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verließ den Saal vor der Abstimmung. Die Demission des Kabinet« wird allgemein für wahrscheinlich gehalten. Die Situation ist dadurch sehr kompli» zirt. daß die heute siegreiche Majorität faktisch nur di» Minorität des voll- ständigen Hauses ist.
Schweden und Norwegen.
Stockholm, 12. April. Die 2 Kammer verwarf mit 121 gegen 75 Et. die Militärvorlage (bedeutende Erhöhung der H'creestärke). Staats- minister de Geez erklärte, er betrachte sich der Last der Regierung enthoben.
Stockholm, 13. April. Das gesammte Ministerium hat heute seine Entlassung genommen. Der König übertrug dem Grafen Arvid Posse die Neubildung de» Kabinets.
Rußland.
Petersburg. 9. April. Es ist allbekannt, daß die Kräfte der leidenden Kaiserin st-riz adnehwen und die hohe Dulderin »ur noch künstlich er halten wird; dennoch aber erklären die Aerzte, daß dieser trostlose Zustand sich noch einige Wochen hindurch in gleicher Weise jhinzieyen könne und wahr« scheinlich auch hinziehen werde. — So ungefähr sprach sich kürzlich Professor Botkin gegen den Kaiser aus. als dieser von ihm die unumwundene Wahrheit hierüber zu hören verlangte, und soll der Leibarzt noch hinzugefügt haben, daß nach menschlicher Berechnung die Kräfte der Kaiserin vielleicht bis zum Osterfeste (Anfangs Mai) aurreichen würden, — länger jedoch schwer- lich mehr. Tief erschüttert. auf das Tiefste ergriffen, zog sich der Kaiser nach diesem traurigen Bescheide zurück. Wie man m Hofkreisen erzählt, hat die» dem Grafen Adlerberg später Veranlassung gegeben, dem Leibarzte über seine »rücksichtslose" Offenheit die bittersten Vorwürfe zu machen. Professor Botkin wres jedoch jeglichen Vorwurf, wie überhaupt jegliche Einsprache de» Hofmeisters in sein ärztliches Ressort energisch zurück und erklärte demselben, daß er, sowohl in seiner Eigenschaft als Arzt, wie als treuer Diener seines Herr» aus ein kategorisch an ihn gestelltes Verlangen nur so offen, wie er da« gethan, und nicht anders habe antworten können.
Asien.
Ein Korrcsp. der Daily News aus Rangun vom 1t. d. gibt folgende Erklärung der jüngsten Riedermetzelungen in Mandalay: Beim Bau einer «Stadt pflegt man Menschenopfer darzubrivgen. Ein neuer Monarch wählt sich gewöhnlich eine neue Hauptstadt. Die bösen Geister find nun gereizt, daß kein Wechsel der Hauptstadt stattgefunden hat, da die alten Sühnopfer zu wirken aufgehört habe». Sie haben die Stadt mit den Blattern heimge- fucht. Um sie zu besänftigen, erklärten die Astrologen dis Opferung von 709 Menschenleben für nothwendig, Männer, Frauen, Knaben, Mädchen, Punbas, Priester und Ausländer. Von alle» wurden je 100. allen Klaffen angehörig, unter den Thürmen der Stadtmauern lebendig begraben. Ein aus das römisch-katholische Kloster ausgesührter Angriff schlug fehl. In Mandalay herrscht eins, schreckliche Panik; die Leute verlaßen de« Ort zu Hunder- len Der König soll aussätzig sein. Die Opferung wurde auf seinen Be- fehl ausgeführt.
Türkei.
K o n st a n t i n o p e l. den 13. April. Die Präliwinarakte über die Regelung der türkisch-montenegrinischen Grenze wurde um Mitternacht auf der ital. Gesandtschaft durch Savas Pascha und de» montenegrinischen Ge schäslsträger unterzeichnet.
