innvng erstellt werden sollte oder wollte, auf eigene Rechnung, überläßt da«- selbe sodann miethweise an die Metzger.
Urach, 3. Mai. Auf dem am letzten Samstag hier stattgesundenen Viehmarkte wurden ein Paar vor einer hiesigen Wirtschaft an eine» Wagen angebunden« Ochsen gestohlen. Stationskommaudaut Wanner ermittelte die Spur, ging dem Diebe nach und traf diesen in seiner Wohnung in Eningen, die Ochsen in dessen Stalle. Der Dieb ist ein Metzger, der sich schon Ungeschickt hatte, die Ochsen in der Nacht tu schlachten. Wa« statt dessen geschah, läßt sich denken.
— Leutkirch , 3. Mai. Lei dem hiesigen Amtsgericht wurde ein reisender Handwerk«geselle eingt liefert, welcher im Besitze von 308 ^ theil« erbettelten, theil» von Geschenke» herrührenben Gelder sich befand. Außerdem verwaltet seine Heimathgemeinde für ihn ein Vermögen von 1210 fl, welche» er sich nach seiner Angabe auch durch Bettel und Geschenke erworben hat. A«s vor, liegendem Falle kann ersehen «erden, wie oft das Mitleid der Menschen von Unwürdigen in Anspruch genommen wird.
— Biberach, 4. Mai. In der »ergangenen Nacht erschoß sich hier ein 23jähr. Kommis, gebürtig au« Stuttgart. Er saß zuvor in einer Wirthschaft mit einigen Freunden und sagte, denselben seinen Revolver zeigend, daß er sich da« Leben nehmen werde. Später entfernte er sich und führte um 11 Uhr sein Lorhaben au«, indem er sich auf dos Geländer der Brücke zwischen hier und der Borstadt Birkendorf setzte und in die Stirne schoß, so daß er hinab in» Wasser stürzte. Er hatte früher einige Jahre zur vollen Zufriedenheit seines Prinzipals hier konditionirt und war kürzlich vo« Militär in seine Stelle zurückgekehrt. Die Gründe zu seiner Thal kennt ma» noch nicht.
— Im Bahnhof« inGroßheringen ließ sich ein junger Herr sein Gabelfrühstück so prächtig schmecken, daß er kaum noch Zeit hatte, in den abfahrenden Zug zu springen. Die Mitreisenden grstulirten ihm eben und er antwortete lächernd: „Glück muß ein junger Mensch haben", da pfiff die, Lokomotive und der Zug stand. Niemand brascht- zu fragen : „was ist los?" denn draußen vor dem Wage» stand der Wirth des Bahnhofes und sagte zu einem uniformirten Manne: Hier ist das Bürschchen! — Der Uniformirte kehrte die Taschen »er Bürschchens um und heraus fielen die silbernen Resser und Gabeln des Wirthes. Das Weitere kann man sich denken. —
Wien, 4. Mai. In dem Landesirrenhause zu 8) bb « starb am 2. Mai der o«s der Zeit des schleswig holst. Kriege» bekannte, seitdem in Oestreich ansässige Publizist Martin Map. Derselbe wurde in den letzten Tagen von einem Irren durch einen Hieb am Kopfe rödtlich getroffen.
Paris, 3. Mai. Gestern wurde der Eiffnbahnbauunlernehmer Pou- langeon aus Savoyen in dem Marseille Pariser Schnellzug zwischen den Sta tiouen Rogsac und Miramas ermordet. Der Mörder, welcher es auf die 15,000 Fr. Obligationen, welche Poulangeon bei sich trug, abgesehen hatte, stieß seinem Opfer, während dasselbe eingeschlafen war, ein Messer in den Leib und als P. sich zur Wehre setzte, schoß er ihn mit einem Revolver nieder. Der Mörder war ein Angestellter am Bahnhofe von Marseille Namen« Monte!. Der Lärm rief den Zugführer herbei, der in den Wagen eindrang und sich des Mörders bemächtigte.
Ueder das spurlos verschwundene englische Schiff „Atlanta" kommt sol gende Nachricht aus Warrivgton: Bei der Vereinigung de« Flusse« Weaver mit dem Mersey wurdx eine Flasche aufgefunden, welche einen Zettel mit folgender Notiz enthielt: „I. M. S. .Atlanta", 16. März. Fürchterlicher Sturmwind — alle Maste verloren. Wir sinken ln Sicht von Lizard. H. Smith, Schiffsjunge." Lizard ist ein Hasen im äußersten Süden von England. _
rrZermtschtes.
