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Dienstag, den 6. Januar L88EV

55. Jahrgang.

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Amtliches.

Nach einer Bekanntmachung de« Justizministeriums vom 30. Dez. ist mit der Wahrnehm­ung der Funktionen des Amtsanwalts bei den Amtsgerichten Calw und Neuenbürg mit dem Sitze m Neuenbürg der Justizreferendär I. Klage Kall mann beauftragt worden, nachdem im Einvernehmen mit dem K. Ministerium des Innern die Amtmänner Trück in Calw und Häfele in Neuenbürg der Funktionen der Amtsanwaltschaft bei den genannten Amt sgerichten e nth oben worden find. ___

Politische Nachrichten.

Deutschester ch. ^

Berlin, 30. Dez. Durch kais. Verordnung vom 24. Wez. wird be­stimmt, daß das Reichskanzler««!! künftig den' Namen Reichtamt des Innern und der Vorstand dieser Behörde (gegenwärtig Hofmann) den Titel: Staats­sekretär des Innern zu führen bat.-

Berlin. 2. Jan. DerReichS-Anzeiger" publizirt di« vom 31. Dez. batikte, vom Stellvertreter de« Reichskanzler« Graf Stolberg und dem öfter- reichischen Botschafter Graf Szechenyi in doppelter Ausfertigung unterzeichnet« Erklärung über die Verlängerung des deutsch österreichischen Handelsverträge« bis Ende Juni unter den bereit» bekannten Einschränkungen.

Die Nordd. A. Ztg. kündigt die konsequente Durchführung der neuen Wirtschaftspolitik an, die es den Lenkern der Reicht Politik zur uuabweislichen Pflicht macht, die Befestigung des Frieden« zu wahren und jede Bedrohung desselben im Keime zu ersticken. Das Resultat der Politik des Berliner Kon­gresse« begründet da« Vertrauen aus Erhaltung des Friedens in absehbarer Zukunft. Nirgends am politischen Horizonte zeige sich eine verdächtige Stelle.

Die Berliner Blätier geben übereinstimmend dem Bedauern darüber Ausdruck, daß Graf St. Ballier seine Entlassung eingereicht hat. Selten war ein diplomatischer Agent der Regierung und der amtlichen Welt in Berlin so sympathisch nahe getreten, als St. Ballier.

DerReichsanzeiger' meldet: Der spanische Gesandte in Berlin über­mittelte dem Auswärtigen Amte 10.000 Mark, welche der König von Spanien für dis Nothleidenden in Oöerschlesien aus seiner Schatulle spendete. Der kaiserliche Gesandte in Madrid erhielt den telegraphischen Auftrag, dem König Alfons für diese hochherzige Gab« den lebhaften Dank Sr. Moj. de« Kaisers und Königs «uizusprechen.

Frankreich

Paris, 31. Dez.Lemp»' meldet: Eine Depesche des Konseilpräfiden ten Freycinet an die Vertreter Frankreichs i« Auslande zeigt denselben an, daß er das Portefeuille des Auswärtigen übernommen hat, und versichert dieselben seines Wunsches, die guten Beziehungen Frankreich« zum Auslande zu erhalten.

Paris, 2. Januar. Bei dem Neujahrs-Empfang im Elysee-Palaste wurde sehr bemerkt die herzliche Begrüßung zwischen dem Präsidenten der Republik Grevy und dem deutschen Botschafter Hohenlohe, und noch mehr Aufmerksam­keit erregte es, als dann Fürst Hohenlohe eine.längere, ersichtlich überaus freundschaftliche Unterredung mit dem Konseilpräsidenten Freycinet pflog. Der deutsche Botschafter ertheilte Letzterem die Versicherung, daß die deutsche Re­gierung dem neuen französischen Kabinet dieselben freundlichen Gesinnungen des Wohlwollens entgegenbringen werde, wie dem früheren. Der Konseils- präsident gab hierauf seiner lebhaften Befriedigung über diese Mittheilung Ausdruck, indem er hinzusetzte, daß er seinerseits alle« aufbieten werde, um die durch seinen Vorgänger so glücklich gepflegten Beziehungen zwischen Deutsch­land und Frankreich aufrecht zu erhalten. Unter den bei dem Empfange an­wesenden Diplomaten wurde der Gegenstand dieser Unterredung bald bekannt.

Der Präsident der Republik hat ein, 300 neue Begnadigungen enhalten- des Dekret unterzeichnet. Henri Rochefort und Jules Vallö« nebst einigen bekannten Mitgliedern der Kommune sollen auch demnächst' Gegenstand einer ähnlichen Maßregel sein.

England.

London, 1. Jan. Eine Depesche des Generals Robert« au« Kabul vom 27. Dez. meldet: General Baker marschirt mit 1700 Mann Infanterie, Kavallerie und 4 Kanonen in der Richtung nach Kohistan. In der Umgebung von Kabul wird die Ruhe und Ordnung schnell wiederhergestellt.

Spanien.

