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Nro. IM.

Samstag, den 18 . September L88V

i 55. Jahrgang.

Eintaäung zum Abonnement aus äas

Cakwer Wochenblatt."

Mit dem 1. Oktober beginnt wieder ein neues vierteljährliches Abonnement auf dasCalwer Wochenblatt", zu welchem wir hiemit freund- lichst einladen mit dem Ersuchen, die Bestellungen in möglichster Bälde zu machen, damit der rechtzeitige Empfang gesichert ist. Abonnementspreis: für hier (ohne Trägerlohn) 90 Pfg.,' im Bezirk (sammt LieserungSgebühr) 1 Mark 15 Pfg., sonst in ganz Württemberg 1 Mark 35 Pfg. Für hier abonnirt man bei der Unterzeichneten, für auswärts bei den Postboten oder dem nächstgelegenen Postamt, resp. Postexpedition.

Die Redaktion und Expedition desCalwer Wochenblatts."

Amtliche Dekanntmachungen.

Calw. Bekanntmachung betr. die Flurbefchädigungen aus Anlaß der Herbstübungen der 26. (1. Kön. Württ.) Division.

Unter Hinweisung auf die Instruktion zum Gesetz über die Natural­leistungen für die bewaffnete Macht im Frieden vom 11. Juli 1876 Z. 8 zu § 14 (Reichs-Gesetz S. 230 ff) werden die Ortsvorsteher derjenigen Gemeinden, in denen aus Anlaß der derzeit stattfindenden Herbstübungen der 26. (l. K. W.) Diviston^etwa Flurbeschävigungen vorgekommen sein sollten, beauftragt, alsbald nach dem Abgang der Truppen aus dem Gc- meindebezirk die zur Anmeldung der Flurbeschädigungen erforderliche:! An­ordnungen zu treffen, und die vorgeschriebene Nachweisung nach Beil E. zu genannter Instruktion (Reichs-Ges. Bl v. 1878 S. 241) unfehlbar bis zum 21. d. M. hierher einzusenden, um erforderlichen Falls das Ab­schätzungs-Verfahren alsbald und rechtzeitig einleiten zu können.

Da in sämmtlichen von den Truppen der 26. Division belegten Ge­meinden Flurbeschädigungen vorgekommen sein können, muß von denjenigen Gemeinden, wo solche nicht vorkamen, oder für solche Ersatz nicht bean­sprucht wird, Fehtanzeige bis zu genanntem Termin erwartet werden.

Den 17. September 1880.

K. Oberamt.

_ F l a x l a n d.

Politische Nachrichten.

Deutsches Reich.

- Berlin, 13. Sepk. Der Reichskanzler wird vorläufig die Leitung des preußischen Handelsrefforts beibehalten, da er der Regelung der ge­werblichen Angelegenheiten besondere Fürsorge widmen will. Der Finanz- minister bereitet einen Steuerreformpiun vor. welcher dem Landtag wahr­scheinlich als Denkschrift mit dem Etat zugehen und zunächst Gegenstand der Debatte in der Volksvertretung fein wird.

Berlin, 13. Sept. Dem Besuch des östreichischen Kron­prinzen Rudolf am hiesigen Hofe wird von allen Seiten die größte

Aufmerksamkeit gewidmet. Die Anwesenheit des jungen Kaisersohnes wird

durchaus nicht als ein bloßer Höflichkeitsbesuch. sondern recht geflissentlich zugleich als eine politisch bedeutsame, das intime Verhältniß der befreun­deten Höfe nicht bloß, sondern auch der befreundeten Staaten in das Licht stellende Thatsache hervorgehoben. Die hiesige östreichischr Kolonie sowie die Botschaft ist von dem freudigen Empfange, den auch die sonst den ver­schiedenen fremden fürstlichen Besuchern gegenüber etwas zurückhaltende Ber­liner Bevölkerung dem östreichischen Kronprinzen bereitete, auf das ange­nehmste überrascht und verhehlt diese ihre Freude keineswegs. Auch bei der heutigen Rückfahrt vom Manöverfelde wurde Erzherzog Rudolf wieder mehrmals von der gedrängten Menge in der Friedrichsstraße jubelnd begrüßt.

Dem Bundesrathrbeschluffe vom 29. Mai d. Z. gemäß werden wir in diesem Jahre am 1. December wieder eine Volkszählung im deutschen Reiche haben. Die Ausführungsverordnungen dazu sind von einzelnen Re­gierungen bereits erlassen.

^Berlin, 16 . Sept. Fürst Bismarck ist zum Handelsminister und der seitherige Oberprästdent von Schlesw.-Holst. o. Bölticher zum SlaatS- ^ sekretär des Reichsamles des Innern und zugleich zum Staatsmin ster er­nannt worden.

Oesterreich-Ungarn

Wien, 14. Sept. In Bosnien und Herzegowina wird die R-krutir- ung für die östreich. Armee stattfinden. Dis aus beiden Provinzen ansge- hobenen Mannschaften werden jenen 10 neuen Jägerbataillonen eingereihk, deren Errichtung Kaiser Franz Joseph jüngst angeordnet hat.