Auch ein Rechen Exempel. Als in Folge anhaltender Kälte im letzten Winter der Bodensee ganz zugesroren war, machte er viel vo» sich
reden. Unter Anderem wurde auch die Frage aufgeworfen: Hätten jetzt wohl alle Menschen der Erde auf dieser Eisfläche Platz zum Stehen? Auf diese Frage wurde die folgende Berechnung angestellt: Nach dem neuesten Handlexikon von Mayer hat Europa 295 Millionen, Asien 805 Mill, Afrika 191 Mill., Amerika 8t Mill., Australien 4 M>ll., zusammen 1376 Mill. Einwohner. Die Fläche desBvdenseerist 9,5 Quadrat«-ilen — 6.422.000 Quadratfuß. Dtvidirt man nun mit 1376 Millionen in die Anzahl der Quardratfuße so kommen auf einen Menschen 4,6k Quadratsuß oder eine Quadratfläche von rund 2,15 Fuß — 0,616 Meter Länge und Breite, welche zur Aufnahme eines Mensche» vollständig hinreicht. — Dieser Mitteilung unsere» Korrespondenten, welche nachzurechnen wir jedem Leser überlassen, fügen wir die neueste Statistik über die Bevölkerung der Erde bei: Europa wird geschätzt auf 809 Millionen Einwohner, Asien auf 804 Mill., Afrika auf 199 Mill., Oceanie» auf 4,500,000 und Amerika auf 8ä Mill., was eine Gesammtzahl von1421 Mill. ergibt. I» Frankreich sterben jährlich etwa 1 Million. also täglich 2800 Personen. Berücksichtigt man, daß dieses Land in gesundheitlicher Beziehung anderen gegenüber, wo fast ununterbrochen Epidemien herrschen, sehr bevorzugt ist, so darf man, ohne zu übertreiben, denselben Maßstab an die Bevölkerung der ganzen Erde «»legen. Man erhält dann 35,693.350 Todesfälle für ein Jahr und für jeden Tag die Zahl von 97,790 Gestorbenen. Als Ersatz dafür werden 70 Geburten auf die Minute, also 14,800 täglich, gerechnet.
Häuser au» Baumwolle. Man geht in Amerika gegenwärtig damit um. Hänser au« Baumwolle zu bauen. Die Entdeckung ist bereits patentirk und mit vollständigem Erfolg versucht worden. Man bedient sich dazu der grünen Baumwolle geringerer Qualität, der Abfälle in den Fabriken «nd alles dessen, was sich bet den Popierhändlern nicht verwerthen läßt, und macht daraus einen Teig, welcher die Festigkeit des Steines erlangt. Diese Baumwolle wird von außen wir einer Substanz überzogen, welche sie für den Regen undurchdringlich macht. Man braucht vo« nun an nur die Hälfte der Zeit zum Bau eines Baumwollhauses, die bei einem Ziegelbau benöthigt wird. Es ist ein solches Haus feuersicher, so solid wie ein Steingebäuds und kostet nur den dritten Theil,
Handel «nd Verkehr.
Calw, 6. Mai. Bei dem gestern abgehaltenen Viehmarkt wurde der ! erste Versuch mit rsihenweiser Aufstellung der zu Markt gebrachter Pferde und des Rindviehs gemacht, was zwar Anfangs einige Schwierigkeit hatte, aber doch bei Kühen, Rindern nnd Pferden vollständig, bei den Ochsen nur für etwa 2 /g der zu Markt gebrachten Thiere, da der Markt mit dieser Virhgattung außerordentlich stark befahren war, dnrchgesührt werden konnte. Käufer und sonstige Marktbesucher sprachen sich sehr anerkennend über diese Ausstellungsweise aus, durch die ei« besserer und schnellerer Ueberblick über die zu Markt gebrachte Waare möglich ist; aber auch die Verkäufer, die sich anfangs vur ungern und gezwungen in die neue Ordnung fügten, waren chließlich größtentheil» damit einverstanden.
Der P f e r d e m a r k t war stark besucht; Pferdehändler hatten nur schöne Auswahl guter Pferde schweren und leichteren Schlages zugeführt. Auch von Bauern wurden gute Arbeitspferde und jüngere Thiere von 3, 2 und 1 Jahr und sogar ein Saugfohlcn zu Markt gebracht. Klepper und ab> getriebene Pferde fehlte» zwar auch nicht, doch war ihre Zahl verhältnißmäßig geringer als sonst.
