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«üm erscheint am Dienßa«,Donnerstag ». Aamotag. übon« «cmentSprciS halbjährlich 1 80 L
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Amts» unä Intelkigenzbkatt für äen Kezirb.
Fürch,t»»d«,«ir1 «an bei der Redaktion, «»«wärt« bei den v,ten «der
der nächstgelegcoe» Poststelle.
Die Einrückung«» gebühr beträgt g L für die »ierspavige Zeile oder deren Rau«.
Nro. 70.
Samstag, den 19. Juni L88O
SS. Jahrgang.
Amtliche Dekanntmachungrn.
E a l ». An die Schuttheißenämter.
Diejenigen Schultheißenämter, welche die Spsrtelverzeichnisse und Sportelgelder per »lt. Mei d. I. noch nicht eingesendet haben, werden an deren umgehende Einsendung ermnert.
Den 16. Juni 1880. K. Oberami.
F l a xland.
Politische Nachrichten.
Deutsches Reich
— Berlin, 15. Juni. Die chinesische Gesandtschaft zu Berlin behauptet, nichts von Kriegsvorbereiiungen Chinas zu wissen, und erklärt deßhalb, die bei der Gesanbt'chaft eingehenden Austelluirgsgesuche deutscher inaktiver Offiziere, bezw. Lieferungsofferteu von Kriegsmaterial in Zukunft nicht mehr beantworten zn wollen.
Berlin, 1 Juni. Die erße Sitzung der Konferenz dauerte heute von 2 bis 3^ Uhr und beschäftigte sich nach einer begrüßenden Ansprache des Fürsten Hohenlohe zunächst mit Formalitäten, betreffend den Austausch der Vollmachten und der Geschäftsordnungssrage. Heute Nachmittag fünf Uhr ist Diner bst dem Fürsten Bismarck, welchem außer den Botschaftern auch dis technischen Mitarbeiter der Konferenz beiwohnen. Die nächste Sitzung der Konferenz findet Freitag oder Samstag statt.
Berlin, 17. Juni. Tie Konferenz wählte bei ihrer Konstituirung gestern zum Vorsitzende» den Fürsten Hohenlohe, zu Sekretären den Gebeimenrath Busch und den Grasen Moup. Dis Konferenz berührte den Punkt der Geheimhaltung, welche leider beim Kongreß im vorigen Jahre vielfach durchbrochen worden sei. und war einstimmig in Anerkennung der Nothwendigkeit der Geheimhaltung der materiellen Konfsrenzverhandlnngen. Men hat schon jetzt den Eindruck, daß unter den Mächten eine Ueb-reiu- stimmung herrscht, welche geeignet sein dürfte, der Konferenz einen raschen Verlauf zu sichern.
Frankreich.
Paris, 15. Juni. Der Ministerrath erklärte sich in seiner heutigen Berathung gegen die Verleihung der vollständigen Amnestie. Lonstons, Cazot, Tirard sprachen für, Jules Ferrr> und Frcycinet gegen die Verleihung. Letztere stützten sich bei ihrem Widerspruch auf den vom linken Eentrum des Sera!« gefaßten Beschluß Die Regierung wird blos ein Dekcet verlegen, durch welches eine weitere Anzahl Verbannter begnadigt werden soll. Die äußerste Linke und der republikanische Verein wollen nun in Folge der Ablehnung von Seiten der Regierung einen Gesetzentwurf für die vollständige Amnestie cinbringen und für denselben die Dringlichkeit beantragen, so daß die Angelegenheit vröglicherweHe noch vor Ende des laufenden Monats entschieden werden kann.
England.
London, 16. Jum^ Reuters Bureau meldet aus Konstautiropsl.
die Pforte habe die Botschafter benachrichtigt, die Beschlüsse der Berliner Konferenz könnte» für sie nicht bindend sein. da die betheiligts Parteien ausgeschlossen seien.
London, 16 Juni. (Unterhaus.) Richard beantragt Schritte z« Gunsten einer gleichzeitigen Entwaffnung Europa«. Gladstone erklärt, durch Krieg seien in Europa seit 30 Jahren viele einen p.rmancntere« Frieden begünstigende Operationen vollzogen worden: Die Einigung Italien», die Rekonstruktion Deutschland« und die jüngste Befreiung twr Slave» seien nicht durch friedliche Mittel erreicht worden. Gladstone tadelt energisch ungerechte Kriege, aber nicht die Freiheitskriege; er wünscht rationellere, minder kostspielige Mittel, als den Krieg, zur Schlichtung von Differenzen zwischen den Nationen zn finde», der Regierung müsse aber Diskretion betreffs der Zeit und Umstände in einer so delikaten Frage überlasse» bleibe«. Courtney beantragt folgende« Amendement: „Es ist die Pflicht der Regierung. jede paffende Gelegenheit zu ergreife», um den fremden Regierungen die Ent»sff.iung zu empfehlen." Gladstone empfiehlt das Amendement «icht, will es aber auch nicht bekämpfen. Richard's Antrag wird abzelehnt, Courtney's Amendement genehmigt.
London, 17. Juni. Eine Depesche Leyards vom 27. April kon- statirt eine Gereiztheit de« Sulrans gegen England. Die Konfularderichte beweisen, daß das türkische Reich »och niemals in einem solch desorgam- firtk», kritischen Zustand sich befunden hrbe. Der Sultan habe auf die Vorstellungen Layards stets mit Versprechungen geantwortet, ,aber nichts erfüllt. Tie Politik des Sultans und seiner Ralhgeber sei' gegenwärtig die, ohne Europa zu handeln und ihm Trotz zu Listen.
