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Dienstag, den 25 . Mai 1880 .

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35. Jahrgang.

Amtliches.

Nach einer Bekanntmachung des K. NiinisteriumS des Innern haben sich durch muth- volle und aufopfernde THLligkeit bei BrandsSllen auegezerchnet: am 7. April d. I. in Ober- kollwangen die Löschmannschaften von Oberkollwangen, Breitenberg und Neuweiler; am 24. April d. I. in Oberkollbach der Aimmermann Jakob Nexcr von da, sowie die Lösch­mannschaft von Oberkollbach und Oberreichenbach.

Bei der Telegraphenstation Teinach Bad wird nunmehr bis auf Weiteres wieder be­schrankter Tagesdienst, nämlich an Wochen- und an den auf solche fallenden Festtagen von 9 bis 12 Uhr Vormittags und von 2 bi« 7 Uhr Nachmittags, an Sonntagen von 8 bis 9 Uhr Vormittags und von 2 bis 5 Uhr Nachmittags vom 1. Juni d. I. ab eingeführt, was hiemit zur öffentlichen Kenntnitz gebracht wird.

In Folge der vom 5.-27. April d. I. vorgenommenen Werkmeisterprüsung sind zur Deklerdung der in §. 1 der Ministerialverfügung vom 3. Dezember 1874 bezeichnctcn Stellen für befähigt erklärt worden und erlangen das Prädikat .Werkmeister': Kleinbub, Wilhelm, von Calw; Stroh, Georg Heinrich, von Calw. _

Politische Nachrichten.

Deutsches Reich

Berlin, 20. Mai. Nach dem detaillirten Bericht der Deputation der Ältonaer Industrie»»««- «öffnete Bismarck derselben Folgende»:Altona müsse in den Zollverein, ihm sei e» nie in de» Sinn gekommen, Hamburg etwas zu nehmen, er wolle Altona selbstständig und unabhängig von Hamburg machen. Deßhalb soll Aliona durch eine Eisenbahn direkt «it Berlin und Magdeburg verbunden werde«; eine Linie von Salzwedel über Hohnstorf nach Wandsbeck und von Berlin nach Altona werde demnächst zur Autfüh- rung kommen, eine zweite Linie von Berlin über Schwerin nach Kiel liege noch in etwas weiter Ferne. Fern« wolle er die Elbe von Hamburg bis Cuxhaven jedenfalls in de« Zollverein bringen. Als preußischer Minister müsse er erstreben, daß die Trennung zwischen den Provinzen Hannover und Schleswig Holstein falle. Hamburg werde er gern k>ie Freihafenstellung be- lassen. Tie Deputation hatte auch Audienz bei Maybach; dieser erklärte, in nächster Zeit würden die obengenannten Eisenbahnlinien zur Ausführung kommen, der Reichskanzler dränge aus deren Fertigstellung. Auf die Frage der Deputation, mos werde» würde, wenn Hamburg demnächst einen Antrag auf Anschluß an den Zollverein stelle, «widerte Bitmarck, daß Hamburg für» Erste soweit Noch nickt sei, früheste»« i» 10" Jahren könnten die dortigen Verhältnisse soweit gediehe« sein.

Berlin, 20. Mai. Das preuß. Abgeordnetenhaus ist heute wieder er­öffnet worden. Die erste Vorlage betrifftAbänderungen der kirchenpolitischen Gesetze' in ll Artikeln. Die Vorlage enthält eine große Anzahl ganz er hebücher Milderungen der Maigesetze und ist entschiede« vom Geist der Ver­söhnlichkeit getragen, wie dies auch schon im ersten Satz der Motive ausge­sprochen ist:

Der Wunsch, den aus den kirchenpolitischeu Wandlungen der letzten Jahre hervorgeganqenen Beschwerden der katholischen Bevöckerunq Abhilfe zu

schaffen, ist bei der kgl. Regierung schon lange rege gewesen. Sie hat des- halb den Versuch ger ächt, durch eine ruhige, im Geiste der Versöhnlichkeit längere Zeit hindurch geführte Erörterung disses Ziel zu erreichen, sich aber davon überzeugen müssen, daß die Verhandlungen bei ihrer Fortsetzung stet» zu den Anfängen unausgeglichener Gegensätze zurückgeführt habe«. Die kgl. Regierung hat sich deshalb entschlossen, da« heroorgetretens Bsdürfniß, so «eil e« ohne Gefährdung der staatlichen Interessen möglich erscheint, durch einen Akt der Landesgesetzgebung zu befriedigen. Die« ist der allgemeine Zweck der gegenwärtigen Vorlage.

Einem Herrn Overbeck, der früher österreichischer Konsul in Hongkong war, ist es gelungen, sich von drei Sultanen auf Borneo das Souveränitäts­recht für einen großen Theil der Nordküst» von Borneo zu erwerben. Er hat nun einen Plan ausgearbeitet, Borneo zu kolonisiren, und sich damit zu­nächst an die östreich. Regierung gewandt. Diese war auch, wie Overbeck versichert, ansang« nicht abgeneigt, auf seine Plaue einzugehen, brach aber die Verhandlungen ab. als der Einmarsch in Bosnien ihr andere Angelegenheiten nahe legte. Er sucht jetzt die deutsche Regierung für seine Plane zu ge­winnen und der Reichskanzler hat sein Interesse dafür ausgesprochen ; desgleichen der Chef der Admiralität, da auf der Nordküste von Borneo ein ganz aus­gezeichneter Kriegshafen sich befinden soll. Auf den Montag ist eine Ver lammlung aoeraumt, in welcher da« Erscheinen de« Herrn v. Bleichröder, Hansemann und anderer Finanzmäimer erwartet wird. Es soll in dieser Ver­sammlung über die Frage berathen werden, ob das noch nicht aufgegebene Samoa-Unternehmen nicht mit der Kolonisirung von Borneo zusammen in» Auge gefaßt werden könnte.