An Rindvieh waren 540 St. auf den Markt gebracht. Von Ochse» kamen schöne Exemplar und fand fette und fleischige Waare gute» Absatz. Der höchste Preis für ein Paar Ochsen (vom Wald) geschätzt z» 3l Ctr. leb. Gewicht betrug 56>/z Lsd'sr, 1 Pr. Ochsen gewogen 27i/z Ctr. leb. Gew. wurde um 50 Lsd'or verkauft. Der höchste Preis für ein trächtiges Rind war 300 -4L
Dort verbrachte er den Nest des Taget in Nachstnnen über da» Räthsel, dessen Lösung er nicht zu finden vermochte.
Es wurde Abend. Gafton aber dachte nicht daran, heim zu gehen.
Plötzlich pochte es an die Thüre.
Langsam erhob er sich und öffnete ...
Das Rauschen einer Schleppe ließ sich vernehme«, eine Dame trat ein.
Gaston vermochte ihre Züge in dem dnnkeln Zimmer zwar nicht zu er kennen, aber er errieth, wer die Dame war. Starr vor Erstaunen stand er ihr gegenüber.
„Was soll das bedeuten?" hörte er eine Frauenstimme fragen. «.Sie erwarten mich im Finstern?'
„Wer sind Sie" stotterte Gaston, der sich von seinem Staunen noch Nicht erholt hatte.
„Nun, ich bi« doch Melanie . . . Mölanie de Valbonne."
Gaston schrie laut aus.
Die Dame hielt diesen Ausruf für einen Freudenschrei und trat m die
ihre
Gedanke war blitzschnell in Gaston oufgetaucht. Er hatte einen Theil der Wahrheit errathen.
Rasch eilte er zum Kamin und zündete eine Kerze an.
Beim Scheine derselben betrachtete er Bertha Langewin genauer.
Ja, das war Mölanie, das war ihr grünes Kleid, ihre Frisur, Haltung. Aber die Stimme war doch nicht dieselbe.
Während er sie betrachtete, hatte er kein Wort gesprochen.
Bertha deutete sein Schweigen als eine Folge des Entzückens über da»
„O". sägte sie, „wie endlos lang schien mir dieser Tag zu sein!" Gaston betrachtete sie noch immer, ohne ein Wort zu sagen. — Er war so blaß, daß es Bertha Besorgniß erregte. , „ ^ „
„So sprechen Sie doch!" sagte sie. „Was fehlt Ihnen? Was soll
dieses Schweigen? . . . Wenn ich mich Ihretwegen compromittire . . . denn
Sie wissen ja . . ." -n
Gaston unterbrach sie barsch, indem er ihren Arm ergriff.
„Wer sind Sie?" rief er.
Bei dieser plötzlichen Frage erbebte Bertha. Sie versuchte, sich von seiner Hand los zu machen.
„Wer sind Sie?" wiederholte er.
„Melanie... ich bin Melanie", stotterte sie.
„Sie lügen!"
Und seine Stimme klang so laut und grollend wie das Rollen des Donners.
„Ja. Sie lügen I" fuhr er fort. „Denn Ihre Stimme ist nicht die Stimme des Fräuleins de Valbonne."
„Aber ... ich schwöre Ihnen. .
„Gut!" sagte er. „Beweisen Sie es mir."
„Aber erkennen Sie mich denn nicht?"
„Nein", erwiderte er. „Sie sind Fräulein de Valbonne so ähnlich, daß ich mich täuschen ließ, aber das ist zu Ende."
Er stieß sie zurück und trat vor die Thüre.
„Sie find verrückt I" rief fit.
„Ja wohl, verrückt!"
„Sie behandeln «ich wie ein Kind."
„Ich behandle Sie wie ein Weib, ^ar einen fremden Namen mißbraucht hat. Und warum haben Sie dies gethan? Warum? Ich will es wissen.'
Sein Aussehen bei diesen Worten war so Schrecke» erregend, daß Bertha Langewin dis Fassung verlor.
„Nun gut", sagte sie. „ich bin nicht Mälanie de Valbonne."
„Wer find Sie also?"
„Ich heiße Bertha."
„Und was find Sie?"
„Ich bin ein armes Mädchen, das man bezahlt hat, damit es drese Rolle spiele."
„Sie kennen Fräulein de Valbonne nicht?"
„Ich habe sie nie gesehen."
„Sie können Sie also nicht hassen?"
„Gewiß nicht."
(Forts, flgt.)