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druck geben, so würde er sich auch darein finden." Da» ist ja eine ganz allerliebste Bescheidenheit! Nur schade, daß Frankreich dieselbe Sprache schon von dem Vetter de» ivlhen Prinzen im Jahre 1^48 zu hören bekommen. Die Resultate, die dem Lands daraus erwuchsen, find wahrlich nicht einladend genug, um ei zu veranlassen, einen nochmaligen Versuch in dieser Richtung zu machen.
E n « l a » d.
London. 2 Mai. Am 19. April fand vor de» Thoren Ghuznis eine Schlacht Statt, in welcher die Engländer unter General Stewart einen großen Sieg über die Afghanen erfochten. Nach einem aus Bombay dem Standart zugegangenen Telegramm soll noch Aussage von Gefangenen die ganze afghanische Streitmacht 3-.000 Mann Fußvolk und 30 0 Reiter de tragen, und die Infanterie mit solcher Wuth gekämpft haben, daß sie sich bis auf 30 Ellen vor die englischen Kanone» heranwagte- Die Niederlage der Afghanen sei eins so entschiedene gewesen, daß die Afghanen für lange Zeit nicht bewogen w.'rden dürften den Engländern gegenüber zu treten. Ghuzrti wurde vollständig geräumt vorgefunden, selbst seitens der städtischen Bewohner. General Brook sei in Candahar angelangt, die Straße nach Cabul ist vollständig sicher, die indische Presse erachte den Sieg als entscheidend, und die Campagne lhatsächlich für beendet.
London, 6. Mai. Eine Depesche der indischen Regierung an den Staatssekretär für Indien in London meldet: Die Kosten des afghanischen Krieges dürsten den Voranschlag des indischen Budgets um wenigstens 4 Mll Pfd. St übersteigen. In einer der Depesche deigbfügtm Note über nimmt die Militärverwaltung die Verantwortung für d-n irrtümlichen Voranschlag und erklärt dis Medrausgaben durch Transportthsuerung, Versiegen der lokalen Hilfsmittel in Afghanistan und Verlängerung des Krieges über die angenommene Zeit.
Italien.
Der Wahlkampf ist schon in vollem Gange. Auf Seiten der Ns« gierungspartei, auf Seiten der schmollenden Fraktionen der Linken, auf Seiten der oppositionellen Rechten wird die größte Tbäligkeit entfaltet. Die Regie rung hat ihr Programm veröffentlicht in Form eines Berichtes an den König, welcher die Auflösung befürwortet. Das offizielle Schriftstück schiebt alle Schuld der Auflösung auf die unerklärlichen Zwistigkeiten der Kammer und hofft, daß das Land mit richtiger Würdigung der Schuld eine neue und besser gesinnte Abgeordneteuschasi nach Rom senden werde. Dagegen der Wahlaufruf der dis jetzt in geschlossenen Reihen marschirenden Fraktionen Crispi, Nicotera und Zanardelli, findet die vorhandenen Mißhelligkeiten gar nicht unerklärlich, sondern erklärt sie alle durch die Schuld der Regierung, welche, um am Ruder zu bleibe«, die Grundsätze der Liberalen gänzlich vernachlässigt habe. Die wichtige Frage, ob die Klerikalen sich am Wahlkampf betheiligen, ist nicht durch eine allgemein gütige Aenßerung des Papstes ent schieden worden. Sind wir recht berichtet, so «ollen sie es allerdings thun, aber unter »er Hand; sie wollen keine größere Agitation unternehmen, bei der sie öffentliche Schlappen davon tragen könnten, wohl aber im einzelnen Falle einlret eu. wenn sie hoff en können, es mit Erfolg zu thua._
Tages-Neuigkeiten.
— Anläßlich des über die Pfingstfeiertage zu erwartenden stärkeren Personenverkehrs werden am 16. und 17. Mai folgende außerordentliche Personenzüge ausgesührt:
Stuttgart ab 7. 50 Vorm. Calw ad 7. 30 Abds.
Calw au 10. — „ Stuttgart au 9. 50
Veränderte Fahrzeit des fahrplanmäßigen Personenzuges 173 :
Calw ub 8. 15 Abds. Stuttgart an lO. 25Adds.
Veränderte Fahrzeit des.Personenzugs 185:
Calw_ab 8. 20 Abds.Pforzheim an 9.11 Abds.
