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Donnerstag, den 22 . Januar MAO.
Jahrgang.
Für die Monale Februar und Mär) nehmen alle Postämter Prellungen auf das
„Calwer Wochenblatt" an.
Politische Nachrichten.
Deutsches Reich
— Berlin, 17. Jan. Verschiedene Blätter melden, daß der Reichstag auf den 12. Februar einberufen werde» soll.
Berlin, 16. Jan. Olsiziös wird versichert: die Negierung denke nicht daran, den preuß. Landtag und den Reichstag nur alle 2 Jahre zu berufen. Die Reg erun» wolle nur die Befuge,iß dazu für den Nothfall in der i ekan ken Vorlage erhalten. Diese Vorlage und die Verlängerung des Sozialtstenge setzes werden voraussichtlich tue hauptsächlichsten polnischen. Berathungrgegen stände des Reichstags werden.
lieber den Tod des Herzogs Friedrich von Augustenburg wird der .Kieler Zeitung" noch Folgendes geschrieben: Herzog Friedrich hielt sich bis vor acht Tagen aus seinem Schloß Primkenau auf und war im Laufe der Woche auf Anrmhen seiner Äerzte nach Wiesbaden gegangen. Schon im vorigen Sommer wurde er von einem schweren Nervenleiden angegriffen. gegen welches er mit Erfolg durch eine Kur in St. Moriz im Engadin Hilfe fand. Im November wa ein bedenklicher Rückfall eingetrelen, von dem er wiederum sich soweit -erholte, daß er ohne Besorgniß seiner Familie die Reise nach Wiesbaden arttrrtt, Ivo er zwei Tage nach seiner Ankunft einem Herzschlag erlag. Mil seinem Namen ist ein wichliges Stück der neueren deutschen Geschichte ver knüpft: in den Jahren 1663—1e66 wurde ec in Folge seiner Proklamation von Tolzig vom 15. Nov 1863 vom ganzen deutschen Volke als der Er-e ocs schleswig.holsteinischen Thrones betrachtet. Herzog Friedrich war geboren am 0 . Juli .1829 und wurde durch den Verzicht seines Vaters Chef der älteren Linie seines Hauses. Nach dem Tode des Königs Friedrich Vll von Dänemark beanspruchte er die Nachfolge in Schleswig-Holstein. Da er jedoch die von Preußen aestellten Bedingungen nicht annahm, so verwarf dieses seine Ansprüche; cs brach der Krieg von 1866 aus und die Herzoglhümer^wurden von Preußen anneckirl.
Der Herzog von Cumberland (Hannover) hat jeden Verzicht und jedes Entgegenkommen gegen Preußen adgelehnt. So hat sein Schwiegervater. der dänische König, nach Berlin gemeldet; Preußen behält also das mit Beschlag belegte welfische Vermöge». Die Welfen haben von jeher harte Köpfe gehabt, von jenem Welfen an, dem sich der alte Kaiser Rothdart.zu Füßen warf, damit er ihm Heerfolge leiste gegen Mailand und den Papst uno dennoch umsonst bis zu Ernst August, der die sieben Professoren in die Verbannung trieb, wett sie den Vewassangrbruch nicht anerkennen wollten, und dessen Sohn, der lieber Thron und Land verlassen, als sich beugen wollte, und bis zu dessen Sohn herab, dem Herzog von Cumberland. der jede Aussöhnung zuruckrveist.
— Elb ing, 15. Jan. Nachdem die Petition unserer städtischen Behörden dm gewünschten Erfolg nicht gehabt hat, war es nöthig gewerden, dem Provisorium ein Ende zu machen und unsere Schulverhaltnisse anderweitig zu orgamsiren. Wie die A. Z. hört, wird nun da» vielgenannte und vielum- striltene Schulhaus rn der Sonnenstraßs, dessen feierliche Eröffnung als Simultanknabenschule am 8. Okr. durch die bekannte Depesche de» Herrn o. Puttkamer vom 7. Okt. verhindert worden war, am nächsten Montag als U. Simultanmädchensstule eröffnet werden. Der Wunsch der Ultramontanen, daß in diesem Schulhause eine Konfessionsschule errichtet werde, ist damit zu nichts geworden.
