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Nro.
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Dienstag, den 27. Januar L88O
53. Jahrgang.
Für die Monate Februar und März nehmen alle Ikodämter Aestellungen aus das
„Calwer Wochenblatt" an.
Politische Stachrichten.
Deutsches Reich
Berlin, 22. Jan Dem Bundcsrathe gsi:g e:ne,Vor'aae über Ergänzung und Acnderung veL NeicksmilitärgesetzsS z:r. wonach vom 1 April 188t ab die Infanterie in 5l>3 Bataillonen. die Frldartillerie in 34'» Batterien, die Fußartillerie in 31 Bataillonen nnd die Pionierein 19 Bataillonen sormnt werden sollen. Neu errichtet werden: 11 JnfanteriersLimenler (8 preußische. 1 bayrisches und 2> sächsische,) 1 preußisches Fußartillericregimenk und 1 vreußischcs Pionierbataillon. Ferner treten za den bereits bestehenden Formationen 32 Feldbatterien (24 preußische, 4'bayrische, je 2 sächsische und württembergische) neu hinzu. Die hiedurch erwachsenden dauernden Aus gaben betragen 17,160,24 », die einmalige Ausgabe beträgt 26 7t3,166 Die Vorlage bestimmt außer dem Geweideten ferner, daß die Friedenrpräsenz« starke von Anfang April 1881 bis Ende März 1888 ern Prozent der Be> vh^enina beträgt, wodurch sich die jetzige Präsenzstärke von 401,000 auf 42'. ,250 Mann erhöht. Die Motive weisen aus die mnsafsenden Armeereformen der Nachbarstaaten hin, hinter welchen selbst nach den neugesorderten H-ereS- erhöhurigen Deutschland bezüglich der Infanterie und Artillerie zurückblesit. In der Vorlage wird sodann an die militärpflichtige Jageno eine ganz neue Anforderung gestellt. Diejenigen, die seither von der Aushebung verschont wurden und in die Ersatzreservr 1. Klaffe übergiengen, gar keine Uebungen macken mußten und im Kriege als rohe Rekruten einzustellen waren, sollen künftig 20 Wochen im Ganzen, darunter zweimal je 8 Wochen, zu Uebungen einberufen werden können. Eine bedeutende Neuerung, die in dar Berufsleben der jungen Leute tief einschneidet.
- Berlin, 22. Januar. (Abgeordnetenhaus.) Der Gesetzentwurf be-
- :>d dcN AuSlausch preußischer gegen oldenburgische GebietStheile wird in d .ller Lesung genehmigt. Es folgt die Beralhung des zum zweitdn Mole a o der Kommission zurückgekehrten Feld' und Forstpolizeigesetzes, woran die Kommission einige Milderungen vorgenommen hat. Vor dem Eintreten in die Diskussion über den Entwurf selber enispinnt 'sich eine Erörterung über die Vorfrage, ob nicht der ganze Entwurf durch Verweisung der Materie zur provinziellen Regelung zu erledigen sei. Minister Lucius erklärt, die Regier ung könne auf eine provinzielle Regelung selbst in beschränktem Maße nicht eir.gchen. Es handele sich nicht um eine unreife, nicht genügend durchgrar- deitete Vorlage ; dieselbe berube vielmehr aut giünblicben Studien. Es handle
Nch auch Nlpl dws um Verscuarsungen, sondern es werden aUH weienlliche Milderungen vorqeschlagen. Dre Vor age stehe auf dem Boden der allgemeinen sür die ganze Monarchie gütigen Gesetze Dos Gesetz sei nach de» verschiedensten Richtungen unerläßlich und unaufschiebbar. Auf dem Lande ssii die Anleming des Kindes zur Entwendung von Feidsrücvten ganz gewerbsmäßig. Tie von einer Seite empfohlene Selbsthilfe sei zu verwerfen. Die Vorlage schließe sich lediglich den Eigenthumsbegriffen an, dis zur Zeit im Lande gang und gäbe seien Der Minister führt aus, warum sich eine einheitliche Regelung gegenüber einer provinziellen empfehle und bittet in die Spezialdiskussion einzutreten.
Schweiz
Bern, 23 Jan. In Erioch soll der Verwalter der Amrsersparnißkaffe, Sigri, nichl wen«,er denn 500,000 Fr^ unterschlagen haben, worüber in dem an und für sich armen Amte große Bestürzung herrscht.
OesterreichUngarn.
Wien, 22. Januar. Der Klub der liberalen Partei beschloß anläßlich des Austritts der Fortschrittspartei eine Resolution, wonach der Austritt wegen der Abstimmung in der Wehrfrage sür'unbegründet erklärt, derselbe mit Bedauern zur Kenntviß genommen und die Erwartung eines gemeinschaftlichen Vorgehens in allen Verfaffungsfragen ausgesprochen wird.
England
Ein Anzeichen dafür, daß der Arbeitsmarkt sich belebt, liegt in dem schlechten Gang des Rekrutengeschäfi«. Es ist in den letzten sechs Wochen in der Zahl der sich Anbietenden ein Ausfall von etwa 30 pCt. gegen da« Vorjahr bemerkbar. Zumal dies b?i strengem Winterwrtter geschieht, kann keine Frage bestehen. daß der gewerbliche Arbeitgeber den Werbesergeanten wieder 'ernstlichere Konkurrenz macht.
