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von landwirthschaftlichen und Garten-Produkten, sowie von Maschinen und Geräthen und sonstigen Erzeugnissen der Industrie, welche für die Landwirthschast von Bedeutung sind. mit dem Feste verbunden werden soll, so hat Mancher, der ausstellen will, jetzt noch reichlich Zeit, sich vorzubereiten und ist sehr zu wünschen, daß auch diese Ausstellung, für welche an die städtische Behörde das Gesuch um Ueberlasiung der Turnhalle gerichtet werden soll, ebenso reichlich beschickt werde, wie es von der Viehausstellung zu erwarten steht.
— Herrenberg, 3. Aug. Von einer rühmlichen Fürsorge für leibliches Wohl kann heute berichtet werden Die Stadt ließ eine Badanstalt Herstellen und damit e nem schon längst gefühlten Dedürfniß abhelfen. Oberhalb der Stadt am Aispachgraben. der lauter reines Quellwasser führt, wurde ein Bassin von über 10.>' Länge und verhältnißmäßiger Breite ausgehoben, in dem sich namentlich die Schuljugend jetzt lustig herumtummelt. Durch ein Raupflaster auf Sohle und Seitenwänden und durch -eine Ablaßvorrichtung ist für die nöthige Reinlichkeit gesorgt; der Wasserstand läßt sich über Nacht wieder Herstellen.
— Heildronn, 3. Aug. Gestern ist der 2te Theil der Bahn von hier nach Eppingen, nemlich von Schwaigern nach Eppingrn feierlich eröffnet worden und wird von heute an dem Verkehr übergeben. Der Schluß der Feierlichkeit fand in der „Harmonia- hier statt.
— Geb weiler, 31. Juli. Her I. B. Herrgott von hier hatte sich die Mühe gegeben, 55 verschiedene Weizenkörner, die er von der Weltausstellung in Paris mitgebracht hatte, seither sorgfältig zu pflanzen und zu pflegen. Von den 55 Körnern erzielte er im ersten Jahre 1350 Körner. Diese 1350 Körner säete er im vergangenen Herbste in seinen Garten an und versitzte im grüyjahr dieses Jahres die einzelnen Pflänzchen auf gut gepflegtes Ackerland, und zwar in einer Entfernung von 25 cm von einander. Die jungen Pflänzchen entwickelten sich vortrefflich, jedes derselben brachte durchschnittlich 17 Aehren und dürfte der Ertrag derselben gegen 450 Liter Körner ausmachen. (In ähnlicher Weise Hobe ich s. Z. den jetzt sehr verbreiteten, durch großes Gewicht und schöne Form der Körner sich auszeichnenden schwedischen Haber vermehrt. Von einer Ausstellung in Hamburg im I. 1863 habe ich 2 kleine Hände voll dieser schönen Frucht mitgebracht, im I. 1864 jedes Korn einzeln gelegt (gedibbelt) und im I. 1867 war das Ergebniß an schwerer Frucht bereits 120 Sr. II.)
— Rottenburg, 4. Aug. Obwohl hier Jedermann weiß, daß Hopfen- stöcke, welche abgeschnitte» oder sonst verdorben werden, falls der Thäter nicht ausfindig zu machen ist. von Seiten der Stadt vollständig entschädigt werden, also die Sladlfleuein vermehren, gibt es doch rachsüchtige Leute, die solches nicht zu beachten vermeinen. Erst vor einigen Tagen sind dem Kaufmann B. dahier nächtlicher Weile mehrere Hundert der schönsten Hopfenstöcke abgeschnitten worden. Thäter unermittelt.
— Kirchberg a. d. M., 5. Aug. Ein schwerer Fall kam in den letzten Tagen hier vor. Ter Gerichtsvollzieher sollte und wollte in dem zur hiesigen Gemeinde gehörigen Rundsmühlhof eine Zwangsversteigerung vornehmen. Auf dem Gang dahin wurde derselbe von einem Knecht des Schuldners angefallen und ihm gedroht, wenn er da nicht unterschreibe, daß die Schuld bezahlt sei, mache er ihn vollends hin und schmeiße ihn in die Murr. Nur das Dazwischenkommen eines Landjägers verhinderte das Aergste, und der treue Knecht fitzt nun hinter Schloß und Riegel wegen Mordversuchs.
