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Donnerstag, den 19 . August L88«
55. Jahrgang.
Politische Nachrichten.
Deutsche- Reich.
— Berlin, 14. Aug. Ueber die erneute Heimsuchung Oberschlesiens -regen, wie die „Tribüne" schreibt, Kr Regierung bereits Berichte ihrer j ngst entsendeten Spezial-Kommissare vor. welche das Unglück noch schrecklicher erscheinen lassen, als die ersten Nachrichten. Es ist zweifellos, daß Staaishilfe in einem sehr weiten Umfang und jedenfalls!» Höherem Maße eintreten muß. als es durch die vom Landtage gewährten Mittel zur Beseitigung früherer Nothstände möglich wäre. Es ist sehr wahrscheinlich,
rß eine weitere Nothstandsvorlage dem Landtage zugehen wird, vielleicht sogar nur eine nachträgliche Genehmigung unvermeidlicher sofortiger Ausgaben. Inzwischen bestätigt es sich, dem genannten Blatt zufolge, daß die Oderregutirung energischer als bisher betrieben werden soll und die österr. Regierung diesseits angegangen worden ist, auch auf ihrem Gebiete die betreffenden Arbeiten zu beschleunigen.
— Zweihundert Offiziere aller Waffengattungen aus dem Aktiv- und Pensionsstande der deutschen Armee sollen sich, wie man der „Vossischen" mittheilt, zum Eintritt in die türkische Armee gemeldet haben. Selbstverständlich könne nur ein kleiner Theil dieser Herren berücksichtigt werden, und es werde die Wahl nur auf aktive Offiziere fallen.
— Nach dem „Westfälischen Mercur" wäre gegenwärtig im deutschen Reiche eine Petition an den Fürsten Bismarck im Umlaufe, worin derselbe ersucht werden soll, „zur Verhinderung weiterer Zunahme des jüdischen Volke- elementes und jüdischen Einflusses den gesetzgebenden Körpern des deutschen Reiches und Preußen» baldmöglichst Vorlagen zu machen, durch welche
1 ) die Maffeneinwanderung der Juden, besonder» von Osten her, erschwert wird;
2) diejenigen Geschäftszweige, welche, wie Börsen, Banken und Zeitungs- FFsen,.Don den Juden und den zu jüdischen Anschauungen verführten Individuen zur Ausbeutung de» deutschen Volkes benützt werden können, tontrolut und möglichst hoch besteuert werden; 3) die amtlichen Berufs- kreise-r deren Autorität durch das Eindringen jüdischer Anschauungen gefährdet wird, etwa mit dem Rechte der Wahl, ähnlich wie es sich bei den Offizierskorps schön längst bewährt hat, ausgerüstet und gesetzliche Garantien für die völlige Ausschließung aller Juden von obrigkeitlichen Aemtern und Befugnissen geboten werden."
Frankreich.
Paris, 13. Aug'. Unter den kurzen Erklärungen, die Jules Grövy auf seiner Reise nach Cherbourg abgegeben, find besonders die Worte aufgefallen, die er an die Vertreter der Geistlichkeit richtete. Eine ganze Reihe von Geistlichen ist bei der Hin-- uud Herfahrt vor dem Staatsoberhaupts erschienen: die Bischöfe von Bayeux und Coutance«, der Erzpriester von Valognes, dis Pfarrer von Lisieux, Carenton und Bernay. Sie alle haben ihre Hochachtung für die bestehende Regierung an den Tag gelegt, aber dis meisten von ihnen versäumten es nicht, eine mißbilligende Anspielung auf die Märzdekrete in ihre Reden einfließen zu lasten. Eine Ausnahme machte der Pfarrer von Lisieux. der mit einem Ausdruck der gewinnendsten Offenheit erklärte, daß er mit der Politik nichts zu thun habe und die Regierung als dis wahre Landesobrigkeit achte. Diesem
Mitglieds des Klerus gegenüber versicherte denn auch der Präsident der Republik mit besonderer Wärme. daß die Regierung der Religion nicht übel wolle. „Wenn Ihr Beispiel, sagte I. GrLvy, allgemein befolgt würde, so würden die Beziehungen zwischen der Regierung und dem Klerus bald sehr leichte und beider Theile wahrhaft würdige werden."
Belgien.
Brüssel, 16. Aug. Bei herrlichstem Wetter wurde heute das patriotische Fest der 50jährigen Selbstständigkeit Belgiens in der Ausstellung gefeiert. Alle dorthin führenden Straßen waren von dichtgedrängten Volksmaffen besetzt. Die Mitglieder beider Kammern und die Minister erschienen vollzählig, ferner Deputationen der Armee, Privatgesellschaften, Vertreter der Presse, die Bürgermeister des Landes und Deputationen aller belgischen Gemeinde!äthe. Alle diese Körperschaften langten im festlichen Zuge Mittags in der Ausstellung an. Der König und die königliche Familie trafen ll /4 Uhr Mittags ein, überall enthusiastisch begrüßt. Der König erwiederte die an ihn gerichteten Ansprachen mit einer längeren Rede, worin er seine Dankbarkeit für die Männer bezeugte, denen Belgien seine bewundernswerthe Konstitution verdanke. Nach einem Ueberblicke über das, was seit 1830 i« Lande geschaffen worden, äußerte der König: „Wir dürfen nicht vergessen, den gerechten Tribut der Dankbarkeit den fünf Großmächten zu zollen." Der König gedachte auch der freundschaftlichen Beziehungen zu den andern Mächten.
Italic n.