London, 21. Jan. Die sremden Botschafter und Gesandten in London, sowie deren Attaches mußten, wenn sie da« Arsenal in Woolwich besuchten, bisher nicht allein ihre Einlaßkarten vorzeige», sondern auch ihre Namen in ein Buch emschreiden und wurden dmn von einem Konstabler in das Innere des Arsenals begleitet. Diese lästigen Beschränkungen sind jetzt aufgehoben worden und den Mitgliedern des diplomatischen Korps ist der Zutritt zum Arsenal nunmehr gegen bloßes Vorzeige» der Einlaßkarten gestattet.
Dublin, 2t. Jan., Aba». Eine heute startgehabte Versammlung irischer Parlamentsmitglieder nahm eine von O'Dünoahue beantragte Resolution
Fe U i l l e t o n.
Eine Jugendsünde.
Roman von Ponson du Terrail.
Freie deutsche Bearbeitung von Her m a nnRoskoschny.
(Fortsetzung.)
Herr Valbonette de Valbonne war plötzlich sehr blaß geworden und mur weite mit den Zähnen:
„Ich verliere mehr als hundertfünfzigtausend Franc« in Wetten. In der Thal, fett einiger Zeit habe ich entschieden Unglück I"
Aber Henri de Valbonve verstand es, seine Empfindungen zu verbergen.
Er wandte sich zu seiner Tochter und sagte lachend:
„Nun.ist wohl.Deur Wunsch erfüllt. Statt eiu.es Unglück« treffen ungleich zwei' Ich hoffe, daß.Du zufrieden sein wirst."
Mslanie zerknitterte unwillig ihr Taschentuch und biß sich auf ihre Rosenlippen.
„Verlierst Du viel?" sagte sie.
„O I eine Kleinigkeit I" erwiederte der Banquier gleichgiltig. „Ich werde es am nächsten Sonntag einholen."
„Ha! Ha!" ließ sich eine fröhliche Stimme neben dem Banquier vernehmen. „Mir scheint, daß ich gewonnen habe."
E» war Oltvier Beauchsne, der sich wieder Herrn de Valbonne »ad seiner Tochter näherte, begleitet von Bertrand de Morlux.
^Meiner Treu, mein Herr", sagte der Letztere, „wenn ich an Ihrer Stelle wäre, ich würde den Jockey fortjagen, der Damoiseau geritten hat."
»Ich gedenke «s z« thun", antwortete kalt der Banquier.
»Ich- lliu-fll. sehr .. über z eugt, -llaß. der»Jackty. ein. durchaus ungeschickter Bursche rst", fuhr Bertrand fort, „daß ich. wenn Sie nicht«, dagegen ejnzu» wenden haben. .
Herr de Valbonn« blickte Herrn de Morlux überrascht an.
„Daß ich", fuhr dieser fort, „bereit bi«, Damoiseau zu kaufen."
„Sind Sie auch reich, genug, um die» zu können", bemerkte der Banquier
mu einem Anflug von Ironie.
„Reich genug, um Ihnen ein Geschäft vorschlagen zu können."
.Ein Geschäft? Welcher Art?"
„O!" sagte Bertrand. „wenn er Ihnen angenehm ist, können wir heute ! Abend darüber sprechen " i „Gut denn!" murmelte Herr de Valbonne.
! „Heute Abend also!' wiederholte Bertrand de Morlux. grüßte Melanie, indem er ihr einen Blick zuwarf, der sie erbeben machte, und zog sich dünn mit Olioier Beauchöne zurück
„Was fällt Dir ein?" sagte dieser zu ihm . . .
„Du willst da» Pferd kaufen?"
„Gewiß!"
„Ein Pferd, das seinen Ruf verloren hat!"
„Ich werde bei ferneren Rennen jede Summe halten, die gegen dasselbe geweitet wird, und ich werde gewinnen."
„Du bist ein Narr!"
Der Seemann neigte sich zu Ölivier hinüber und sagte:
„Bist Du mein Freund? Kannst Du schweigen?"
„Schweigen wie da« Grab I" erwiederte dieser.
„Wohlan!" Ich habe Jackson, den Jockey, welcher Damoiseau ritt, bestochen ... da» ist die Ursache de» Mißerfolge« de« Pferde»!"
„Aber da» ist infam!"
„Keineswegs! Es ist nur ein Mittel, um mir da» Hau« Deine« Herr» Valbonette de Valbonne zu erschließen."
„Wie! Du denkst »och immer an Mölanie?"
„Mehr al» je!"
Olivter zuckle die Achseln.
„Ich bin bereit." sagte er, „die Summe, welche Dich die Bestechung Jackson'« kostet, zu wetten, dpß.T>u Fräulein de Valbonne nie heirathen wirst."
„Du wirst die Welte verlieren," erwieHert'e'kälten Tone» der Seemann. „Jackson kostet mich 25,000 Frc«."
„Ich halte siel' Die Wette soll für Dich verloren sein, wenn Du binnen sech« Monaten nicht am Ziele bist:"
(Fortsetzung folgt.)