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Aro. 40
Donnerstag, den 8. April 188«
55. Jahrgang
I
Amtliches.
Seine Königliche Majestät haben vermöge Höchster Entschließung vom ü. d Mt«, den Rrviersörster Oberförster Schl sich in Weilheim, Forst« Kirchheim, (früher in Nai«lach) auf sein.Ansuchen »egen vorgerückten Lebensalter« und Abnahme seiner körperlichen Kräfte unter Anerkennung seiner langjährigen treuen Dienstleistung in den Ruhestand gnädigst versetzt.
Politische Nachrichten.
Deutsche-Reich
— Berlin, 31. März Die französ. Regierung wünscht das Genoffen, schaftswese« iu der Weise, wie es von Schulze-Delitzsch bei uns orgauifirt ist, auch in Frankreich einznsühren. Veranlassung dazu gab vielleicht ei» Legat von 2 Mill. Fr., das in Pari» für diesen Zweck vermacht worden ist. Die französ. Regierung hat einen Kowmiffär nach Berlin geschickt, der unter Anleitung von Schulze-Delitzsch sich genaue,Kenntnisse über das dentsch« Ge- noffenschaftswesen verschaffen lall.
— Berlin. 4. April. Dar Präsidium des Reichstags beabsichtigt, die Militärgesetznovelle am 8 . April zur zweiten Berathung im Reichstage zu stellen.
Frankreich.
Pari», 3. April. »Gazette de France" und .Moniteur" melden. In! der gestrigen Versammlung cher Oberen der Kongregationen wurde definitt» beschlossen, die Slaluten nicht'mnzuthcilcn, auch die Autorisation nicht nachzusuchen, sonder^ .auf dem Boden de« gemeinen Recht« zu bleiben."
Ein Theil der franz. republikanischen Presse kommentirt den Ausfall der englischen Wahlen bereit« in dem Sinne einer entschiedenen Niederlage Dis- raeli's und begrüßt das voraussichtliche liberale Ministerium als ein für da» republikanisch« Frankreich günstige« Ereigniß. Man sucht die Niederlage Dis raeli's seiner Hinneigung zum devtsch-östeneichischen Bündnisse zlrzuschreiben und sieht in dem Triumph der Liberalen schon eine« Schritt zu einem herzlichen Eiuverstündniß Frankreich» und Englands, mit dem eigenthkmlichen Hinzufüge», daß dadurch der europäische Friede am besten gesichert würde.
England
London, 2. April. Di« ministeriellen Blätter stimmen darin SberM daß durch die neuen, so eben vollzogenen Parlamentswahlen die konservative Mehrheit de« letzte» Parlament« fast zerschmolzen ist und drücken die Ansicht aus, daß ei» Regierungswechsel bald als Nothwendigkeit sich erweisen «erde.
London. 4. April. De« .Observer" zufolge ist noch keine' definitive Entscheidung getroffen, ob das Ministerium unmittelbar znrücktrrte oder da« ParlamentSvotum abwarte. Die Entscheidung werde erst erfolgen, wen« die genaue Ziffer her liberalen Majorität vorliege.
Rußland.
Petersburg, ö, April. Man meldet dem „B. T.": Seit gestern kursirt hier das Gerücht, 20,000 Chinesen hätten die russische Grenze über
schritten und seien in da« Amurgebiet ein gerückt; 40,000 Ehinesen stände» ferner unmittelbar an den Grenzen de« Knldsha-Gebiet«. Da« Gerücht bedarf noch der Bestätigung. (Erfolgt dieselbe, dann wäre ei« russisch-chinefischer Krieg un ver meidlich.) _
Tagesordnung
de« K. Amtsgericht« Calw in den öffentliche« Verhandlungen
l. am Donner stag, den 8. April 1880, Vormittag« 9 Uhr:
Strafsache gegen
Christian Bock, Maurer von Stammheim, wegen Jagdvergehens.
Vormittags 8'/, Uhr:
Gvttlieb Ruf, ledig. Schlosser von Marnbach (Baden) wegen Fälschung und Landstreicherei.
Nachmittag« 3 Uhr. Rechtssache zwischen
1) Jakob Roller, Bauer in Simmozheim, Klr. und Eeligmann Löwenstein in Rexingen, Bell. Erfüllung eine« Kaufvertrag« betr.
2) Johann PH. Pfeiffer in Neuweiler, Klr. und Matthäus Pfrommer, Taglöhner daselbst^ Bekl. Bürgschafts-Ersatz betr.
3) Magdalene Harr, Wittwe in Neuweiler, Klrin. und Johanne« Schlecht, Bauer von da Bekl Mitdcnützung eine« Brunnen« betr.
4) Andreas Nothacker, Taglöhner von Zainen, Klr. und Michael Walz, Bauer m Sich dich skr, Bekl. Herausgabe eine« Belkes betr.
Nachmittag« 4 Uhr. Rechtssache zwischen
5) Josef Ettlinger in Gondelsheim, Klr. und Christian Braun in Simmozheim, Bekl. Forderung au« Kauf betr.
ll. am Freitag, den S. April, Bormittag« S Uhr,
Rechtssache zwischen.
1) Jakob Helb, Gerber in Reutlingen, Klr. und Johannes Hölzle, Schuhmacher in Würzbach, Bekl. Waarenforderung betr.