Rom, 10. August. Die von den Radikalen organifirte Agitation für das allgemeine Stimmrecht dauert, den Hundsragen zum Trotze, unac- schwächt fort. Am 21. ds. wird in Venedig ein ganz besonders feierliches Meeting gehalten werden. zu welchem Bertani, Aurelio, Sasfi, Alberto Marino, Cavalloti, Carducci, Bogio, Gabriele Rosa und Nicola Favrrzi besonders eingeladen wurden. Das große, in Rom beabsichtigte Meern;:, zu welchem Garibaldi kürzlich in seiner Eigenschaft als Präsident des §c- mite'S der demokratischen Liga einen Aufruf erließ, wird dagegen erst rm November stattfinden.
Tagesordnung
des K. Amtsgerichts Calw i« den öffentlichen Verhandlungen am Donnerstag, den 19. August 1880, Vormittags 9 Uhr:
Rechtssache zwischen
Emilie Heß, LLwenwirthS Ehefrau von Unterreichenbach, Kl. und Malzsabrikant Lauser
Tages-Neuigkeiten.
— Calw, 18. Aug. Laut uns gewordener zuverlässiger Mittheitung werden aus Anlaß der Felddienstübungen der 26sten (1. K. Württ.) Division im hiesigen Oberamtsbezirke die Orte Calw, Althengstett, Gechingen, Möu» lingen, Neuhengstett, Ostelsheim, Oltendronn, Simmozheim und Stammzeun am 15. und 16. September, Dachtel am 7., 8 . und 9. Sept., Deckeapsronn am 9. Sept. Sinquartirung erhalten.
— Böblingen. Unter den 8 Gemeinden des Bezirk« Böblingen, deren Markungen am 1 . beziehungsweise 22. Juli d. Js. Hagelschlag erlitten haben, wurde die 1000 Einwohner zählende Gemeinde Altdorf am schwersten
Feuilleton.
Das rothe Tiegel.
Nach Alfred de Bigny.
' - Bon
A. L.
(Fortsetzung.)
* Jndeß waren sie wie alle Anderen auf Ration gesetzt, ich fügte nur, wenn sie mit mir speisten, ein wenig schwedischen Branntwein hinzu, aber nur ein kleines Glas, um die Würbe meines Ranges aufrecht zu halten. Sie .schl»efen in einer Hängematte, «0 das Schiff sie hin-und herschüttelte, wie diese beiden Birnen hier, die ich in meinem nassen Taschentuch habe.
Sie waren lustig und aufgelegt, und ich machte es wie sie. ich fragte sie nicht aus. Was brauchte ich Seeratte ihre Namen und ihre Angelegenheiten zu wissen? Ich brachte sie nach der anderen Seite des Weltmeers, wie ich ein paar Paradiesvögel dahin gebracht haben würde. — Ich sich sie nach Verlauf eines Monats wie meine Kinder an. So oft ich sie riss, setzten sie sich zu mir. Der junge Mann schrieb an meinem Tische, dar heiß! an meinem Bette, und wenn ich es wünschte, half er mir, den Breireppunkt, wo wir uns befanden, zu bestimmen, er wußle es bald eben so gut zu m.chm, wie ich, ich war oft ganz erstaunt darüber. Da-- junge Weib setzt ' sich dann auf eine kleine Tonne und nähte. — Eines Tag!^, als sie so da faßen, sagte ich zu ihnen. „Wißt ihr wohl, li'ch: K: e-, daß Wir so ein wahres Fannliengemälde bilden? Ich
will euch nicht ausfragen, aber wahrscheinlich habt ihr nicht allzuviel Geld, und ihr seid doch zu zart, um zu graben und zu schaufeln. «ie die anderen nach Cayenne Deportirten thun. Es ist ein scheußliches Land, das kann ich euch mit Ucberzeugung sagen, aber ich, der ich ein altes, an der Sonne vertrocknetes Seehundefell bin, ich würde da wie ein xranä Seigneur leben. Wenn ihr — ohne euch ausfrage« zu wollen — wie mir scheint, ein wenig Freundschaft für «ich habt, so verließe ich gern meine alte Brigg, die jetzt nicht viel mehr als ein alter Holzschuh ist, und ließe mich daselbst mit euch nieder, wen« euch das zusagt. Ich habe keine andere Familie, als einen Hund, und das ärgert mich, ihr würdet mir Gesellschaft leisten, und ich würde euch in vielen Dingen behülfst^ sein. Ich habe einen ziemlichen Ballen Contrebande zusammengebrachr, wovon wir leben könnten, ich würde ihn euch hmterlaffen, wenn ich, mir Verlaub zu sagen, die Augen verdrehe." —
Sie sahen ganz erstaunt einander an, als meinten sie, ich scherzte nur. uud die Kleine warf sich, wie sie zu thun pflegte, dem Anderen an osn Hals und setzte sich ganz roth und in Thränen auf seine Kniee. Er schloß sie fest in seine Arme, und ich sah auch Thränen in seinem Auge, er re.chre mir die Hand und war blässer wie gewöhnlich. Sie flüsterte ihm erwa^ zu. und ihre langen blonden Haare fielen aus ihre Schultern, ihr dusch war wie ein geflochtener Strick ausei.iandergegangsn, denn sie w-r lebhaft wie ein Fisck. —
Ach, hätten Sie d'ese Haare gesehen-, sie waren wie Gold. La n noch immer leise mit einander sprachen, indem der ju> gs Mann ihr > Zeit zu Zeit die Stirn küßte und sie weinte, sieg die Sache an, nu.
' iarigweilen.