323

o

nigliche» Beamtin, Notare und die Advokaten find die größten Ränder und Diebe, auch mich haben fie schon betrogen!" Ueber diese Anzeige hat die Staatsanwaltschaft in Korneuburg die Einleitung der Vorerhebungen gegen den Pfarrer beantragt.

Schwriz. Aus dem Kanton Solothurn meldet man den seltene» Fall der Absetzung eine» Pfarrers durch die eigene Gemeinde. Vorletzten Sonntag hatte der Pfarrer in Kienburg. Namens Kroller. von der Kanzel herab den Wunsch ausgesprochen, der damals niederfallende Regen möge noch 14 Tage lang sündfluthartig herniederströmen und die ganze Gemeinde ersäufen Auf diese« hin beschlossen die Kienburger letzten Sonntag in einer extra abgehaltenen Versammlung die Absetzung des Pfarrers.

Seil der Eröffnung der Seilbahn des Vesuv hat dis Direktion der römischen Eisenbahnen regelmäßige Extrazüge eingerichtet, die es ermöglichen, binnen 24 Stunden von Rom au» den Vulkan zu besuchen und zurückzu- kehren. Die Benützung der Züge ist eine sehr ausgedehnte, der Tramway- und Carroffendtenst durch die neapolitanische Gesellschaft gut geregelt und seit einigen Tagen auch der Siemens- und Halske'sche elektrische Beleuchtungs­apparat in Thätigkeit gesetzt, welcher den Weg der Seilbahn vollkommen erhellt und die nächtliche Besteigung zu einer höchst genußreichen macht. Eine erhöhte Kraterthätigkeit des Vesuv und prachtvoll leuchende Lavaström» tragen dazu bei, die Besucher anzuziehe«.

Ueber die in der letzten Nummer d. Bl.erwähnte Gas-Explosion in London berichten die Blätter Folgendes: I« London hat am 5. Juli in der Tottenham Eourt Road, einer Hauptgeschäftsstraße der westlichen Stadt, eine große Gas­explosion stattgefunden. Die Charteret Gas Company hatte neue Hauptröhren von der Eckero« Bayley Street bis nach Fitzroy Square legen lassen; der Durch­messer dieser Röhren ist drei Fuß engl. Kurz nach 7 Uhr. als die Arbeiter sich anschickten, Feierabend zu machen, kam einer derselben unvorsichtiger Weise mit einem Licht zu nahe an eine offene Röhre und das daraus entströmende Gas entzündete sich sofort. Die Röhre barst mit einem fürchter­lichen Krach und die Flammen schossen aus der Erde hervor. Der un­glückliche Arbeiter, der an dem ganzen Vorfall Schuld trägt, fand seinen Tod, während mehrere andere Gararbeiter mehr oder minder schwer ver­letzt wurden. Das Feuer lief der Röhre entlang; dieselbe platzte und riß Percy Street etliche 100 Dards lang auf, wobei zugleich die Plastersteine wider die Häuser geschleudert wurden. Etwas weiter unten ebenfalls in Bayley Street schlug die Flamme vielleicht 20 Fuß hoch empor; große Stücke der Hauptröhre wurden gegen dir Häuser geworfen, «ährend sich ein förmlicher Regen von Pflastersteinen auf die Dächer der Häuser ergoß und. dieselben durchlöchernd, theilweise in die inneren Gemächer drang. In Charlotte Slreei wurden di« Kellerräume einiger Häuser zerstört. Auch in Bennett Street barst die Hauptröhre und riß die Straße auf. Wie gewöhnlich bei derartigen Fällen, entkamen viele Leute auf wunderbare Weis», «ährend leider etliche zwanzig Menschen schwere Verletzungen davon- trugen und zwei bereits ihren Wunden erlegen find. Es dürften etwa hundert Häuser beschädigt sein. Einige derselben müssen abgerissen werden. Der verursachte Schaden läßt sich noch nicht genau bestimmen, doch dürfte derselbe sehr beträchtlich sein. Ein Augenzeuge schreibt der «Franks. Ztg.": «Ich ging Per?cy-Street hinunter, als ich plötzlich den Boden unter meinen Füßen wanken fühlte. Unmittelbar darauf sah ich den Mittelpunkt der Straße sich emporheben. Ein schrecklicher Krach folgte, dann stürzte ein Schauer von Pflastersteinen und Backsteinen nieder. Ich fühlte mich vom Boden in dis Höhe gezogen und lag im nächsten Augenblick unter Trümmern auf dem Boden einer tiefen Grube im Fahrwege. DaS Gas strömte in Massen um mich hervor und beraubte mich fast des Alhems; nur mit äußerster Mühe gelang es mir aus der Höhlung heraus zu kriechen. Ein Pferd und Wagen, die neben mir standen, wurden etwa 10 Fuß weit in die Höhlung geschleudert; dar Thier war schrecklich verletzt während der Wagen durch die herabstürzenden Steine zu Trümmern zerschmettert wurde. Ein dichter Staub füllte die Straße. Einige Kinder die auf der Straße gespielt hatten, waren gleichfalls in die Luft geschleudert worden. Di» Wunden der Verletzten haben infolge des giftigen Einflusses des Gases häufig einen bösartigen Charakter angenommen, besonders bei solchen Leuten, die verschüttet, und so dem Gase längere Zeit ausgesetzt waren."