Reutlingen. (Reichstagswahl).* ^kreis folgendes Gesammt Resultat bekannt:

^ Bezirk Reutlingen

Rottenburg Tübingen

Bis jetzt ist von dem VI. Wahl-

Payer : v. Geß:

1284 814

1553 562

1603 703

4440. 2079.

Frankreich.

Am 26. Juni werden an die französische Armee neue Fahnen vertheilt Zehn Jahre der Sammlung sind vergangen und Frankreich ist stolz auf die Neubildung seines Heeres, wenn e« auch noch vieles zu ordnen gibt. Die Re- gierung hat, nachdem sie eine schlagfertige Armee und eine stark befestigte Ostgrenze geschaffen hat, auch die Nepublikanisirung der Diplomatie begonnen. Alle» deutet auf ein Nahen der Zeit hin, wo die Republikdie Frankreich im europäischen Conzerte gebührende Stellung" beanspruchen wird.

Feuilleton.

Girre Jügerr-fim-e.

Roman von Ponfon du Terrail.

Freie deutsche Bearbeitung vouHrrmannRoskoschny.

(Fortsetzung.)

Als Josef Loriot um acht Uhr Bertrand's Wohnung erreichte, fand er ihn nicht zu Hauie.

Loriot erkundigte sich beim Portier, wann Bertrand zurückkommen werde.

Wenn Sie Geschäfte mit ihm haben', antwortete dieser,werden Sie rhu heule wohl kaum sprechen können."

Warum?"

Weil er heute Morgen ein Duell hat."

Noch eins!' rief Loriot, dem Bertrand's Duell mit Olivier nicht unbe­kannt war.

Der Portier, der Loriot nicht kannte, fuhr fort.-

Gestern hat sich Herr de Morlux mit einem Herrn geschlagen, den wir nicht kennen, heule aber . .

Nun?"

Heute schlägt er sich mit einem unserer Miether, einem Schüler des Fechtlehrers, d« hier i« Hause wohnt."

D°der Polier gesagt, daß der Gegner Bertrand's ein Bewohner des­selben Hauses sei, und da Loriot nicht wußte, daß sein Sohn dort eine Kammer gemiethet hatte, fragte er ruhig: .

»^orum schlägt sich Herr von Morlux?'

»Ah! ... mit diesem jungen Mann?"

Weil er eine Ohrfeige empfange» hat."

«Ja ... und ich und meine Fron sind sehr besorgt. . .

Um Herrn von Morlux?"

O kein! Um Herrn Gaston."

Gaston!" rief der Juwelier.Er heißt Gaston?"

,Ja." ^ "-

Gaston Loriot?"

Ja."

Josef Loriot stand wie vom Blitze getroffen.

Dieser Mann, dessen ganzes Sinnen und Trachten nur auf die Rache an seinem Feinde gerichtet schien, dieser Mann liebte doch semen Sohn . . .

Aus Liebe zu- ihm hatte er seit zwanzig Jahren ohne Unterlaß Geld zu erwerben gesucht.

Er wollte Herrn de Valbonne dem Elend und der Verachtung preisgebe«, und daun, nach der Catastrophe, wollte er, der Bastard, sich als reicher Mann entpuppen.

Kaum hatte er erfahren, daß Bertrand's Gegner sein Sohn sei, hielt ein Fiaker vor dem Hause.

Zwei Herren mit traurigen Mienen stiegen aus dem Wagen.

Es waren die Zeugen Bertrand's, welche seine Leiche brachten.

Beim Anblick der Leiche gewann der Juwelier die Besinuung wieder. Er stieß einen Freudenschrei aus und vergaß ganz, daß Bertrand sein Ver­bündeter gewesen war.

Was kümmerte ihn die« nun?

Sein Sohn war ja gerettet!

Er eilte zurück^in die Rue de la Chaussee d'Antin, wo er seinen Sohn zu finden hoffte.

Er erfuhr dort, daß Gaston zurnckgekehrt sei . . . so ruhig, daß Nie­mand ahnte, daß er vor ein« Stunde in Lebensgefahr geschwebt.

Der Juwelier flog die Treppen zu seiner Wohnung empor, in der Hoff­nung, seinen Sohn dort zu finden.

Gaston war nicht dort.

Er hatte aber auf einem Tische zwei Briefe zurückgelasse«: den Brief > Bertrand's und einen, den er jedenfalls nach seiner Rückkehr an seinen Vater i geschrieben.

! Loriot la» zuerst den Brief Bertrand's und las:

! Weither Bundesgenosse!

! Dies ist mein Testament. Wir hatten gemeinsam ein Unternehmen be«