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S t u t tgar t, 20. Aug. Seine K. und K. Hoheit der Kronprinz de» deutschen Reich« und von Preußen werden am 23. d. M. früh 7 Uhr, von München kommend, per Extrazug in Neu-Ulm eintreffen und von Alt- Ulm nach der Besichtigung der Truppen der dortigen Garnison gegen 12 Uhr Mittags per Extrazug nach Friedrichshafen weiterfahren, um Höchst Sich von da nach einem Besuche bei den Kgl. Majestäten noch am Nach­mittage nach der Mainau zu begeben. Am 24. werden S. K. u. K Hoh. gegen 51/4 Uhr Nachm, in Ulm eintreffen. dort auf dem Bahnhof diniren, mit dem Zug 6 Uhr 20 Min. Nachm, abfahren und um 9 Uhr 55 M. Abends in Stuttgart eintreffen. Am 25. wird sodann die Besichtigung der Stuttgarter Garnison bei Schmiden, am 26. die Besichtigung der Ludwigsburger Garnison zwischen Pflugfelden und Kornwestheim stattstn- den und werden S. K. und K- Hoh. nach der Besichtigung bei LudwigS- burg um 2 Uhr 5 M. Nachm, von Stuttgart aus die Weiterreise nach Würzburg zu den Besichtigungen in Bayern antreten.

Stuttgart, 21. August. Am 19. August begann auf dem hiesigen Schützenhause das VII. württ. Landesschießen und wurde früh 7 Uhr mit 20 Kanonenschüssen eingeleitet. Auf dem Schützenhause, wel­che? auf's Festlichste im Fahnenschmuck prangt, herrschte den ganzen Tag über reges Leben; es sind viele Schützen aus dem Schwarzwalde und Oberland angekommen. Dar Festbanket um 12 Uhr eröffnete Schützev- meister F ö h r mit einem Toast aus Se. Maj. den König. Der zweite Tag (Freitag) wird Allen unvergeßlich bleiben, die ihn mit erlebt haben. Die vom Kölner Gesavgrseste heimkehrenden, preisgekrönten Innsbrucker Sänger waren Vormittags auf dem Schützenhause erschienen, wo eine Be­geisterung ohne Gleichen sich in Reden und Liedern ausdrückte und zur herzlichsten Verbrüderung führte. Um 12 Uhr sollten die Sänger Stutt­gart verlassen, die meisten revoltirten aber und versäumten absichtlich den Zug, um wenigstens noch bis 4 Uhr mit den lieb gewordenen Stuttgarter Freunden und Freundinnen in der Liederhalle zusammen sein zu können. Abends war italienische Nacht auf dem Schützenhause bei feenhafter Be­leuchtung und dis Mitternachtsstunde klang noch in die lauteste Fröhlichkeit herein. Heute Vorm. 10 Uhr wurde da» Schießen unterbrochen, um den Schützentag abzuhalten, in welchem Gmünd als Ort für das nächste Landesschießen (1882) und der Landesausschuß gewählt wurde. An den 3 Tagen des Schießens sind hervorragende Leistungen gemacht worden, die hauptsächlich aus Rechnung der stets fortschreitenden Ver­besserung der Präzisionswaffe zu schreiben sind. (Von der hiesigen Schützen- gesellschaft haben sich 3 Schützen an dem Schießen betheiligt und werden Baumann und Beeri von Hirsau ohne Zweifel in der Liste der Preis­träger figuriren.)

Weinsberg, 20. Aug. Gestern Abend fand eine Explosion der Fsuerwerlfabrik in Lehrensteinsfeld statt. Der Besitzer und 1 Arbeiter sind todt, mehrere verwundet.

Künzelsau, 18. August. Seit einigen Tagen werden auf der Strecke Künzelsau-Waldenburg durch Hrn. Ingenieur Bauer Vermessungen vorgcnommen, um festzustellen, ob und in welcher Ausdehnung die Straße zu einer sog. Straßenbahn verwendet werden kann. Erst wenn in dieser Beziehung sichere Resultate gewonnen sind. können in der Eisenbahnfrage diesem alten Schmerzenskind der Künzelsauer, weitere Schritte geschehen, sei es- daß man sich für den Fall, daß die gedachten Vermessungen ein für eine Straßenbahn günstiges Resultat ergeben haben, an Herrn Fabri­kant Keßler wendet, sei es, daß man. wenn das Resultat gegen Erwarten ein ungünstiges sein sollte, eben noch einmal und so lange immer wieder an die hohe Regierung mit der Bitte sich wendet, auch Künzelsau ins Eisenbahnnetz einzuziehen, bis man endlich Erhörung findet. Hoffentlich heißt es auch hier: Ende gut, Alles gut.

