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H Spanien.
Madrid, 10. Jan. In heutiger Sitzung der Cortes forderte der Ministerpräsident Canovas in einer über den Königsmord gehaltenen Rede alle rechtschaffenen Leute auf, sich gegen Bestrebungen zu vereinigen, welche Angriffe auch ^auf das Autoritätsprinzip und oie Monarchie erkennen lassen und Attentate gegen die Souveräne in sich bergen.
Rußland.
St. Petersburg, 8. Jan. Das neueste Bulletin aus Cannes lautet: Cannes, 4 Januar 1880. Ihre Majestät hat sich gestern den ganzen Tag schwächer gefühlt, stärker gehustet und in rer Nacht Transpirationen gehabt; der Appetit hat ein wenig abgenommen ; Ihre Majestät klagte über Herzklopfen. Diese Verschlimmerung trifft mit einer geringen Steigerung des Lungen Prozesses »wammen.
Tagesordnung
des K. Amtsgerichts Calw in den öffentliche» Verhandlungen.
I. am Donnerstag, de» Id. Januar 1880, Vormittags 9 Uhr. Lntersuchungssache gegen:
1) Christian Zizmann, vcrh. Gypser von Stammbeim, wegen Hausfriedensbruch«.
2) Jakob Roller, Lumpensammlers Ehefrau von Teinach, wegen Diebstahls.
3) Georg DLuschle, led. Zimmermann u. Gen. in Calw, wegen Diebstahls.
4) Johann Friedrich Bechthold. Zimmermann von Stammheim, wegen Diebstahls.
ü) Ferd. Böhm, led. von Leebenzell u Gen, wegen erschwerter Körperverletzung.
Nachmittags 3 Uhr:
6) Jakob Goll, led. Ziegler und Taglöhner von SpechtShof, wegen Diebstahls. Rechtssache zwischen:
7) Georg Adam Rentschler in Nehmühle, Kl. und Johann Georg Rentschler'S Eheleute daselbst, Bell. Ersatzforderung betr.
8) Jakob Roller, Bauer in Simmo,heim, Kl. und Scligmann Löwevstcin, Handelsmann in Rcxingen, Bekl. Erfüllung eines Kaufvertrags betr
9) Michael Butz, Weber in Bciilberg, Kl. und Christian Wahl Maurers Eheleuten von Simmozheim, Bekl. Kaufschilling betr.
10) EidcSabnahme in der Rechtssache zwischen Adler»'irth Konz*, Kl. und Jakob Roller Bekl., beide in Simmozheim, Forderung betr.
Am Freitag, den 16. Januar 1880, Vormittags 9 Uhr:
1) Veikündigung de« Lokatronö- und BerweisungS-UrtheilS in der Gantsache deS Carl Rentschler, Schreiner« in Altburg.
2) NS. zwischen Friedrich Ayasse, Zimmermann in Neuhcngstett, Kl. und Schlosser Kreßler i» Calw, Bekl. Ersüüung eines Kaufvertrags betr.
3) RS. zwischen Carl Schmid, Commissivnär in Stuttgart, Kl. und Philipp Ehrmann, Sattler in Teinach. Bekl. Honorarsorderung betr.
4) NS. zwischen Johann Konz, Aoleiwirth in Simmozheim, Kl., und Marie Häuf, Wtw. _ von Unterhaugstert , Bekl. AbrechnungSsorderuug betr.
Tages Neuigkeiten
— Tübingen, 11. Jan. Wohl nirgends hat die Kälte den Wasserleitungen so übel mitgespielt, als wie hrer. Die Neckarvorstadt war seit Eintritt der Kälte ohne Wasser, da die Röhren auf der Neckarbrücke, nur etliche Fuß tief liegend, zuerst einsroren; eine große Anzahl der Hydranten ereilte das gleiche Schicksal, da man unterließ, sie mit Stroh oder Dung rc. zu bedecken. Aller Enden und Orten wird wieder aufgehauen und durch Feuer das Eis zu schmelzen gesucht, sowohl in den Hauptleitungen, als in den Zuleitungen, und es dürfte wohl noch eine geraume Zeit andauern, bis überall die Leitungen in Ordnung sind.
— Bietigheims 9. Jan. Seit Kurzem spielt zwischen hier und Pforz heim eine Schwindelgeschichre. In den letzten Tagen kamen an einen hiesigen Kaufmann durch die Post von Pforzheim ein paar Nachnahmesendungen, deren Annahme er, da die Gegenstände nicht bestellt waren, verweigerte. Ebenso ging ein Packet Goldwaaren, das unter einer Adresse lief, die hier gar nicht ex-stirt, wieder nach Pforzheim zurück Die betreffenden Geschäftsleute in Pforzheim scheinen sich nun an die dortige Polizei gewendet zu haben, denn gestern erschien ein Abgesandter der letzteren, um sich hier bei dem genannten Kaufmann des Näheren zu erkundigen. Da eine fremde, elegant gekleidete Frauensperson sich in Pforzheim für die Frau der hiesigen Kaufmanns ausgegeben und außer den hieher gesandten Sachen auch in verschiedenen dortigen Geschäften Maaren ausgenommen hat, welche sie nur theilweise bezahlte, so ist unverkennbar. daß hier ein Betrug vorliegt, und man ist gespannt darauf, welchen Erfolg tue Nachforschungen der Pforzheimer Polizei diesfalls haben werden.