K o n st a n tin op e l, 13. April. Das montenegrinische Uebereinkommen bestimmt eine lOtägige Frist für die Räumung der an Montenegro abzu- tretenden Gebietstheile seitens der türkischen Truppen. Die montenegrinischen Kommandanten sind von türkischer Seile 24 Stunden vorher von der Räumung eines jeden Punktes zu verständige». Die türkischen Behörden stehe» für die Ordnung in den zu räumenden Oertlichkeiten nur bis zum Augenblicke der Räumung ein. _
Tages-Neurgkeiten
öalrv. Seit einigen Lagen befindet sich Böhme's bekannte Menagerie in unserer Stadt. Auf die Sammlung wohlgenährter Thiers machen wir unsere Leser besonders aufmerksam. Da hibr «s Löwen von majestätifcher Größe, prachtvoll gezeichnete Tiger und Leoparden, die Bären sind in mehreren Gattungen vertreten und findet man darunter seltene Thier», wie den japonesischen Honigbaren, die kleinste Raffe, den so merkwürdigen Lippenbär aus Dekan mit feinen höchst komischen Stellungen, auch Wölfe und Hyänen, gestreifte und gefleckte, sind vertreten, sowie verschiedene Affengattungen. Riesenschlangen von bedeutender Größe und dergl. Täglich findet 3mal Fütterung statt; damit wird eine Vorstellung verbunden. Eine junge Dame besteigt die Käfige, die Seitenthüren werden geöffnet, von allen Seiten kommen Thiere verschiedener Gattungen zusammen, die Dame tritt mitten unter dieselbe« unb beherrscht sie vollständig; .sie läßt die Tdiere springen und niederlegen, Zucker und Fleisch aus dem Munde nehmen, sie öffnet den Rachen der Thiere und nimmt ihnen die eben erfaßte Portion wieder ab; die Thiere folgen auf jede« Wort und jeden Muk. Auch für die Komik ist gesorgt, denn Meister Petz bringt durch seine drolligen Positionen die Lachmuskeln der Zu schauer in Bewegung. Jedermann wird dre Menagerie mit großer Zufriedenheit verlassen.
— Von der Enz. 13. April. Nach Nord« und Süd-Amerika wandern dieses
Frühjahr auch au» unserer Gegend nicht Wenige au«, so z. v. begaben sich aus dem Pfarrdors Weiffach in den letzten Wochen 8 Personen nach denVer.- Staaten; weitere sollen folgen.
Stuttgart, 10. April. Der Zuzug englischer und amerikanischer Familien, der noch bis 1870 in Stuttgart ein sehr lebhafter war, hat in den letzten Jahren sehr abgenommen und man macht seiten» deS Magistrat» alle Anstrengungen, um die Fremden wieder hierherzuziehen. E« werden znr Verschönerung der Stadt mit öffentlichen Anlagen alljährlich große Summen ausgegeben, besonder« läßt man er sich aber angelegen sein, die Straßen in einen ausgezeichneten Zustand zu bringen. Es sind zu diesem Zweck für da» Jahr 1880/81 wieder 600000 ausgesetzt worden, und seit 1877 hat die Unterhaltung und der Neubau der Stuttgarter Straßen annähernd 3 Millionen verschlungen.
— Stuttgart, 14. April. Aus der Wohnung des Herrn Stadtpfarrers Zimmerte wurde dieser Tage ein werthvoller Pokal nebst Inhalt, .einer be- lrächrlichen Summe Geldes (Kirchenopfer), entwendet. Die Diebe solle» Hasdwerkrburschen sein und sich auch bereits in Hast befinden.
— Von der mittleren Jagst, 12. April. Unsere Landjägermann > schafl ist seit vorgestern in großen Alarm versetzt Ein von dem Oberamts> gericht Lonzenburg schrn seit Jahresfrist steckbrieflich verfolgter Schäfer Stammler von Münster, Obecamts Mergentheim, hat seinem Dienstherrn in Bieringes bei Schönthal 9 Schafe draußen im Feld ermordet, weil dieser Tags zuvor sich weigerte, tem Schafknecht mehr Lohn auszuzahlen, als dessen Guthaben sich belief. Ob. wann und wo man den Schlingel aufgreisen wird, muß sich in den nächsten Tagen zeigen; Spuren seiner Flucht weisen auf seine Heimathoegend bin.
— Mezingen. 13. April. Vorgestern wurde« die Bewohner der mittleren Stadt durch die Nachricht, es brenne im Rathhause, in großen Schrecken versetzt. Ei» Fechtbruder der schlimmsten Sorte, welcher «egen einer Prügelet eingesetzt worden war. hatte den Strohsack im Arrest angezündet, mußte aber seine Frevelthat fast mit dem Tode büßen, da das Lokal mit Qualm ganz angefüllt war. Derselbe wurde zur Bestrafung dem k. Oberamtsgerichte übergeben.
— Hall, 12. April. Die Frage wegen Einführung von Lehrlingeprüsuugen, welche in verschiedenen Orten de» Lande» bereits ihre Erledigung gefunden, wird nächstens auch hier endgiltig entschieden werden. Eine größere Anzahl hiesiger Gewerbetreibenden — von jedem Gewerbe ein Meister — war vor einigen Tagen auf Einladung des Gewerbevereinsvorstand», Hrn. Apotheker Blezinger. im Gasthof „zum Ritter" versammelt upd hat sich nach emer längeren Berathung. an welcher auch die Herren Stadlschultheiß Hager. Rektor Heudach, und Rektor Mailänder Theil nähme«, einstimmig für die Wiedereinrührung der Lehrltngsprüfungen ausgesprochen. Eine aus der Mine der Versammlung gewählte Kommission wird nun in Gemeinschaft mit dem Gewerbevereins- aurschuß und an der Hand von Statuten anderer Städte über die näheren Modalitäten berathen, woraus eine Generalversammlung des Gewerbevereins endgiltig übet die Flüge entscheiden wird.
