Das ä«l»»« Ai»1>«»- »t«U erscheint pi-nft,,, -«nnerstag u >am«- a». Abonnement«- tz«is halbjährlich 1 US 80 L, durch die Post bezogen im Bezirk 2 US 30 <Z, sonst in ganz Württembg. 2uS 70 L.
Calwer Wschenblalt.
Amts^ unä Intekkigenzökatt ^ür äen Aezir^.
FTr <«I» abonnirl «an bei der SiedokN»», «mewärt» bei den Bote« »der der ntchstgr» legen«» Poststelle. Die Sinrückung«^» bühr beträgt 9 L für di« vierspaltige Zette »der deren Stau».
Aro. 35.
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Dienstag, den 23. März L88V.
SS. Jahrgang.
Emkaäuag zum Abonnement aus äa» „Cakwer Wochenblatt."
Mil dem 1. April beginnt wieder ein neues vierteljährliche« Abonnement auf da« „Calwer Wochenblatt/ zu welchem wir biemit freundltchst ein laden, mit dem Ersuchen, die Bestellungen in möglichster Bälde zu machen, damit der rechtzeitiae Empfang gesichert ist. Abonnemenrsprei»: für hier (ohne Trägerlohn) 90 Psg., im Bezirk (lammt LieserungSgedühr) 1 Mark ib Pfg., sonst in gavz Württemberg 1 Mark 35 Pfg. Für hier abonnirt «an bei der Unterzeichneten, für auswärts bei den Postboten oder dem nächstgelegeneu Postamt, reip. Postexpeditio«.
Die Redaktion und Expedition des „Calwer Wochenblatt»/
Amtticde Bekanntmacbunqe«.
E al « Aufforderuuq.
an die Hundcbesitzer zur Versteuerung ihrer Hunde auf das Etatsjahr 1. April 1880/31. Marz 1881.
Sämmtlich» Hundebesitzer werden biemit zur Versteuerung ihrer Hunde auf da« Elatsjabr 1. April 1860/31. März 188t aufgcfordert, indem zugleich Folgende» bemerkt wird.
1) Von allen. im Lande befindlichen Hunden, welche über 3 Monate alt find, ist ein Abgabe zu entrichten. welche einschließlich de« verabschiedeten Eteuerzuschlag« 8 Mark für jeden Hund, ohne Unterschied der Benützung desselben, beträgt.
2) Steuerpflichtig ist der Inhaber des Hunde«. Wer in dem Etat«, jahr 1. April 1879/31. März 1880 einen Hund versteuert hat, und denselben in der Zeit vom 1./15. April 1880 nickt abmeldet, hat di» Steuer von demselben sür da« Etat«johr l. April 1880/31. März 1881 sortzuentrichten, wenn er gleich am 1. April 1860 keinen Hund wehr hat.
3) Auf den 1. April1880 haben daber nur diejenigen Steuerpflichtigen Anzeige zu machen, welche am 1. April eiuen Hund von steuerpflichtigem Alter besitzen, ohne schon in dem Vorjahr einen Hund angezergt und versteuert zu haben, sowie diejenigen, welche am 1. April mehr steuer pflichtige Hunde besitze» als sie in dem Vorjahr angezeigt und versteuert haben. (Anmeldung.)
Wer am 1. April einen in dem Vorjahr »it der Steuer belegten Hund nicht wehr hat- und anch keinen andern Hund an Stell» desselben besitzt, hat hievon ebenfall« Anzeige zu mache», wenn er von der Steuer sür da» neue EtatSjahr befreit werden will. (Abmeldung.)
4) Wie die Anzeige der Hunde, so hat auch die Abmeldung derselben
schriftlich oder mündlich bei dem Ortssteuerbeamle» desjenigen Orte« zu ge> schehen, an welchem der Hundebrfitzer am 1. April «ahnt. Dabei werden die Hundeblfitzer darauf aufmerksam gemacht, daß der Orttsteuerbeamte sür jede Ab meldring eine Beichemiavna zu eitbeilen bat. _
Feuilleton.
Eine Jugeu-fnn-e.
Roman von Ponsou du Terrail.
Freie deutsche Bearbeitung von Hermann Rosksschnp.
(Fortsetzung.)
Al« Bertrand de Morlux in da» Hau« trat, begegnete er im Hautflur mehreren Schülern de« Fechtlrhrer«, die kamen, um Unterricht zu nehmen.
Bertrand blieb stehen uud musterte die jungen Leute.
Alle gingen vorbei, einer «»»genommen, den der Baron in die Loge de» Portiers treten sah.
Bertrand stand auf de» ersten Treppenstufen. Er warf einen Blick in die Loge und sah dort den jungen Man».
Er war blond, groß und schlank, vou angenehmem Aeußeru, und sonder barl . . . Bertrand bemächtigte sich sofort der Gedanke, daß e« der Sohn Meister Loriol« seil '
Er sah, daß der junge Mann einen kleinen Leuchter vom Tische nahm und einen Schlüssel ergriff, der an einem Nagel hmg.
Der Baron wurde aufmerksam.
Gaston Loriot — er war e« wirklich — zündete die Kerze an, ging über den Hof und stieg dort eine Trepp» empor.
»Ich möchte doch wissen, wohin er geht/, dachte der Baron.
Er öffnete seine Wohnung «it einem Schlüssel, den er bei sich trug, zu« großen Erstaunen seine« Kammerdiener», weil er sonst stet» zu klingeln pflegte.
