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Ara. 132.

Donnerstag, den 11. November L88V.

35. Jahrgang.

Amtliche Kekanntmachungen.

Calw. An die Ortsvorstcher.

Die Ortsvorsteher werden hiemik veranlaßt, die am Grund- und Gefällkatastek vorgekommenen Aenderungen bis 1. Dezember d. I. hierher anzuzetgen, beziehungsweise von Gemeinden, in welchen derartige Veränderungen nicht vorgekommen sind, Fehlanzeigen zu erstatten.

Den 8 November 1830. K. Oberamt.

Flaxland.

Amtliches.

Seine Königliche Majestät haben vermöge Höchster Einschließung vom 6. November zum Kameralamts buch Halter in Hirsau den Kameralkandidat Kachel gnädigst er» a n"t. _

Politische Nachrichten

Deutsches Reich.

Hamburg, 2. Nov. In Folge der Verhängung des kleinen Belagerungszustandes sind, soweit bis jetzt bekannt, im Lause der gestrigen Tages 48 Personen, die auf dem Hamburgischen Gebiets wohnen, traft § 28 des Sozialistengesetzes die AuLwetsungsurkunden zugestellt worden. Darunter befinden sich auch sämmtliche seinerzeit aus Berlin Ausgewiesene, die hier Arbeit und Untertommen gefunden hatten. Unter den Ausge- wiesenen befinden sich zwei Hamburger Bürger, der Maurer Vater und der Gastwirts» Sskelson. In Altona sind am gestrigen Tage 13 Personen ausgewiesen worden. Aus Wandsbeck wird gemeldet, daß dort- selbst drei Personen die Ausweisung zugestkllt wurde. In Ottensen ist eine größere Anzahl Personen zur Polizei geladen Aus Lauen­dur g und Pinneberg fehlen Nachrichten. Im Ganzen sind 64 Personen ausgewiesen. Von der Maßregel sind bis jetzr mitbetroffen 49 Ehefrauen und 68 Kinder.

Hamburg, 5. Nov. Der größere Theil der von Hamburg, Altona und Ottensen Ausgewiesenen will nach Amerika gehen. Da jedoch vor dem .0. Nov kein direkter Dawpfer von Hamburg nach New-Aork abgelaffen wird, gedenken die Ausgewiesenen, bis zu der Zeit, rn welcher ihre Ein­schiffung erfolgen kann, in Harburg, über welche Stadt der sog. kleine Belagerungszustand nicht verhängt worden, sich aufzuhalten.

Oesterreich-Un«arn

Wien. 6. Nov. Gras Szechenyi, der österreichische Botschafter in Berlin, erhob in den ungarischen Regierungskceisen Vorstellungen wegen der jüngsten Maßnahmen gegen das Deutschthum, indem er das lebhafte Be­dauern über den üblen Eindruck aussprach, welchen dieselben in Deutschland hervvrriesen. Die Vorstellungen sollen nicht ohne Eindruck geblieben sein.

Frankreich.

Paris. 5. Nov. In Tarascon bereitet sich etwas Großartiges vor. Die dortigen Prämonstratenser, die eine Art von festem Schlöffe bewohnen, haben sich aus eine Belagerung im Ernste eingerichtet, und mit ihnen

haben sich 3006 Laien, meist Mitglieder der katholischen Vereine der Um­gegend, in ihrer Festung eingeschloffen. Man versichert, daß die Regierung

gegen sie anders Vorgehen will. als gegen die andern Genossenschaften

und daß eine starke Abtheilung Infanterie und Kavallerie den Befehl er­

hallen hat, das Kloner vollständig einzuschließen, bis die Besatzung sich,

vom Hunger gepeinigt» ergeben wird.

Pari», 6. Nov. Im heutigen Ministerrothe im Elysse erstattete Constani Bericht über die Ausführung der Dekrete gegen 260 Mönchsklöster, und bemerkte dabei, daß viele Mönche in's Ausland auswandern, so die Kapuziner von Nantes nach Englono. Constans setzte hinzu, die Aus­führung der Märzdekrete könne jetzt als vollkommen beendigt betrachtet werden, wenn man von einigen alleinstehenden Fällen absehe. - Die Zahl der EntlaffungSgesuche von GerichtSpersouen wegen der Märzdekrete be­trägt an 400.

Paris, 7. Nov Die Einschließung der Prämonstratenser jbei Ta­rascon dauert fort. Dieselben haben Protest erhoben. Der Unterpräfekt erklärte, die Regierung wolle keine gewaltsame Oeffnuvg des Kloster« , werde aber dis Einschließung, wenn nöthig, einen Monar auirechthalten. Die Prämonstratenser entfernten alle nickt ins Ordenshaus gehörigen Per­sonen , die nur unnützer Weite den Proviant, womit sie auf lange Zeit versehen zu sein scheinen, witverzehren würden.

Paris. 9. Nov. Die Dekrets wurden heute gegen die Prämon­stratenser bei Tarae con ousgesührt. Die Mönche sind von Kavallerie es- kortirt in Tarascon angekommen.

England

London. 8. Nov. Das britische Kabinet richtete eine Note an den britischen Gesandten in Athen, worin dasselbe Griechenland für jetzt Ge­duld empfiehlt und für später die Unterstützung Englands verspricht.

Rußland.

