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Mro. 88.

Dienstag, den IS. Juni >88«.

55. Jahrgang.

Amtliche Bekanntmachungen.

Calw. Aushebung 1880.

Bezüglich"der dießjährigen Aushebung hat sie K. Oberersatz-Kommission im Bezirke der 51. Jnfstnterie Brigade (I- K. Württ.) an die Ersatz- kommisfionen nachstehende Weisungen gegeben:

1) Vor der Aushebung heben die Ortstvorsteher ihre Leute auf die Bestimmung des §. 6t,3 der Ersetzordnung, wonach jeder Versuch zur Täuschung rrach dem Neichsstrafgesetzbuch gerichtlich bestraft wird, sowie «uf §.70,6 aufmerksam zu wache«, wonach die Ent­scheidungen der Oberersatz-Commission eridgiitig sind und Jeder daher etwaige Wünsche nach §. 71,2 spätesten» am AushebungStage mündlich oder schriftlich vorzutragen hat.

2) Da es in den letzten Jahren vorgekommen, daß körperliche Gebrechen, ep Optische Anfälle rc. von Militärpflichtige« absichtlich verschwiegen wurden, um eingereiht zu werden, so müssen künftig die Ortsvorsteher dafür verantwortlich gemacht werden, daß der Oberersatzkommissio» von denselben im Aushrbungstermin alles Dießbezügliche zur Kennt- niß gebracht werde.

Den Ortsvorstetzern wird hievon zur genauen Nachachtung Eröffnung gemacht.

Den 12. Juni 1880. , K. Oberamt

F l a x l a n d.

Politische Nachrichten.

Deutsches Reich.

Berlin, 10. Juni. In der heutigen Sitzung der Kircheugesetz- Kommission wurde das ganze Gesetz in der Schlußabstimrnung mit 13 gegen 8 Stimmen (Konservative und Freikonservative) abgelehnt. Der Kultur­minister gab im Namen der Staateregierung keine Erklärungen ab. Die Nationalliberalen hatten in einer Besprechung mit den Konservativen uud Freikonssrvativen vor dem Begin« der Sitzung deren Kompromißauträge abgelehnt.

-- Berlin, 10. Juni. Dir Großmächte, welche auf der am 16 Juni beginnenden Konferenz vertreten sein werden, habe« je zwei Sachverstän­dige ernannt, deren Namen und bevorstehende Ankunft bereits hieher ge­meldet worden sind. Die Konferenz wird nach neuester Anordnung nicht im Palms des Reichskanzlers, sondern im Auswärtigen Amte tagen, und, wie dis jetzt bestimmt, nur über die Festsetzung der griechisch-iürkischen Grenze beschließen. Ueber die armenische und die montenegrinische Frage würde vielleicht in dem Fall« verhandelt werden, daß die Pforte die iden­tischen Noten der Großmächte ausweichend oder ablehnend beantwortete. Als Sekretär der Berliner Konferenz wird dem Vernehmen nach Geh. Rath Busch sungireu.

Berlin, 12. Juvi Bei der heutigen Ersatzwahl im 5. Berliner Reichstagswahikreise wurde Rechtsanwalt Träger (Fortschritt) mit 4265 von 4571 abgegebenen Stimmen gewählt.

Bei der a« Freitag den 11. Juni im IX. oad. ReichLtagswahlkreise (Pforzheim, Durlach, Ettlingen, Gernsbach) vorgenommeneu Wahl eines ReichstagSabgeorcneten an Stelle des verstorbenen Abg. Katz von G-rnrbach erhielten: Kl um pp. Holzhändler in Gerusbach. Associä des verstorbenen Katz, Caudidat der nationalliberalen Partei, 5965 St. Mühlhäuser, Oberkirchenrath. Caudidat der conservative» Partei, 3846 St. Facs, Ldookat in Mannheim, Eandidat der demokratischen Partei l8a0 St. Lehmann aus Pforzheim, Candidat der Sozialdemokraten. 467 St. I« der Stadt Pforzheim erhielt Klumpp 118.. Mühlhäuser 179, Faas 771. Lehmann 268 Stimmen.

OesterreichUngar u.

Wien. 10. Juni. Die Polit. Korresp. meldet aus Konstantmopel vom 9. d.: In der vorgestrigen uud der gestrigen Konferenz der Botschafter wurden die Grundzüge der an die Pforte zu richtenden identischen Note festgestellt. Heute soll abermals eise Konferenz stattfinden, in weicher über die Abfassung dex Note berathen werden soll. unbeschadet des Umstandes, daß die Weisungen für eine« einzigen Botschafter noch aurstehen

Frankreich.

Paris, 10. Juni. Die äußerste Linke hat beschlossen, dem republi­kanischen Vereine die Einleitung der bei rer Regierung zu machenden Schritte zur Durchsetzung der Amnestie zu überlassen. Greoy und Frey- cinet find, wie es heißt, bereit» zu Gunsten der Amnestie umgestimmt worden.

