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^inen recht genußreichen Abend zu versprechen und sie zu zahlreichem Be­such aufzumuntern.

Tages-dteuigkeiten.

Stuttgart, 17. August. Großes Aufsehen erregt die gestern er­folgte plötzliche Entlastung des auch in weiteren Kreisen bekannten Schlacht- Hausverwalters Louis Steinbuch. Bei der gestrigen Abrechnung nämlich sollen sich Fälschungen und Unterschlagungen namentlich bei Heulieferungen herausgkstellt haben. Sleinbuch ist flüchtig.

Stuttgart, 18. Aug. In den letzten Tagen sind in der SchellingS- und Canzleistraße Grabarbeiten vorgenommen worden, wobei sich immer ein starker Gasgeruch bemerkbar machte. Die betreffenden Arbeiter, welche nach der schadhaften Stelle suchten, solche aber noch nicht entdeckt hatten, verließen in der letztverflostenen Nacht um 1l/g Uhr den Schacht mit Licht, wobei sich das ausgeströmte Gas entzündete. Das Feuer wurde durch die Feuerwehr ohne größeren Allarm in Anwesenheit des Vorstandes des SradtpolizeiamteS, Herrn Oberamtmann Schmtdhäuser, und des Vorstands der Feuerwehr. Herrn Oberbaurath v. Tritschler, gelöscht. Die schadhafte Stelle des betr. Gasrohres wurde bald nach dem Brande entdeckt.

Ludwigsburg, 17. Aug. Die Infanterie-Regimenter haben gegen­wärtig Regiments-Uebungen. Gestern war dies auf dem Felde zwischen Markgrömngen und Thamm der Fall. Eine kleine Abthetlung sollte die Artillerie des Feinde» markiren. Zu diesem Zwecke wurden kleine Pulver­minen angelegt und mit Zündschnüren gesprengt. Eine derselben ging nun entweder zu bald »der zu spät los und er erhielten in Folge besten einige Soldaten und Offiziere zum Theil bedeutende Brandwunden, ein Soldat derart, daß sein Transport hieher unterbleiben und derselbe zunächst in Thamm in ärztliche Pflege genommen werden mußte.

Laupheim, 15. August. Unser seit Kurzem angestellter Polizei­wachtmeister hat einen glücklichen Fang in einem gefährlichen Kirchenräuber gemacht, der hier verschiedene Gold- und Silbersachen zum Verkauf aus­bot Der Handelsmann, dem die verdächtigen, zerhackten und zerklopften Gegenstände angeboten wurden, schöpfte Verdacht und ließ die Polizei in Kenntniß setzen. Der Polizeiwachlmeister entlarvte den gut gekleideten Verkäufer als einen den Gerichten wohlbekannten Dieb, Namens Franz Wanner von Herlikofen, der unter falschem Namen reiste. Ein sechs­läufiger, geladener Revolver und Diebswerkzeuge verschiedener Art fanden sich in seinem Besitze und es scheint, daß man eines rasfinirten Kirchen­räubers habhaft geworden »ft.

Hirschberg i. Schl, 13. Aug. Heute Morgen gegen 8 Uhr hat

sich aus der Strecke Reibnitz-Hirschberg ein gräßliches Eisenbahnunglück er­eignet. Nachdem die beiden Frühzüge passirt waren, wurde von Arbeitern zwischen dem Ottilienberge und dem Bober-Viadukt bei Hirschberg eine neue Schiene eingezogen, und zwar an einer Stelle, wo der Bahndamm

wenigstens 20 Meter hoch ist. Ehe diese Arbeit beendigt war, kam eine

leere Maschine von Reibnitz zurück, bis wohin sie Vorspann geleistet hatte. Dieselbe war auf dem abschüssigen Terrain bei aller Mühe, die sich der Maschinenführer im letzten Augenblicke offenbar gab, nicht zum Stehen zu brrngen, sondern fuhr mit voller Kraft auf die neue, noch nicht festgeschraubte Schiene auf. und da die Strecke an dieser Stelle auch noch eine Kurve macht, so wurde die lose Schiene herausgedrückt, die Maschine entgleiste nach links und stürzte im nächsten Augenblicke sammt dem Tender den steilen Abhang hinunter in den liefen Abgrund. Dieselbe hat sich dabei mehreremale überschlagen und liegt nun zerschmettert in der Tiefe. Der

Maschinenführer Lux und der Heizer Jäkei sind beide tobt. Ersterer kam

an der tiefsten Stelle unter den Tender zu liegen und wurde so zerquetscht, daß man seinen Leichnam heute Nachmittag stückweise hervorgesucht hat. Dec Heizer wurde ebenfalls gräßlich zugerichtet, lebte aber noch ungefähr zwei Stunden.