Oesterreich-Ungarn.
Die „Presse" meldet, daß die deutsch-österrerchisch ungarische Eisenbahn- Konferenz resultatlos geblieben sei. Die Vertreter der preußischen Staats bahnen erklärten, umer allen Umständen den Verkehr über ihre längsten Linien zu ziehen. Die Vertreter der österreichisch-ungarischen Bahnen erklären ihrerseits, m gleicher Weise vorzugehen.
Wien, 17. Jan. Meldungen der Polit. Korresp. aus Sonstantinopel, 16. d : Montenegro zeigte den Machten durch ein Memorandum an, daß es als Pfand für die beanspruchten 2 Mtll. Gulden Entschädigung für die verzögerte Räumung von Gusivje und Plava mohamedüinsches Eigenthum aus oem abgetretenen Gebiete unter Sequester stellt.
Pest, 17. Jan. Frankl, der Führer der hiesigen Sozialdemokraten, er klärt, daß die Sozialisten m,t der gegenwärtigen Bewegung nichts zu thun haben und nicht geneigt seien, für die Opposition die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Durch diese Erklärung ist d>e Taktik gewisser Kreise, als Netter der Gesellschaft aufzutreten, gescheitert. — Der Munizipalausschuß ist als SicherheitSausschuß zujammengetreten und begründet diesen Schritt damit, daß die Polizei den moralischen Einfluß aus die Bevölkerung verloren habe.
Pest, 17. Jan. Gestern Abend fanden in den Straßen keine Ansammlungen mehr statt. Die Hauptstadt trug ihre gewohnte Physiognomie.
Frankreich
Paris. 1< Jan. Der Herzog von Grammont, Minister des Aus- wärtiren im Jahr l87r>, in gestorben.
Paris, 18. Jan. Die gegenwärtige Lage ist mit wenigen Worten gekennreichr et. Greoy herrscht und regiert. Diejenigen, welche behaupten, daß die ministerielle Erklärung von ihm angegeben sei, schießen nicht über das Ziel hinaus. Eine über 300 Mann starke, vom linken Zentrum, der eigentlichen Linken und drr Mehrheit der Union ropudlicairie gebildete, solide Mehrheit hak sich zusammengefunden, die in allen Fragen mit der Regierung gehen wird, wo-eru diese nur ihr Reiormprogramm fest einbält Und diese Mehrh-ir wird bei j-der einigermaßen außerordentlichen Gelegenheit bedeutend anschwelle». So zählte sie gestern als Antwort aus die Jntervellation des Vonopartisten Lengle, das KonversionSmanöoer betr.. schon ZlO Stimmen, und 3o7 sprachen sich für die Aushebung der Mttilärgeistlichkeit aus. Die Aktion dcs Ministeriums beginnt also unter sehr guten Vorzeichen. Das konstatirt auch heute mtt großer Genugthuung dir Republiqae sranyaise, die aber vorzüglich den antiklerikalen Charakter der neuen Mehrheit hervorhebt.
Paris, 19 Jan. Die äußerste Linke beschloß, morgen den Antrag auf Erlab einer allgemeinen Amnestie einzudringen. — Das Gerücht ist verbreitet, Jules Favre sei gestorben. Nach einer Depesche aus Versailles von heute Mittag ist sein Zustand boffnungsIvL.
Euffland
London. 19. Jan. Die Königin wrrd der „Morning Post" zufolge das Parlament in Person eröffnen. (Widerlegung des Gerüchts. daß die Königin wegen der vielen Droyoriefe, die sie angeblich rn letzter Zett erhalten, von dieser -öffentlichen Feier abst-hen wolle.)