— Mannheim, 10. Jan. In vergangener Nacht hat ein unternehmender Einbrecher sein lukratives Handwerk in einer Räumlichkeit betrieben , welche sonst gewöhnlich nicht gern von derartigen Künstlern ausgesucht wird.' Dec. selbe stattete dem Bureau der hiesigen Staatsanwaltschaft einen Besuch ab und da der dem Dieb gewiß bekannte Eingang verschlossen war, zerbrach er ein Fenster und gelangte aus diesem Wege in das Innere, wo er dann die Bureaukasse mit 72 Mark Inhalt und den Rock eines Staatsanwalts als Er- gebniß fernes Geschäftsbetriebs mit sich fortnahm. Der Polizei wird es hoffentlich gelingen, dcs Einbrechers habhaft zu «erden und kann sich derselbe alsdann den Schauplatz seiner nächtlichen Thäligkeit auch einmal bei Tage ansehen.
— München. 5. Jan. Heule Vormittag ist bei der hiesigen Vereinsbank
ein Betrag von 80000 M. dadurch zu Verlust gegangen, daß bei großem Andrang von Geldempfängern im Komptoir die betreffende Kassenanweisung Vicht dem wirklichen Empfänger des Geldes, sondern einem Andern in die Hand kam, der nur einen geringen Betrag zu bekommen hatte. Dieser ließ sich aber die 80000 M. schnell an der Kasse auebezahlen und verschwand damit; hatte aber glücklicherweise seinen Namen „Fuhrmann" unterzeichnet, so daß die sogleich angestellten polizeilichen Recherchen von bestem Erfolg waren, und der Mann nebst dem Gilde in seiner Wohnung ausgefunden werden konnte. _
Der in Berlin immer mehr überhandnehmende Unfug Selens obdach. loser Personen, sich durch Zertrümmern von Fensterscheiben ein Obdach im Eekängniß zu verschaffen, veranlaßte die Gerichte, mit Schärfe gegen diese Brutalität vorzugehen. So wurve dieser Tage e>n Arbeiter, welch-r in d r Luisenstraße die werlhvolle Scheibe eines Schaufensters mit einer leeren B>er- kruke eingeworfen, angeblich auch nur, um sich ein Obdach zu verschaffen, wegen vorsätzlicher Sachbeschädigung zu 1 Jahr Gefängniß verurtheilt.
Paris, 10. Jan. Dieser Tage ist hierselbfl ein deutsches Wochenblatt gegründet worden, das den Titel .Deutschs Zeitung für Paris" führt. Dasselbe verfolgt natürlich in erster Linie dm Zweck, den hier ansässigen 40—50000 Deutschen eine Informationsquelle politischer und industrieller Nachrichten zu werden.
Galveston (Texas), 23. Dez. Ein Frachtzug auf der Missouri Kansas und Texas Eisenbahn stürzte gestern in der Nähe von Durant-Station durch eine brennende Brücke. Die Lokomotive kam glücklich hinüber, aber der Tender und zwanzig Wagen stürzten hinunter und wurden sämmtlich zertrümmert und verbrannt. Der Heizer fiel in das Feuer und fand darin seinen Tod. Der Bremser erlitt leichte Verletzungen.
«Handel und Verkehr
- Ulm, 10. Jan. Mittelpreise pr. Zollctr. Kernen 11^ 65 Waizen 12 ^ 10 L. Roggen 9 50 Gerste 9 59 L. Haber 6 92 L.
— Ravensburg. 10. Jan. Korn 12 ^ 23 L, Waizen 11 ^22 Z,
Roggen 10 10 L. Gerste 9 50 Haber 6 c-IL 9l L.
— Rottweil, 10. Jan. Kernen 11 42 ^. Dinkel 7 .16 50
Haber 6 53
Gemeinnütziges.
Wie sind Obstbäume mit Frostrissen zu bkhandeln? Pomolog Fritzgärtner aus Reutlingen, räch den Baumbesitzern, die Frostrisse möglichst bald zu decken, damit nicht durch Schnee oder Wasser Feuchtigkeit in das Innere des Stammes komme. Man verstreiche deshalb kleinere Riffe direkt mit kaltflüffigem Baum- wachs, größere klaffendere Riffe von 1 / 2 —lom. Oeffnung überklebe man dagegen mit einem Leinwand« oder Papierstreifen ebenfalls mit kaltflüssigem Baumwachfes. Eine Heilung kann erst im Frühjahr, beim Wiedererwachen der Vegetation, erfolgen.