Rottenburg, 19. Aug. Ein furchtbares Gewitter zog gestern Mittag um die dritte Stunde dem Ammerthale entlang. Am Wurmlinger Berge, auf dem die berühmte, von Uhland besungene Kapelle steht, macht esKehrt" und nahm die Richtung Rsttenburg zu. Ueber Markung und

Stadt ergoß sich nun dasselbe mit furchtbaren Blitzen und Donnerschlägen und verheerendem Hagel. Letzterer dauerte wohl eine Viertelstunde, und e» gab Stellen, wo er sich fußhoch lagerte. Zum Glück erreichten dis Hagelkörner nur die Größe von Haselnüssen. Am bedeutendsten wurden vom Hagel betroffen die der Stadt zunächst gelegenen Hopfenpflanzungen, vornehmlich hinter dem Schloß bis zur Wallfahrtskirche Weggenthal und im sogenannten Aible. Hier ist die Verwüstung eine derartige, daß auf einen Morgen wenigstens zwei Center Verlust kommen. Die kleinen Dolden liegen abgeschlagen und dicht auf dem Boden umher. Diejenigen, welche noch an den Stangen sind, haben ebenfalls in diesen Lagen stark Noth ge­litten, denn es gibt in jedem Fall leichte und scheckige Waare. Glücklicherweise blieb Kalkweil, wo die schönsten Hopfenanlagen zu treffen sind, ganz ver­schont. Ueber die Stadt ergoß sich ein wolkenbruchartiger Regen mit Hagelkörnern vermischt; die Unterstadt wurde zu einem meterhohen See. Wie man hört, ist in schiefliegenden Aeckern, besonders aber in den Wein­bergen, die Dammerde weggeschwemmt worden, so daß die Rebstöcke blos liegen. Morgens 5 Uhr am gleichen Tage ging im benachbarten Wendels­heim ebenfalls ein Wolkenbruch nieder, der in Feldern und Weinbergen arge Verwüstungen angerichtet haben soll.

Ebingen. 20. Aug. Daß Flüsse und Bäche austreten und Thäler oder Niederungen überschwemmen, ist leider keine Seltenheit. Daß aber eine der höchst gelegenen Gemeinden des Landes, die nicht einmal ein be­scheidenes Bächlein ihr eigen nennt, von Wassersnoth heimgesucht wird, ^ ist ein Vormmniß, das immerhin ausgezeichnet zu werden verdient. Dies Mißgeschick traf am 18. August die zwei Stunden von hier entfernte, 896 m über dem Meere liegende Gemeinde Hossingen. Ein wolkenbruchartiger Regen ergoß sich fast eine Stunde hindurch über die Gemarkung und setzte nach kurzer Zeit das in eine leichte Terrainmulde hineingebaute Dorf unter Wasser. Die niederst gelegenen Häuser waren alsbald mehrere Schuh hoch mit Wasser angesüllt, das Vieh schwamm in den Ställen und konnte theil- weise nur mit Noch daraus entfernt werden, in den Scheuern, wo gedroschen wurde, ward das Getreide fortgeschwemmt, ebenso die noch aus dem Felde geschnitten lagernde Frucht, von welcher man nach dem Ablauf des Wassers viel in der Höhe von 34 Fuß an Hecken und Büschen hängen sah. Kraut und Rüben wurden von dem wilden Wasser herausgerissen und wegge- spült, das Oehmdgras versandet und verschlammt; die Ortsstraße glich einem reißenden Strom.

Pforzheim, 19. Aug. Betreffs der Gasfrage, die im eigentlichen Sinne des Wortes zu einerbrennenden" geworden ist, wird hier eine förmliche Agitation ins Werk gesetzt. Wie schon berichtet, hat der Be­sitzer des Gaswerks für einen neu abzuschließenden Vertrag der Gemeinde bedeutende Zugeständnisse gemacht. Der Kubikmeter Gas würde nämlich in Zukunft statt zu 25 zu nur 12 L an die Stadt geliefert, wofür diese von Privatkonsumenten dann 18 L erhebt, so daß der Stadtkaffs aus dem Mehrerlös eine namhafte Revenüe erwachsen würde und ist für einen spätern größern Gasverbrauch noch eine weitere Ermäßigung zugestanden worden. Von den Urhebern der Agitation wird nun aber dahin gear­beitet, daß von jedem neuen Uebereinkommen mit dem GaSwerkbesitzsr ab­gesehen und dis Errichtung eines neuen Gaswerkes aus städt. Rechnung in Angriff genommen werde. Dem besonneneren Theil der Einwohner­schaft will es aber durchaus nicht einleuchten, daß es gerathen sei, einen sicheren Gewinn gegen die Zufälligkeiten des Ertrags eines Selbstbetriebs zu vertauschen und der Gemeinde eine bedeutende Schuldenlast aufzubürden.

