Das L«k»«r

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Nro. 141.

Donnerstag, den 2. Dezember L88V

35. Jahrgang.

Cakwer Mocklenökatt"

kann für den Monat Dezewber noch abonnict werden, und ersuchen wir, die Bestellungen für hier bei der Unterzeichneten, für auswärts bei den Postämtern und Postboten zu machen.

Dir Redaktion und Expedition.

Amtliche Kekanntmachungen.

Calw An die Schultheißenämter.

Diejenigen Schvltheißenämter, welche mit dem Bericht über die Er­ledigung der Oberfeuerschav- und Kaminfeger-Defekte pro 1880 noch im Rückstand sind, werden an besten unverzügliche Einsendung hiemit erinnert.

Ten 29. November 1880.

K. Oberamt ff l a x l a n d.

Politische Nachrichten.

Deutsches Reich

Berlin, 29. Noo. Der Kaiser ist völlig wieder hergestellt, muß jedoch aus Anrathen der Aerzte olle nicht dringenden Geschäfte wie mili­tärische Vorstellungen u. dgl. vertagen.

Die Berliner Volkrwirlhschastliche Gesellschaft hielt am 27. Nov. eins Sitzung, worin das Arbeiter-Verstcherunakwesen auf der Tagesordnung stand. Aufsehen erregte dabei die von Dr. Atex. Meyer als die Mitthei­lung glaubhafter Persönlichkeiten wiedcrgegebene Seußerung, daß die Zu­nahme der Eisenbahnunsälle seit dem Beginn der Verstaatlichung mit der seitdem erfolgten Lohnerhöhung der Eisenbahnarbrster in Verbindung ge­bracht werde, indem beispielsweise unier den Weichenstellern ein größerer Konsum von Branntwein zu konstatiren sei.

Frankreich.

Paris, 29. Nov. (Deputirtenkammer.) Die Vorlage'betr. die Un­entgeltlichkeit des Elementarunterricht« wird angenommen.

England.

London. 27. Noo. Die Hilfsarbeiter au« Ulster haben das Gut des Kapitäns Boycott in Lough Mark unter starker militärischer Eskorte gestern Nachmittag verlassen und der Kapitän hat sich der Hilsrexpedition auf ihrem Rückzuge angeschlosten. Eine Londoner Lebensversicherung hat dem Kapitän zu wissen gethan, daß sie seine Police nicht erneuern werde, es sei denn, daß er im Falle eines Schadens durch Uebersall auf Er­satz verzichte.

Türkei.

Dul cigno. 28. Nov. Derwisch Pascha ist erst nach heftigem Kampf mit den Albanesen (die sich nun zerstreut haben) hier eingerückt. Er hatte namhafte Verluste an Tobten und Verwundeten. Derwisch hatte 8 Bataillone und mehrere Batterien bei sich. Den größten Widerstand leistete die Liga ganz in der Nähe der Stadt am Olivengain. Sie war dort in gut ge­deckten Stellungen , von weichen aus sie den Türken große Verluste bei-

! brachte. Dar Eingreifen der türkischen Artillerie entschied den Erfolg und

^ die Albanesen wurden schließlich in die Flucht geschlagen. Die Türken j wurden von einem der katholischen Albanesenstämme, der sich ihnen ange­schloffen hatte, unterstützt. Nach seinem Einzuge in Dulcigno proklamirte Derwisch Pascha eine allgemeine Amnestie und verkündigte, daß es der unabänderliche Wille des Sultans sei, den Platz den Montenegrinern zu übergeben.

' Skutari, 29. Nov. Die Dulcignoten sind entwaffnet Derwisch mit seinen Truppen langte nach Erfüllung seiner Mission wieder in Skutari an und erklärte, er weroe sich noch EpiruS begebsn.

TageSordn»ng des K. Amtsgerichts Calw in der öffentlichen Gerichtssitzung

I. am Donnerstag, den 2. Dezbr. 1680, Vormittags 11 Uhr:

Rechtssache zwischen:

1) Friedrich Ayasse, Zimmermann in Neuhengstett, Klr. und Christoph Dittus, Weber in Simmozhein«, Bekl., verschiedene Forderungen betr.

2) Immanuel Holzäpfel, Schultheiß in Teinach, Klr. und Johannes Lörcher, Taglohner in Breilenberg, Bekl., Forderung für Maaren betr.

Nachmittags 3 Uhr:

Privatkiagesache

1) des Karl Wurz, Dienstknechis i» Calw, Privatklr. gegen Friederike AibuS, Eisen­bahnarbeiters Ehefrau daselbst, .Ängekl. wegen Beleidigung.

2) des Fabrikarbeiters Christian Schill in Calw, Privatklr. argen Andreas Harsch, Fabrikarbeiter von Sommenhardt, Angekl., wegen KörperverlctziiNg.

3) des Georg Heim, Bierbrauers in Gechingcn, Privaiklr. gegen Philipp Mitschele, Bauern daselbst, Angekl., wegen Beleidigung.

4) der Katharina Bensch in Otlenbrann, Peivalklrin. gegen Gottlieb Reinhardt, Tag­lohner daselbst, Angekl., wegen Beleidigung.

Nachmittags 4 Uhr:

Rechtssache zwischen

1) Gebrüder Schwär, in Nürnberg, Klr. und Dorothea Fiesel, Bauers Wittwe in Limmozheim, Bekl.. Schadensersatz betr.