Madrid, 31. Dez. Nach weiteren amtlichen Mittheilungen heißt der Attentäter Francesco Otaro. Seiner Aussage zufolge war derselbe Kuchen­bäcker; «egen des schlechten Stande» seiner Geschäfte habe er den Entschluß gefaßt, sich das Leben zu nehmen, doch ein Freund habe ihm gerathen» ein Attentat auf den König zu unternehmen. Otaro erklärte ferner, daß er Mit­schuldige habe. Einer von diesen ist bereits verhaftet, ein anderer wird noch

gesucht. Die gerichtliche Untersuchung hat -bereits begonnen. Der König blieb vollkommen gelassen; auch die Königin bewahrte große Ruhe. Be­richte derAgence Havas" aus Madrid schildern die politische Lage als sehr gespannt. Martine» Campos hatte mehrere Unterredungen mit Sagasta, um die konstitutionelle Partei durch neue Allianzen zu stärken. Der Wiederher­stellung der konstitutionellen Garantien für Navarra setzt die Regierung fort­gesetzten Widerstand entgegen ungeachtet wiederholter Bitten Navarresischer Senatoren und Deputirter.

Rußland.

St. Petersburg, 2. Jan. Der Präsident des Ministerkomites, Gras Paul Jgnalief, ist heute Nachmittag nach ^tägigem Leiden gestorben.

Türkei.

Der englische Botschafter Layard hat dem Sultan eine schöne Vor­lesung gehalten. Es batte nämlich ein muselmännischer Priester in Constan- tinoprl die Bibel in« Türkische übersetzt und war ins Gesängniß geworfen und zum Tode verurtheilt worden. Sofort eilte der Engländer zum Sultan und verlangte dis Freilassung des Priesters, widrigenfalls er sofort seine Pässe fordern werde. Liebe und Duldung, Majestät, sagte er, muß sein, wenn sie das Geschäft nicht stört. Wissen Sie denn nicht, daß Ihr Koran vielmals ins Englische übersetzt ist und daß ihn viele Engländer für ihre Bibel ansehen und wie die Türken leben? Und doch wird ihnen kein Haar gekrümmt! Nach­träglich hat sich die'Sache planirt, und es gibt also keinen Bibelkrieg.

In Konstantinopel weiß man vor lauter Jntriguen nicht, wer Koch oder wer Kellner ist. Der Sultan gibt in seiner Furcht vor den Albanesen Befehle, die Grenzregulirung mit den Montenegrinern und Griechen so lange als möglich hinauszuschieben. Mahmud Nedim urgirt seine zweifelhaften Re- formpläne und nebenher laufen Bestrebungen, der Pforte bald diese, bald jene Allianz avzurathen. So hat sich derVakit" zum Auwalt der englischen Allianz gemacht, dagegen fährt das Organ des Palais, derTerdjiman i Hakikat" , fort. zu behaupten, daß die russische Allianz den Interessen der Türkei weit mehr entsprechen würde. Das militärische OrganDjeridei Ha- wädi«' endlich führt au«, daß das Bändniß mit Oesterreich jedem anderen vorzuziehen wäre, und deuuuzirt dieaggressiven Pläne" Rußland».

Asien.

Nach einer Meldung des Dai ly News aus Kab ul vom 26. D ez, ist de r Feind vollständig zersprengt mldveträgt sein Gesammtveclust. 2000 Mann. Während der Empörung herrschte in der von den Eugländem verlassenem Hauptstgd4.^ine völlige Schreckensherrschaft; Läden wurden geplündert, Weiber mißhandelt, friedliche Hindu» erschossen.

Afrika.

Die erste direkte Kabeldepesche aus der Kapstadt, datirt 29. Dez., über­mittelt die angenehme Nachricht, daß die Zustände in Transvaal sich fried- sicher gestalten. Dis BoerS zerstreuten sich in aller Ruhe, doch scheinen sie den Gedanken an eine Wiedererlangung ihrer Unabhängigkeit noch nicht aufgc- geben zu haben. Sie faßten den Beschluß, am 6. April wieder eins Zu­sammenkunft zu halten und wählten Krüger zu ihrem Präsidenten. Sie forderten ihn auf, den Vslksrath einzuberufen. Sir Garnet Woiseley kündigte bei einem Diner in Prätoria an. daß Transvaal fortab als eine Kronkolonie betrachtet werden würde. Ketschwayo bekundete große Freude. als er von der Gefangennahme Sekokurn's hörte, und er spöttelte über die Idee, gegen englische Truppen zu kämpfen. In Kafferland und Pasutoland herrscht Rübe.

Tages-Neuigkeiten.

Zu der Mittheilung in Nro. 145 d. Bl. über die kältesten Tage in Calw ist 1) zu'berichtigen, daß die mittlere Temperatur von Stuttgart nicht um 2°, sonder« kaum um 1» höher ist als die von Cal»; 2) Folgendes nachzutragen. Die heurige Kälteperiode hat zwar nicht den stärksten Kältegrad erreicht, indem es in den Jahren 1827, 1830 und 1815 hier noch 3 bi» 5« kälter war. und in den Jahren 1798 und 1820 die gleiche Kälte wie Heuer ( 20° R.) vorkam; dagegen war die Kälte diesmal bedeutend anhaltender als jemals, solange überhaupt Beobachtungen angestellt wurden. Dielheurige Kälteperiode dauerte nämlich vom 28. Nov. bi» 28. Dezember, also 31 Tage» während welcher Zelt es nur einmal Morgens und einmal Mittag« em wenig über Null hatte. Die strengste Kälte war im Jahr 1830, wo sie vom 13. Ja­nuar bis 7. Februar. also 26 Tage dauerte; die Kälteperiode de« Jahres 1845 dauerte 15 Tage, die des Jahre» 1827 nur 7 Tage. Somit hatte die jetzt überstandene Kälte entschieden die längste Dauer im ganzen Jahrhundert, und kann deßwegen auch die strengste, empfindlichste genannt werden-

Wegen des Erscheinungsfestes erscheint das nächste Blatt am Freitag Mittag.