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geachtet, dieselbe» bereits in Sicherheit wähnend. Al« sie nun nach ihrer glücklichen Rettung Umschau hielten, waren dieselben verschwunden. Zwei Ruder, die die Schwimmer angeblich mitgenommen hatten, trieben auf vem Wass-r herum, sonst war nichts zu erblicken, was auf ihre Spur führen konnte. Am Lands angekommen, wurde übergll Umfrage gehalten, aber nir> gends konnte eine Auskunft gegeben werden. Es ist deßhalb als sicher an zunehmen, daß dis beiden Schwimmer ertrunken sind Es stad zwei Brüder, Söhne des Geh. N Krönig in Berlin; der ältere, 22 Jahre alt, Hans, stu dirte in Heidelberg, der jüngere Sohn, 21 Jahre alt, war Sekondeiieutensnt in Mainz.

München, 19. Mai. Heute Vormittag schneite es hrsr so stark, daß der Schnee zcilweise auf den Dächern liege» blieb.

Münch en, .20. Mai. Am Abend des zwetten Pfiugsttages verunglück­ten bn dem von Erlangen nach Nürnberg obgehenden Extrazng 3 Paffagiere dadurch, daß sie sich bei de« sehr überfüllten Zug« oben auf de» Wagen stell, aen. in ihrem angeheiterten Zustande die vor der Station Fürth befindliche Uebrr- brückung nicht ze.tig genug bemerkten und sich an derselben die Köpfe zer- schmetterten. Zwei der Unvorsichtigen blieven sofort, todt, der dritte wurde gefährlich verletz:.

München, 21. Mai. In einem Dorfe bei.Schillingsfürst (Mittel- franken) wertete ein Bauer mit eines; ihm bekrnn'en Gasts um 50v1L, daß er innerhalb 3 Stunden 32 Liter Bier trinke. Nach Umfluß von 2>/s Stun den war dar Faß b s aus dis Nagelprobe geleert und sonach die Wette von der surst'gsn Seele gewonnen.

-- In Oberamwergcni haben zu Pfiagsten die berühmten Passions- spieie w eder ongefangen. Dis Bauern spielen mit einer Kunst, Andacht und Inbrunst wie kein Hofschauspieler, und jeder Zuschauer wird tief ergriffen. 15000 Gäste aus aller Welt waren zur ersten Aufführung gekommen, das offene Theater faßt «brr nur 500--». Die Vorstellung wurde zweimal durch Blitz und Donner und Regenguss; unterbrochen.

Die Bierstreiksr in Rosen heim. ca. 400, versammelten sich am Sonntag Nachmittag zur Äsrathung und Beschlußfassung übe: die Maßregeln, durch welche die Bräucr genöihigt werden sollen, ihr Bier für 24 statt 26 ^ zu verabfolgen. In längerer Ress wurde betont, daß sich bereits . 00 Bier. Niuker am Streiks bsrhriligen, und wurde schließlich zu weiterer Betheiligung aufgefordert.

Amber g. 20 Mal. Vor dsm Zisgelthors produstrte sich zur Pfingst- dult ein Zulukaffer. Dis Polizei wollte niü-t an die Aechth.it des Afrikaners glauben und nahm ei.s gründliche Mohrenwäsche vor, bei der sichrer Zulu- kaffer als ei; steckbrieflich verfolgirr Vagabund aus Redwitz entpuppte.

Straß bürg, 20. Mai. Vorgestern starb der 24jährige Sohn des hiesigen Kafttirrs Gries «n den Folgen eines Sturzes vom Pferde. Der Ver­unglückte hatte s Z. für Frankreich optirt und war kürzlich als Untsrlieutenaut im 106. französischen Jalanterisrsgiment auf Urlaud zu seinen Eltern ge­kommen. Bei einem R;tt am Pfingstmontag wurde er abgeworfen und fiel so unglücklich auf dsu Kopf. daß er andern Tags starb. Heute Vormittag fm d nun die Beerdigung des jungen Mannes mit militärischer Beglei- jung statt.

Berlin, 19. Mai. Eine eigenartige Explosion hat hier am Montag Nachmittag stattanuaden. Ein Handelsmann ging mit 5 Dutzend mit Leucht gas gefüllten Vr.llons, wie sie die Kinder in den Straßen zum Spielen haben, auf dem Bürgersteig, acs sich plötzlich zwei Herren, von denen der eine eine Cigarre rauchte, zu ihm gesellten, um einen Ballon zu kaufen. Durch den M-nd wurden die Ballons gegen die Cigarre geworfen, 'wodurch sämmtliibe Ballons mir einem lauten Krall und einer solchen Heftigkeit explodirten, daß der eme der Käufer, sowie der Handelsmann sofort zu Boden grsOrleuderl wurden Bcide erl tten bedeutende Brandwunden rm Gesicht, so daß sie sofort inztliche Behandlung suchen mußten.