Ueber das Räuchern von Fleischwaaren. Das Wesentliche beim Räuchern ist nicht etwa die große Menge Rauch, sondern das gleichmäßige und richtige Auslrocknen des Fleisches. ES wird an manchen Orten bei uns das Fleisch nicht geräuchert, sondern an einen zugigen Ort gehängt und von Zeit zu Zeit mit Holzessig angestrichen. DerHolzessig hat hier dieselbe Wirkung wie der Rauch, d. h. er schützt das Fleisch so lauge vor schädlichen Jnsecten und P lzen (Schimmel) uno vor Fäulniß, bis dasselbe soweit ausgetrocknet ist, daß es nicht mehr verdirbt. Schädliche Wirkung auf das Räuchern haben 1. ein zu hoher Wärmegrad des Rauches, 2. Wasserdämpfe und das Wasser, welches sich auf ten Fleischwaaren ablagert. Durch sehr warmen trockenen Rauch irocknet die Oberfläche dis Fleisches zu rasch aus, »s entsteht eine Kruste und in dieser entstehen Risse ; durch dis Wärme kann ferner ein Theil des Fetts schmelzen. Beides ist für Haltbarkeit, Aussehen und Wohlgeschmack des Fleisches nachtheilig. Wosserdämpfe und das Wasser, welches sich an den Fleischwaaren ablagert, sind jedoch noch öfter schädlicher als ein hoher Wärmegrad. Hängt das Fleisch in dem Rauchfange einer Küche oder gar einer Waschküche, so gelangt viel Wafferdampf an dasselbe und hindert das gleichmäßige Austrocknen. Während der Nacht oder zu anderer Zeit, wo man nicht heizt, wird das Fleisch stark abgekühlt. Wird wieder Feuer angcmacht, so entsteht durch das Verbrennen von Holz und Kochen von Wasser Dampf, der sich an dem kalten Fleisch verdichtet, es wird feucht und geraume Zeit vergeht, bis er wieder soweit abge. trocknet ist, wie es vorher war. Sind die Fleischwaaren durch den Rauch gebräunt, so löst das Wasser einen Theil der Rauchstoffe auf und dringt damit in das Innere des Fleisches, woher er kommt, daß geräucherte» Fleisch oft mehrere Linien weit von außen nach innen braun gefärbt ist und einen schlechten Geschmack hat, während bei richtigem Räuchern nur eine sehr dünne Schicht des Fleisches braun sein und stärker nach Rauch schmecken soll. Dies kann indeß auch durch einen zu hohen Wärmegrad veranlaßt werden, wodurch das Fett schmilzt, Rauchsioffe löst und damit in das Innere des Fleisches eindringt. Wenn da« Fleisch aus dem Salze kommt, wird es wohl, bevor man es in den Rauch hängt, in Sägespäne oder Kleie umgewendet oder damit bestreuet, damit davon überall am Fleische hängen bleibt. Dies Verfahren ist ohne Zweifel sehr zweckmäM, es entsteht jetzt eine weniger starke Rouchkruste und wenn Wasserdämpfe sich verdichten. so bleibt diese Feuchtigkeit in der Kleie oder dem Sägmehl und dringt nicht mit den Rauchstoffen in das Fleisch. Vor Verwendung des Fleischer können die Kleie und da« Sägmehl leicht entfernt werden. Bei der Aufbewahrung des Fleisches schaden besonders Feuchtigkeit und dumpfe Lust, viel weniger schadet die Wärme. Ein nicht sehr trockener Keller führt trotz kälterer Temperatur leicht ein Schimmeln herbei, während bei gutem Luftzuge eine Wärme von 200 R nichts schadet. Räume, in welchen die Temperatur sehr schwankt, wo es z. B. im Winter sehr kalt wird, die aber zuweilen, etwa durch Oeffnen eures geheizten Raumes, erwärmt werden, verursachen ein Beschlagen des Fleisches mit Wasser. Lustige, wenn auch etwas wärmere Räume, in welchen solche Schwankungen nicht stattfinden, sind daher zur Aufbewahrung vorzu- ziehen und der geeigneste Ort dazu möchte meistens eine gute Rauchkammer sein. ^ ^
Prof, vr. Neßler.
Amtliche Bekanntmachungen.
Calw. Aufforderung, betr. die Anmeldung der Militärpflichtigen zur Stammrolle und die Anlegung der Stammrolle«
durch die Ortsvorsteher. .
Da in Gemäßheit der deutschen Wehrordnung vom 28 Septbr. 1875 mit dem AushebungSgeschäst für das Jahr 1880 zu beginnen ist, so wird hiemit Folgendes zur Kenntniß der Militärpflichtigen, beziehungsweise der mit der Führung der Stammrollen beauftragten Behörden gebracht:
I. Bezüglich der Anmeldung der Militäipflichtigen zur Stammrolle verordnet der §. 23 der Wehrordnung: „
1) Alle Militärpflichtige haben sich in der Zeit vom 15. Januar bis zum 1. Februar zur Aufnahme in die Rekmtirungs-Stammrolle anzumeldm.