— Gmünd, 4. Mai. Heute hat der in weiten Kreisen bekannte, um das Turn- und Feuerlöschwesen verdiente Partikulier und Stadtrakh I. Buhl auf seiner Besitzung Höllenstein beim Salvator, wo er seit ca. 20 Jahren sein Heim aufgeschlagen, sein oOjähriges Ehe Jubiläum begangen, wozu sich u. a. zw-i Stuttgarter Damen, welche bei seiner Hochzeit anno 1830 als Brautjungfern assistirten, eingssunden haben. ObsLo« nach dem Wunsche de« Ehepaars die Feier sich auf den engsten Familienkreis beschränkte, konnten es die Vertretungen der Ämttkorpsration und der Stadt sich gleichwohl nicht versagen, dem Jubilanten durch Deputationen ihre'Glückwünsche darbringen zu lassen. Der alte Buhl erfreut sich noch seltener Rüstigkeit; sei» Aeußeres läßt ihn als einen Mann im kräftigsten Mannesalter erscheinen. Einen Begriff von seiner Leistungsfähigkeit und Stählung gegen Slrapatzen oller Art «ag der Umstand geben, daß der 76jährige Mann noch vergangenen Sonntag den Weg nach dem 13'/r Kilometer von hier entfernten Degenfeld und zurück mit Leichtigkeit zu Fuß zurück!egen und in Degenfeld wie in den unterwegs gelegenen Gemeinden die Lsndfeuerwrhren zu mustern vermochte.
— Berlin, 6. Mai. Das Eisenpfloster, welches „Unter den Linden" versuchsweise hsrgestellt wurde, scheint sich jetzt, nachdem die bei der ersten Legung verwendeten Platten, die sich als zu spröde erwiese», durch neues und besseres Material ersetzt worden sind, zu bewähren. Diese neuen Platten zeigen trotz des erheb!. Verkehrs «och keine Abnützung.
Lüneburg, 3. Mai. Am 1. Mai ist bei Breitenhaas im Lünebur- gischen ein Feuer in derHa-de entstanden, das durch de« Wind in dis Forsten des Gutsbesitzers Michaelis getrieben, ferner fiskalische Forsten und den Gemeindeforst von Hösseringen ergreifend, bis zum 3. brennend 6000 Morgen Haiden und Forsten vernichtet hat. Von weither sind über l-,000 Mann zur Hilfe herbeigeholr und nur mit äußerster Anstrengung ist ein weiteres Um- sichgrcifen des Feuers verhütet worden. Schwerlich aber würden alle Anstrengungen geholfen haben, wenn nicht ein Umspringen des Windes und unmittelbar darauf ein kräftiger Regen den Bemühungen der Mensche« zu Hisse gekommen wären. So hat das von Hannover bereits abgefahrene und das in Celle zur Abfahrt bereit stehende Militär wieder zurückbeordert werden können. Wie die „Wes. Ztg." hört, soll unter dem Eindrucks dieses Schadenfeuers die Errichtung einer Forstfeuerversicherungsgesellschaft schleunigst in die Hand genommen werden.
— Am 2. Mai hat die kirchl. Trauung der Herzogin Paalins von Wärt? temberg mit Dr. Willim in Karlsruh in Oberschlesien stattgesunden. Ueber einen schönen Zug achter Weiblichkeit bei dieser Veranlassung bringt die Bresl. Ztg. folgende Mittheilung: Unmittelbar «ach dem Zioüakt (11 Uhr) fuhren die Herrschaften zur Kirchen Die Braut wurde von dem Herzog Nikolaus von Württemberg, Gouverneur von Krakau, zum Altar geführt, der Bräutigam von den beiden Herzoginnen Wittwen (Mutter und Großmutter). Vor der Kirche war eine Ehrenpforte errichtet, welche dis Worte: „Der Herr segne Euch" trug. Diesen Spruch wählte der Hofprediger Suchner zum Thema seiner Rede und Hab in desselben hervvr, der Bräutigam möge seine hohe Braut für ewig fest in scin Herz schließen, sie habe um seinetwillen Vieles aufgegeben, auf Vieles verzichtet u. s. w. Diese Worte müssen die Veranlassung gewesen sein, daß die hohe Braut unmittelbar nach dem üblich gesprochenen „Ja" mit lauter Stimme erklärte: „Ich füge hinzu, dsß ich nichts aufgegeben habe, woran mein Herz hing, und daß ich beneidenswerth glücklich bis." Zur Festtafel waren der Amtsrichter und der Standesbeamte zugezogev.
