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(Marie-aux-Mine« gehört bekanntlich seit zehn Jahren unter dem Name» Markirch wieder zu Deutschland.)

Stuttgart. 28. Juni. Eine Wirthln in der untern Neckarstraße ist am Samstag mit >500 ihrem Gatten durchgegangen.

Ebingen. 25 Jam. In unserer Nachbargemeinde Onstmettingen hatte der Semeinderatb, ohne Zweifel in bester Absicht, aber ohne forstbe­hördliche Erlaubniß, eine« Landtag freigegeben. Hiefür wurde vom Forst­amt der Vorstand mit 2 >. jede« einzelne Gemeiaderathgmitglied mit 10 gebüßt. Der Schultheiß zahlte die 20 die Gemeinderäthe aber gaben in corpore ihre Entlassung ein. und wenn jetzt der Forstmeister nach Onst­mettingen kommt, ist kein Semeinderath aufznlreiben, der ihn i» den Wald begleiten würde.

Göppingen, 26. Juni. Dem Besitzer der Brauereizum Rad* hier ist gestern Abend ein große« Unglück zugestoßen. Beim Herausschaffen von Bierfässern au« seine« Keller stürzte er nämlich mit dem Auszug und den darin befindlichen Fässern in den etzx« 40 Fuß tiefen Keller mit einer solchen Wucht hinunter, daß er unten weggrschleudert und sehr schwer am ganzen Körper, namentlich am Kopf, verwundet wurde. Der Verunglückte ist noch bei vollem Bewußtsein, und wenn der Sturz nur Kontusionen, allerdings schreckliche, hervorgebracht hat. so dürfte er am Leben erhalten bleiben. Edlere Theile 'scheinen bis jetzt nicht verletzt zu sei»; Herr R. ist ein Mann in den zwanziger Jahren und Familienvater. Wie da« Un­glück entstand, ist noch nicht ganz aufgeklärt; wahrscheinlich war der Hebe- Haken nicht rechtzeitig in Funktion getreten.

Ern«bach. Ost. Oehringen, 26. Juni. Am vorigen Freitag wurde hier ein hochbegabter Jüngling. Sohn des hiesigen Kunstmüllers und seit Vs Jahre stuck zur. an der Universität i» Leipzig, Emil Nosenthal, be­erdigt. der an den Folgen des Genüsse» von heiße« Brod gestorben ist.

Mergentheim, 24. Juni. Seit längerer Zeit hält fich hier ein Kommissär der Finonzverwaltung auf, um hier im Bezirk und darüber hin­aus Untersuchungen wegen Kapstalsteuerdefraudatlon auzustellen. Es gibt manche unliebsame Ueberraschung. wenn derselbe mit einem Justizbeamten und größere» Staattpolizeipersonal einrückt und Haussuchung hält, heute ge­schah dies auch in Weickersheim. Bei dieser Thätigkeil sind nicht bloS unmittelbare Erfolge zu verzeichnen, sondern auch mittelbare, indem neuer­dings gewissenhafter und daher zum Theil höher fatirt wurde.

Mannheim, 25. Juni. DieN. B. L." berichtet von einem ent­setzlichen Unglücksfall, der sich heute ereignete. Die Frau der Agenten Klein lehnte mit ihrem Enkrlchen an einem Fenster des dritten Stockes, als ihr das Kind plötzlich entfiel u»d auf die Straße stürzte. In ihrer Ver­zweiflung sprang die Frau dem Kinde nach und fiel auf dasselbe. Der Tod des Kindes war sofort erfolgt, während die Frau schreckliche Verletzungen erlitt und schwerlich mit dem Lebe» davon kommen wird.

Konstanz, 26. Juni. Auf eigenthümliche Weise verunglückte am 23. d. zu Lindau ein Badender Derselbe, ein Gärtnergehilfe von Gotha, schwamm mit sogen Schweinrblasen eine kurze Strecke hinaus, die Schnur, welche die beiden Bissen zusammenhielt, brach und der Schwimmer versank in die Tiefe.

München, 26. Juni. Au» Füssen wirb uuterm -0. Juni geschrieben: Al» gestern Nachmittag» Ihre Majestät die Königin-Mutter mit der k. Prinzessin Therese, welche Mittags zu Besuch in Hohenschwangau eintraf, sich nach der Blöckenau begaben, um dort den Kaffee einzunehm-n, machte man die Entdeckung, daß durch gewaltsame» Einbruch alle« dort befindliche Werthsolle. z. B. Silber rc., gestohlen warb. Da, wie wir hören» schon seit drei Wochen kein Ausflug nach der Blöckeuau gemacht wurde, so hatte der Dieb wahrscheinlich vor der Entdeckung noch Gelegenheit, di« ge­stohlenen Sachen zu verwerthen, uno wird die Entdeckung und Habhaft- werdung des Thäter« eine schwierige sei«.