2) Gebrüder Schwarz in Nürnberg, Klr. und Jakob Mohr, Schreiner in Snnmoz- heim, Bekl., Schadensersatz betr.

ll. am Freitag, den 3. Dezbr. 1880, Vormittags 9 Uhr.

Rechtssache zwischen:

1) Johannes Schmidt z. Krone in Stammheim. Klr. und Johannes Haug, d. Ae., Maurermeister daselbst, Bekl., verschiedene Forderungen betr.

2) Hirsch und Werner in Berlin, Klr. und H. BSgel, Buchdruckcrcibesitzer und Gen. in Calw, Bekl., Forderung aus Cession betr.

3) Erhardt Kübler, Gemeindepfleger in Teinach, Klr. und Rudolf Lorch, Aimmer- meister in Calw, Bekl., verschiedene Forderungen betr.

Tages Neuigkeiten.

Calw, 1 . Dez Spinnmeister Zapp, von dessen schwerer Verletz­ung durch eine Vorspinnmaschine wir kürzlich berichteten, ist gestern Nachm. 1/28 Uhr dem Starrkrämpfe, der sich schon vorgestern als Folge einer Er­kältung einstellte, erlegen. Die Verletzung war übrigens eine viel be­deutendere, als in jenem Berichte angegeben war. indem die ganze innere Handfläche durch die Kratzen des Tambours in linienbreite Streifen zer­rissen war. Der Tod har den Unglücklichen von unsäglichen Schmerzen befreit. Die Theilnahme für die Wittwe mit ihren ü Söhnen ist eine allgemeine.

Feuilleton.

Der Strändauffeher.

(Fortsetzung.)

Da der Abend jetzt wundervoll klar war und der Mond glänzender als je an dem mit Sternen besäeten dunkelblauen Himmel prangte, be­schloß ich. nock eine Cigarre im Freien zu rauchen, um nach der drückenden Schwüle des Tages die frische erquickende Abendluft zu genießen, indeß ich sicher auf ein angenehme« Geplauder des alten Roger» hoffen durste. Ich nahm meine Cigarrentaschs zur Hand; suchte mir eine gute Havannah aus. reichte eine andere meinem Begleiter. der sie dankend annahm und sie ohne Umstände,als eine seltene Delikatesse«, wie er sagte, in seine Tasche steckte, ruhig seine schwarze Pfeife hervorzog, die Asche aurklopfte, sie füllte. anzündete und ehe er ein Wort sprach, so gewaltig zu rauchen begann, daß er bald ganz von Rauchwolken umgeben war. Eine Zeitlang gingen wir so eifrig rauchend neben einander her, daß es schien, als ob wir an nicht« anderes als an unsere Pfeifen dachten, bis ich allmählig die Unterhaltung wieder aufnahm.

»Ihr verspracht mix voriger Jahr, Rogers, zu erzählen, wie Euer armer Hund zu seinem lahmen Beine kam. und da Ihr nun Euer Abend­brot» hinter Euch und zwei Stunden Wache noch vor Euch habt, könntet Ihr wohl heute Abend Euer Versprechen halten, da ich gern noch mehrere Stunden draußen bleibe.'

Nun denn, Herr, wenn Sie so gut sind zu sagen, daß sie mein Ge­plauder gern anhören wollen, will ich Ihnen meine Geschichte, die jedenfalls

das Verdienst der Wahrheit hat, zum Besten geben. Aber zuerst und vor Allem muß ich Ihnen Einiges von diesem meinem alten Kameraden er­zählen bevor ich zur Hauptgeschichte komme. Wre wir nämlich Freunde auf Leben und Tod wurden. Recht wahr, Aller, das sind wir und beabsichti­gen wir zu bleiben mit Gottes Hülfe?« Fenno wedelte mit dem Schwanz und schien einverstanden

Wir setzten uns, der Hund kauerte sich neben seinem Herrn nieder und legte feinen zottigen Kopf aus dessen Knie, und der Alte fuhr fort:

.Sie wissen, Herr, wie er und ich zusammen kamen? Ich fand ihn am Bord einer französischen Brigg, die hier am Felsen gestrandet war. Die Mannschaft, arme Gesellen. Hallen sich in Boote geflüchtet und waren Mann und Maus ertrunken, denn keine Barke, das Rettungsboot ausge­nommen, konnte einer solchen See auch nur fünf Minuten widerstehen. Und da Niemand übrig geblieben war, ihn als Eigenthum zu beanspruchen, nahm ich ihn mit mir nach Hause. Das war kurz nachdem ich meine Frau verloren hatte, arme« Weibi und das kleine Mädchen, das sie mir hinterlaffen hatte, amüsirte sich mit dem kleinen Hunde, und bald wurden sie so gute Freunde, daß ich beschloß, den Hund groß zu ziehen, und so wurde er der dritte an unserem Tische. Ja, und so wuchs er und wuchs bis er so groß war. wie er jetzt ist. und da hörte er plötzlich aus, und alles Fressen der Welt würde ihn um keinen Zoll größer machen; aber wenn er auch nicht an Größe zunahm, so wuchs er doch an kecker Schlau­heit. Ich gab ihm eine gute Erziehung, exercirte ihn, bis er seine Pflichten wohl inne hatte, und dann wurde er, was er eben ist, ein ungewöhnlich gescheiter Burschi Herr, der weiß, was ich will, säst noch ehe ich es aur- spreche I Er macht nie ein Versehen, und wenn ich ihn diesen Augenblick