— In dem nahe bei Düsseldorf gelegenen Urdenbach - Benrath ist, so schreibt man der Rh. und Ruhr - Ztg., ein Asyl für trunksüchtige Frauen ins Leben gerufen worden. Während derartige Männerasyle schon mehrfach errichtet sind, bestand ein ähnliches für Frauen noch nicht, und doch weist auch das weibl. Geschleckt, wenngleich nicht in so großer Zahl wie das männliche,
Dann ging er die Thüre öffnen, «eil er glaubte, es sei Bertha, die zurückkomme.
Das Vorzimmer war matt erleuchtet. Als er die Thüre öffnete, trat eine Dame ein. Bertrand, der glaubte, es sei Bertha, fing sich nun in seiner eigenen Schlinge.
„Er ist nicht zu Hause?" fragte er.
Mil diesen Worten ließ er die Dame eintreten und verschloß die Thüre.
Die Dame ging bis zur Thüre der Speisesaals. Dort blieb sie stehen.
Das Licht der dort stehenden Lampe fiel voll auf ihre Gestalt. Sie schlug den Schleier zurück und sagte:
„Mir scheint, daß Sie sich irren und mich für eine Andere halten."
Bertrand trat näher^ Ec erkannte Melanie.
Doch Bertrand war nn kaltblütiger Mann. Er stieß keinen Schrei aus, ex sprach kein Wort, das sein Erstaunen verrieth. Mölanie de Valbonue respccivoll grüßend, sagte er:
.Entschuldigen Sie, mein Fräulein, daß ich Sie in Folge meiner Kurzsichtigkeit nicht sofort erkannt habe, und die Verwirrung, in die mich Ihr Erscheinen versetzt."
„Ich wußte nicht," erwiderte Melanie, „daß Sie kurzsichtig sind. Jeden- fall» haben Sie aber Jemand erwartet . .
„Sie werden einsehen," fuhr sie fort, „daß es zwingende Gründe sein müssen, die mich veranlassen, Sie aufzusuchen."
Bertrand verbeugte sich.
„Und ich bin hierher gekommen, weil ich dachte, daß chier unsere Unterredung nicht gestört werden würde."
„Ich werde nicht öffnen, wenn Jemand klingelt," sagte Bertrand.
Und zu sich selbst sagte er: .
„Ich werde gewiß nicht öffnen, denn wenn Bertha und Mölanre sich gegenüber ständen, wäre ich doch ein wenig in Verlegenheit."
Er holte einen Stuhl für Fräulei» de Valbonne herbei.
„Was kann sie von mir wollen?" dachte er, während er ihr denselben anbot.
Sie lehnte ihn ab.
„Sie haben sich heute Morgen geschlagen?" fragte sie.
„Ja, mein Fräulein."
„Mit Herrn Olivier Beauchöne . .
»Ja."
Und die Ursache war ich . .
„Aber . . . nein . . ." stotterle Bertrand, ein wenig verwirrt durch dir energische Fragestellung.
„Ich habe Olivier gesehen," sagte Melanie.
„Ah!"
„Und er hat mir gesagt, daß ich mich vsr Ihnen in Acht nehmen soll." Bertrand zuckte die Achseln.
Melanie fuhr fort:
„Ich bin zu Ihnen gekommen, weil ich eine Erklärung wünsche."
„Aber . . . mein Fräulein ..."
„Sie haben mich veriäumdet."
»Ich!"
Bertrand begann verwirrt zu werde».
„Mein Herr," begann Melanie wieder, „mein Vater liegt im Sterbe» und ich «ar heute Morgen nahe daran, den Verstand zu verliere«.":
Bertrand antwortete nur durch eine Bewegung, welche sein Erstaune» verrieth
„Man sagt", fuhr sie fort, „daß ich einen Geliebten habe."
„Ah!" ries Bertrand.
Und er besaß so viel Kühnheit und Cysismn», um hinzuzufügen:
„Das kommt wohl davon, daß Sie nicht heirathen."
Sie blickte ihn voll Verachtung an.
„Wollen Sie mir vielleicht Ihre Hand anbieten?" fragte sie.
Die Verachtung, welche aus ihren Worten hervorklang, erregte Bertrand'» Wuth.
(Fortsetzung folgt).