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Nro. 186
Samstag, den 11. September L 88 EV
55. Jahrgang.
Politische Nachrichten.
Deutsches Reich.
— Berlin, 7. Sept. Die in Berlin wohnenden und zur Zeit anwesenden, der Fortschrittspartei angehörigen Abqeordneten werden in den nächsten Tagen eine Besprechung halten über die Stellungnahme des Fortschritts zu der neuen liberalen Partei. Man bezweckt mit dieser Besprechung festzustellen, daß in dieser Angelegenheit vollkommene Ueber- einstimmung herrscht und die Gerüchte, welche etwas anderes besagten (Spaltung der Partei in einen Hänei'jchen, zur Verschmelzung mit Rickert und Gen bereiten, und in einen Richter'schen Flügel) völlig auf Erfindung beruhen.
Oesterreich-Ungarn
Serajewo. Am 1. d. wurde das Tabakmonopol in Bosnien und der Herzegowina eingesührt und von Seite der Landesregierung der Ungarischen Kreditbank pachtweise übergeben. Es sind nun in beiden Ländern Tabaktrafiken, ähnlich jenen in Oesterreich-Ungarn, Privatpersonen unentgeltlich verliehen. Bei der Betheiligung wurden hauptsächlich die Eingeborenen berücksichtigt.
Frankreich.
P a r i s, 7. Sept. Tas »Journal du Havre" meldet: „Der Schooner „Cakco", der am 14. August ausTahiti nach einer glücklichen Ueberfahrt von 32 Tagen in San Francisco eingetroffin ist. hat eine wichtige Nachricht überbracht. Tahiti hat sich unter die Botmäßigkeit Frankreich« gestellt, unter dessen Schutz es schon seit bald 40 Jahren gestanden hatte."
Paris, 8. Sept. Dem „Temps" zufolge erhielt der Minister des Innern, Constan», bisher 60 Erklärungen von nichtautorisirten Kongregationen, welche der von den Zeitungen veröffentlichten Erklärung vollkommen gleichen. Die Oblaten und Trappisten leien die einzigen Männer- kongregatione«, welche die Erklärung abgegeben haben.
Paris, 8. Sept. Da die Unterhandlungen der Mächte bezüglich der Flottendemonstration zu dem erwünschten Einverständniß geführt haben, so ist gestern nach Toulouse an zwei Fregatten und einen Aviso die Anweisung ergangen, heute abzusegeln, um sich mit den Schiffen der anderen Großmächte in Nagusa zu vereinigen. Die Zeitungen sprechen die ^Hoffnung"' aus. angesichts dieses Ergebnisses, welches alle Gerüchte von einem Bruche zwischen den Mächten widerlege, werde die Pforte nicht fortfahren in einem Widerstande, der fortan ein vergeblicher sei.
Eng 1 a nd
London, 6. Sept. Gestern h,t im Hydepark ein großes Meeting von Irländern gegen das Votum des Oberhauses in Sachen der Pächter- entschäsigung stattgefunden. 10,000 Theilnehrner. O'Connor präsidirte. Mehrere Resolutionen, welche die Nothwenoigkeit einer Reform des Hauses der Lords betonten, wurden angenommen. Das Meeting endete mit allgemeiner Verwirrung.
London, 7. Sept. Das Parlament ist heute vertagt worden. Die Thronrede bezeichnet die auswärtigen Beziehungen als sehr freundschaftliche und spricht die Hoffnung aus , daß der Sieg des Generals Roberts in
Afghanistan eine baldige ehcenhaste Beendigung des Krieges in jenem Lande herbeiführen werde, und schließt mit Auszählung der hauptsächlichsten Gesetzentwürfe . welche in der abgelaufenen Session vom Parlaments angenommen worden find. — Das Parlament wird bis zum 24. November vertagt.
— London, 7. Sept. Amtlich wird aus Kandahar vom 3. d gemeldet: Eyub Khan, begleitet von Hassim Khan und der heratischen Reiterei, ist in voller Flucht nach Heral begriffen.
R u H t a n d.
Zur chinesischen Angelegenheit geht dem „Berl. Tagbl." von seinem Petersburger Korrespondenten folgende wichtige Meldung zu: Die Verhandlungen zwischen dem auswärtigen Ministerium und dem Marquis Tseng sind bereits seit 3 Tagen völlig beendet. Der zwischen Rußland und China abgeschlossene Vertrag ist in Petersburg schon ausgearbeitet, wird aber in Peking unterzeichnet werden. Der russisch- chinesische Konflikt ist mithin endgiltig beigelegt.
Türkei.
Konstantinopel, 5. Sept. Der Premier, Kadri Pascha, hat der Einwohnerschaft von Dulcigno das Anerbieten gemacht, ihr, wenn sie auswandern wolle, Schenkungen an Land am südlichen Ufer des Bo- janofluffes zu machen, die den Werth ihrer gegenwärtigen Besitzungen um das Doppelte übersteigen. Die Pforte hofft, dieser Vorschlag werde angenommen und die Flottenkundzebung somit vermieden werden. Die Montenegriner haben bereiis die folgenden Punkte des abzutcetendsn Distrikts besetzt: Balkoban Gestil, Biscian und Goenni. Die Albanesen halten den Brückenkopf oes Flusses Zem. sowie Vlanina und Shipkanitz, welche Punkte ebenfalls den Montenegrinern zu übergeben sind, besetzt.
