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Nro 23

Dienstag, den 24. Februar L88V

55. Jahrgang

Amtliche Bekanntmachungen.

An die Gemeinderäthe d«S Notariats Bezirks Liebenzell

Nachdem hat K. Amtsuolariat Liebenzell mit Wirkung vom ersten April d. I an ausgelöst ist, werden die GemeinderLthe in Ernstmühl, Liebenzeü, Monakam, Neuhengstett, Oberkollbach, Stmmozheim. Unterhaugstett aufgefordert, alsbald zur Wahl einer Hilfsbeamten für die Unterpfand« und GMerbuchs- führung zu sckreiten, und für beide Geschäftszweige gesonderte Protokoll-Aus­züge zur Bestätigung der Wahl hieher vorzulegen.

Calw. 2». Februar 168 >. K. Amtsgericht.

_Obera mtsrichter Sckuon.

Amtliches.

Nach einer Bekanntmachung des K. Justizministeriums vom 20. Febr. werden die Rechts­anwälte in Folg« Höchster Entschließung ermächtigt, vom t, März an in den öffentlichen Sitzungen d?« OberiandeSgerichts, der Landgerichte und der Schwurgerichte die indenseiben von den rechtsgelchrten Richtern und den Staatsanwälten zu tragende Amtokleidung gleich- salls anzulegen, und wird die Erwartung ausgesprochen, daß die Rechtsanwälte im Inte­resse ihrer BcrufSiiellung von dieser Ermächtigung Gebrauch machen.

Politische Nachrichten.

Deutsches Reich

In den einzelnen Kommissionen d,S Reichstag« sitzen, soweit bi» jetzt bekauut, folgende Württemberger: v. Knapp, v. Hölder, Stälin in der Budget Kommission. Römer und v Keß in der Wahlprüfung» Kommission, und Härle und Müller in der Petitioatkommission.

Ueber die Lage der Wuchergesetzgedung wird derKöln. Ztg." glaub würdig mitgetheilt. daß die Reicheregierung de» Entwurf eine« Wuchergesetzes allerdings in Erwägung ziehe. Wie bekannt, war der Reichstag in seiner letzten Session mit der Frage au» Anlaß zweier Anträge befaßt worden. Eia Komnussionsdericht war durch den Aba. v. Schwär tze erstattet; doch kam die Angelegenheit.bi« zum Schlüsse des Reichstage« nicht zur Erledigung. Der mit der Vorberalhung der Angelegenheit betrauten Kommission war es ge­lungen, sich über Strafbestimmungen zu einigen, welche dem Treiben der! Wucherer, soweit dies durch die Gesetzgebung erreicht werden kann, entgegen­wirken könnten. Der Gesetzentwurf, welcher jetzt dem Re chrjustizamt »orliegt, hat die Beschlüsse der Reichstags-Kommisston ausgenommen, außer der Ver- schärsung der Strafe des gewerbsmäßigen Wucher» aber noch die civilrecht- lichen Folgen eines Wuchergeschäfte« geregelt.

Berlin, 19. Febr. Der Bunderraih hat beute den Gesetzentwurf über die Erhebung der Brausteuer gemäß den Ausschußanträgen angenommen.

Bekanntlich ist durch einen Bundesrathsbeschluß vom 27. Nov. d. I. die Verwendung von Kirsch- und Weichselblälteru als Tadaksarrogate gestattet. In dem jenem Beschlüsse zu Grunde gelegenen Antrag war bereits der An- sicht Ausdruck gegeben worden, daß die Erlaubniß demnächst auch auf einzelne aromatische Kräuter würde erstreckt werden können, sofern der Wunsch einer Verwendung solcher Kräuter näher begründet werde. Em derartiges Gesuch lst nunmehr gestellt worden, indem ein Fabrikant die Verwendung von Meli- l othenblüthen (Steinklee) »nb eingefallenen Rosenblättern zur Herstellung einiger

/e u i t i e t o n.

Eine Jugen-fnrr-e.

Roman von Ponson du Ter rail.

Freie deutsche Bearbeitung von Herma«» Rovkvschny.

(Fvrifttzung.)

»Ja. ja," murmelte Polyie,ich »erstebe Alle« sehr gut, aber . . ."

Run? Was gibt'» ?"

Er ist ei» hochmütiger Mann, und er würde Jeden zur Thüre hinaus« werfen, der ihm eiuen solchen Vorschlag machen würde."

Wenn er die» thäte. würde er sehr unrecht handeln." erwiederte !a ?Iuie mit vollkommen gleichgiltigem Ton,und e« würde um so schlimmer für ihn sein Doch, noch ein Wort!"

Sprechen Siel"

Wann kann man mit ihm sprechen?*

Polyte blickte den Vater I» kluie überrascht an.

Sie wollen also selbst mit ihm sprechen?"

Der Vater ln kluiv zuckte die Achseln.

Hast Du vergessen." sagte er,daß ich der unsichtbare Mann bin, dar leitende Haupt, und nicht der handelnde Arm?"

Das ist wahr." Monsieur Jacoteau.

Nicht ich «erde zu ihm gehen, sonder» Jener, der mein Gesandter genannt wird."

Ach, ich weiß ja, daß unser Corp» eine ganze Armee ist ,die Eie leiten," murmelte Polyte.

Und Eure und meine Stärk« liegt darin, daß Ihr Euch gegenseitig nicht traut," fügte Vater !a kiuie hinzu.Wann kann man Deine» Herrn sprechen?'