München, 27. Juni. Vom Krieg«Ministerium wurde aus Antrag der Generalkommando's ein 35tägiger sogenannter Ernteurlaub in der Art genehmigt, daß von jeder Kompagnie Jnfauterie oder Jäger circa 40 Mann zwischen dem 10. Juli uud 15. August in Urlnub entlassen werden dürfen; diese»dürfen" heißt hier so viel alsmüssen," die bayrische Militärverwaltung muß. um da» Gleichgewicht in dem Militärbudget cher- zustellen, alljährlich große Beurlaubungen eintreten lasse».

Fra »kfurt a. M.. 25. Juni. Seit acht Tagen wird ein hiesiger Junge vermißt. Derselbe hat sich als Kind schon in den Kopf gesetzt, er «olle zu Fuß über die Beringsstraße nach Amerika gehen. Sei» Reisegeld besteht aus dem Betrage, welchen er für seine Markensammlung, welche er verkaufte, erhielt.

Wie derBörs.-Cour." aus Berlin erzählt, hatte die dortige Fischerei- Ausstellung auch ein» Gesellschaft von fünf gerade ans der Reise befindlichen amerikanischen Damen, welche von einigen älteren Kammerjungfer« begleitet waren, hierher geführt. Tie Damen, welche stet» gemeinsam ihre Ausflüge machten, interesfirten sich besonder« für die wissenschaftliche Abtheilung. Die Ausstellung der deutschen Seewarte zu Hamburg, der«» eiserner Wetterkasten täglich «ährend der Dauer der Ausstellung die Wetterberichte für die Ost­seehäfen und die Wetterkarte der Seewart» bringt, war ein Punkt, welcher das junge Amazonen-KorpS besonder« interesfirte. Sie disputirte« darüber str dem schattigen Konzertgarte», ohne sich über da- Thema klar zu sein. Ein bereit« in höhere« Semester befindlicher Studios»« der Naturwissen­schaften. der zufällig an einem Nebrntische saß, fühlte da, vedürfniß, fich den junge« Dame« al« Lehrer zu präsentiren. u»d erklärte denselben mit wissenschaftlichem Ernst da« Wese« eiserner Wetterkasten mit Blneroid-daro- meler u»d Thermometer für Signalstellen erster «lasse. Die Damen hör- ten dem interessanten Vorträge de« ju»grn, schöne« u«d elegante« Manne« aufmerksam zu, »nd am Schluff« der Konversation bat eine junge, fieben- rehujähria» Dame «« die Kaue de« Studiosu«. Dieselbe wurde höflich über­reicht. Die erstaunt war der Jüngli«,. al« er am anderen Tage eine« HtjkM-anlrqg von der jltMen liebentwürdige« Schönen erhielt, welche sich schriftlich al« die einzige Tochter de« zweifachen Millionär« W. in Rew-

Aork vorstellt«. Sine Anfrage durch den Kabel - Telegraphen wurde »our Papa bejahend beantwortet, und wird die Hochzeit, nachdem der Amerikaner hier eingetroffen sein wird, auch bald gefeiert «erden.

In Münster ist der Thurm der Lambertikirche etwa 5>/r Fuß au« dem Loth gewichen und muß abgetragen werde». Dieser Thurm hat ge­schichtlich« Bedeutung, weil an demselben hoch oben die eisernen Käfige hängen, in denen die Gebeine der Hauptanführer der Wiedertäufer nach ihrer Hinrichtung, 1536, heute noch bleichen.

Ueber da« Erscheinen von Haifischen im Hafen von Triest wird der

Wiener D. Ztg. geschrieben: Sobald die Saison ihren Anfang nimmt, taucht a« der Lüste der Hai ans; er wird jetzt wieder au« der Bucht von Fiume u. von R agusa fignalifirt. Tr wendet fich mit Vorliebe hieher, theil« de« Tonin» wegen, dessen Heerde« er verfolgt, theil» der vadende« wegen. Er ist leicht erkenntlich, besonder« bei ruhiger See schon in sehr grojer Entfernung; nur bei einbrechender Nicht, wenn die Wellen unruhiger werden, kann er dem aufmerksamen Auge entgehen. In de« Jahre« 186z und 1867 sah die Adria die meisten Haifische. E« war die Zeit nach der Schlacht vo« L>ffa. Die Leiche» ans dem Meeresgrund lockten dieHyäne de« Meere«", wie der d. Dichter den Hai überaus treffend genannt hat, au« weitester Entfernung herbei. Die dalmatischen Schiffer behaupten, daß der Hai die Leichen auf de« Meeresgrund i« einer Entfernung von Hunderten, ja von Tausenden von Meile« wittere. _

DasDüsseldorfer Vocksolact" schreibt m Nr. i»3 r« eine» Bericht über den Besuch Ihrer Majestäten*des Kaisers und der Kaisen« i« der Düsseldorfer Kunst- uud Gewerbe-Ausstellung:In der Itollwerck'schen Ausstellung ließen sich dir Majestäten von einem der Herren Stollwerck Erklärungen über die Fabrikation geben und als Se. Majestät der Kaiser äußerte:Das steht za Alles so blank und appetitlich aus, daß e» zu einer Taste Choroladr einladet," benutzten zwei junge Dame» den Moment, de« Majestäten Trink-Chocolade und Ehocolaber.-BonbonS anzubieten, welche auch yuldvollst entgegengenomme« wurden. Se. Majestät sagte:Das ist Ans rin ganz erwünschtes Frühstück, die Lhorotade ist ausgezeichnet, so eine , Taste wünsche Ich jedem Meiner Landeskinder zum Sonntag " Dann fragte