Rußland
Petersburg, t0. Juni. In eiuer Versammlung von Großwüldeu- trägern wurde neulich die Verfassungrfrage b.rarhen. Es logen die Fragen vor, ob es an der Zeit sei, eine Verfassung zu ertheileu, und iveNn so, ob die ausgearbeitete Vorlage annehmbar sei. Als entschiedener Widersacher gegen tue Einführung der Verfassung trar auf der Thronfolger, als eifrigster Verfechter der Großfürst Konstantin. Dir Ansicht des Thronfolgers siegte, man legte die Versassungsfrags bei Seite ins auf Weiteres. Nun aber erscheint es höchst auffallend, den Thronfolger, der bekannt war als st-:cr Gönner des konstitutionelle» Planes, aus Seiten der Gegner hier zu finden. Die Erklärung aber ist, daß er fürchtet, unter dem gegenwärtiges Regime eine Verfassung zu verkündigen, weil dieseibs dann von Haus aus Geiahr liefe, in schlechte Bahnen zu kommen. Er füll diese Befirrchtuna, daß das heutige Rsgiwe die Konstitution verderben würde, denn auch offen i» jener Sitzung zu versichert gegeben haben uus.es bekundet ohne Zweifel sowohl Vsrständmß als Entschlossenheit, wenn der Thronfolger dre Waffe der Verfassung in der eigenen Hand ru bebalt.n unternimmt.'
A fr i k n.
Der Khedise Hst seine Abreise nach Konstantinopel verschoben, weil man eine Verschwör»«? entdeckt Laben soll, deren Fiel es war. während
Feuilleton.
Die Strass Her' UNtvsre
Criminalgeschichte vor. I. D. H. Lemme.
(Fortsetzung.) '
Karoline Wild aber war aufgesprungen.
„Fort von hier!" rief sie.
Sie ries es mit fast verzerrtem Gesichts.
Sie hatte ihre letzte Kraft zusammengerafft. Sie taumelte.
Ihre Augen waren weit aufgerisskn.
Die Baronin fing sie in ihren Armen auf.
„Ich bringe Sie zu Bette, meine Liebe!"
„Ich muß fort von hier — fork—" rief die Unglückliche.
Ihre Augen schloßen sich. Ihre Arme hingen schlaff an ihrem Körper. „Hilf mir!" rief die Baronin ihrem Manns zu.
Sie Konnte die Last der Ohnmächtigen allein nicht mehr tragen.
Aber ^i«e Ohnmacht war es nicht blos.
„Det-Hein thut in der That schon seine Wirkung", sagte der Baron, „und sie hat koum ihr halbes Glas geleert."
Die Mörder trugen ihr Opfer in das Zimmer nebenan, legten es dort ans dos Bett.
Karoline Wild lag auf dem Bette in festem Schlafe. Sie athmete schwer, aber regelmäßig.
Ihre Gefichtszügr nahmen nach usd nach ihre gewöhnliche und schöne Form wieder an. Dis Farbe blieb schneeweiß. Die Arme war um so schöner.
„Auch der Wein allein'ist es nicht", sagte die Baronin.
„Nein, der Schlaftrunk", lachte roh ihr Gatte.
„Und das Herz", ssgte dir Frau, die trotz ihrer geringen geistigen Bildung auf das Frauenherz sich verstand.
„Mit des Fremde», die noch kamen, muß er für sie eiwaS Besonderes sein."
Die Worte der Frau wurden bestä itt.
Sie waren in ihr Zimmer zurüägekehrt. um zu berathen, was ferner zu thun seu
Es wurde an die Thür des Zimmers Mopst.
Der Baron öffnete die Thür.
Anna, die Wirthstochrer, trat ein.
Sie habe die Herrschaft »och sprechen gehört; sie wolle um Entschuldigung für die späte Störung bitten.
„Wer sind die Fremden?" fragte die Baromn das Mädchen.
„Ein junges Ehepaar auS der benachbarten Fabrikstadt. Sie habe« heute Hochzeit gemacht."
„Äh, kennen Sie sie vielleicht?"
„Ei ja! Von der Sache wurde viel gesprochen. Die Braut, oder die junge Frau jetzt, war das reichste und schönste. Mädchen in der Stadt. Sie hatte Barone und Grafen heirathsn können. Da kam vor einem halben Jahre ein Freund ihres Bruders in das Hau», al« so eine Art von Compagnon, wie es hieß. Dis junge Dame perliebte sich in ihn. Er war ein bildhübscher Meusch. Die junge Dame war ganz närrisch verliebt in ihn. Es hieß zwar, er habe eine Braut in seiner Heimath. da unten in Preußen. Das machte sie nur noch toller. Sie hatte ihr Lebe» lang ihren Willen durchsetzen können. Sie wollte es jetzt erst recht. Ihr Vater und ihr Bruder hatte» immer ihrem Willen nachzeben müssen; sie mußten es auch jetzt, und zuletzt hat sie dann auch den jungen Mann bezwungen. E« soll ihr viele Mühe gekostet haben; aber er bekommt eine Tonne Goldes durch sie, und die Männer —"
(Fortsetzung folgt.)