Die Rundreise des österreichischen Kaisers in Galizien ist entschieden eine Demonstratioi gegen Rußland, so sehr dies auch in Ab­rede gestellt und der Anschein vermieden wird So hat der Kaiser ans die polnischen Anreden, obschon ec polnisch spricht, immer deutsch geant­wortet. Allein die freiwilligen Huldigungen des Polenthumr. das freilich in Galizien auf Kosten der Deutschen und Ruthenen gepflegt wird, wie sie dem Kaiser Franz Joseph fast überall entgegengebracht worden sind,.gegen­über den gezwungenen, die der russische Kaiser findet, wenn «r durch pol­nische LandeStheile reist, muffen in Petersburg nothwendig an den wunden Fleck mahnen, den das russische Reich in seinen polnischen Pcov nzen be­sitzt und erkennen lassen, daß ein Lahmlegsn Oesterreichs in der Orient- frage doch nicht ohne Weiteres thunlich erscheint.

Frankreich.

Paris, 15. Sept. Die Amtsztg. meldet die Annexion der Gesell­schaftsinseln. der Freundschaftsinseln und der Insel Hivaou im MarquesaS- Archipel durch Frankreich.

Italic «.

Rom, 15. Sept. Der Finanzminister legte dem Kammerpräsidium das Budget für 1^81 vor. Die ordentlichen Einnahmen sind auf 1210 Mill. Fr., die ordentlichen Ausgaben aus 1118 Mill. geschätzt: Ueberschuß 92 Mill. Die außerordentt. Einnahmen aus 8, die außerordenil. Ausgaben auf 65 Mill , Defizit 57 Mcll. Zusammen also ein Ueberschuß von 35 Mill., welcher sich mit Berücksichtigung weiterer Ausgaben für dis Schuldentilgung auf 7 Mill. reduzirt.

Feuilleton.

Verloren.

Novelle aus dem Svldatenleben von Max Wenzel.

(Fortsetzung.)

Wir waren angelangt.

Ein überraschender Anblick bot sich mir dar, als ich gegen 4 Uhr das Lager beirat. Mein Begleiter bildete den Führer, und bald war ich von meinem Bataillon, welches ich aufsuchte, als Gast ausgenommen und heimisch in seiner Mitte.

Die militärischen Uebungen waren für diesen Tag beendet. Ein Universitätsfreund, ein College, hatte mir bereitwillig ein Plätzchen in seinem Zelt als Nachtquartier angeboten, und nun schlenderten wir, er als Cicerone Alles erklärend und nut Glossen versehend, darauf los. Wie eine Mormonenstadt, in langen, regelmäßigen Straßen, waren die weißen Zelte, über denen lustig bunte Fähnchen, die Bataillone und Compagnien bezeichnend, flatterten, aufgebaul. Den Haupttheil bildete da» Lager der 6 Infanterie-Regimenter, davor, gleich Vorstädten, das der Kavallerie und aus einer kleinen Anhöhe gelegen das der Artillerie. Eigenthümlich nahmen sich die in langen Reihen an in die Erde geschlagenen Pflöcken angebundenen Pferde, die unweit davon in regelmäßigen Abständen aufge­fahrenen Geschütze und Wagen aus. Dazwischen, die Gaffen abschließend, die größeren Zelte der Offiziere und Commandeurs, die Kochküchen, Post- und Telegraphenbureaux. Markelenderzelte, größere Buden, in denen

! Restaurants den Offizieren die gewohnten städtischen Genüsse darboten;

! Schaubuden, Maiionetten, Schauspielhaus, Concert- und Tanzsalons bilde­ten in weiter Ausdehnung die entfernteren Vorstädte dieser wie aus dem Boden gezauberten Colonie. Dazu das muntere Gewimmel der Soldaten, die vielen geputzten Besucher von Nah und Fern, das Schmettern der Trompetmstgnale, Trommelwirbel und Janitscharenmusik, Pserdegewieher, überall Leben und Bewegung I

Ein ungemein lebhaftes, heileres Bild!-

Ueberraschend schnell war uns im Bewundern alles Sehens würdigen der Nachmittag verflogen. Schon war die Sonne hinter dem au» nebliger Ferne herüberwinkenden Thurm von Hohenaspe verschwunden, kühler strich der Wind über die Haide und dunkler und dunkler verschwamme» die Um­risse der entfernteren Zeltreihen im Abendgrauen; draußen auf der schwei­genden Ebene das melancholische Zirpen der Grillen, vor uns das Sum­men und Gewirr der Tausende, welche, um die unzähligen lodernden Feuer gelagert, singend das wohlverdiente Abendbrod sich bereiteten.

Posten, Zelte, Werdarusen I Lust'ge Nacht am Donanstrand I'

citirte mein Begleiter, als wir von dem kleinen künstlichen Hügel, dem Grabe eines der alten Helden, welche König Sven des tapsern Harald Sohn hierher auf seinen Beutezügen gen Süden geführt hatte, den herrlichsten Uebrrblick genossen. Vom fernen Arttllerielager her donnerte dumpf ein Signalschuß. Da» Concert der Musikbanden schwieg, die Trommeln wirbelten den Zapfenstreich, au» der Ferne drüben schmetterten die Trompeten der Kavallerie die Retraite. und still, gleich grauen Schalten,