-- Berlin, 20. Mai. Der Kronprinz und die Kronprinzessin sind heute mit dsm Fcühzug um 7 Uhr auf der Wildparkftation bei Potsdam einge troffen. Der Kronprinz kalte sich nach Düsseldorf begeben, um mit seiner «ach achtmonatlicher Abwesenheit aus Italien über Paris zurückgekehrten Gemahlin dorr zusammen»,utreffen.

Dresden, ~0. Mai. Der sächsische Ingenieur Neumeister, welcher wegen einer allerdings überraschenden Gesichtsähnlichkeit mit dem bekannten des Attentats verdächtigen Ludwig Hartman» in Moskau verhaftet worden war und unter unerhörten Quälereien durch die russische Polizei monatelang schmachten wußte, ist in Dresden eingetroffen. Dir Strecke von Moskau bis Warschau hat er iu 44>ägigem Marsche bri einer Nahrung, die aus trockenem Brod, Wasser, Kraut und übelriechende« Fisckrn bestand, zu Fuß zurücklegen müssen. In Warschau war er I Ve Monate laug mit gemeinen Verbrechern, die zur Deportation naÄ Sibirien verurtheilt waren, zusammen bei Wasser

und Brod. Endlich gelang er ihm, ein heimliches Briefchen an den General» gouverneur von Polen, v. Kotzebue, dessen Bruder er als Ingenieur bekannt geworden war, zu befördern, und dies verschaffte ihm die Freiheit. In be» dauerniwerthem Zustande wurde er über die Grenze nach Thorn gebracht, wo er 1>/r Monate fast hoffnungslos im Krankenhaus darniedcrlag. Die Entrüstung darüber, daß einem völlig unschuldigen Manne eine derartige, allen- Gesetzen der Menschlichkeit hohnsprechende Behandlung zu Theil werden konnte, ist hier groß; man schreibt einen große« Theil der Schuld dem in Rußland herrschend en Haß a«aen alles, was Deutsch heißt, zu. _

Handel und Berkehr.

Calw, 22. Mai lieber die Frostnacht vom 19.20. Mai. die auch hier an Kartoffeln und Gartengewächsen empfindlichen Schaden angerichtet hat, liest man jetzt die Berichte aus verschiedene« Lanvesgegenden. In H eil«' bronn ist der Wemstock nur m den niederen Lagen beschädigt, schlimmer scheinen aber dis Weinberge bei Eßlingen und Untertärkheim weg­gekommen zu sein. Ueber Schaden an Kartoffeln, Bohnen, Reben, Obstbäu men, zum Theil auch an Hopfen, wird berichtet aus Göppingen, dem mitt­leren Remsthal, Tübingen, dem Vorbachthal, Weikersheim, Langenburg, Ra­vensburg und Tettnrng. und von verschieoenen Seiten wird konaatttt, daß der jüngste Frost bedeutend mehr, zumal an Obstbäumen und Reben Schaden gethan, als der Nachtfrost vom 10. d. M Leider müssen wir auch von dem starken Auf'reten des Kaiwurms berichten, dem die kühle, die rasche Ent- Wicklung der Apfeldlüte hemmende Witterung Zeit zur vollständigen Aus­bildung gab. In mcksere« Gegenden z. B. bei Eßlingen, war dis Apfel- blüte schon Anfangs Mai in herrlicher Pracht entfaltet und wird deßhalb immerhin in manchen Gegenden ein reicher Obstsegeu zu erwarte« sein, wenn nichts mehr darüber geht.

Stuttgart. 13. Mai. Ueber den Stand der Reben in unserem Thale kann man sich von Tag zu Tag ein deutlicheres Bild machen. Die Wahrnehmungen sind der entgegengesetztesten Art. Während auf der eine« Seite die Rebstöcke bis auf das Mark hinein erfroren sind, und die Weinbergs umgearbeuet werden müssen, wenn man sie überhaupt als Weinberge erhalten will, ist auf der anderen Seite alle Aussicht auf einen guten Herbst.

Stuttgart, 14. Mai. Der Gsmeinderalh hat beschlossen, Einleitung dahin zu treffen, daß bis zur Vollendung der Gewerbehalle, also im laufenden oder nächsten Jahrs, dis Tuchmeffs in der Turnhalle an der Forstsiraß; und der Wollmarkt in dem Stadlmagazin an der Seidenstraße gehalten werden kann. Bezüglich des Wollmarttes wird die Erlaub«,»ß der tönigl. Kreis- regierung zur Abhaltung desselben in seiner seitherigen Einschränkung für diese« und das nächste Jahr erbnen, für die Zeit von 1882 an aber wird um eine dauernde Konzession später nachgtsucht werden.

