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6) Karl Mast, Hirschwirth in Enzthal OA. Nagold, Kl. und Johann Georg Hesel- schwerdt, Bauern in Aichelberg, Bell. Kauföklage betr.
II. am Fr ei lag, den 1. Oktober, Bormittags g Uhr:
Rechtssache zwischen
1) Friedrich Leonhardt, Rothgerber in Calw, Kl. und Gottfried Carle, Kleemeistcr in Calw, Bell. Zinsenforderung betr.
2) W. Niecker, Buchdrucker in Altenstaig. Kl. und Spöhrer u. Döring', Dampfwasch- anstalis-PLchter in Calw, Bell. Jnsertionskoflen betr.
3) Gottlieb Pfrommer, Bauern auf Spindlcrshof, Gmd. Alt bürg, Kl. und Bierbrauer Niethammer in Althengstctt Bell. Aushebung eines Kaufs betr.
Frirdr. SchwLmmle, Bäcker in Calw, Kl. und Fricdr. Märkte, Bauunternehmer daselbst, Bekl. Vergleichs-Erfüllung betr.
5) Katharine Bischer, Taglöhners-Ehefrau von Conweiler OA. Neuenbürg, Klin. und Karl Christian Bisel von Holzbronn. Bekl. BürgschaftSfordcruna betr.
t>) Johann Georg Neuster, Zimmermann in Deckenpfronn, Kl. und BalthaS Bailtinger, led. Schund daselbst, Bekl. Schadensersatz wegen Körperverletzung bete.
7) Christine Maisenbacher, Wittwe in Altburg, Klin. und Ludwig Breitling, Müller in Calw, Bekl. Eigenthumsklage betr.
8) Michael Burkhardt, Wagner in Unlerreichcnbach, Kl. und Michael Bohnenberger, Zimmermann daselbst, Bekl. Negatorienklage betr.
Tages-Neuigkeiten.
— Calw, 29. Sept. In der Frühe des letzten Montag machte der Bauer Reeblein Weilberstadt die Entdeckung, daß ihm in der Nacht aus seinem Stalle zwei Stiere im Werth von ca. 500 entwendet worden waren Auf seine bei dem Stadtschultheißenamte gemachte Anzeige wurden alsbald nach verschiedenen Richtungen, so auch hierher Telegramme entsandt, und gelang «s nach kurzer Nachforschung der hiesigen Landjägermannschaft, den Thäter in der Person eines schon mehrfach wegen Diebstahls bestraften Kaminfegergesellen, Namens Riegert von Weilderstadt im Gasthause zum Rößle hier sammt den Stieren aufzubringen, ehe seine Versuche, diese zu verkaufen. Erfolg hatten. Dieselben wurden noch an demselben Tage dem Eigenthümer zurückgeliefert und der Thäter bis zu seiner Aburtheilung im hiesigen Amtsgerichtsgesängniß untergebracht.
— Stuttgart, 27. Sept. Gestern traf endlich der schon vor acht Tagen erwartete Elephant ein; er ist afrikanischer Herkunft. 3—«jährig, männlichen Geschlecht» und hat mit Erfolg Studien in allerlei Kunststücken gemacht. Sie zu zeigen, scheint er noch wenig geneigt, da er sich entweder noch nicht ganz heimisch fühlt oder von seiner sechstäqig-n Reise aus Marseille noch müde ist. In Belfoit hat sich der Koloß etwas unartig benommen; er hatte — als man Morgens nach ihm sah — den Strick abgerissen und im Wagen allerlei Unfug angerichtet. Beim Ausladen auf dem hiesigen Bahnhof wurde ihm ein Kord mit Aepfeln vorausgetragen und so folgte er, manchmal mit diesen Leckerbißen traktirt, sehr willig in den Ort seiner Bestimmung, wohin ihn eine große Schaar Publikum, voran die liebe Jugend, begleitete.
— Cannstatt, 26. Sept. In der Nacht von gestern auf heute saß eine Gesellschaft von Volksfest-Schaubudenleuten aus der bayerischen Pfalz in Berg in einem Wirthshaus beisammen, wobei es auch zu Streitigkeiten gekommen sein muß. As sie nach Haufe, d. h. zu ihren Komödiantenwägen unterhalb des Gitterstegs gingen, arteten ihre Feindseligkeiten in Thä lichkeiten aus, wobei Einer mit einem alten Kavalleriesäbel, den er aus seinem Wagen herbeigeholt, einen Andern so traktirte, daß dieser jetzt an seinen Wunden in seinem Wagen liegt. Zwei von der Gesellschaft sollen nun aber denjenigen, der die Wunden schlug, gepackt, auf den Gittersteg geschleppt, über das Geländer gehoben und in den Neckar hinabgeworfen haben, nachdem ihm zuvor eine Wunde am Kopfe beigebracht worden. In den Wellen des Flusses fand er seinen Tod und heute früh wurde seine Leiche durch den hiesigen Fischer Brähle ans Ufer gezogen. Heute Vormittag war der Staatsanwalt hier und es wurden etwa ein Dutzend männliche und weibliche Personen vom Wasen verhaftet.