In Berlin haben etwa 4(.00 Tischlergesellen die Arbeit eingestellt, nachdem ihnen von den Meistern eine 10°/gige Lohnerhöhung und ein Nor- malarbcitslag von 10 Stunden abgeschlagen worden war. Die Mehrzahl der Meister erkannten zwar die Forderung der Gesellen als berechtigt an, glaubten cs aber gerade jetzt nicht bewilligen zu können, weil dec Geschäfts­gang schccht und der Preis der Tischlerwaaren sehr niedrig sei. Die Ge­sellen bitten nun um Geld und um Unterlassung j-deL Zuzugs nach Berlin.

Berlin, 17. Aug. Ein Berliner Kaufmann Namens Hermann Eben­

stem wurde am 2. August in St. Petersburg von der Polizei ausgewiesen, weil er ein Jude sei. Cr schreibt darüber in derVoss. Ztg.*, er habe sich bei der deutschen Botschaft in St. Petersburg beschwert, aber man habe dort nur ein Achselzucken für ihn gehabt, mit der lakonischen Be­merkung:Wir können Sie nicht schützen, wir werden Ihnen gleich den, Paß vifiren*, wofür er 1 50 L bezahlt habe. Der Betreffende schreibt

noch:Vemslksn will ich nebenbei, daß Baron Rothschild und Erlanger, von denen doch weltbekannt ist, daß sie Juden sind, zu gleicher Zeit mit

mir in Petersburg waren; an diese Juden wagten sich die russischen Behörden allerdings nicht heran.*

In Bern hat ein vermöglicher Mann. Moser heißt er, der ganz zurückgezogen lebte, sein ganzes in 400,000 Fr. bestehendes Vermögen der dortigen Irrenanstalt Waldau vermacht. In seinem eigenhändig ge­schriebenen Testament sagt er,da er nach dem Urtheil seiner Verwandten in die Waldau gehöre, so müsse sein Vermögen auch dahin gehören.*

Auf dem Hausstock (im Linthal, Kt. Glarus) wurden am 18. Juli 2 Züricher von einem äußerst heftigen Gewitter überrascht. Da war die Luft um sie herum so mit Elektrizität geschwängert, daß sie selbst davon er­griffen wurden; ihre Haare gaben Feuer von sich und knisterten förmlich ; die Eisbeile zischten, wie wenn sie glühend in kaltes Wasser getaucht würden, selbst die Felsen, unter denen sie Schutz suchten, knisterten. Selbst der Führer erschrack i« ersten Moment. Indessen wurden ähnliche Er­scheinungen auf hohen Bergen unter ähnlichen Umständen früher schon entdeckt.

In Lausanne stürzte sich am letzten Donnerstag von der 2. Gallerte des Thurmes der Kathedrale eine Dame auf das Straßenpflaster herunter. Ueber die Unglückliche, die schrecklich zerschmettert aufgehoben wurde, ist nur soviel bekannt, daß sie ein« Fremde, d. h. eine Nichtschweizerin ist.

Paris, 12. August. DieCorr. Havar" berichtet: Vorgestern wurde Herr TurqaoiS, ehemaliger Unterpräfekl des 16. Mai und Sekretär des Barons Haußmann, von Letzterem beauftragt, in die Kassen der Kenia konoiere 100,000 Fr«. einzuzahlen. Dieses Geld wurde nicht abgegeben und Herr Turquois ist seitdem verschwunden.

London, 14. Aug. Die Polizei fand über die Hälfte der in Cork geraubten Antwerpen» Gewehre in einem Busche versteckt; es sind alt­modische ungezogene Büchsen.

London, 14. Aug. Der freche Waffenraub vom Schiffe Juno im Hafen von Cork wird allgemein auf die Aktion der fenischen Emissäre zu­rückgeführt. welche während der letzten Monate au» den Ver. Staaten in Irland eingetroffen sind. In amtlichen Kreisen hat der Raubanfall be­trächtliche Besorgnisse erregt, da da« Vergehen von einem gesetzloseren Geist Zeugniß ablegt, als man bislang eingestanden hat. Es hat fich^ herausgestellt, daß volle hundert Mann an dem Abenteuer betheiligt waren, von welchen sich mindestens 40 bis 50 Mann an Bord der Juno begeben haben. Die Bemannung des Schiffes wurde im Vorderkastell des Schiffes eingeschloffen und bewaffnete Schildwachen an der Thüre aufgestellt. Der Kapitän und die Zollbeamten wurden in der Kajüte hinter Schloß und Riegel gehalten.