Bertrand befahl de» Diener, der ein Licht in der Hand hielt, mit dem- selben im Vorzimmer zu bleiben und begab sich in den dunkeln Speisesaal, dessen Fenster sich auf den Hof zu öffneten.
Aufmerksam beobachtete er da» Licht, welche« Gasto» i» der Hand hielt, und da« man durch die Treppenfenster von Etage z» Etage »erfolgen konnte.
Einen Augenblick stand da« Licht auf de« Treppenabsatz de« fünften EtoS»erke still, verschwand dann, erhellte aber sofort da« Fenster einer kleine» Kammer.
Bertrand bemerkt«, baß da» Fenster keine Vorhänge hatte. Lr kehrte
5) Ein Hundebesitzer, welcher nach oben Ziffer 3. »bs. 1 anzeigepflichtig
ist, diese Anzeige aber nicht spätesten« bi» 15. April macht, hat den äsache» Betrag der Abgabe zu bezahlen.
Wer unrichtigerweist emen Hund, welchen er am 1. April noch besaß» innerhalb der Aufnahmezeit abmeldet, macht sich einer Hinterziehung der Abgabe schnldig, und Hot daher gleichfalls »en Lsgchen Betrag derseiden zu entrichten, wenn er nicht di» zum 15. April erneute Anzeige gemacht hat.
6) Die Abgabe muß im ganzen Betrag von 8 Mark in der Zeit vom 1./15. April bezahlt werben.
7) Diejenigen, welche nach dem 1. April im Lause der 3 Quartale April/Juni, Juli/September und Oklober/Dezewber 1680 Besitzer steuer. süchtiger Hunde werden, sind, soierne letztere nicht an tue Stelle bisher versteuerter Hunde treten» verpflichtet, hievon binnen 14 Tagen Anzeige zu machen und vo« nächsten Quartal an die Abgabe zu entrichten.
Wer diese Anzeige ruckt rechtzeitig macht, hat den 4fach»n Betrag der gesetzlichen Abgabe zu bezahlen.
Den 18. März 1880.
K. Oberamt Ealw. K. Lameralämter
Hirsau Altenstatg, Reulhin.
Die Ortsvorsteher und Ortsstenerbeamten «erden angewiesen, die vorstehende Aufforderung an die Hundedesitzrr ungesäumt auf ortsübliche Weise bekannt zu machen, uud dem Inhalt derselben entsprechend die Aufnahme der Hunde zu besorge».
Den 20. März 1880. K. Oberamt
_ Flaxland. '
Politische Nachrichten.
Deutsche- Reich
— Berlin, 18. März. Die Reich«tag«ko»mission zur Vorberalhung de« Sozialistengesetze« hat mit 10 gegen 3 Stimmen die Geltungsdauer de» Gesetze« di« zum 30. September 188 r seftgesetzt anstatt 1886. wie die Regierungsvorlage bestimmt. Zu dem sog. Belagerungszustand» Paragrap hen hat
in da« Vorzimmer zurück un» sagte zu seinem Kammerdiener:
„Haben wir eine Kammer im fünften Stockwerk?"
„Ja. Die Schlaskammer ves Kutscher«. Seitdem aber der Kutscher de- Herrn Baron« geheirathet hat, »st sie unbewohnt.
„Hat sie di« Aussicht aus den Hof?"
„Ja, aber der Eingang ist vo» der Haupttreppe au«/
„Gib mir den Schlüssel"' sagte Bertrand.
Uud während der Diener überrascht den Schlüssel suchte, fügte er hinzu:
„Ich will eine Photographie aujnehmeu und darum sehen, ob die Kammer sich dazu eignet."
Er nahm den Schlüssel und ein Licht und stieg in da« fünfte Stockwerk hinauf. Bevor er aber de» Schlüssel in da« Schlüsselloch steckte, bltr« er da« Licht au«
Dann »rat er in die Kammer und ging sofort auf da» Fenster zu.
E» tag zufällig jenem, in dem er die Kerze Gaston Loriot« gesehen hatte, gerade gegenüber.
Bertrand konnte bequem sehen, wa« in jener Kammer vorging.
Gaston Loriot hatte eine« Schrank geöffnet und nahm >u« temselbe» Kleidungsstücke heraus, welche er aus ein Bett legte.
Dann legte er die Kleider ab, welche er trug, und kleidete sich wie ein Elegant, der im Begriff steht, auf einen Ball zu gehen Daun zog er einen Ueberrock an, nnlchen Bertrand sofort al» ei« Werk Renard'«, «ine« der erste« Kleiderkünstler von Pari«, erkannte.
In einer Viertelstunde hatte der Sohn de« Goldarbeiter« seine Toilette beendet, nahm seinen Hut, blie» die Kerze au» und stieg die Treppe hinab.
Der Baro». der sein Fenster geöffnet hatte, sah ihn über den Hof gehen.
„Ich will selbst ein Goldarbeitersohn sein", sagte Bertrand, „wenn ich verstehe, «a« die» bedeuten soll."
Doch da«, «a« er gesehen hatte, war so sonderbar, daß auch ei« minder Neugieriger al« Bertrand gewiß versucht hätte, den Schlüssel de» Rälhsrl« zu finden.
„Ich kenne di« Geschichte de» Vater«', dachte Bertrand, „aber ich muß auch jene de« Sohue« kenn«« lernen/
Er zog eine Cigarre au« der Tasche, zündete sie an und ließ sich dann auf de« Bett seine» Kutscher« uieder, entschlossen, de» Rest der Nacht in der Kammer zuzubringea. (Fortsetzung folgt.)