Stuttgart, t5. Mai. Die Cichorienfabrik Erolzheim, ein von den ersten Finanzgrößen Württembergs unterstütztes Aktie«,unternehmen, hat in letzter Zeit dis ehemalige Gypsmühle in Leonberg angekauft, um daselbst eine Zweiganstalt zu errichten. Die nöthigen Bauarbeilen sind schon in Angriff genommen. Das von dem Etablissement occeptirle neue System der Geldein­lage (unter zehn Päckchen befindet sich immer eines, in dem ein Fünfpfennig- stück schön eingswickelt enthalten ist) hat unter dem Publikum ganz besonders Ankiang gefunden und das Absatzgebiet der Fabrik ist so rasch erweitert, daß eine Vergrößerung der Fabrikanlagen evenl. der Ankauf einer neuen Fabrik nicht zu umgehen war.

Württembergische Landes-Grwerbe-Ausstellung von 1881.

Ueber Erwarten schnell und zahlreich sind die Anmeldungen zur nächst­jährigen Lander-Gewerbe,Ausstellung eingelausen, so daß heute schon die angemeldeten Gegenwände vollständig genügen würden, nicht nur die in der großen Gewerbehalle verfügbaren Räume, soudein auch einen ansehnlichen Theii der Annexbauten auszufüllen. Dieses Resultat ist um so beachtenS- werthsr als eine ganze Reihe der bedeutendsten Firmen, worunter auch die köuigl Hütten und Salinenwerke, weiche ihre Berheilignng zugesagt, aber ihre« Raumbedarf noch nicht festgestelli haben, in obiger Berechnung nicht inbe­griffen ist. Gleich erfreulich und bedeutend sind die Anmeldungen in quali latioer Beziehung und dürfen wir daher n-it vollem Rechte einem glänzenden Gelingen des Unternehmens entgegensehen; zu befürchten bleibt allerdings, daß der von der Ausstellyngs Commission zum Ueberbauen vorgesehene Raum nur zu bald vergriffen sein wird, wenn in der allernächsten Zeit mit der definitiven Zuweisung der Plätze für die verschiedenen Ausstellergrüppen be­gonnen werden muß.

Für alle diejenigen, die mit ihren Anmeldungen noch im Rückstände find, bedarf es daher wohl keiner wiederholten Empfehlung, ihre wenigstens mit dem ungefähren Raumbedarf ausgefüllten Anmeldebogen ohne weiteren Zeit« verlust an das Ausstellungsdureau einzusenden.

Amtliche Bekanntmachungen.

DsffenLttLhe

Bekanntmachung.

Ueber das Vermögen des Johannes Hefpeler, Handelsmanns in Unter­reichenbach ist der Konkurs eröffnet. Die Eröffnung ist am 18. Mai 1880, Vormittags io Uhr, erfolgt und Herr immatr. Notar Hoffner in Calw zum Konkursverwalter ernannt.

Konkursfvrderungen sind bis zum 17. Juni 1880 bei dem Gerichte an- Mietden.

Zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, so

wie über die Bestellung eines Gläubiger ausschuffes und eintretenden Falls über die in §. 120 der Konkursardnung bezeichnelen Gegenstände werden die Betheiligten auf

Freitag, den 11. Juni 1880. Nachmittags 3 Uhr, und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf

Freitag, den 25 Juni 1880, Nachmittags 3 Uhr, in das Gerichtszimmer oberer Rathhaussaal vorgeladen.

Allen Personen. welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Be­sitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts

an den Gememschutdner zu verabfot

gen oder zu leisten, auch die Ver pflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abge­sonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dsm Konkursverwalter bis zum 1. Juni 1880 Anzeige zu machen.

Königliches Amtsgericht zu Calw.

Zur Beglaubigung dieses Auszugs:

Gerichlsschreiber Wandel.

OeffenLUche

Bekanntmachung.

Ueber das Vermögen des Friedrich Düttling, Wirths und Händlers in

Ottenbronn, ist der Konkurs eröffnet. Die Eröffnung ist am 18. Mai 16-(P Voimillags 11 Uhr, erfolgt und Herr immatr. Notar Haffner «n Calw zum Konkurs-Verwalter ernannt. -

Konkurssorderunge« sind bis zum 17. Juni 1880 bei dem Gerichte an- zumetden.

Zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, so­wie über die Bestellung eines Gläubiger- ausschuffes und einlretenden Falls über die ,n §. 120 der KonkursordnunL bezeichnet««, Gegenstände werden die. Betheiligten aus

Freitag, den 11. Juni 1-8o, Nachmittags 3Vz Uhr,