— Pforzheim. 7. August. Die gestern in der Turnhalle obgehaltene Versammlung hatte, wie es vorauszuseyen war, den Zweck, der Erneuerung eines Vertrags zwischen der Stadt und dem Gaswerkbesitzer, Herrn Aug. Benckiser, enlgegenzutretrn. Der 1884 ablaufende Vertrag soll nämlich in der Weise erneuert werde«, daß der Besitzer an die Stadt das Gas liefert um 12 Pfg. per Kubikmeter bei einem Kohlenpreis von 85 Pfg. per Zentner und einer Lichtstärke von mindestens 12 Kerzen. Der Vertrag soll für einen Zeitraum von 80 Jahren mit einer 5jährigen Kündigungsfrist abgeschlossen werden, Dagegen wurde aber ausgeführt, daß man in
allen bedeutenderen Städten gegenwärtig das Gaswerk in Selbstbetrieb ^ nehme. Trotz besserer Beleuchtung, als solche hier üblich sei, verzeichne Karlsruhe durchschnittlich einen jährlichen Reingewinn von 140,000 -A. Mannheim von 120.000 , Heidelberg von 97,000 . Freiburg von
100,000 Baden von 57,000 vIL, welche Summen den betr. Stadtkassen zufließen Eine auf die Errichtung eines eigenen Gaswerks gerichtete Resolution wurde hierauf von der Mehrheit der Versammlung angenommen und zur Besorgung der Weitern ein Konnte gewählt.
— Die „Frkf. Ztg " veröffentlicht zwei Zuschriften über die vermuthlichen Ursachen der Explosion auf dem Turnfestplatz, in welchen sich zwei Fachmänner in der Ansicht begegneten, daß der betreffende Mörser einen dynamit- ähnlichen Stoff enthalten haben müsse. Selbstverständlich deutet diese Annahme auf irgend welche verbrecherische Absicht. Ob es gegen das Leben des Oberfeuerwerker» gemünzt, oder ob ein teuflischer Anschlag gegen das Publikum inlendirt war, mag Sache näherer Untersuchung sein
— Frankfurt, 2. August. Ein Bube, der für die Festzeit Geld
brauchte, plünderte die väterliche Münzsammlung, die er für unnöthig
hielt, aus, und verkaufte die einzelnen werthvollen Stücke nach ihrem Sil- berwerthe. Die Münzen sind, da sie eingeschmolzen sein sollen, verloren.
Ein anderer verschaffte sich sein Festgeld dadurch, daß er ein schweres
seidenes Kleid und einen Sammtmontel, der Mutter gehörig, mehrere Hundert Mark werth, versetzte und darauf 30 M, entlieh. Zu bedauern ist nur, daß zuerst andere Menschen im Verdachte der Thäterschaft standen.
— München, 3. August. Von der Sulzach wird geschrieben: Der Besitzer einer Strecke des Fisch- und Krebswassers im Sulzachflusse, in welchem die Krebse sehr gehegt und in Menge vorhanden waren, machte dieser Tage an verschiedenen Stellen Versuche im Krebsfang, wobei trotz der zahlreichen Krebsbaue auch nicht ein einziger lebender Krebs mehr zu finden war, und man gelangt zu der llebrrzeugung. daß sämmtliche noch im vergangenen Herbste in reicher Zahl vorhandenen Krebse der sogen. Krebspest erlagen und diese Thiere, wie es scheint, in dem ganzen im Krebsfange ertragsreichen Sulzachflusse ausgestorben sind. Ein gleicher Versuch im Krebsfange wurde in einem kleinen Bache gemacht, in welchem noch vor
14 Tagen Krebse gefangen wurden, nun aber nicht mehr ein einziger dergleichen lebend zu finden ist.
— München, 6.,Aug. Aus Mittenwald, 5. Aug., wird geschrieben: dis oberen Parthien des Karwendelö, Wörner u. A. sind bereits mit frisch gefallenem Schnee überdeckt. Da dieser kaum mehr schmelzen dürfte, so wird es mit den Bergparthien dahier für Heuer wohl vorbei sein und der Winter wird in unser 300o Fuß über dem Meeresspiegel liegendes Thal wohl bald einziehen. Reisende ermahnen wir deßhalb warme Kleidung mitzunehmen.
— Schalkenmehren. Rheinprovinz, 4 Aug. Während eine« am 29. Juli Nachmittags gegen 4 Uhr niedergegangenen Gewitters traf laut der „Tr. Ztg " der Blitz die Schafheerde des Dorfes, tödtete 102 Schafe und betäubte den Schäfer derart, daß er sein Gehör verloren hat.
Rati bor, 6. Aug. Heute Nacht ist die Oder ausgetreten und hat mehrere Straßen unter Wasser gesetzt. Große Massen Getreide treiben vorüber. Die österreichische Post ist ausgeblieben, wett der Eisenbahndamm bei Friedekmistek weggespült ist.