2) Jakob Helb, Gerber in Reutlingen, Klr. und Jakob Hölzle, Schuhmacher in Würzbach Bekl. Waarenforderung betr.
3) Carl Toletti, Stemhaner in Liebenzell, Klo. und Friedr. Wvhlgemuth, Bauer in Mona» kam, Bekl. Arbeitsverdienst-Forderung betr.
4) I. Niederberger, Bauunternehmer in Herrenberg, Klr. und Johann Höpser, Maurer in Dcckenpfronn, Bekl. KausschillingSsorderung betr.
5) Jakob Ludwig Talmvn, Taglöhner in Neuhengstett, Klr. und Gottlied Hcinzelmann StationStaglöhper in Hirsau, Bekl. Rechnung«-Ablegung betr.
6) I. EmSheimer und Söhne in Pforzheim. Klr. und Gottlob Heß, Bierbrauer in Unter-
_ reichendach, Bekl. Forderung betr. __
Tag-S-Nemgkeiteu.
— Stuttgart. 5. April. Am Freitag Abend wurde auf der Königs- straße hier abermals einer Dame ei» Portemonnaie mit größerem Gelobetrag entwendet, »uf sofort gemachte polizeiliche Anzeige verfolgte Polizeiiusp. Kttn sofort die Spur de« flüchtig gewordenen Dieb», welchen er im Hotel Hirsch schon gemüthlich beim Wein sitzend betrat und festuahm. Der Dieb ist angeblich Kaufmann, ist 21 I. alt, elegant gekleidet, die gerichtliche Unter- suchung wird ergeben, welcher Art von Jndusirierittern er angehört.
Feuilleton.
Eine Jugendsünde.
Roman von Ponsou du Terrail.
Freie deutsche Bearbeitung von Hermann Roskoschny. (Fortsetzung.)
„Und Sitz lehne» den Verkauf ab?"
„Ich habe ihn abgelehnt bis heute."
„Warum?"
„Weil Morfontaine theuere Erinnerungen an meine Familie enthält." „Wie viel ist e« werth?"
„Fünfhunderttausend Franc« "
„Wie viel bietet der Lord?"
„Achthunderttausend Franc«."
,E» ist ja Wahnsinn, dieses Angebot abzulehnen."
„Das ist die Meinung meine« Geschäftsführer»."
„Und Ihre Meinung?"
„Seit einigen Tage« auch meine. Und da« ist der Grund, weßhalb mich Lord Ewil so sehr verfolgt."
In diesem Augenblick trat der Lord in den Saal.
Der Engländer und der Bretone begrüßten sich wie ihr» Vorfahre» in dem Kampf der Dreißig.
„Mylord." sagte Bertrand, „ich kenne de« Zweck ihr«» Besuch»»."
„Slh l" rief der Engländer.
„Und ich habe mich entschlossen ..."
„Morfontaine zu verkaufen?"
„Ja, aber unter einer Bedingung."
Bertrand führte den Engländer in eine» klein«» Salon, in de« sie allein waren.
„Mylord", sagte er, „ich liebe eine Frau ... ich will morgen tzeirathea »nd glerch abreise». Wenn Sie Morfontaine bi« morgen Mittag bezahlen könne«, gehört es Ihnen."
Der Engländer überlegte einen Augenblick.
Wenn ich nach London schnede oder gar telegraphirte", sagte er, „würde
h da» Geld bi« morgen doch nicht hier haben."
„So lasse» Eie un« nicht mehr davon sprechen", sagte Bertrand.
' „Aber", fuhr der Lord fort, „ich habe Fond« in Pari« stehen."
,«h I-
„Bei Herrn Valbonette de Valbonne."
„Und Sie könne» sie erheben?"
„Morgen Mittag »erde ich Eie besuchen."
Bertrand grüßte und der Lord zog sich zurück.
Nachdem er sich entfernt hatte, ging Bertrand in das Lesezimmer und nah« ein Abendblatt zur Hand. . Er überflsg den E»ur«bericht der Börse „Die Eiseubahnaktieu, in denen Herr de Valbovne speculirt, sind um zwanzig Franc« gefallen", sagte er. „Las gibt ein schöne« Deficit für morgen." Er ergriff seine« Hnt, um nach Hause zu gehen.
Zn der Thür begegnete er Olivier.
^Entschuldige", sagte der junge Mann, „ich habe mit Dir zu sprechen." „Nun?"
„Dn weißt, wa« Lu mir versprochen hast?"
-3°."
„Denkst D» noch immer, mir zu beweise», «a» Du zu behanpten gewagt Haft?"
„Mehr als je."
„Wann?"
„Ah!" rief Bertrand. „Dn weißt e« doch. Ich habe drei oder vier Tage Zeit verlangt."
„Zwei Tage find schon verflossen."
„E« bleiben mir noch zwei Tage. Aber Dn hast auch mir etwa« versprochen?" „Ja: Fränlein de Valbonne in dieser Zeit nicht zu besuchen."
„Hast Du diese« Versprechen gehalten?"
-Ja."
„Und D« wirst e« auch ferner halten?"
„Jo, aber ich sage Dir, daß ich sehr ungeduldig bin, und wenn Du mir in zwei Lagen nicht den Bewei« geliefert hast. . .'
„Werden wir un» schlagen."
Bertrand grüßte Olivier kalt »nd verließ den Club. (F«rts. folgt.)