Pari«, 11. Juni. Eine« Londoner Telegramm desJournals des Debats" zu Folge wäre« die Präliminarien des englisch-französischen Handei«--- vertrags unterzeichnet. Als die vier Grundlagen der küuftigen Verhand­lungen sind festgestellt: Herabsetzung der Weinzölle, Ausschließung der Thiers und landwirthschastlichen Produkts aus den Handelsverträgen, Aufsuchung der Mittel zur Verhütung von Defraudationen bei Deklarationen, Verbesserung des Status guo uud Weiterentwickelung »er kommerziellen Be­ziehungen.

Belgien.

Brüssel, 10. Juni. Gegenüber einer Correspondeuz des Journals Le Blonde" erklärtL'Etoile Belge", die Aufhebung der belgischen Ge­sandtschaft b-.im Vatikan sei in diesem Augenblicke vollzogene Thatsache.

England

London, 7. Juni. Dienstag nächster Woche wird Henry Richard einen Anirag zu Gunsten einer gleichmäßigen und gleichzeitigen Reduktion der europäischen Heere einbringen. Die Zeit bis dahin ist so kurz, daß die zahlreichen Anhänger dieser Idee aus den Kreise» der Liberalen nicht in der Lage sein werden, eins zustimmende Krmdgebung des englischen Volkes in dem gewünschten großartigen Maßstabe in Szene zu setzen. Der Vorschlag wird wahrscheinlich nicht durchgehen, obwohl ern:ge Minister, und unter diese» namentlich Lord Hartington, m Folge ihrer denselben Gegenstand behandelnden Wahlreden kaum «erden umhin können, für ihn zu stimmen.

Feuilleton.

Die Strafe der Untreue.

Criminalgeschichte von I D. H. Temme.

(Fortsetzung.)

Hier geht es!" sagte der Baron zu seiner Frau.Wir lassen dis Leiche durch das Fenster, ich steige ihr nach, in zwanzig Schritten vin ich mit ihr an der Pfütze. In frühestens acht bis vierzehn Tagen können sie sie da finden."

Karoline Wild erhielt wieder ihren Schlaftrunk. Aber noch bevor sie fest schlief, kamen vier bis fünf Fuhrleute, blieben zur Nacht, stellten ihre Frachtwagen gerade vor den Fenstern des Barons und des Fräuleins auf und eine Nachtwache zu den Wagen.

Wiederum war nichts zu machen.

Ei«e einsame Station, in der an Ausführung des Verbrechens zu denke» war, wurde erst wieder gefunden au dem Fuße des waldigen Berges, § am Eingänge der Schlucht, mit der Front nach der weiten Ebene, dort, wo wir die drei Reisenden beim Beginn unserer Erzählung fanden.

Hier mußte das Verbrechen ausgesührt werden, wenn er nicht ganz aufgegeben werden sollte.

Es war die letzte Station, auf der dis Reisenden zusammen waren. Am andern Morgen mußte Karoline Wild sich hier von ihren Gefährten trennen, um allein durch das Gebirge zu der Fabrikstadt zu fahren, iv der ihr Verlobter wohnte uud, wie sie glaubte, sie erwartete, während der Baron und seine Frau ihre Reise aus ser großen Poststraße nach Stutt­gart fortsetzten.

Sie hatten zwei Zimmer neben einander bekommen, wie früher, frei !

lich nicht zu ebener Erde, sondern eine Treppe hoch.

Lder der Baron hatte bald seine Untersuchung angestellr und nicht nur die Pserdeschwemme neben dem Hofe, sondern auch weiter in der Schlucht den Fischteich gesunden, und was die Lage der Zimmer i« ersten Stock betraf, so sagte er zu seiner Frau:

Ich trage die Todte die Treppe hinunter und öffne unten ein Küchenfenster, wenn keine Thür offen ist. H er muß und soll cs geschehen. Verzehren wir unser Abendbrod!"

Anna, die Tochter des Posthalters, brachte ihnen das Lbindeffcu hm- auf.

Sie hatte es in der Stube de» Barons anzerichtel.

Die VerbtndungSthür zu dem Zimmer des Fräuleins sta::l offen.

Man sah durch st« das Bett des Fräuleins und zur Srire ihren Koffer.

Die Drei verzehrten gemeinsam ihr Abendbrot).

Der Baron war heute zum ersten Male herzlich; früher war er bei aller Höflichkeit kalt und verschlossen gewesen. Das war wohl seine Natur.

Dis Baronin, die bisher fröhlich, gesprächig, oie theilnehmenre Freun­din gewesen war, zeigte sich jetzt still, träumerisch.

Still und in sich gekehrt war auch Karoline Wild; es schien ihr schwer aus dem Herzen zu liegen.

Ob sie etwas gewerkt hat?" fragten die Augen der Baronin den Gatten.

Laß Du Dir nur nichts merken!" gab sein strenger Blick rhr zurück.

Es thut mir doch recht leid, Fräulein Wild, daß wir uns trennen müssen", sagte der Baron.

Das Fräulein erwiderte:Ich «erde Ihnen Beiden für Ihre Güie gegen mich stets ein dankbares Andenken bewahren."

Mich tröstet", sagte der Baron,daß-Lir so glücklichen Ereignissen