Rrerlau. lieber eine Schlägerei mit tödlichem Ausgangs berichtet dieSchles. Volksztg." Folgendes: ,Am3l. August Nachmittags geriethen im Fürstensaale des Schwüdnitzer Kellers zwei Herren ein vr. pbll. und ein ^ Referendar , wegen einer Fcauenspecson in Streit, welcher damit endete, daß der vr. pkil. dem Referendar eine Bierkuffs derartig auf den Kopf schlug, daß dieselbe tief eindrang und der Geschlagene besinnungslos zu­sammenbrach. Der heftig blutende Kopf des Referendars wurde mit einem Tuche verbunden, worauf der Schwerverletzte mittelst Droschke nach dem Allerheiligen-Hospital gefahren wurde, wo jedoch schon nach etwa zwei Stunden der Tod erfolgte. Die Verhaftung des vr. pbii., welcher sich Mt einem M-ffsr vsrtheidigte. gelang erst nach heftiger Gegenwehr.

Berlin. 2. Sept. Der Kaiser wird sich nach den Manövern. etwa am 22. September, nach Baden begeben und erst in der zweiten Hälfte des Oktober nach Berlin zurückkehren. Die kconprinzlichs Familie wird zu Ende des Monats nach Kiel reisen, um dort den nach zweijähriger See­reise zurückkehrenden Prinzen Heinrich zu empfangen.

Bern, 3 Sept. Die Schweizer Blätter berichten über einen Sozialdemokraten-Kongreß, welcher vom 20. bi» 23. Aug. in aller Stille auf dem halb zerfallenen unbewohnten Schlöffe Wydeu bei Ossiigen im Kanton Thurgau stattgefunden hat. An demselben, berichtet derFr. Rh.", nahmen zumeist deutsche Sozialdemokraten theil, und zwar die hervorragendsten Führer derselben; jedoch waren auch Gesinnungsgenoffen au« Frankreich. Belgien, Oesterreich und der Schweiz anwesend. Daß auf diesem Kongreß sehr viel gearbeitet wurde, beweist der UAstand, daß nicht weniger als zwei Sitzungen täglich, im Ganzen also acht, von denen einzelne bis tief in die Rächt dauerten, abgehalten wurden. Es soll sich um die ganze innere und äußere Organisation der Partei gehandelt haben. So ganz unbemerkt, berichtet das genannte Blatt dann weiter, konnte natürlich das Treiben auf Schloß Wyden nicht bleiben. Die Gemeindebehörde in Ossingen ließ dnrch ihren Präsidenten den Herrn einen Besuch abstatten, auf den aber diese schon vorbereitet schienen, denn mit großer Zuvorkommenheit wurde der Gemeindevorsteher empfangen, und einige vornehm aussehende Herren stellten sich ihm als das Centralkomite der .Krankenkaffe deutscher Vereine" vor. verweigerten ihm aber auf das bestimmteste die Zulassung zu den Verhandlungen, und als dann Beamte aus Andelfingen, dem Bezirkshaupt­orte, erschienen, um die geheimnißvollen Schloßbewohner näher ins Auge zu fassen, waren dieselben bereits ausgeflogen.

Bei einer Besteigung des Mont Blanc stürzten 5 Menschen in eins Gletscherspalte, rissen dabei jedoch eine bedeutende Menge frischen Schnee mit, der vor ihnen in die Spalts fallend, die Gewalt des Sturze» minderte. Durch die Umsicht eines Führers gelang es der Gesellschaft, nach äußerst gefahrvollem Klettern aus der Spalte herauszukommen.

London, 31. Aug. Am nächsten Samstag wird London ein nagel­neues Wettrennen mitansehen dürfen: einen Wettflug zwischen acht großen Luftballons, die Schlag 5 Uhr Abends auf verschiedenen, außerhalb der Stadt gelegenen Punkten aufsteigen sollen. Wer von den acht Luflsahrern in anderthalb Stunden die weiteste Strecke zurücklegt, erhält von dem Luftballon-Verein eine silberne Metaille zur Belohnung.