Mainz, 18. Aug. Unsere Schutzmannschaft hatte gestern Glück. Es ist derselben nämlich, demFr. I." zufolge, gelungen, den berüchtigten, von Frankfurt a. M. aus verfolgten Schriftsetzer E. Haas, welcher der Falschmünzerei verdächtig ist, zu verhaften. Schon öfters hat die Polizei Mittheilung erhalten, daß sich der berüchtigte Falschmünzer hierher begeben habe, um seine Falsifikate zu verausgaben und ist ihm dies auch in vielen Fällen mit Erfolg gelungen. Endlich hat gestern Abend den Verbrecher das Schicksal erreicht. Haas befand sich hier und verausgabte einen falschen

sagte ihm eilke Menge hübscher Sachen, wie sie die Weiber zu sagen wissen, und wie ich nie etwas Aehnliches gehört hatte. Sie schloß ihm den Mund mit ihrer Hand, um allein zu sprechen, und dabei spielte sie mit ihrem Haar und wischte ihm damit die Augen aus.

Sag', mein Freund, ist es denn nicht gut für Dich, ein Weib um Dich zu haben, das Dich liebt? Mir ist es ganz recht, nach Cayenne zu gehen, da werde ich Wilde und KokuSbäume sehen wie Paul und Vir- ginie, nicht wahr? Wir werden Jedes unseren eigenen Baum pflanzen, da wird sich's zeigen, wer der beste Gärtner ist. Wir werden eine kleine Hütte für uns Beide bauen. Ich werde den ganzen Tag und, wenn Du willst, auch die ganze Nacht arbeiten. Ich bin stark, sieh nur einmal meinen Arm an, sieh' mal, ich könnte Dich fast in die Höhe heben. Mo- quire Dich nur nicht über mich; ich kann übrigens auch sehr gut sticken, sollte da nicht irgend eine Stadt sein, wo man Stickereien nöthig hat? Wenn man es wünscht, werde ich auch Zeichen- und Musikstunden geben, und wenn man da lesen kann, wirst Du schriststellern."

Da wurde der arme junge Mann ganz wild und rief aus:Schrei­ben? schreiben? und dabei ballte er die Faust:Schreiben? Warum habe ich jemals schreiben gelernt? das war das Handwerk eines Toll- häurlers l Ich habe an ihre Preßfreiheit geglaubt, wo war ich da mit meinem Verstände? Wozu nützt es, fünf oder sechs arme mittelmäßige Gedanken drucken zu lassen, die nur von Denen gelesen werden, die ihnen Leipfltchten, und welche Die in's Feuer werfen, die sie Haffen, kurz die nur dazu dienen, uns Verfolgungen herbeizuziehen. Ich, nun da» mag noch hingehen, aber Du, die Du erst seit Kurzem mein Weib geworden bist worin hattest Du Dich vergangen? Erkläre mir nur, ich bitte Dich, wie ich Dir habe erlauben können, so gut zu sein und mir hierher zu folgen! Du weißt ja nicht einmal, wo Du bist, arme Kleine. Bald

wirst Du sechzehnhundert Lienes von Deiner Mutter und Deinen Schwe­stern, entfern: sein und das Alles um meinetwillen, um meinetwillen I"

Sie verbarg ihren Kopf einen Augenblick in die Hängematte, und ich sah von oben, wie sie weinte, aber er da unten sah ihr Gesicht nicht, und als sie es unter der Decke hervorhob, hatte es eine ganz lächelnde Miene, um ihn wieder zu erheitern.

In der Thal, wir sind jetzt nicht reich / sagte sie laut auflachend, sieh nur in meine Börse, es ist nur noch ein einziger Louisd'or darin, und wie viel hast Du?" Dabei weinte sie wie ein Kmd.

Ich hatte nur noch einen Thaler, aber ich habe ihn dem Burschen. der Deinen Koffer trug, gegeben."

(Fortsetzung folgt.)

Mit lächelnder Miene hörte ich kürzlich einen Vater das Loos seiner drei Töchter erzählen. Die eine, sagte er. hat derTeufel" geholt; die zweite hat denKorb" bekommen und die dritte hatKummer". Und dazu konnte der alte Vater lachen? Ja, und mit Recht; denn so hießen die ehrenwerthen Männer, die seine Töchter geheirathet.

Der rücksichtsvolle Knabe. Mutter: ,/Gestern hast Du mir solche Freude gemacht, als Du der Erste in der Klaffe wurdest und heute bist Du schon wieder hinuntergekommen I" Knabe:Aber Mama, ems andere Mutter will doch auch 'mal 'ne Freude haben."

fSelbsterkenntniß.) Lieutenant:Nun, Elsa, wie geht es Deiner kleinen Schwester?" Elsa:Dank' für die Nachfrag', die ist auch sch 0 n recht hübsch l"