— Heilbronn, 13. April. Gestern Nachmittag wurde» einem in der Bergstraße wohnhaften Israeliten an Staatpapieren über 10.000 --K, sowie Schmuck, Uhr u. dergl. gestohlen. Der Thäter ist noch nicht entdeckt.
— Lörrach, II. April. Große Verwüstung richten die Bedürfnisse der Gewehrschäftefabnk von Pays und Weiß in Stetten an, und zwar unter den Nußbäumen. Zahlreiche Stämme der schönsten Art fallen diesem Geschäftsbetriebe zum Opfer. Jeden Tag werden 12 Stämme zerschnitten uud zu Gewehrschäslen verarbeuet. Das Absatzgebiet ist vornehmlich'Rußland, die Türkei und England. Die Fabrik soll auf fünf Jahre hinan» mit Arbeiten vollauf versehen sein. Friedliche Aussichten Dar!
Ein Abenteuer des Prinzen Heinrich von Preußen. Der Sohn de» deutschen Kronprinzen, Prinz Heinrich. welcher bekanntlich auf einer Weltreise begriffen ist, hat mit der japanefischen Polizei einen unangenehmen Con- flick gehabt. Der Vorfall ist m Kürze folgender: Am 7. Februar war Prinz Heinrich mit einem kleinen Gefolge, begleitet von einigen Dienern (Kulis), in der Nähe des Dorfes Suita aus die Jagd gegangen. Als er nach beendeter Jagd sich zur Bahnstalion begad. um die Heimfahrt anzutreten, wurde ihm die Verabfolgung von Billeten für ihn und seine Gesellschaft verweigert, weil die japanesische Polizei in Erfahrung gebracht, daß die Kulis, welche einen andern Weg zur Eiseabahnstatiyn angelreten, unterwegs gegen den Wildschutz gesreoelt hätten. Der Prinz zeigte seinen Jagdschein vor und er« hielt «ach langen Unterhandlungen die Erlaubniß zur Fahrt, jedoch ohne die Kulis. Damit aber war dem Prinzen nicht gedient. Er protestirle und weigerte sich, ohne Dienerschaft heimzufahren, und wollte eine andere Fahrgelegenheit benützen. Allein die Polizei legte auch hiegegen ihr Veto ein und brachte endlich den Prinzen sammt Gefolge hinter Schloß und Riegel. Erst der Vermittelung des Gouverneurs Walanabe gelang die Befreiung des Prinzen. Die Behörde machte ihm später viele Entschuldigungen, und Hiemil scheint dieser japsnesisch-deutsche Zwischenfall erledigt.
In Chicago wurde neulich Clarence Davis wegen Bigamie verurtherlt; war nicht »ur mit 2, sondern mit 13 Frauen in verschiedenen Thnlen des Landes verheiratet._—————
Amtliche Aekanntmachungen. Wildberg.
Eichen- und Fichten- Rinden-Verkauf.
Am Dienstag, den 20. April, Vormittags 11 Uhr, kommt aus hiesigem Ralhhause zum Verkauf au« dem Stadtwald Kengel: ca. 80 Raummeter eichene und ca
^5 Raummeter sichten« Rinde, wozu Liebhaber ringeladen sind.
Den 15. April 1880.
Waldmeister Haarer.
Akkord über Sicherheitsschranken.
Am nächsten
Montag, den 19. l. Mts., Nachmittags 5 Uhr,
wird auf dem Rathhaus in Teiuach die Wiederherstellung der ersoroer- lichen Sicherheit Schranken an der Teinacher Badstrsßs, sowie an der Calw-Wildbaderstraße in der Markung Hiriau im Ueberschlagsbetrag von 110 im Abstreich verakkordirt. wo- zu tüchtige Zimmerleute eingelaöen werden.
Hirsau, den 15. April 1880.
K. Straßenbau Inspektion.
Fahruißverkaus.
In der Koncurssache des Gustav ! laser, Drehers von hier, kommt n Zinngießer M a i h ö f e r'schen Vohnhause gegen sofortige Paarzahl, ug zum Verkauf:
am Dienstag, den 20. ds. Mts., von Vormittags 9 Uhr an,
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