Ra gusa, 9. Sept. Nach hier eingegangenen Nachrichten sendet Riza Pascha am Donnerstag weitere Truppen von Skutari nach Dulcigno. Man hofft, er werde die Uebergabe Dulcignos bewerkstelligen können, aber nicht die von Tust, wo die Albanesen concentrirt sind, um Widerstand zu leisten.
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Tages Neuigkeiten.
— Calw, 10. Sept. Dieses Jahr gibt es eine Menge von Wespennestern im Boden und zwar an mancher unbequemen Stelle, wie z. B. am Trottoir von Calw nach Hirsau Bleiben die das Flugloch umschwärmenden Wespen unbehelligt, so hat es für die Vorübergehenden keine Gefahr; allbekannt aber ist. daß sie, wenn gereizt, über Menschen und Thiere herfallen und daß man sich dann der wüthenden Peiniger kaum erwehren kann. Dieb hätten 3 Calwer Schüler, die gestern Abend Hirsau zu spazieren giengen, recht wohl wissen können. Unbekümmert um die Folgen störten sie jedoch in unbegreiflicher Büberei mit ihren Stöcken ein solches Nest auf, so daß der erste des Weges Kommende, ein junger Mensch, von den wüthenden Thieren am Kopfe jämmerlich zerstochen wurde und der Nächste, der Schreiber dieses, ebenfalls unversehens inmitten des wüthenden Schwarmes stand und sich der schmerzlichen Stiche nicht erwehren konnte. Damen, dis nach Calw wollten, mußten wieder umkehren, während Andere, „
Feuilleton.
Verloren.
Novelle aus dem Soldatenleben von Max TVenzel (Fortsetzung.)
»„Aber kannst du nicht ohne Erlaubniß fahren? Bin ich dir mehr oder der Prinz?° fragte sie mich endlich trotzig, als ich ihr ruhig auseinander setzte, daß meine militärischen Verhältnisse Vorgehen, und daß wir die Partie aufschieben müßten.
„Sie hölte mich kaum an und sagte nur kurz: ,Dann will ich gar nicht fahren 1^
„Ich hatte keine Zeit mehr, ihr begütigend zuzureden, der Dienst rief mich nach dem Lazareth. — Als ich nach Tische später als sonst gewöhnlich — so lange hatte uns der Prinz aufgehalten, — wieder kam, traf ich nur die Mama an, die mir mit verlegener Miene mittheilte, daß Angelika allein ausgegangen sei. — Sie schmollte offenbar. — Anfangs wollte ich eigentlich nach Hause gehen, doch die Hoffnung, ihr Unrecht ihr klar zu machen, bewog «mich, sie aufzusuchen. Ich konnte sie nirgends finden; als ich nach einigen Stunden vergeblichen Suchens nach ihrer Wohnung zurückkehre, finde ich sie dort übellaunig und einsilbig an der Stickarbeit fitzend und über Kopfweh klagend. Meine Einladung für den folgenden Tag wies sie zurück; sie blieb dabei: ,Jch habe keine Lust mehr l'
„Als ich am nächsten Tage mit der Absicht wieder kam, ihr ernstlich die Wahrheit zu sagen, fand ich sie an der Harfe, und mit schelmischer Stimme begann sie: ,Robert , Robert, mein Geliebter 1° dann sprang sie auf, flog mir an den Hals, um sich selber eigensinnig und unartig zu
schelten. — Ich konnte ihr nicht mehr zürnen.
„Unsere Parthie wurde mit dem Scheitern der Londoner Konferenz zu Wasser; von Neuem rüstete sich Bellona, und die harmlosen Touristen mußten ihr den Platz räumen. — Der heiße Tag von Alfen brachte auch mir neue Arbeit: zu Lande und zu Schiffe kamen lange Reihen von Verwundeten an, und nur wenige Stunden blieben mir, die ich der Geliebten widmen konnte.-
„Es war natürlich, daß mein einsiedlerisches Leben meinen Kameraden und Collegen auffallen «vchte. Ich erschien nur zum Mittag im Hotel, m welchem wir gemeinschaftlich speisten, von ihren kleinen Festen und Amüsements hatte ich mich ganz zurückgezogen. Zuerst neckte man mich; als sie sahen, daß ich mich wenig darum kümmere, schwiegen sie und ließen mich gewähren.
„An unserer Mittagstafel, an der sich die meisten meiner Collegen» sowie die dort commandirten Offiziere betheiligten, nahm auch ein jungen Mann Theil, welcher in dem Hotel wohnte. Er hatte sich uns als Engländer, als Mister Bradwell, vorgestellt. — Was er eigentlich dort trieb, ob er als Berichterstatter einer Zeitung oder nur zum Vergnügen dort war, konnte Niemand angeben, da er sich nie darüber klar aussprach. — Allmählig hatte er sich in unsere Gesellschaft einzudrängen gewußt. Er schien reich zu sein; eine imponirende Persönlichkeit, ein ziemlich regelmäßiges, etwas verlebtes Gesicht, von dunkelblondem, langem, englisch getragenen Backenbart umgeben, seine interessanten Erzählungen von den großen Reisen, die er gemacht, konnten für ihn einnehmen, und da er sich sonst als Gentleman benahm, so wurde er bald mit Einigen mehr bekannt und nahm an unserer Geselligkeit Theil. — Mir mißfiel das ganze Wesen desselben; sein scheuer Blick, seine oft kriechende Freundlichkeit, seine rohen,