(Um die Welt in 75 Tagen) Ein Herr Jsmay und Familie ans Liverpool, find dieser Tage nach einer ungewöhnlich raschen Reise um die Welt in New-York eingetroffen. Sie segelten am 13. März von Liver­pool nach Suez, Singapore, Hong-Kong, Dokohama, San-Franci-co u. s. w. und langten nach 66 Reisetagen in New-Dork an, rechnet man noch 9 Tage sur dre Fahrt von New-Dork nach Liverpool hinzu, so würde dies für eine Reise um die Welt 75 Tage ergeben, die kürzeste Zeit, in welcher eine solche ie«al» gemacht worden.

Aus Amerika wird gemeldet, daß die Jahresfeier der Nnabhängia- keitserkläruug am 4. Juli zu vielen Unglücksfällen Veranlassung gab. 30 Menschen kamen dabei »m« Leben und eine Unmasse anderer wurde durch Feuerwerke, Pistolenschüsse und dergleichen arg beschädigt.

Handel «nd Verkehr

Aus dem soeben ausgegebenen Protokoll der sechsten am 24. Juni unter dem Vorfitz des Herrn Staat-Ministers v. Mitlnacht abgehaltene» Sitzung des berathenden Ausschusses von Vertretern des Handels und der Gewerbe, sowie der Landwirthschast bei der Generaldirektion der Verkehrs­anstalten (,Eisenbahnbeirath") können wir nachstehende Mittheilungen machen: Für die Strecke PforzheimHorb wurde von einem Ausschußmitglied anae- regt, die Personenzüge 181 b und 184 auch im Winter an Sonn-, Fest- und Feiertagen bis Teiuach. statt nur bis Calw fortzuführen. Bezüglich der Beseitigung des Sperrigkeitrzufchlag« beim Transport »»gepreßter Schaf- M auf der Eisenbahn konnte einem hierauf abzielenden Beschluß de» Ausschusses in der fünften Sitzung bei der Reichstariskommisfion und dem Reichsverkehrrausschuß bis jetzt keine Geltung verschafft werde«.

Waiblingen. 6. Juli. Auf den gestern hier stattgefundene» Vieh­markt »nrden gebracht: 532 Ochsen. 353 Kühe, 155 Stück Schmalvieh. 196 Milchschweine und 160 Läufecschw-ine, zusammen 1431 Stück. Auch hier blieben die Preise gegenüber von dem letzten Markt ziemlich unver­ändert. Die Verkäufer wollten mit solchen nicht herunter urn di« Käme: nicht hinauf, weßhalb auch im Allgemeinen nicht viel gehandelt wurde. Vom Rindoi-H wurden ca. 2 /z verkauft und zwar Ochsen 1350 Karolin das Paar, Kühe 1003X1 -Mi und Schmalvieh 50250 «M dar Stück. Ans de« Schweinemarkt wurden ca. ^ »erkauft und zwar Milchschwsias 14 bis 22 -Mi und Länferschweine 2325 -^6 per Stück.

Heilbronn, 7. Juli. (Bericht über den Wollmarkt vom 30. Juni.) Die Znsuhr-n des diesjährigen Markte« sind um 501 Clr. hinter denjenigen de» vorjährigen zurückgeblieben. Der Verkauf, zögernd in den erste» Stunden, hat bald einen raschen Gang genommen, und schon am ersten Tage wurde da» ganze Quantum verkauft, bis auf ein paar Prrthien, deren Eigen- thümer vorgezozen haben, in Erwartung eines besseren Preises in der Halle einzulagern. Die Preise stellten sich gegen dar vorige Jahr um 1214 Prozent höher; verglichen mit denjenigen des Kirchheimer Marktes, in den entsprechenden Qualitäten, sind fie eher elwa« besser zu neunen, was besonders bei Schäferwolle der Fall ist Den höchsten Preis hat der hiesige Stadtschäser Kollmar mit 176 -Mi erzielt; dann 174 die Schäfer Kollmar von Weinsberg, Neckarsulm, Kochendorf und Oedheim.