— München, 2s. Sept. Eine der wichtigsten Fragen für Bayrn ist bekanntlich der jedesmalige Bierpreis für das Sommer- und Wimerbier. Für letzteres ist von Seile der hiesigen Staatrbrauerei der Preis von 22 L pro Liter im Selbstausschank bestimmt worden, was eine Ermäßigung gegen den allgemeinen Preis des Vorjahres bedeutet.
— Oberammergau, 27. Sept. (Privat-Telegramm der „Neuen Tagblatts".) Bei herrlichem Wetter und überfüllte« Theater hat gestern die letzte Vorstellung flattgefunden. Die Darsteller, besonders derjenige des
Christus (Mayr), übertrasen sich selbst und schieden mit Thränen in den Augen von der Bühne. Der materielle Erfolg übertrifft die kühnsten Erwartungen der Gemeinde; er übersteigt stark die Summe von 300.000 okL
— Köln. 25. Sept. Der Oberbürgermeister erläßt eine Bekanntmachung für das Dombaufest, in deren Eingang betont wird, daß alle Bewohner der Stadt bemüht sein werden, um Köln am 15. und 16. Oktober im würdigsten Festgewande erscheinen zu lassen, ihre Häuser und Straßen besten« zu zieren. Die Rundfahrt des Kaisers und der Kaiserin und deren hohen Gäste wird durch bestimmt bezeichnet« Straßen vor sich gehen.
— Frederikshaven, 25. Sept. Die deutsche Korvette „Prinz Ada - bert", mit dem Prinzen Heinrich von Preußen an Bord, passirte hier heute Vormittag. Die Korvette, welche Mitte der siebziger Jahre erbaut, zunächst nur zu Probefahrten benutzt wurde, legt mit der gegenwärtigen Weliumseglungstour ihre erste „große Reise' zurück. Dieselbe diente aus derselben als Seekadetten-Schulschiff und führte 32 Seekadetten an Bord; ursprünglich waren es 33, einer verstarb aber unterwegs.)
London, 23. Sept. Seit Sonntag herrscht im Norden Schottlands bittere Kälte, und hat es den Anschein, als ob der Winter zeitig eintreten werde. Auf den Höhen des Grampian schneite es am Sonntag und Montag; die Cairugorm-Höhen und Ben-Nevis sind gleichfalls in eine weise Decke gehüllt und der Sonnenschein während des Tages äußert darauf keine merkliche Wirkung. In der Nähe des Forts William war das Eis einen halben Zoll dick. Aus Kingussie und Grantown werden ebenfalls Schneefälle berichtet.
In Woolwich wurde gestern das 1(,0-Tonnengeschütz der ersten Schießprobe unterworfen. Da nur ein einziger Schuß aus ihm abgefeuert wurde, läßt sich ihm vorerst nicht mehr nachrühmen, als daß es nicht gesprungen ist. Es soll mit noch anderen derselben Gattung als Festungsgeschütz in Malta oder Gibraltar verwandt werden, besitzt eine Länge von 34 Fuß und in seinem stärksten Theile einen Durchmesser von 6' 6", der sich gegen die Mündung hin allmählig bis auf 2' 6" verringert. Seine Pulverladung bei der gestrigen Probe bestand aus 425 Pfund, und das Wurfgeschoß — 17^' lang und 20^0 Pfund schwer — wurde, ebenso wie die Pulverladung, vermittelst einer hydraulischen Vorrichtung in das Rohr hineingerammt. Diese gleichwie die übrigen Behelfe zum Heben, Drehen und Richten des Geschützes sollen sich ausgezeichnet bewährt haben.
Handel und Verkehr
— Stuttgart, 28. Sept. Dar Konservesalz ist eine der neuesten und wohlthätigsten Erfindungen in der Chemie, soweit sie sich in den Dienst der Bkdürfnisse des täglichen Lebens gestellt. Gar manche Hausfrau kennt dieses Salz und weiß dessen wohlthätige Wirkungen auf Milch, Fleisch, Früchte und dergl zu schätzen. Daß es sich rasch in den weitesten Kreisen Eingang verschaffen werde, war bei der großen Billigkeit des Produktes anzunehmen. Wir freuen uns deßhalb, daß eine solche Fabrik auch in Südteutschland, die Konservirungssalzfabnk Stuttgart entstanden. Es handelt sich da um einen Artikel, dem jedenfalls eine große Zukunft bc- vorsteht.
— Eßlingen, 2ö. Sept. Hess. Obst ein Wagen pr. Ztr. 6 v/L 80 ^ am Bahnhof; auf dem Markt pr. Ztr. 7 vkL
— Eßlingen, 27. Sept. Hess. Obst pr. Ztr. 7
— Kirchheim u. T., 27. Sept. Zufuhren ca. 3d0 Ztr. Preise pr. Sack 14—15, pr. Ztr. 7 bis 7. 50.