London 14. August. Eine große Stadt am Flusse North (China), ungefähr 100 Meilen von Canton entfernt, ist durch heftige Regengüsse Überschwemmt worden, in Folge dessen über 4000 Menschen umgekommen s ein sollen. _

Handel und Verkehr.

Stuttgart, 18. Aug. Oekonomierath I. G. Sting von hier, welcher auf dem Vtll. internationalen Getreide- und Saatenmarkt in Wien zum Vizepräsidenten ernannt wurde, und in der internationalen Kommission die Zusammenstellung dec verschiedenen aus den Produktionsgebieten einge­laufenen Ernteberichte zu leiten hatte, gab daselbst über dis Ernte in Württemberg folgenden Bericht, den er durch Aussendung von Fragebogen an eine größere Anzahl Landwirthe erhoben hat. Hienach ergisdt die nach Prozenten berechnete Zusammenstellung bei der Annahme der Zahl 100 für eine Mittelernte nachstehendes Resultat: Bei Dinkel (Spelz) 1l5, bei Weizen 115, bei Roggen 105, bei Gerste 115, bei Hafer 115.

Wien, 16. Aug. (Internationaler Getreide- und Saatenmarkt.) Der Erntebericht von Oesterreich-Ungarn taxirt das Erntesrgebniß bei Zu­grundelegung der Zahl 100 als Bezeichnung einer Mittelernte auf 98 für Weizen. 97 für Roggen. 109 für Gerste und 107 Prozent für Hafer. Die Exportfähigkert in Weizen wird auf 5 Millionen Zollcentner taxirt, in Gerfte auf 7 Millionen und Hafer aus 4 Millionen. In den anderen europäischen Ländern ergab Weizen zumeist mittelgute und gute, Roggen schwach mittlere und schlechte, Gerste und Hafer gute und sehr gute Er­trägnisse. Die amerikanische Ernte soll quantitativ ebenso wie im Vorjahre ausfallen, qualitativ jedoch geringer.

K. Standesamt Calw.

Vom 13. bis 20. August 1880.

Geborene.

14. August. Robert, Sohn des Christian Weiß, CigarrenmachcrS hier.

Getraute.

1b. - Gottlieb Heinrich Schwarz, Cigarrenmacher von Cannstatt, und Wrlhelnune

Friedrike Linkenheil von Calw.

Gestorbene.

13. , Adolf Ritter, Schönfärber hier, b6 Jahre alt.

16. , Emilie Bertha Rentier. Tochter des Johann Georg Rentier, TaglöhncrS hier,

12 Wochen alt.

19. . Andreas Schneider, Steinhauer hier, 39 Jahre alt.

Amtliche Dekanntmachungen. Calw.

Die Häuserbesitzer werden ausgesordert, vor der bevor stehenden Einquartirung die Haus-Nummern ergänzen zu lassen,

widrigenfalls dieß aus ihre Kosten ge­schehen müßte.

Am 19. August 1880. Stadtschultheißenamt.

Sch uldt.

"Verkauf.

Am Samstag, den 21. Aug , findet im Wartsaal 3. Klasse des hie­sigen Bahnhofs der Verkauf von liegen gebliebenen Sachen aller Art statt, wozu Liebhaber eingeladen werden.

Gleichzeitig wird eine größere Sendung frischer Blumenkohl par- thieenweise verkauft.

Den 20. August 1880.

K. Bahnhofinspektion.

Proß.

Revier Hirsau.

Brennholz- Verkauf

Montag. 2i. d. M., Vormittags 9 Uhr, im Löwen zu Ober­reichenbach, Scheid­holz au« Wecken­hardt :

5 Mel. birkene Scheiter und An­bruch. 317 Met. Nadelholzschei­ter, Prügel und Anbruch, sowie unaufbereitetes Nadelholzreistg, geschätzt z« 77ö Wellen.

GD-^Vsrkauf.

Nächsten Montaq. den 23. d. M., wird der heurige städtische Obstertrag vom

Stadtacker. - geschätzt zu 9 Sri.. Brühl » 8

Slltburger Staige , 2

gegen Baarzahlung im Aufstreich ver­kauft. Zusammenkunft Morgens 8 Uhr am Brühl.

Stadtpflege.

Ha,d.