Ltüdrid, 30. Aug. DemTemps" wird telegraphirt: Der Sturm, welcher von Freitag Abend d'-S zur vergangenen Nacht fast auf der ganzen Halbinsel wülhets, war einer der heftigsten, deren man sich erinnern kann: die Saragossa- und die spanische Nordbahn sahen ihre Linien unterbrochen; in dem Alhama-Thale ist der Jalon-Fluß ausgetreten, hat die Straße zerschnitten und Dörfer und Meiereien unter Wasser gesetzt. Gestern konnte zwischen Madrid und Saragossa kein Zug verkehren. Die Züge aus dem Süden sind mit einer Verspätung von neun Stunden eingetroffm. Auf der Nordbahnlinie bei Las Navas in dem Avila-Gebirge haben Regengüsse den Effenbahndamm fortgeschwemmt, eine Entgleisung des Postzuges her- beigesührt und den Expreß-, den Vergnügungszug und die anderen Züge ongehalten. Aus dem Postzuge wurden der Lokomotivführer und mehrere Reisende verwundet. Mit großer Mühe hat man die Reisenden zu Fuß ins Trockene gebracht und das Gepäck kam erst gegen rO Uhr Abends nach. Der Exprcßzug nach Frankreich und die gewöhnlichen Züge dursten nncht vor 9 Uhr Abends abgehen. In Madrid wüihets der Sturm mit strömendem Regen 17 Stunden lang. Der Blitz schlug'siebenmal ein und tödtete zwei Personen. Nach amtlichen Depeschen hat der Sturm im Norden der Halbinsel und in Kastilien, sowie an den Küsten des biscayischen Meerbusens zahlreiche Schiffbrüche verursacht.

Madrid, 3. Sept. Die Ebrobrücke bei Logrono brach zusammen, während ein Bataillon darüber marschirte; 1 Hauptmann, 3 Lieutenants und 64 Mann sind ertrunken.

New-Aork. 16. Aug. Durch sein 40tägiges Fasten hat vr. Tanner, wie die amerikanischen Blätter melden, folgendes Sümmchen verdient: Durch seine eigene Wette 5000 Dollars, durch die Wette einer Agentie 12,223 Dollars, für den Verkauf seiner Photographie 1500 Doll., Ein­trittsgeld von seinen Besuchern 78,915 Doll., von vielen Fabrikanten, um ihre Maaren mit seinem Namen zieren zu können, 11,102 Doll., Ge­schenk von der Universität 3000 Doll., Geschenk des Staates Ohio 5000 Doll., von einem Gönner 1000 Doll., vom Hause Liebig u. Komp. 20,000 Doll., zusammen 137,640 Dollars. Wenn nur diese Rechnung wahr ist!

Handel und Verkehr.

- Stuttgart, 3. Sept. Restaurateur Hänger in der Silberburg- straße hier hat am 1. ds. von Weingärtner Eberbach den heurigen Er-

""3 Weinbergs in den Zuckerle auf Cannstatter Markung um 140 »kL pro 300 Ltr. erkauft.

^ ^ ^ 3 art, Sept. Leonhardsplatz: 600 Säcke Kartoffeln » 2 »tL 80 L bis 3 50 L per Centner, Alles verkauft. Wilhelms­

platz: 100 Säcke Mostobst L 5 ^ 20 L bis 5 ^ 50 L per Clr., rasch abgesetzt.

Rohracker, 31. Aug. Ein neuer Feind unserer Landwirthschafk^ hat sich mit aller Vehemenz wieder eingestellt , nämlich die leidige Kartoffel- fäule. Mehr als die Hälfte der Knollen sind hin. Bei solch trüben Aussichten ist es kein Wunder, wenn dis Au»wa nderungrlust in der Ge­meinde mehr und mehr zunimmt.

Horb, 29. Aug. In Folge der günstigen Witterung, die wir in den jüngsten Tagen hatten, haben unsere Hopfen sich ganz vortrefflich ent­wickelt und versprechen sowohl eine feine Qualität wie auch ein reiches Erträgniß. Bedauernswerth ist es jedoch, daß wir auf lohnende Preise burchau» nicht rechnen können. Indessen fürchtet man doch nicht, daß dis Preise allzu sehr sinken werden, du es an alten Vorräthsn fehlt und auch die Aussichten auf Wein und Obst sehr ungünstig sind, so daß die Bier­brauer immerhin, vorausgesetzt, daß sie für einen guten Stoff sorgen, auf einen erhöhten Absatz rechnen dürfen, was auch einen erhöhten Hopsenkonsum in Aussicht stellt.

Heilbronn Bericht über den Ledermarkt vom 25. Aug. Wenn auch der Verkauf des ganzen zugeführten Quantums sich sehr rasch vollzogen Hut, so ist doch nur für Sohlleder eine wesentliche Besserung des Preises zu berichten, die nahezu 10 L per Pfund betragen mag. Die Nachfrage nach Sohlleder hat auf diesem Markte nicht befriedigt werden können.

In Schmalledsr und Wildoberleder dagegen kann leider noch keine Besserung berichtet werden, wie sie doch durch den hohen Preis der Roh- «aare so sehr gerechtfertigt wäre.

Kalbleder und Zsugleder, auch Schaafieder, von welch' letzterem ziemlich viel zugesührt war. haben theilweise etwas höheren Preis erzielt.