Se. Majestät, ob die Ehocolade, die unter de» Walzen und in den Retorten augenblicklich fabricirt werde, gleich vorzüglich sei, was Herr Stollwerck ^ bejahte, da am Kaisertage natürlich auch Kaisrr-Chocolade, d. h das Veste,

^ was gemacht werden kann, fabricirt werde. Eine 8 i s « a r ck - S1 a t u e r t e j in Ehocolade betrachtend, sagte Se. Majestät:Das ist ja Mein Aismarck I" In heiterster Laune sah sich dann Se. Majestät da» Arrangement der Ausstellung an und richtete lächelnd an eine der jungen Dame» die Scherz­frage, ob der Fabrikant Stollwerck auch so süß sei, wie seine hi» ausgestell­ten Bonbons. JhrejMajestät di« Kaiser:« fanden den dargereichten braunen Trank ebenfalls delikat und ließen die Prinzen von Hohenzollern sowie die zunächst stehenden Personen de« Gefolges auch davon versuchen." Ange­sichts der Vorliebe für fremdländische Etiketten, womit die deutsche Ehaco- ladeu-Jndustcie i« eigenen Lande andauernd zu kämpfen hat, ist die Aller­höchste Anerkennung besonder« bemerkenkwerth. Weshalb sollte die deutsche Gründlichkeit nicht auch in diesem Fabrikatiouszweige die Oberhand ge­winnen? _

Handel und Verkehr

Berlin, 26. Jani. In Folge einer von der leitenden Stelle au« gegebenen Anregung rst, wie bi«B. Börs.-Ztg." erfährt, in den jüngsten Tagen mit einer sehr umfangreichen Wiederausgabe der in den T esor« der Bank ruhenden Thalerstücke begonnen worden. Der Mangel a« Silber­münzen, namentlich die zahlreichen Ansprüche, welche behufs der Auszahlung der Löhnung der Soldaten «nd aus ähnlichen Veranlassungen an die Be­hörden herantrelen. haben wohl die unmittelbare Veranlassung zu dieser Maßregel gegeben.

LtdenS-Berficherün». Nach dem in drefrn Tagen zur Bevssent-

lichung gelangten ausführlichen Rechenschaftsbericht der LebenSverstcherungl- bank für Deutschland in Gotha für 1e>79 Hot diese älteste und größte deutsche Leben-Versicherungsanstalt i« verigen Jahre 4090 neue Versicherungen über 27,467,800 Mark abgeschlossen und dadurch, nach Abzug der Sterbefälle und de» sonstigen Abgang», wieder einen reinen Zuwachs voo 181k Ver­sicherten und 16,859,M Mark Versicherungssumme erzielt. Ihr B-isicher- ungtbestand erhöhte fich in Folge desse« bi» Ende 1879 auf 54.484 Per­sonen mit 36t.0l4.400 Mark Versicherungssumme.

Ganz besonder« günstig waren, da da« Geschästsgebiet der Bank auch i« vorige« Jahre von Epidemien verschont blieb, wieder die SterblichkeitS- Ergeduisse; den« e« wurden im Ganzen nur 5,842,000 Mark für 1094 Gestorbene zahlbar, während »ach den Rechnung«grundlagen der Bank eine Slerbefall-AuSgabe vo« 7,417,314 Mark für 1<29 Persone« z« erwarte« war. E« ergab sich mithin rin« Miuder-Autgabe vo» 1,575,314 Mark für 135 Fälle.

Der zu« größten Theil (Ende 1879 mit 80.152,159 Mark) gegen hypothekarische Sicherheit ausgeliehene Bankfonds erhöhte fich um 6,094 593 Mark und wuchs dadurch auf 90,040,07 3 Mark an, wovon 68,812,06 1 Mark die erforderlichen Prämiru-Reserve» und Ueberträge begreife« und 1,473,031 Mark zur Deckung sonstiger Verpflichtungen dienen, die übrigen 19,75l,9b2 Mark aber reine Ueberschüffe bilden. welche in den nächsten fünf Jahren an die versicherte» zur Vertheilung komme» und für diese Jahre eine durchschnittliche Dividende von der Iahresprämir erwarten lasten.

Im laufenden Jahre beträgt die Dividende 38"/»; dieselbe «ird sich aber im nächsten Jahr« a«f 33"/« belaufen und, wie sich ebenfalls bereit« mit ziemlicher Zuverlässigkeit seststellea läßt, im Jahre 1832 »orausficht- lich auf 42<>/o und i« Jahre 1v83 sogar auf 4S"/o erhöhen

I» Ganzen hat die Bank »ährend ihrer nun 5>iährige« Wrrksamkett bereit, gegen 120 Millione» Mark a« fällig gewordenen Verflchenmg«- sm»»e« au«gez,hlt »nd »ehr al« 52 «illione« Mark »l« Dividende« a» ihr» Versicherte« znrückgewährt.