— Murr Hardt, 27. Sept. Käufe zu 6 50 bis 7; Luiken
7. 50 pr. Ztr.
— Reutlingen, 25 Sept Heute wurden einige hundert Säcke Obst
auf den Markt gebracht. Starke Nachfrage, rascher Verkauf. Aepsel pr. Sack 12—14 ^ , pr. Zlr. 7 bis 7 50 Birnen pr. Sack
14 — 15 »lL Waldbirnen pr. Sack 17 Mostobst auf dem Bahnhof pr. Zlr. 7 ^ bis 7 20
— Ulm a/D., 14. Sept Auf dem vorgestern beendigten Ledermarkte, der sich besonders starker Zufuhren erfreute und in Folge dessen auch auf demselben sämmtliche Ledrrsorten gut vertreten waren, herrschte ein überaus lebhafter Verkehr. Die Preise, welche denen aus der Frühjahrmesse ziemlich gleich kamen, hielten sich anfänglich fest, gingen jedoch später etwas
des Mißmuths vorwerfen wollen; beide Stimmungen laufen gegen den > befondern Strafkodex der Hinterstube zum blauen Engel, wie Sie wissen.'
„Was wird des Pudels Kern sein?" fügte der Oekonomierath Schmauch hinzu. „Unserem Freunde ist ein ungünstiges Erkenntniß publi- zirt worden, denke ich.'
„Nein, er wird eine Prozeßvollmacht nicht beigebracht haben und soll nun für die Kosten haften," erklärte der Rechnungsrath.
„Fatsch geralhen." sprach ich selbst. „Freund Wagner leidet an verstockter Beredsamkeit. Irgend einer meiner Kollegen ist sicher so ungeschickt gewesen, einen Schützling des Herrn Rechtsanwalts in einer so unzweideutigen Weise abzufassen, daß selbst das weiteste Advokatengewissen nichts zu seiner Vertheidigung Vorbringen kann. Ist es nicht so?'
Da Wagner auch bei dieser an ihn gerichteten Frage wiederum sehr zerstreut und fast erschrocken aufblickte, so begann ich bereits meine Neckerei, die ja anfangs nur auf Ablenkung der Gesellschaft von dem verfänglichen Thema des Dienstgeheimnisses berechnet war, zu bereuen. Denn unzweifelhaft plagten den sonst so munteren jungen Mann dießmal wirklich recht trübe Gedanken. Ich selbst weiß nun aus eigener Erfahrung, daß solche Scherze nur etwa einen leichten Mißmuth haben können, einen wirklichen Schmerz ober meist verschärfen. Unfern Rechtsanwalt hatte ich allmälig viel zu lieb gewonnen, als daß ich ihm nicht peinliche Empfindungen von Herzen gern erspart und fern gehalten hätte.
Da ich nun bemerkte, daß die übrigen Herren noch nicht gewillt waren, da« von mir selbst angeregte Thema wieder aufzugeben, vielmehr daraus eine Schraube ohne Ende machen zu «ollen schienen, so hielt ich mich für
> verpflichtet, meinem betrübten jungen Freunde hülfreich beizuspringen und brach deßhalb, wie man zu sagen pflegr, die Gelegenheit vom Zaune, den wißbegierigen Hörern eine freilich schon ein wenig verjährte polizeiliche Schauergeschichte mit kräftigem Pinsel und gesättigten Farben auszumalsn. Wirklich erreichte ich damit meinen Zweck. Man hörte auf, an dem armen Wagner herumzubohren, und ließ ihn seine längst erloschene Cigarre in Frieden zerbeißen.
Als ich mich endlich gegen sieben Uhr erhob und nach meinem Mantel griff, richtete sich der Sturm wegen dieser „Felonie' nur gegen mich. Ich litß indessen die Angriffe ruhig über mich ergehen, erklärte, daß mich noch Dienstgeschäfte riesen und huschte dann iri günstigen Momente zur Thür hinaus.
In dem Hausflur hörte ich Wagner's Stimme hinter mir und bald holte er mich ein.
„Ich komme, um mich bei Ihnen wegen «eines unhöflichen und durch nichts gerechtfertigten Aufbrausens zu entschuldigen, lieber Inspektor,' sagte er, indem er meine Hände mit Wärme ergriff. Wüßten Sie, welche Gedanken mich heute quälen, Sie würden mir nicht zürnen."
„Ich würde in diesem Falle sogar zu Helsen suchen, wenn ich könnte,' fuhr es mir so wider Willen heraus, daß ich mich noch während des Sprechens selbst über die indiskrete Aufdringlichkeit meines Anerbietens zu ärgern begann. Wagner schüttelte indessen nur betrübt den Kops.
„Sie können mir leider nicht helfen." erklärte er kurz.
(Fortsetzung folgt.)