Sorten Schnupftabak als im Bedürfniß liegend bezeichnet hat. Da diese Gegenstände nur in einer Menge von höchsten» 5 pCt. zugesetzt werden sollen, der Zusatz also in erster Linie nicht zur Vermehrung der Fabrikatsmenge, sondern zur Herstellung eines gewissen Srom» bestimmt ist, so scheinen der Genehmigung des Antrag» Bedenken nicht entgegenzustehen Der Reichs­kanzler hat daher beim Bundesrath beantragt, zu beschließen, daß in Zukunft auch die gedachten Surrogate unter den in dem Beschluß vom 27. Nov. v. I. enthaltenen Bedingungen und Kootrolen zur Verwendung als Tabaksurrogat freigegeben werden.

Berlin. 20 Febr. Bei der Wahl des zweiten Vizepräsidenten werden abgegebe« 2o2 Stimmzettel, darunter 9i »nbeschrieberie. also gültig 107. Es haben erhalten Ackermann (drntschconservativ, Sachse) 102, v. Benda 2, Fritzsche 2, Thilo 1 und Vahlteich 1 Stimme. Ackermann ist somit gewählt und nimmt die Wahl an.

München, 19. Februar. Abgeordnetenkammer. Der Antrag Beckh: den König zu bitten, die zur einheitlichen Regelung der deutschen Rechtschreib­ung erforderlichen Schritte anordnen zu wollen, wird angenommen.

Augsburg, 18. Febr. Bisher bestand dahier die Unsitte, daß die Leichenfrauen zur Verbringung der Linderleichen nach dem Friedhofe häufig der Droschken sich bediente». Um nun einer allenfallstgen, nicht in» Bereich der Unmöglichkeit gehörenden Weiterverbreitung ansteckender Kinderkrankheiten aus diese Weise nicht Vorschub zu leisten, wurde in jüngster Sitzung de« Gemeinde­kollegiums auf Anregung eines Mitgliedes beschlossen, beim Magistrat die Abstellung dieses liedigen Gebrauchs zu beantragen und die Verbringung von Särgen mrt Kinderleichen nach den Friedhöfen mittelst Droschken für die Zukunft zu verbieten.

Frankreich

Paris, 19 Febr. In der Kammer der Deputirten vertheidigte der Handelsminister Tirard den Tarifentwurf und erklärte, die wahrhaft wirksamen Mittel, zum Schutze der Landwirthschost und der Industrie seien Erleichterung in den Abgaben, Verminderung der Eisrnbahntarife und Gründung von Acker- idauschulen, die die Regierung vorschlage.

Rußland.

Petersburg, 19. Febr. DemB. T." geht ein Telegramm aus Petersburg zu, in welchem mitgetheilt wird, daß die Zahl der Getödtelen und Verwundeten eine bei Weitem größere ist. als offiziell gemeldet worden. Die Mine war unmittelbar unter der Wachstube der Hauptwache, welche an diesem Tage von einem finnländischen Regiment bezogen worden, angelegt und mit Dynamit und Sprengbaumwolle gefüllt. Die Leitung, von der aus Sie Explosion bewirkt worden, konnte deutlich bis in den inneren Hof in einen Keller, wo Feuerungsmaterial aufgespeichert lag, verfolgt werden. Die Ver« Wüstung ist geradezu entsetzlich, überall sah man verstümmelte Soldaten und einzeln» Gliedmaßen derselben herumliegen. Die Detonation war keine so gewaltige, wie man sie nach den verursachten Verheerungen erwarten konute.

St. Petersburg. 19. Febr. Nowoj« Wremlja zufolge ereignete sich die Explosion unter dem Speisesaal des Winrerpalais, woselbst da» kaiserliche Famiiiendiner um 6 Uhr beginnen sollte, ziufälliqer Weife jedoch eine halb e

Heule Abend, vor Bureauschluß. Er kommt rann oft noch m'S Geschäft.

um zu arbeiten."

Allein?"

Oft mit mir, namentlich wenn er gewagte Speculationen vorbereitet.

Wird er heute Abend kommen?"

Ziemlich sicher. Ist heute nicht Freitag?"

»Ja-"

Der Vater la ?Iuik erhob sich, warf die Karten auf den Tisch und sagte :

1760 und 5t 0 sind mehr als 1000. Zahlen Sie den Absynth. Leben Sie wohl l"

Er ergriff seinen abgenützten Hut. knöpfte seinen alten Paletot zu, nahm seine» blauen Regenschirm unter de» Arm, und verließ, die dicke Dame ver» traulich mit der Hand grüßend, d«s Local.

Er ging durch die Rue Saint Honor«, dann durch die Rue du 29. Juillot uud lenkte in die Arcaden der Rue de Rivolt ein.

In einem Tabakloden der Rue ve l'Echelle kaust« er eine Cigarre für einen Sou Nachdem er ans seine Uhr geblickt, setzte er dann seine Prome­nade fort.

Der Vater la ?Iuie war nicht der Mann. der ohne Grund mit der Ci­garre zwischen den Lippen in den Straßen herumflanirt. Er hatte jedenfalls ein Rendezvous.

Und in dir Thal waren kau« einige Minuten vergangen, als ei» Rann aus ihn zukam, dessen Erscheinung eine kurze Schilderung verdient.

Es war ein großer, schlanker Mann mit grellrothem Haar, bekleidet mit einem graue» Jaquet vom selben Stoff wie die Weste und die Beinkleider, und einer blauen Craoalte, in der eine große Diamantnadel steckte.

Dieser Mann, de« Jeder für einen Engländer halten mußte, kam aus de« HotelMaurice" und war eben damit beschäftigt, seine Hände in ein Paar gelbe Handschuhe z« zwänge«.