Sr. Petersburg. 6. Nov. Um 12 Uhr erfolgte die Eröffnung der Sitzung de« großen politischen Prozesse« vor dem Militärkreisgericht. Die Angeklagten in dem Prozeße sind: Die Edelleute Kwiatkowski, Kobi- lianski, Drigo, dann Eugenie Frgner, Geheimrathssohn Buch, die Bauern Schirjojew, Tichonow, Marie Griasnow, Kleinbürger Sundelwitch. Okladski, Prejeeniakow. Zuckermann, Kanrleidiener MartinowSki, der Sohn eines Geistlichen SubkowSki, der Landschaflsarzt Bulitsch und die Majorstochter Sophie Zwono«. Die umfangreiche, in 10 Kapitel zerfallende Anklage­akte umfaßt die nihilistischen Verbrechen der letzten Jahre: die vier Atten­tate auf den Kaiser, vom 14. April 1879, aut der Moskau-Kursker Bahn, der Losowo-Sebastopol'jchen Bahn und bei Odessa; die Ermordung des Gouverneur- von Charkow, Fürsten Kropotkin, am 2l. Februar 1879; den bewaffneten Widerstand bei Aufhebung der Typographie in Sapvernoi Pereulok am 30. Januar r880; bei Verhaftung des Nihilisten Pcjer- niakow im Juli dieses Jahres; ferner die BetheiligungEam revolutionären Kongreß zu Lipezk.

Türkei.

Konstantinopel, 8. Nov. Derwisch Pascha ist instruirt, Du'cigno innerharb der nächsten drei Tage zu übergeben.

Eastelnuovo, 6. Nov. Aus Privalbriefen von Dulcigno ist zu entnehmen, daß die Albanesen gesonnen sind, es aus das Aeußerste ankommen zu lassen. ehe sie sich Montenegro ergeben. Sie sind gegen die Russen, Engländer und Türken gleich sehr erbittert und drohen mit Gewaltmaß­regeln. wenn von den Schiffen dieser drei Mächte Jemand an das Land kommen sollte. Der vor Dulcigno liegenden türkischen FregatteSelimieh"

Feuilleton.

Der Schuldbrief,

eine rheinische Dorfgeschichte von vr. W. B.

II. In der Schmiede.

(Fortsetzung.)

Mit ungemeiner Behendigkeit und mit vielem Geräusche unterzog sich der Bursche dieser seiner Obliegenheit, und bald zischte und flammte das kleine Schmiedseuer unter dem Windzuge auf, als ob der »Gott sei bei uns" es bearbeitete. Zufrieden mit diesem Erfolge, wandte sich Hans wieder zu dem Meister, den Augenblick erwartend, wo dieser den Hammer würde sinken lassen. Daboi fielen sein» Augen auf die Thür und zugleich auf eine Gestalt, welche durch die heftigsten Gestikulationen die Aufmerksamkeit der Arbeiter aus sich zu ziehen bemüht war.

»Meister, der Bartscheererl" rief der Bursche mit einer komischen Grimasse dem Alten in's Ohr. Dieser schaute auf und erblickte nun auch jene Gestalt, die, über die Thür gelehnt, den Schmieden ein Gesicht ent­gegenhielt, auf welchem die schrecklichste Neuigkeit zu lesen war.

»Habt Jhi's schon gehört?"

»Was denn? Was?"

»Na, da steht ihr und klopft an dem allen Eisen herum und laßt mich hier warten und schreien, daß ich den Krampf in der Kehle kriege.

Ja, ja, sie haben ihn, den langen."

Was? den langen Jörg?" schrieen die Schmiede entsetzt.

»Ja, wahrhaftig, den langen Jörg! Soeben kommen sie die Straße herunter." Mit diesen Worten sprang der Barbier davon, um seine Neuig­keit weiter von Hau« zu Hau» zu verkündigen.

Die Gesellen riflen nun um die Wette den Schieber von der Thür und stürzten auf die Straße hinaus. Ihnen folgte der Meister und der Lehrbursche, der letztere unter Hellem Gejauchze. Ob er aber über die Neuigkeit oder über die unverhoffle Freistunde jubelte. das bedachte der Altgeselle nicht, der unwillig die Hand erhob und ihm .Eines" versetzte, daß der Junge glauben mochte, es seien wenigstens .Zwei", und dabei sagte:Nimm das, du Hasenfuß, dann lachst du ein andermal nicht wie­der über einen braven Kerl, der in'» Unglück gekommen ist."

Der Gezüchtigte wandte sich an den Meister, und als dieser eben Recht sprechen wollte, entstand oben auf der Straße ein Geschrei und Ge­tümmel. wie bei einem Auslaufe.

Bald näherte sich das Schauspiel der Schmiede; es war ein Ent­setzen erregender Auszug. Umgeben von dem Förster und dessen drei Ge­hilfen, wurde ein baumlanger Mensch dahergebracht. Sein Kopf war mit einem blutigen Lappen umwickelt, Jacke und Weste waren über und über mit Blut und Koth bedeckt, die Kamaschen hingen zerrissen um seine Füße. Dabei ging er. trotzdem, daß seine Hände aus den Rücken geschnürt waren, hoch und trotzig inmitten seiner Bedeckung dahin. Dar «Aussehen des Försters und seiner Gehilfen war nicht viel von dem de» Gefangenen verschieden. Mürrisch und mit gespanntem Hahn gingen sie neben ihm her,