London; in. Januar. Gerüchtweise verlautet, daß im nächsten Frühjahr 45,000 Mann nach Afghanistan geschickt werden sollen.
Spa nie«.
Madrid, 17. Jan. Heute erschienen die Präsidenten und Deputationen des Parlaments im Tyronsaal des Palastes, um feierlich dem König und der Königin ldre Glückwünsche w-gen der Vereitlung ^eS Attentats Oterv vorzu- lragen. Auch die Häupter der sog. dynastischen Oppositionen (welche, von CancvaS beleidigt, an den KorteSberalhungen nicht mehr Theil nehmen) hatten sich angeschlossen, die Moderados sowohl als Sagasta, Posade Herrera und Alonto Murllnez Nach diesem Empfang hatte der Vizepräsident Äoreno Nielo eine Besprechung mit d-n Führern der dynastischen Minderheit und berief für morgen in di« Präsidentschaft der Kammer 18 Mitglieder vom Ausschuß der Minderheit, um mit ihnen irgend eine Form des Ausgleichs zu finden, welche der Minderheit den Wiedereintritt in die Kammer für die nächsten Tage ermöglichte.
Rußland.
Petersburg, 18. Jan Es ist sämmtlichen neu angestellten Botschaftern zar Pflicht gemacht worden, bei Uebergabe ihrer Accreüittve den Mächten die friedlich»« Gesinnung Rußlands zu versichern.
Lagesordnunff
des K. Amtsgerichts Calw in den öffentlichen Verhandlungen.
am Donnerslag, den 22. Januar 1880, Nachmittags 3 Uhr.
1) llrtheilsverkündigung in der Rechtssache zwischen Lina Eingcr ged. Rolb rn Brooklyn (Nordamerika) , Kl. und Georg Jakob Wörncr, Wirlh in Simmozheim, Bekl., An- ichenSresl betr.
2) deßgl. in der RS. zwischen Jakob Rbller, Bauer in Simmozheim, Kl. und Seligmann Löwcnstcin, Handelsmann in Rexingen, Bekl. Ersüllung eines KaufvcriragS betr.
3) deßgl. in der RS. zwischen Michael Lutz. Weber in Bernberg, KI. uns Ehrisi. Wahl, Maurer von Simmozheim, Bekl KausschilllngSrestfordcrung den.
4) RS. zwischen Schmied Münz in Nottendurg, Kl. und Georg Braun in Hofstelt, Bekl. PscrdSkausschillingSrest bclr.
5) RS. zwischen Jov. PH. Pfeisjer in Neuweiler, Kl. und Joh.s Gg. Braun, Fuhrmann« Gbcicuten >» .yofstett, Bekl. PfcrdskausschillingSrcii betr.
Tages-Nemgkeiten.
— Leonberg, 17 Jan Die Frau de» von seinem Bruder gemordeten Waibel ist BürgecSiochter von hier; sie hat den Brudermörder öfters unterstützt, um den Frieden zu erhallen; cs ist deßhalb auch über die ruchlose Thar, besonders unter dem Landvolte, allgemeine Entrüstung.
— Stuttgart, 20. Jan. Im Kriminalgesängnrß benimmt sich der Raubmörder Waibel, wie wir hören, in auffallender Weise, so baß die Veimukhung sich nahe legt, ec sei geisiesgestörc. Indessen glaubt man, daß seine höchst eigen- thümlichen Ausschreitungen, für welche er in der vorigen Woche mit Strafen belegt werden mußte, das Ergebnis der Berechnung seien, a!S unzurechnungsfähig zu erscheinen. Versuchsweise wird er nun voraussichtlich dem Spital übergeben werden, woselbst er einer ärztlichen Beobachtung unterworfen wird. E ne photographische Ausnahme desselben war bis jetzc unmöglich, da er nicht