Verkauft wurden: Sohlleder 28,420 Pfd., Schmal- oder Wildoberleder 147.017 Pfd., Zeugleder 6.867 Pfd., Kalbleder 13,631 Pfd., zusammen 195,925 Pfd. im Gesammtbetrage von -/L 360,000.

Der nächste Ledermarkt findet hier Dienstag. 5. Oktober, statt. _

Vermischtes.

Gegen Zahnschmerz hat in neuester Zeit erst, ein amerikanischer Arzt ein Mittel gefunden, welchem ganz besondere Wirksamkeit zugeschrieben wird. Es ist sehr einfach; Jedermann kann sichs unentgeltlich verschaffen. Man nimmt Blätter von dem überall in Menge auf Grasplätzen, unbe­bautem Boden, an Wegen u. s. w. wachsenden Wegerich oder Wegwart (kantaxo msjor), übergießt sie in einem Glase mit starkem Weingeist und täufelt dann die so erzeugte Tinktur die allerdings 10 Tage warm gestanden haben muß, auf Baumwolle und steckt sie in den hohlen Zahn. Auch innerhalb soll die Tinktur angewandt werden 4 Tropfen auf ein halbes Weinglas voll Wasser und davon theelöffelweise. Man soll das Zahnfleisch von zahnenden Kindern mit so verdünnter Tinktur reiben, der. Schmerz soll dadurch den Kindern verringert werden.

Das Weinland Elsaß." In einer kürzlich unter vorstehendem Titel erschienenen Schrift wird folgender Einfall eines speculativen Feudalherrn des 16. Jahrhunderts erzählt:Taufend fünfhundert dreißig und neun galten die Fässer mehr als der Wein I In diesem Jahre kam ein Edelmann, anstatt seinen alten Wein fortzugießen auf den Gedanken, ihn von seinen Bauern in der Frohn austrinksn zu lassen, Sie mußten eines Tage» Zusammenkommen; ungemeffen strömte der Wein in die durstigen Kehle« der Bauern und verhitzte ihre Köpfe. Händel und Verwundungen gab es dann genug und die Strafen trugen dem Edelmann als Gerichtsherrn mehr ein, als wenn ec se ine n Wein verkauft hätte. _

Gemeinnütziges.

Zur gründlichen Beseitigung des so lästigen und oft so hartnäckigen Schreibkrampfes (bei Klavierspielern Klavierkrampf genanni) «endet neuerdings der Schreibiehrer D. Wolfs aus Frankfurt a/M., jetzt in Mün­chen, eine methodische Behandlung an, welche mittelst rationell ausgeführ- ter Manipulationen die Nerventhätigkeit der krampfhaften angegriffenen Gliedmaßen bereits nach I4tägiger Kur wieder zur regelmäßigen Thätigkeit zurückführt. Nach dem Gutachten vieler medizinischer Autoritäten soll das Verfahren, auch bei langjährigem Schreibkrampfe, vollkommen erfolg­reich sein. _

Calw.

Landwirthschastticher Pezirksverein.

Allgäuer Vieh betr.

Nachdem der landw. Bezirksvsrein 4m vorigen Jahrs durch den An­kauf von 20 Stück Allgäuer Vieh den Anfang gemacht hat, diese vor­treffliche Milchrace im hiesigen Bezirke einzusühren und nachdem die ersten Züchtungs-Resultate fast ausnahmslos als gelungen und befriedigend er­klärt werden können, wird der Verein durch den Ankauf eines zweiten Transports von trächtigen Kalbeln die möglichst rasche Verbreitung dieser Race zu befördern suchen. Die mit dem Ankauf betraute Commission wird die im vorigen Jahrs gemachten Erfahrungen nützlich verrverthsn und deß- halb ohne Zweifel billiger kaufen, als damals; insbesondere wird sie ihr Auge vorzugsweise auf den kleineren, feinknochigen und besonders milcher- giebigen Schlag werfen und damit auch dem Bedürfnisse der kleineren Oeko- nomieen zu dienen suchen. Um nun einen Anhaltspunkt für dis Zahl der aufzukaufenden Kalbeln zu haben, werden alle diejenigen Landwirthe, welche Lust haben, ein solches Thier zu erwerben, aufgefordert, dieß

spätestens bis Samstag, den 18. September, dem mitunterzeichneten Vrreinsseccetär anzuzeigen, da die betr. Märkte in Graubünden am 21. und 22. September stattfinden und die Versteigerung der erkauften Thiere in Verbindung mit dem Gaufeste am 25. September erfolgen muß.

Calw, 5. September 1880. Der Vereinrvorstand:

Flaxland.

E. Horlacher, Secr.