Friedrichshafen, 9 Juli. Der am 6. Juli, wie allmonatlich abgehaltene Viehmarkt wurde von Schweizer und Vorarlberger Händlern zahlreich frequentirt; die Verkäufer erzielten, trotzdem sehr viel Vieh zuge­führt war, für Mast- und Jungvieh namentlich höhere Preise, als in der letzten Zeit. Die Heuernte ist nun zu Ende, darf jedoch als kein« günstige bez ichnet werden; mittelmäß g begüterte Landwirthe (mit ca. 50 bis 80 Morgen) haben einen Ausfall bis zu 10 Wagen Heu gegen das Vorjahr, so daß mancher Stall reduzirt werden muß.

Pforzheim, 7. Juli. Eine der badischen Städte, welche von den Folgen desKraches" am schwersten betroffen wurde, ist die Stadt Pforz­heim. Interessant ist deshalb eine neueste»« veröffentlichte Zusammenstellung über die in den letzten 10 Jahre» dort erstellten^Neubauten:

Wohnhäuser Fabriken

1870 15 4

1871 29 16

1872 131 8

1873 146 25

1874 100 14

Wohnhäuser Fabriken

1875 L8 3

1876 24 2

1877 13 1

1878 2

1879 1

Von dem Einfluß dieses jähen Wechsels au? die wirthschaftlichen Ver­hältnisse der Stadt und Umgegend kann man sich leicht eine Vorstellung machen; derselbe zeigte sich dieses Frühjahr deutlich genug in zahlreicher Auswanderung.

Mannheim, 11. Juli. Die Eröffnung der Pfalzgau-Ausstellung hat beim glänzendsten Wetter dem Programm gemäß stattgefunden. Ganz Mannheim war festlich beflaggt, wobei die badischen Fahnen die Mehrheit bildeten, die schwarzrothgoldenen aber den schwarzweißrothen beinahe die Wage hielten. Beide Groß Herzoge, der von Baden und sein erlauchter Gast aus Darmstadt, wurden mit lebhaftem Zuruf empfangen. Der Groß­herzog von Baden widmete den ganzen Nachmittag der eingehendsten Be­sichtigung der Ausstellung, auf welcher auch Württemberg, namentlich Heil­bronn. recht günstig vertreten ist. Jeder Aussteller erfreute sich einer landessürstlichen Ansprache. Anmuthig und bequem ist das ganze AuSstell- ungsanwesen gelegen, aber den Eindruck de« Imposanten macht es nirgends, da die Gegenstände auf sine Mehrzahl von Hallen vertheilt find. Nütz­lichkeit und Gediegenheit scheinen die Losungsworte für die Aussteller ge­wesen zu sein.

Edenkoben, 6. Juli. Die Nachfrage nach älteren Weinen bei < steigenden Preisen hat zugenommen, die Vorräthe darin sind aber klein. Am meisten beträgt der Preisaufschlag bei den 1879er Weinen, welche heute bis zu 350 bezahlt werden. Tie Weine dieses Jahrganges werden von den Herren Weinfabrikanten angekaust, welche ihn bei Bereitung des Kunst­weines verwenden. I» Mischung mit Naturwein kommt dann dieses Fabrikat in den Handel und wird als reiner Wein verkauft. So. lange nun dieses Bereiten von Kunstwein besteuert und nicht, wie cs der Wunsch aller Wein- trinker ist, verboten wird, kann der wirklich ehrliche Weinhündler nicht mehr bestehen. Hoffentlich wird einmal den Weinschmierern das Handwerk gründ­lich gelegt und der Winzer darf dann bei einem guten Jahre auch hoffen, daß das mit so vieler Arbeit Errungene auch nach seinem wahren Werthe bezahlt wird.

8 Berlin, 6 Jnli. Mit großer Sicherheit und, wie e« scheint, nicht ohne eine gewisse Absicht werden bis Aussichten der nächsten Ernte in Deutschland in vielen Zeitungen als sehr ungünstige dargestellt. Wie man hört, wird der Reichs- und Staatsanzeiger in den nächsten Lagen Ma­terialien aus den Berichten landwirthschaftlicher Vereine und aus anderen Q«ellen zusammenstellen, aus welchen hervorgeht, daß jene Besorgniß bi» jetzt durchaus nicht gerechtfertigt ist und daß in nicht wenigen Lrndeslheilen die Ernteausfichten sehr gute sind.

(Die Ernteaussichte» in Italien.) Den neuesten Nachrichten zufolge, welche der Regierung «ingelaufen sind, ist der Stand der Felder ein sehr günstiger und dieselben versprechen rückfichtlich aller Produkte eine gute Ernte. Der Weizen könnte kaum bester stehen, und im südl. Italien, wo bereit» der Schnitt begonnen hat, erweisen sich die gehegten Hoffnungen nicht ols übertrieben. Auch der Mais steht prächtig ebenso lasten die Wein­berge, mit Ausnahme blos derjenigen, welche vom Frost betroffen wurden, eine reichliche Lese erhoffe«.

«