Ratibor. 7. «ug. In Folge eines Wolkenbruches in den Karpthen und eines dreitägigen Regens trat die Oder aus und überschwemmte in den Kressen Ratibor und Kosel 20—25 Ortschaften vollständig. Hier stehen
15 Fabriken theilweise unter Wasser. Die Verluste sind sehr groß und bis jetzt noch unberechenbar. Dre Bevölkerung war in voller Erntearbeit und der Wasserstand der Oder war so nieder, daß niemand eine so jähe Ueberschwemmung ahnte. Die Bahnverbindung mit Wien, Jägerndorf und Neiffe ist unterbrochen. Das Wasser ist erst Um einen Fuß wieder gefallen. (Ebenso schwere Hiobsposten kommen aus vielen andern Städten in Mähren. In Oderberg stieg das Wasser um 4 Meier über den normalen Stand. Man mußte sich in der kümmerlichsten Nachttoilette auf die
Liebe, wieder aufgeben — o pfui, pfuil Und es hilft nichts, Kind, daß du mir jetzt in gewohnter Großmuth den Mund zuhältst, ich fühle es darum dennoch in seiner ganzen Schwere, eine wie lange Probezeit ich durchzumachen habe, bis ich mich von dieser Sünde s e lb st absolviren kann I* — Ec hielt die Hand der jungen Frau fest und drückte sie an seine Lippen und Augen. Dann nahm er Leonhards Hand und sagte, wieder in seinen lustigen Ton einlenkend:
.„Sie möchte dir gern-um den Hals fallen, Leonhard, aber sie getraut sich nicht. Sie glaubt, weil du noch immer schweigst, du seiest ihr noch böse. Aber ich denke, wir machen dich schon wieder gut. Kommt, ihr närrischen Leute, und vertragt euch wieder; ich will auch wegsehen, da ich es sonst nicht gerade liebe, wenn Antonie junge ritterliche Männer umarmt."
(Fortsetzung folgt.)
Vor den Kameelen
Fräulein Liegnietzer aus Rawitsch weilt bei Verwandten in der Residenz, um „Bildung zu lernen.- Ein junger Doktor, der im Hause ihres Onkels verkehrt, spielt den liebenswürdigen Cicerone, der ihr das Ver- ständniß aller hauptstädtischen Kunstsammlungen und sonstigen Sehenswürdigkeiten vermittelt. Unter Aufsicht der Frau Tante natürlich, die als edle Frau weiß, was sich schickt. —
Die kleine Gesellschaft ist auch in den zoologischen Gatten gekommen und der Herr Doktor macht die Honneurs de« Kameel-Hauses.
„Unschätzbares Thier, dieses Kameel, ich versichere Sie, meine Damen! Für die Wüstrnreise g'radezu unentbehrlich. Was soll ich Ihnen reden von Wüstensand und Tragfähigkeit, von Ausdauer und von Samum»? — Genug, wenn ich Ihnen sage, das Kamee! nützt dem Araber im Sterben
noch. Wenn mitten im ewigen Sandmeer das Wasser zu Ende ging, wenn glühende Hitze die Kehlen dörrt, wenn die Karawane dem Durste fast erliegt — was hat sie zu thun? Ein Kameel schlachtet sie und das Wasser aus seinem Sack, aus seinem zweiten Magen, rettet den Reisenden vor dem Tode de« Verschmachten«."
„Wasser aus dem Kameel-Sack! Ich möcht'S nicht trinken," unterbricht ihn die Tante.
„Ich auch nicht," bestätigt Ftäulein Liegnitzer aus Rawitsch.
„Aber mein gnädiges Fräulein! Wenn anderes Wasser fehlt, wenn Sie nur die Wahl haben zwischen eben diesem Wasser und dem Verdursten I Wenn Sie sterben müssen oder dieses Wasser trinken . .- .
„Nun," unterbricht ihn das Fräulein, „so wörd' üch üm schlümmste». Fall göhen sölbst an der Quölle und holen früsches!
(Schalk)
ArrS der Gaisou. (Teplitz.)
Fremder: „Ich wünsche das große Bassin zu sehen, aus dem die Bäder gespeist werden." ,
B ad e-Verw alt er: „Hier, mein Herr,"
Fremd er: „Das ist ja unmenschlich viel Wasser, und so heiß!"
Bade-Verwalt er: „37 Grad Reaumur."
Fremder: „Hm, da brauchenS wohl 'ne gut« Portion Kohle jährlich?
Bad e-Verwalter: „Kohle? Mein Gottl das, ist ja die natürliche Wärme des Thermal-Waflers!"
Fremder (dem Verwalter die Hand auf die Schulter legend): „Na, Heeren Sie, ich bin Bierbrauer, da», weeß Gott, machen Sie mir nicht weiß!" (Schalk).