichterischem Werths weit von den sogenannten Gelegenheitsgedichten unterscheiden soll, auch die hiesige Einwohnerschaft sehr lebhaft interessiren wird, daran ist nicht zu zweifeln, um so mehr als ja Jedermann noch die mexikanische Kaissrkatastrophe und den napoleonischen Schwindel zu sehr im Gedächlniß baden wird. _ ä.

Handel und Verkehr.

Von der oberen Nagold. 24. Dez. (Handwerkerbank.) Die schon über ein Decrnnium bestehende Handwerkerbank in Altensteig macht infolge Beschlusses des Verwaltungsraths durch ihren Kasstrer bekannt, daß vom 1. Jan. I88l ab der Zinsfuß der ihr bisher von Privatbesitzern anver- trauten Kapitalien von 4'/, auf 3'/zv/g herabgesetzt werden werde. Die meisten dieser Anlehen werden daher zurückgezogen und an Privatleute be­lieben werden. Die von der Bank ausgeliehenen Beträge bleiben auf der Höhe de« seitherigen Prozentsatzes mit 4l/z

Berlin, 26. Dez. Am Anfangs des künftigen Jahres werden wt»

der Thatsache gegenüberstehen, daß alle nach Rußland einzuführenden Maaren einer Erhöhung des Einfuhrzolles um 10 pCt. unterliegen. Die Aussicht auf eine unfern Ausfuhrhandel so tief berührende Maßregel wird lebhafte Bewegung in unsern kommerziellen und industriellen Kreisen Her­vorrufen. Ganz naturgemäß wird diese neueste Wendung in dem östlichen Zollverkehr auch den Handelskreisen unserer südlichen und westlichen Nach­barstaaten fühlbar werden, soweit dieselben durch Deutschland oder direkt nach Rußland iinportiren._

""""" Gemeinnütziges.

Die Aachener und Münchener Feuerversicherungs-Gesellschaft hat im Jahre 1879 den auf Württemberg entfaltenden Antbeil an dem zu gemeinnützigen Zwecke» bestimmten Fond in folgender Weise verwendet:

a. Der Stadt Reutlingen eine Feuerspritze im Werthe von -FL. 900.

b. Einem Oekonomen in Ochsenwangen eine Kübelspritze im Werthe von -FL 108. v. Einem Geschäftshaus in Eningen eine Kübelspritze im Werthe von -FL 108. ä Der Feuerwehr in Obermurchthal zur Anschaffung von Requisiten einen Beitrag von -FL 300 s. Beiträge an Vereinskassen -FL 1266. k. Obligater Beitrag an die Centralkaffe für Feuerlöschwesen -FL 709. 90. Zusammen -FL 3391. 90. Außerdem sind an Gemeinden, Feuerwehren und Privat­personen 16 Feuerspritzen, welche zus. einen Werth von -FL 7003. reprä- senttren und Beiträge zur Anschaffung von Requisiten im Gesammtbetrag von -FL 2415. verwilligl worden und theilweise bereits abgeliesert. Die Schenkungen der Gesellschaft durch die Hauptagentur für Württemberg in den letzten 10 Jahren zusammengefaßt ergeben die ansehnliche Summe von -FL 47,194.

Keine anders Versicherungsgesellschaft gewährt solche Vortheile, und mancher Ortsvorsteher oder Feuerwehrkommandant, der diese Einrichtung noch nicht kennt, wird gut daran thun, sich mit einem Agenten der Ge­sellschaft in Verbindung zu setzen, um seiner Feuerwehr die Möglichkeit eines solchen Beitrags zu verschaffen Auch Besitzer größerer gewerblicher Etablissements odec sonstiger Anstalten können in den Besitz von Spritzen gelangen, welche leider der Kosten wegen meistens fehlen. Der gemein­nützige Fond, aus dem solche Geschenke bestritten werden, wird statutenge­mäß milderHätsledesGewinnesdotirO

Vom 24. bis 29. Dezember 1883.

Geborene.

23. Dezember. Theodor Wilhelm, Sohn des Christian Müller, Appretmbesitzers hier.

Gestorbene.

27. , Anna Maria, Tochter des Christian Sailer, EisenbahnhilsöwLrters hier,

IV, Zchre alt.

27. , Lüste Christine, Tochter des Johann Georg Holzinger, Taglöhners hier,

1 Jahr alt.

29. . Emil Heinrich Dreist, Kaufmann hier, 50 Jahre alt.

iBesuchen Sie mich morgen Mittag wieder!" stammelte sie.

>Zehn Minuten genügen, liebe Tanie!' bat Franz in sichtlicher

Angst.Ich muß reisen"

Hier ist Geld!" rief Robert, indem er seine kostbare Börse hervor­zog und sie dem jungen Osbeck vor die Füße warf.Reisen Sie, mein Herr, reisen Sie in Gottes Namen!'

Das ist zu viel!" lief Franz mit erstickter Stimme und indem er am ganzen Körper zitternd, einen Schritt zurücklrat.Robert. Du bist ein Elender I" fügte er mit glühenden Blicken hinzu. die seinem bleichen Ge­sichte ein erschreckliches Ansehen gaben.Mir, mir wirfst Du wie einem Bettler Deine Börse zu? Ich habe vergessen wollen; doch Du regst meine Erinnerung gewaltsam an'

Und wessen erinnert sich denn der Herr?' fragte Robert, den furcht­bar aufgeregten Franz mit spöttischen Blicken messend

Daß mir die Hälste des Vermögens gebührt, mit dem Herr Si­moni vor der Welt prahlt! Ja, mein Herr, ich weiß nur zu genau, daß mein guter Vater mehr als der Buchhalter seine» Schwagers war. Diese Börse enthält erschlichenes Geld I" fügte er hinzu. indem er sie mit dem Fuße zurückstieß.Behalten Sie er, e» mag auf Ihrer Seele brenrun wie Höllenfeuer I Ihr Vater ließ den alten Buchhalter fürstlich begraben, die Journale strotzten von pomphaften Todesanzeigen, und seiner Treue wurde öffentlich erwähnt; aber sein Geld blieb heimlich in der Kasse. Man erklärte mich für verrückt, al» ich meine Ansprüche erhob"

(Fortsetzung folgt.)